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    Artikel des Monats August 2012 Teil 2

    ME/CFS kann töten

    WARNHINWEIS: Sie sollten diese Seite lieber nicht lesen, wenn Sie gerade deprimiert sind wegen Ihres schlechten Gesundheitszustandes und/oder der Art und Weise, wie man Sie behandelt. Diese Seite ist eher gedacht für Menschen, die immer noch daran zweifeln, dass ME/CFS eine schwere Erkrankung mit verheerenden - manchmal auch tödlichen - Folgen ist.

    Vorbemerkung und Kommentar

    Es ist ein Hohn, dass gerade wieder in PlosOne, einer der führenden medizinischen Zeitschriften, von den Hauptvertretern der Wessely-School das Märchen verbreitet wird, dass ME/CFS mit kognitiver Verhaltenstherapie (gegen die falschen Krankheitsvorstellungen der Betroffenen) und körperlicher Aktivierung (gegen die Dekonditionierung) geheilt werden könne ("Studie" in PlosOne hier). Die "Ergebnisse" der längst als methodisch extrem fehlerhaft bewiesenen, 5 Millionen britische Pfund teuren PACE Trials werden ein weiteres Mal aufgekocht und als kostengünstige und die Ressourcen der Familien der Betroffenen schonende "Behandlung" des ME/CFS verkauft. (siehe z.B. hier beim Medical Research Council - und die Meldung wird in allen führenden Medien Großbritanniens wiedergegeben.)

    Professor Michael Sharpe, Psychiater von der Oxford University Und Co-Autor dieses Artikels wird hier wie folgt zitiert:

    "In der PACE Studie fanden wir heraus, dass die rehabilitativen Behandlungen kognitive Verhaltenstherapie und ansteigendes körperliches Training (Graded Exercise Therapie) die Erschöpfung und Behinderung von Menschen mit CFS/ME bessern. Diese neue Analyse der Daten der Studie hat herausgefunden, dass diese Behandlungsformen auch kostengünstig sind im Hinblick auf die Verbesserung der Lebensqualität der Patienten. Sie sind potentiell kostensparend für die Gesellschaft, wenn auch die Zeit der Familie und der Betreuer berücksichtigt wird. Diese neuen Belege sollten die Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen dazu ermutigen, diese Behandlungsformen allen Patienten anzubieten, die sie brauchen."

    Man fragt sich, ist dieser Mann, genauso wie seine Psychiaterkollegen, ein eiskalter Zyniker? Ist er blind? Ist er ein Verbrecher? Von was redet er hier eigentlich? Wirklich von ME/CFS oder von irgendeiner undefinierten Form chronischer Erschöpfung? Ist er wirklich Arzt, ein Mensch, der mit dem Hippokratischen Eid geschworen hat, seinen Patienten nicht zu schaden?

    Ein Kommentar von Invest in ME straft die Aussagen der PACE Trials und die neu daraus gezogenen Schlüssel Lügen.

    Ein weiterer Kommentar entlarvt ebenfalls die basalen methodischen Fehler der PACE Trial und prangert die Ignoranz der Autoren gegenüber der überwältigenden Menge an Studien und Patientenumfragen an, die belegen, dass CBT in der Regel nichts nützt und GET den Patienten schadet. Zu Recht fragt er, ob eine Therapie wirklich effektiv sei, wenn sie keinen Effekt hat?

    Es ist einfach unfassbar, was da geschieht. Dass ein solches Ausmaß an Unwissenschaftlichkeit und Inhumanität von führenden medizinischen Fachzeitschriften und von der Öffentlichkeit geduldet und sogar noch protegiert wird, muss mächtige gesellschaftspolitische und finanzielle Gründe haben. Geht es hier wirklich nur ums Geld oder soll hier z.B. das schon Jahrzehnte andauernde Versagen von Politik und Medizin, diese schwere Erkrankung aufzuklären und die Betroffenen anständig zu behandeln, verdeckt werden? Sollen gar die möglicherweise dramatischen Ursachen der Krankheit vertuscht werden? Man könnte zum Verschwörungstheoretiker werden, wenn die Fakten nicht für alles andere als reine Theorie sprechen würden. R.C.

