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    Artikel des Monats
April 09 Teil V

    Neuerscheinung:

     

     Daphne Wurzbacher (Hrsg.)

     Raum weben

     Leben mit CFS/ME II

    Mosaike aus Miniaturen

     Edition Octopus

     ISBN 978-3-86582-833-0

    163 S    Preis: 15,95 Euro

    Das Buch kann hier  beim Verlag direkt oder hier bei Amazon bestellt werden.

    (Text dieser Seite hier als pdf-Datei)

     

     

     

    Zu diesem Buch:

    Dieses Buch, als ein zweiter Band zum Thema „Leben mit CFS/ME“, nähert sich dem Thema von einer ganz anderen Seite her als der erste, der vorwiegend an Hintergrundinformationen und gezielten Beschreibungen konkreter Krankheitsaspekte orientiert war.

    Dieser neue Band ist ein  poetisches Experiment.  4 CFS/ME-betroffene Autorinnen wagen sich  in unbekanntes Territorium, ertasten schreibend den Raum, der ihnen geblieben ist und weben Netze aus inneren Bildern und neuen Mustern, um ihn zu erweitern, sich neu zu vernetzen und lassen dabei Mosaike entstehen aus Gedichten und Textminiaturen,  die ein neues Bild der Welt der Kranken ergeben, ein Bild, in dem etwas von der Einzigartigkeit der Personen hinter der Krankheit  zurückgewonnen und für den Leser erfahrbar gemacht werden kann. Ein Bild auch, das den Erfahrungsraum der Betroffenen erweitert und den Einstieg bildet in neue Spielräume auf verschiedenen Ebenen.

    Zur Herausgeberin:

    Daphne Wurzbacher, geb. am 15.4.1960, hat in Berlin Soziologie und Jura studiert und ihr Studium mit dem 1. juristischen Staatsexamen abgeschlossen. Heute lebt sie als freie Künstlerin und Autorin in Münster (Westf.). Sie hat 2008 das Buch „Leben mit CFS/ME – Ein Schreibprojekt mit Betroffenen des Chronischen Erschöpfungssyndroms“ veröffentlicht. 

     Inhaltsverzeichnis

    Vorspann

    von Daphne Wurzbacher

     

    Einführung: Durch den Spiegel gehen

    Was ist CFS/ME?

     

    Die Mosaike

     

    amira

    Lena            

    Grace                   

    Luca                    

      

    Nachwort der Herausgeberin        

    Was bleibt (?) - ein persönliches Nachwort von amira     


    Einführung: Durch den Spiegel gehen

    (Auszug)

    Im ersten Band „Leben mit CFS/ME“ habe ich Sie, liebe Leser, eingeladen, durch den Spiegel zu gehen, durch die Tür in die Welt hinter dem Einwegspiegel, der das Leben mit CFS/ME für die gesunden Menschen unsichtbar macht, weil sie für gewöhnlich im Spiegel immer nur sich selbst sehen, ihre eigenen Projektionen und nicht die Wirklichkeit der Kranken, die dahinter verborgen liegt.

    Auch in diesem Buch geht es wieder um einen Durchtritt auf eine andere Seite, um eine Suche nach dem Verborgenen. Doch diesmal machen sich die CFS/ME-Betroffenen, 4 Autorinnen, die am Chronic Fatigue Syndrom/Myalgischer Enzephalopathie erkrankt sind, auf den Weg, auf einen ganz besonderen Weg, einen Weg der Poesie, eine Suche nach dem Zugang zur Welt der inneren Bilder und der eigenen Melodie, der ganz eigenen Stimme.

    ( ... )

    Vier CFS/ME-Patientinnen begeben sich beherzt auf eine ungewöhnliche Reise, brechen auf in das Reich der Poesie, in ihre Innenwelt und wieder zurück, drehen sich ein und aus und weben mit Worten neue Energien, um zu wandeln und ihren Spielraum zu erweitern, und auch um einfach zu benennen, was  ist.  Dabei entstehen mit ganz individuellem Wortpinselstrich hingetuschte Mosaike aus Gedichten und Miniaturen von vier sehr verschiedenen Frauen. Dass aus Patienten wieder Personen werden, die sichtbar werden in ihrer Individualität, auch das ist ein wichtiges Anliegen dieses zweiten Bandes „Leben mit CFS/ME“. Denn  auch die Zeit der Krankheit - möge sie bald vorüber sein! - ist Lebenszeit, die neuen Raum benötigt und neuen Raum erschließt. Raum, in dem die Kranken nicht nur als Patienten zu Objekten fremder Benennungen und Diagnosen werden, die die Definition über ihre Realität an sich ziehen, sondern Raum, in dem sie selbst auch Autoritäten ihrer Wahrheit bleiben und das letzte Wort über ihre Realität behalten.

    ( ...)


     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    Zeichnung: Renate Henkel

     Baba Yaga

    (amira) 

    Dies ist ein Gedicht für dich, Baba Yaga,

    die Dunkle, Unbezähmbare, die in der Wildnis wohnt.

     

    Hinterrücks

    hast du deine Krallen in mein Fleisch geschlagen

    und bist geblieben.

     

    Ich habe dich verleugnet, beiseitegeschoben,

    gehasst und verflucht,

    habe alles versucht, um dich loszuwerden.

    Nichts davon hat dich beeindruckt,

    keine List konnte dich täuschen.

    Wenn ich mit dir verhandeln wollte,

    hast du nur gegrinst mit deinem zahnlosen Mund.

