Sophie, 17
Sophie war ein lebhaftes kleines
Mädchen ... jetzt ist sie so schwach,
dass sie nicht einmal eine SMS schreiben
kann.
SOPHIE ELLIS leidet an ME, seit
sie neun Jahre alt war. Sie kann
noch nicht einmal fernsehen oder
eine SMS schreiben und wird mit
Hilfe eines Schlauches ernährt. Sie
war seit mehr als einem Jahr nicht
mehr im Erdgeschoss des Hauses, in
dem sie lebt.
Mit ihrem Vater Mark Ellis, 52,
einem Finanzberater und ihrer
Mutter, die sie vollzeit pflegen
muss, wohnt sie in Banbury in
Großbritannien. Ihr Vater Mark
berichtet:
Als Sophie neun Jahre alt war,
hat sie eine ganz gewöhnliche Grippe
bekommen, die zwei oder drei Wochen
dauerte.
Aber sie hat sich nie wieder
wirklich erholt.
Sie litt an lähmenden
Magenproblemen, an Sodbrennen und
Säurerückfluss sowie an einem
allgemeinen Energiemangel.
Die Ärzte, die wir aufgesucht
haben, versuchten, die Symptome zu
behandeln, aber nicht die
zugrundeliegende Ursache.
Als Eltern kannten wir ME nicht,
und deshalb sind wir bei den
zahllosen Fachärzten, bei denen wir
waren, auch niemals auf die Idee
gekommen, danach zu fragen.
Wir haben schlicht gedacht, dass
das etwas sei, was die Leute in den
80er Jahren bekommen haben und was
sich so anfühlt, als hätte man immer
die Grippe.
Wir haben natürlich nicht
gewusst, dass man das behandeln
kann.
Sophie ging es schlechter und
schlechter bis sie schließlich nicht
mehr essen konnte und zunehmend ans
Bett gefesselt war.
Dann vor ungefähr zwei Jahren hat
ein Arzt vermutet, dass es ME ist,
und nachdem wir uns selbst erkundigt
hatten, ergab auf einmal alles einen
Sinn.
Lichtüberempfindlichkeit
... Sophie liegt in
einem abgedunkelten
Raum
Es hat bis zu sechs Jahren
gedauert, eine genaue Diagnose zu
bekommen, aber bis dahin waren
Sophies Batterien komplett
verbraucht, weil sie sich sechs
Jahre lang ständig selbst
angetrieben hat.
Wir hatten das Gefühl, das
Zeitfenster versäumt zu haben, in
dem wir noch die Möglichkeit gehabt
hätten, etwas zu tun.
Jetzt hat Karen ihre Arbeit als
Regalauffüllering bei Sainsbury's
aufgegeben, um sie rund um die Uhr
zu pflegen.
Die kleinste Sache erschöpft
Sophie, und weil die Krankheit
neurologisch ist, betrifft das jeden
Teil ihres Körpers.
Sie kann weder fernsehen noch ein
Laptop benutzen, weil sie kein Licht
verträgt. Das erzeugt bei ihr
Benommenheit oder Übelkeit.
Sie kann nur ein paar mal am Tag
kurz etwas lesen, und sie ist seit
mehr als einem Jahr nicht mehr unten
im Haus gewesen.
Wir können immer nur ein paar
Minuten am Stück mit ihr sprechen,
weil das ihre Energie sofort
aufbraucht.
Ihr Zimmer muss abgedunkelt sein
und sie braucht Hilfe, um zur
Toilette zu gehen, weil sie so
wackelig auf ihren Füßen ist.
Sie kann Texte lesen, aber sie
kann selbst nicht tippen, weil ihr
Gehirn die Koordination der Finger
nicht schafft.
Essen und kauen ist für sie fast
unmöglich, und deshalb hat sie einen
Schlauch durch die Nase in den
Magen, durch den sie verflüssigte
Nahrung bekommt. Aber sie kann
selbständig trinken.
Wir versuchen, die kleinen Dinge,
die sie jeden Tag bewältigen kann,
ein bißchen zu steigern - sie ein
wenig mehr dem Licht auszusetzen,
sie dazu zu bringen, ein bisschen
mehr selbständig zu essen.
Aber wenn wir sie zu sehr
antreiben, dann bekommt sie einen
schlimmen Rückfall, und wir landen
wieder am Punkt Null.
Wir können jetzt wegen der
möglichen Störungen überhaupt keine
Besucher mehr empfangen. Das beste,
auf das wir für unser eigenes Leben
hoffen können, ist ein Spaziergang
und ein Cafébesuch, wenn ihr Bruder
Matt, der 29 ist, vorbeikommt.
Deswegen fühlt sich Sophie
schrecklich schuldig - ME hat für
jeden enorme Auswirkungen.
Aber Sophie ist durchweg heiter
und fröhlich und sie hat immer ein
Lächeln im Gesicht.
Über die
Association of Young People with ME
(AYME) haben wir andere Leute in der
gleichen Lage getroffen, und das hat
uns geholfen zu sehen, dass wir
nicht alleine sind und dass es oft
auch aufwärts geht. Wir haben junge
Leute in den 20ern getroffen, die
jetzt ein weitgehend normales,
glückliches Leben führen und denen
es auch einmal so schlecht ging wie
jetzt Sophie.
Sie geben uns Mut, weiter zu
machen.