    Sie lesen auf dieser Seite:

    Todesursachen bei Patienten mit Chronic Fatigue Syndrom 

    Zusammenfassung der Studie von Leonard Jason et al.

    Das Chronic Fatigue Syndrome ist eine entkräftende Krankheit, von der Tausende betroffen sind. Derzeit gibt es nur wenige Studien, in denen die Todesursachen der Menschen mit diesem Syndrom untersucht wurden. Die Autoren dieser Studie haben eine Liste zum Gedenken an 166 Verstorbene analysiert, die CFS hatten. Auf dieser Liste befanden sich etwa dreimal so viele Frauen wie Männer. Die drei häufigsten Todesursachen waren Herzversagen, Selbstmord und Krebs, die insgesamt 59,6% aller Todesfälle ausmachen. Das Durchschnittsalter derjenigen, die an Krebs starben, war 47,8 Jahre, das Durchschnittsalter derjenigen, die sich selbst töteten, war 39,3 Jahre. Dieser Altersdurchschnitt ist erheblich niedriger als der von Menschen in der Allgemeinbevölkerung, deren Todesursache Krebs oder Selbstmord war.

    Causes of death among patients with chronic fatigue syndrome.

    Jason LA, Corradi K, Gress S, Williams S, Torres-Harding S.

    Source: DePaul University, Chicago, IL 60614, USA. Ljason@depaul.edu

    PMID: 16844674

    http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16844674

    Health Care Women Int. 2006 Aug;27(7):615-26.

     

    Sharon Walk mit 36 an ME/CFS gestorben

    Die Gemeinde der ME/CFS-Patienten trauert um Sharon Walk, die kürzlich im Alter von 36 Jahren ihrem schweren ME/CFS erlegen ist.

    Sie hatte als junges Mädchen bereits einen Online-Treffpunkt „Young Person with CFIDS“ organisiert, um in New Jersey, ihrem Wohnort, in Kontakt miteinander zu bringen. Sie setzte sich für die Interessen von Kindern und Jugendlichen mit ME/CFS ein und kämpfte gegen Schul- und Sozialbehörden, die behaupteten, die Kinder und Jugendlichen mit ME/CFS litten an einem Münchhausen-Syndrom oder ähnlichem und die ihren Eltern das Sorgerecht entzogen und die Kinder wegnahmen.

    Sharon Walk hat 1996 diesen Artikel veröffentlicht, der viel über sie und ihre schwere Krankheit und ihren Umgang damit verdeutlicht. Wenn sie hier von CFIDS (Chronic Fatigue Immune Dysfunction Syndrome) spricht, so ist das der Name, der in einigen Kreisen der USA für ME/CFS verwendet wird, aber gemeint ist hier das klassische ME/CFS.

    CFIDS war eine Herausforderung für mich

    Von Sharon Walk

    Ursprünglich hier veröffentlicht, Übersetzung Regina Clos

    Mein Kampf gegen CFIDS war lang und hart. Wenn ich zurückblicke, so hatte ich bereits im Alter von 10 Jahren ein eindeutiges Muster an Symptomen, wozu auch nächtliche Krämpfe und häufige Infektionen gehörten. Mein Aktivitätsniveau war nie so hoch wie das meiner Freunde, aber wir haben niemals vermutet, dass ich „krank“ war.

    In der 10. Klasse der High School war ich einer Mononukleose ausgesetzt. Bald danach bekam ich eine grippeähnliche Erkrankung. Sechs Wochen später war ich immer noch ans Bett gefesselt, und wir hatten keine Ahnung, was mit mir los war. Ich hatte Halsschmerzen, geschwollene Lymphknoten, Fieber, Migräne und eine so überwältigende Erschöpfung, wie ich sie noch nie in meinem Leben erlebt hatte.