     

    Du schikanierst mich

    mit unlösbaren Aufgaben,

    und zur Ermutigung

    trittst du mir ab und zu in den Hintern.

     

    Du demütigst mich

    gnadenlos

    damit ich kapiere, wo Demut am Platz ist –

    und wo nicht.

     

    Du zeigst mir, was wirklich in mir steckt,

    die dunkelsten Ecken

    und das Feuer, das mich am Leben hält.

      

    Jeden Tag werde ich dir ein bisschen ähnlicher –

    unberechenbar, eigenwillig

    und verrückt.

     

    Manchmal

    kann ich mich freuen an deinen Geschenken:

     

    Du bewahrst mich

    vor den Fangstricken der Normalität

    und lehrst mich, aufrecht zu gehen

    mit dem Stolz der Ausgestoßenen.

     

    Dir verdanke ich den scharfen Blick,

    der alles entlarvt

    was so wohlmeinend daherkommt

    auf tönernen Füßen.

     

    Du schenkst mir deine eigene Zeit,

    nicht planbar, nicht nutzbar,

    wild und frei.

     

    Manchmal bin ich dir sogar dankbar –

    bis du mir wieder das Fleisch von den Knochen reißt

    und mich zu Boden wirfst.

     

    Wir sind noch nicht miteinander fertig,

    du und ich. Zwischen den Zeilen

    höre ich dein unbändiges Kichern.

     

    Trotz allem schreibe ich dies für dich, Baba Yaga,

    meine Gefährtin seit zwanzig Jahren, meine Lehrmeisterin –

    meine Krankheit.

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     


       Zeichnung: Renate Henkel

     


    W

       ei

    l

    ich

     nicht

    schreiben will,

     sondern wandern in den Spätsommer
    und weiter,
    und feiern und reden mit den Menschen,
    die ich so vermisse.
    Weil ich auf einer wackligen Leiter balancieren möchte,
    um rote Äpfel zu pflücken,
    und das Kind eines Freundes in den Armen halten,
    oder unseres?
    Weil ich Pläne schmieden will für die Zukunft,
    mit dir.
    Und weil ich das alles nicht kann,
    muss ich schreiben.

     

    Lena

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     


                                                                 Foto: Lena

     

    Foto: Lena


     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     


                                                                 Foto: Grace

     Mein Körper

    (Grace)

     

    Mein Körper
    zerbrechliche Seifenblase
    Behälter aus Glas
    Nest auf Zeit

    ich gebe acht auf dich
    ich brauche dich
    bis meine Seele einen anderen Platz braucht
    um weiter zu wachsen

    du erlaubst mir
    mit anderen Zeit-Lebenden zu sprechen
    oft fällt es schwer
    manchmal geht es gut

    ich mag diesen Platz
    ein schönes Nest
    ich pflege dich gut

    hoffentlich bleibst du lange bei mir.

     


    Sonnwendepunkt

     

     

     

     

     

     


     

     

    Glänzend und hart

    die goldene Kugel

    zoomt mich ein

    wie einen Metallsplitter

    ins Innere des Magnetfelds

    in der Kälte

    der längsten Nacht

    zieht es mich

    hinter den Spiegel

    des Metalls

    ich kreisel mich ein

    lange Filmnacht der

    Vergangenheiten

     

    Quecksilbrig und weich

    das frische Wasser

    sauge ich ein

    wie eine Blumenzwiebel

    im trockenen Boden

    im Frost

    der längsten Nacht

    ströme ich

    in meine Wurzeln

    es steigt in mir auf

    lange Filmnacht der

    Möglichkeiten

     

    Samtig und warm

    in die Dunkelheit

    kuschle ich mich

    wie ein zitterndes Kind

    in eine warme Decke

    allein in

    der längsten Nacht

    sinke ich ein in

    ihre nährende Ruhe

    ich schmiege mich

    in ihren Schutz

    lange Nacht des

    Vertrauens

    Luca

     

     

     

     

     

     

     


                                                                           Foto: Daphne Wu

     


     Was bleibt (?)- ein persönliches Nachwort von amira (Auszug)

     

    Wenn ich versuche, CFS zu beschreiben und wie es mir damit geht, dann ist das vorherrschende Wort „nicht“: ich bin/kann/ habe nicht/nicht mehr, das zieht sich wie ein Leitmotiv durch alle Sätze.

    Was bleibt? Von mir, von meinem Leben? Wie ist es denn? Wo finde ich ein „Ja“ - ja, das bin ich, das will ich, das kann ich tun?

    Das erste „Ja“ nach Jahren mit CFS war „Ja, ich bin krank.“ Ein bitteres „Ja“, aber ein Anfang. Dem folgte – nach weiteren Jahren – erstmal wieder ein „Nein“ - „Nein, ich kann nicht gegen die Krankheit kämpfen“. Das war zuerst Resignation; in einer Kultur, in der eine solche Haltung als absolut ketzerisch gilt (auch die sogenannten alternativen Ansätze machen da kaum eine Ausnahme), wurde es für mich immer mehr zu einer mutigen und positiven Aussage: „Ja, ich gehe meinen eigenen Weg.“

    ( ... )

     

    Euch und allen da draußen, die vielleicht im Bett liegen und sich fragen, was sie tun können in einem Leben mit CFS, und natürlich mir: uns allen wünsche ich noch viele Gelegenheiten, unser Licht leuchten zu lassen!