    Je länger ich nicht in die Schule gehen konnte, desto schlimmer wurde alles. Mein Kinderarzt glaubte mir nicht, dass das bizarre Muster an Symptomen wirklich da war. Die Schule zog den Schluss, ich hätte eine Schulphobie und bestand darauf, dass meine Mutter mich zwingen sollte, in die Schule zu gehen. Um diese Zeit herum traf ich ein Mädchen aus einer Nachbarstadt, die zu den Pfadfindertreffen meiner Mutter kam. Sie hatte CFIDS, und ihre Mutter erkannte die Symptome ihrer Tochter bei mir wieder. Sie gab uns Artikel und half uns, einen Arzt zu finden. Einige Wochen später bekam ich die Diagnose CFIDS.

    Es war für mich eine solche Erleichterung, dass meine Krankheit nun schließlich einen Namen hatte und dass ich wusste, andere Menschen erlebten das Gleiche wie ich auch. Leider hat die Diagnose nicht zu einem Ende meiner Probleme geführt. Man erteilte mir für den Rest des Schuljahres Hausunterricht. Der nächste Herbst kam, und ich war immer noch nicht in der Lage, in die Schule zurückzukehren. Die Schule sagte wieder, ich hätte eine Schulphobie und veranlasste, dass ich in eine psychiatrische Klinik eingewiesen wurde. Nach einer Woche entließ ich mich selbst und versuchte, wieder in die Schule zu gehen. Mit jedem Tag, den ich in die Schule ging – selbst mit nur der Hälfte der Unterrichtsstunden – wurde ich kränker und kränker. Es vergingen ein paar Monate, und schließlich bekam ich einen Rückfall. Ich war wieder komplett bettlägerig. Ich hatte so viele Symptome, wozu auch merkwürdige neue Probleme mit meinem Gedächtnis und der Konzentration gehörten. Ich hatte Mühe zu sprechen und klar zu denken. Es war so beängstigend.

    Also, das war das erste Jahr meiner akuten Erkrankung. Ich habe seitdem fünf Jahre damit verbracht, zu lernen, mit CFIDS zu leben. Ich habe gekämpft und schließlich mit Hausunterricht die High School beendet. In der Abschlussklasse bekam ich eine schwere Depression. Alle meine Freunde fuhren Auto und bereiteten sich aufs College vor, und mir war klar, dass ich da nicht dabei sein würde. Ich hatte das Gefühl, als ob mich die Welt zurücklassen würde.

    Mit der Zeit hatte ich es leid, so isoliert zu sein, und ich begann nach einer Möglichkeit zu suchen, um mit anderen jungen Menschen mit CFIDS in Kontakt zu kommen. Ich konnte keine Gruppen für jüngere Patienten finden, und so beschloss ich, selbst eine zu gründen. Die jungen CFIDS-Patienten, die ich traf, als ich die Gruppe aufmachte, sind meine engsten Freunde geworden. Mit ihnen kann ich sprechen, wenn ich sonst mit niemandem reden kann.

    Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, mein Leben an die Krankheit anzupassen. Das erste und wichtigste, was mir klar wurde ist, dass ich nicht meine Krankheit bin; ich muss zwar mit der Krankheit leben, aber ich muss sie nicht mein Leben kontrollieren lassen. Ich musste eine Balance finden zwischen dem Akzeptieren meiner Krankheit und dem Kampf darum, gesund zu werden, eine Balance zwischen Ausruhen und Anstrengung. Es war schwer, einen Weg zu finden, meine Krankheit zu akzeptieren und die Art und Weise, in der sie mein Leben begrenzt, und dennoch bin ich motiviert, den Zielen nachzustreben, die ich mir für mein Leben gesetzt habe.

    Unglücklicherweise ist meine Krankheit im Laufe der Jahre schlimmer geworden. Ich bin im Grunde ans Haus gefesselt, auch wenn ich mich manchmal selbst antreibe, rauszugehen, obwohl ich weiß, dass das einen schweren Zusammenbruch bedeuten kann. Als es mir unmöglich wurde, durch das Einkaufszentrum zu laufen, habe ich mich darauf eingestellt und lasse mich jetzt mit einem Rollstuhl durchfahren. Ich versuche immerzu, meine Grenzen auszudehnen und soviel zu tun, wie ich kann. Oft ist das wahrscheinlich nicht gerade das Klügste, was ich tun kann, aber es ist die einzige Möglichkeit, mit der Krankheit fertig zu werden, immer wieder über meine Grenzen hinauszugehen.

    In den letzten Jahren habe ich vor neuen Herausforderungen gestanden. Ich habe eine seltene Krankheit bekommen, die sich chronisch intestinale Pseudoobstruktion (CIP) nennt. CIP ist im Grunde eine Lähmung des Verdauungstraktes. Seit Oktober 1994 konnte ich nicht mehr essen, ohne mich übergeben zu müssen. CIP hat mein Leben noch komplizierter gemacht. In letzter Zeit scheine ich nur noch in Krankenhäusern zu leben. Häufige Operationen werfen mich immer wieder zurück.

    Ich habe viele Ängste über das gehabt, was CFIDS mir genommen hat. Ich habe nicht geglaubt, dass irgendjemand mich je genug lieben würde, um mit mir durch all die Tiefen zu gehen, die meine Krankheit mit sich bringt. Aber im vergangenen Herbst habe ich bei einer Veranstaltung in der Kirche einen wunderbaren Mann kennen gelernt. Ich hing zu der Zeit an meiner Nährstoffinfusion, und so gab es keine Möglichkeit zu verbergen, dass ich krank war. Ich war Kevin gegenüber sehr ehrlich, was meine Krankheit betraf. Ich war schockiert, als er mich fragte, ob wir uns wiedertreffen würden. Nach unserer ersten offiziellen Verabredung wusste ich, dass ich den Menschen getroffen hatte, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen wollte. Zwei Wochen später machte er mir einen Heiratsantrag.

    Ich möchte mein Leben nicht gegen irgendetwas tauschen, denn CFIDS hat mir so viel mehr gegeben, als es mir genommen hat. Die Freunde, die ich über die Gruppe junger Menschen mit CFIDS kennengelernt habe, stehen mir näher als alle anderen Freunde, die ich je zuvor gehabt hatte. CFIDS war eine Herausforderung für mich, und ich habe aufgrund meiner Krankheit mehr erreicht, als ich das je getan hätte, wäre ich gesund geblieben. Ich bin sehr glücklich mit der Person, die ich geworden bin.

    Wie ich mit allem fertig werde? Dieses Zitat aus einem Buch von Elizabeth Benning fasst meine Philosophie für das Leben mit meiner Krankheit zusammen: „Versuche, aus jedem Tag das Beste zu machen. Sieh in die Zukunft mit Zuversicht und in die Vergangenheit ohne Bedauern. Habe keine Angst davor, glücklich zu sein. Sei das beste Selbst, was Du sein kannst.“

     

    ME/CFS kann zum Tod führen

    von Malcom Hooper 

    Ausschnitt aus "Magical Medicine: how to make a disease disappear":

     http://www.meactionuk.org.uk/magical-medicine.pdf   Abschnitt "ME/CFS causes death"S. 15-17, Übersetzung von Regina Clos

     

    Es gibt Menschen, die an ME/CFS sterben, jedoch nicht an Zuständen chronischer „Erschöpfung“ oder an „CFS/ME“, wie es von der Wessely School definiert wird.

    Am 13. Dezember 1988 starb der Parlamentsabgeordnete Brynmor John an ME/CFS. Seine Erfahrung mit der Krankheit ist uns nur zu vertraut: "Obwohl es nur eine leichte Steigung gibt von unserem Haus zur Hauptstraße, hätte es auch die Eiger-Nordwand sein können. Ich schaffte es einfach nicht, da hoch zu kommen." Er fand sich in einer Lage wieder, in der er nicht mehr in der Lage war, sich anzukleiden; die kleinste Anstrengung erschöpfte ihn, und es dauerte tagelang, bis er seine Kraft wieder zurückgewonnen hat. Er war verärgert über die Hülle und Fülle psychiatrischer Kommentare und versuchte, ein besseres Verständnis des ME/CFS sicherzustellen. Bryonmor John brach plötzlich zusammen und starb, als der das Fitnessstudio des britischen Unterhauses verließ, nachdem man ihm geraten hatte zu trainieren, um zu seiner alten Fitness zurückzukehren.

    1992 hat Professor Hugh Fudenberg aus South Carolina (ein Pionier der klinischen Immunologie und einer der führenden Köpfe auf dem Gebiet, der im Alter von 32 mit der Pasteur-Medaille ausgezeichnet worden war und für den Nobelpreis nominiert war) festgestellt, dass es „eine höhere Sterberate als bei den Normalbürgern in der gleichen Altersspanne“ gibt. (The Clinical and Scientific Basis of Myalgic Encephalomyelitis Chronic Fatigue Syndrome: ed. BM Hyde, published by The Nightingale Research Foundation, Ottawa, Canada, 1992: page 644).

    Das wurde 14 Jahre später von Professor Leonard Jason et al. bestätigt, der herausgefunden hatte, dass die drei Haupttodesursachen bei ME/CFS-Patienten Herzversagen, Selbstmord und Krebs sind und dass das Sterbealter beträchtlich unter dem in der Allgemeinbevölkerung liegt (Health Care Women Int 2006:27(2):615‐626).

    Der vielleicht tragischste und bekannte Todesfall durch ME/CFS ist der von Alison Hunter aus Australien, die 1996 starb und deren Sterbeurkunde als Todesursache „Schweres progressives ME“ angab. Sie war erst 19 Jahre alt. Der Bericht des Pathologen bestätigte, dass sie schwere Ödeme im Herzen, der Leber und im Gehirn hatte. Sie hatte auch unter massiven Geschwüren im Hals, unter Anfällen und Lähmungen, unter andren neurologischen Symptomen, einer Schwäche des Magen-Darm-Traktes und einem Versagen der Darmtätigkeit gelitten. James Ibister, Leiter der Hämatologie am Royal North Shore Hospital in Sidney, sagte: „Ehrlichgesagt, ich habe mich am Ende hilflos gefühlt. Oft war ich äußerst beschämt über die Art und Weise, wie man sie im Medizinsystem behandelt hat. Alison hat eine Menge schrecklicher Sachen durchgemacht, bei denen die Ärzte ihre eigenen Ängste und Unzulänglichkeiten auf sie projizierten. Es ist mir unbegreiflich, wie irgendjemand nicht realisieren konnte konnte, dass sie eine schwere Krankheit hatte.“ Alison, so sagte er, litt „fürchterliche körperliche Qualen vermischt mit Beleidigungen und Inhumanität.“ (www.ahmf.org)

    Im Jahr 1998 schrieb ein ME/CFS-Betroffener: “Ich habe jetzt schon fast fünf Jahre ME, von denen 18 Monate die Hölle auf Erden waren. Das körperliche Leiden (die Unfähigkeit, ohne fremde Hilfe zu laufen, zu kauen, zu schlucken, normal zu atmen, meinen Kopf hoch zu halten, Hände, die spastisch wurden) war schon schlimm genug, aber die Symptome in meinem Gehirn waren manchmal unerträglich – bei Reizen explodierte mein Gehirn förmlich, bis ich dachte, ich würde verrückt (und) der Raum drehte sich, als ob ich betrunken wäre, was mir körperliche Übelkeit verursachte. Das Bett fühlte sich n, als ob es sich bewegen würde. Vor meinen Augen gab es regelrechte Explosionen von Licht. Das Schlimmste von allem waren die ‚Anfälle’, die sich anfühlten, als hätte ich einen Schlaganfall – Kribbeln auf dem Kopf und dem Gesicht, herabhängende Muskeln um meinen Mund, mein Kopf ist immer nach hinten gekippt, absolut erschreckend. Ich lebe alleine, und trotzdem hat man mir keine häusliche Pflege gewährleistet, keine Behindertenrente oder irgendeine Form der medizinischen Beratung. Die Öffentlichkeit muss schockiert werden mit dem Anblick von Schwererkrankten, die per Sonde ernährt werden müssen, die zittern, unkontrollierbar zittern, die Lähmungen haben, die nicht in der Lage sind, ihren Kopf zu heben, zu sprechen, zu sehen oder ihren Stuhlgang zu kontrollieren. Der Mythos, dass ME niemals zum Tode führt, muss endlich begraben werden. Ich weiß von mehreren Menschen, die an Komplikationen  gestorben sind, die ME mit sich bringen kann.“ (Perspectives, September 1998:26).

    Gerichtsmediziner in Großbritannien liefern jetzt unstrittige Beweise dafür, dass ME/CFS zum Tode führen kann. Das ist etwas, was die ME/CFS-Gemeinde schon seit vielen Jahren weiß. Die Behörden in Großbritannien führen darüber keine Statistiken, so dass die tatsächliche Zahl der Todesfälle durch ME/CFS unbekannt bleibt.

    Im Jahr 1992 hat eine 30-jährige Frau aus Großbritannien, die fünf Jahre unter ME/CFS gelitten hatte, Selbstmord begangen; die Autopsie (bei der auch eine Polymerasekettenreaktion durchgeführt wurde) ergab, dass es enterovirale Sequenzen in Proben von ihren Muskeln, ihrem Herzen, dem Hypothalamus und dem Gehirnstamm gab. In keinem der Kontrollgewebe wurden enterovirale Sequenzen gefunden. Die Forscher stellten fest: „Diese Ergebnisse stützen erneut die Möglichkeit, dass es in der Pathogenese des (ME) CFS eine Dysfunktion des Hypothalamus gibt, und sie lassen darauf schließen, dass das Chronic Fatigue Syndrome durch eine Enterovirus vermittelt wird und dass die persistierenden Symptome eine Persistenz in den betroffenen Organen wiederspiegeln können.“ (McGarryet al. AnnInternMed:1994:120:11:972‐3).

    Am 18. Juni 1995 starb der Radiologe Dr. Eric Booth mit 48 Jahren an ME/CFS, nachdem er 16 Jahre lang unter ME/CFS gelitten hatte. Vier Jahre bevor er starb, schrieb Booth: „In den vergangenen fünf Jahren war ich schwer krank, vollkommen bettlägerig, (aber) ich kann das meinen Kollegen in der Medizin nicht vermitteln. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass Ärzte an einer Mitleidserschöpfung leiden.“ (BMJ 28 October 1995:311).Die Befunde der Autopsie waren beunruhigend, wurden aber unterdrückt. Die nächsten Angehörigen von Booth wurden von der Amtsanwältin gewarnt, dass man gegen sie vorgehen würde, wenn sie die Autopsiebefunde preisgeben würde, und zwar in einem Ausmaß, dass sie in einen Zustand ständiger Angst geriet.

    Im Jahr 1998 gab es den Fall von Joanna Butler, über den viel berichtet wurde. Sie war eine junge Frau von 24 Jahren aus Leamington Spa in Warwickshire, die schwer an ME/CFS erkrankt war und schließlich daran starb. Sie wurde zuhause von ihren Eltern gepflegt und war die beiden letzten Jahre ihres Lebens ans Bett gefesselt und musste künstlich ernährt werden. Obwohl sie an ME/CFS gestorben war, verdächtigte man ihre Eltern, ihren Tod durch die Gabe einer hohen Dosis eines ärztlich verordneten Morphinderivats verursacht zu haben, und die Lokalzeitung (Courier) berichtete, dass der Gerichtsmediziner des Bezirks Warwickshire (Michael Coker) eine polizeiliche Untersuchung angeordnet hatte. Diese Untersuchung entlastete sie von der Anschuldigung, aber sie wurden in einem solchen Ausmaß verfolgt, dass sie gezwungen waren, aus der Gegend wegzuziehen (siehe Presseberichte in The Observer vom 19. März 1998: “Tragic death of young ME victim” [Tragischer Tod eines jungen ME-Opfers] und die Berichte in der Lokalzeitung, einschließlich dem Courier, der einen Bericht über ‚die vielen, die jedes Jahr’ an ME sterben.)

    Im Januar 2003 starb die Frau von Richard Senior an ME/CFS; der Gerichtsmediziner von North Wales trug als Todesursache CFS in die Sterbeurkunde ein.

    Am 4. Juli 2005 starb Casey Fero im Alter von 23 Jahren in den USA an ME/CFS. Die Autopsie ergab eine Infektion des Herzmuskels. Der Pathologe war schockiert über den Zustand von Caseys Herz, bei dem eine Fibrose (krankhafte Vermehrung des Bindegewebes) zu sehen war, was auf eine seit langem bestehende Infektion schließen ließ.

    Im November 2005 starb Sophia Mirza in Großbritannien an ME/CFS, und die Sterbeurkunde vom 19. Juni 2006 gibt als Todesursache CFS mit akutem Nierenversagen an.

    Ein anderer Todesfall durch ME/CFS in Großbritannien ereignete sich im Mai 2008, als eine schwer erkrankte und mutige Frau in Nordirland starb; ihre Sterbeurkunde führt als Todesursache „Myalgische Enzephalomyelitis“ an.

    Die Beweise, die sich aus Autopsien von Menschen ergeben, die an ME/CFS gestorben sind, sind erschreckend. Im Fall von Sophia Mirza (einer 32-jährigen Frau, die von Psychiatern zwangseingewiesen worden war, die behauptet hatten, sie litte an einer psychiatrischen Erkrankung und die sie in eine geschlossene Abteilung brachten, wo man ihr nach Aussagen ihrer Mutter die grundlegendsten Pflegemaßnahmen verweigert hatte) gab es Belege für eine schwere Entzündung in 75% ihres Rückenmarks. Das war eine von drei solcher Autopsien, von denen Abhijit Chaudhuri beim Treffen der Royal Society of Medicine am 11. Juli 2009 berichtete (siehe unten).

    Eine in den USA durchgeführte Autopsie zeigte Ödeme in den unteren Extremitäten; die alveolären Räume der Lungen waren mit inflammatorischen Zellen gefüllt, und es gab überall verstreut in den Arterien kleine Embolien; es gab einen ausgeprägten Stau in der Leber und der Milz; der Bauchraum war minderdurchblutet (ischiämisch); es gab eine leichte Entzündung der Nieren; es gab auch Belege für eine Rhabdomyelose (Auflösung quergestreifter Muskelfasern, die dazu führt, dass der Inhalt von Muskelfasern in die Blutzirkulation gelangt, von dem einiges für die Nieren toxisch ist); die Blase zeigte ein hyperplastisches Epithelium; die Schilddrüse zeigte mit Kolloid gefüllte Follikel, mit verstreuten dystrophischen Kalkeinlagerungen und Verkalkungen der Wände der kleinen Arterien; der rechte Hinterhauptslappen des Gehirns zeigte Bereiche der Degeneration und degenerierte Astrozyten, und die weiße Gehirnmasse, die diese Defekte umgab, schien gerunzelt zu sein.

    Der Medizinische Direkter von The National CFIDS Foundation (chronic fatigue immune dysfunction, ein in den USA häufig benutzter Begriff für ME/CFS), Dr Alan Cocchetto, kommentierte: “Jedes Mal, wenn Sie sich jemanden mit dieser Krankheit näher betrachten, sehen Sie immenses Leid. Es scheint keine Grenzen für den menschlichen Tribut zu geben, den diese Krankheit in der Lage ist, den Patienten aufzuerlegen.“ (http://www.ncf-net.org/forum/Autopsy.htm)