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     Artikel des Monats Dezember 09 Teil 4

    David Bells Rede vor dem CFS Beratungsgremium der US-Regierung

    Factitious Disorder and CFS in Adolescents

    (Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom und CFS bei Jugendlichen)

    (Zusammenfassung)

    Dr. David Bell bei seiner Rede vor dem CFSAC am 29.10.09

    David Bells Rede kann online angesehen werden unter:

    Teil 1 hier (mit einem Vorspann, der mit einem kurzen Filmausschnitt auf die Problematik des "Kindesraubes" hinweisen soll) 

    Teil 2 hier

    Teil 3 hier

    Teil 4 hier 

    David Bells PP-Präsentation hier

    David Bell ist Kinderarzt und wurde als solcher Mitte der 1980er Jahre Zeuge eines Clusters in Lyndonville, bei dem rund 60 Kinder an schwerem CFS erkrankten.

    David Bell erläuterte in seiner Rede vor dem CFS Advisory Committee die verschiedenen psychiatrischen Krankheitsbilder, mit denen CFS/ME-kranke Kinder noch immer - fälschlicherweise - belegt werden. Dazu gehört z.B. das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom, bei dem Eltern die Krankheit ihres Kindes künstlich erzeugen oder vortäuschen und viele andere mehr. Er berichtete von Fällen aus seiner Praxis, in denen den Eltern der betroffenen Jugendlichen aufgrund dieser Fehldiagnose das Sorgerecht entzogen werden sollte - und wie einfach es ist, CFS und psychiatrische Krankheitsbilder wie das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom zu unterscheiden.

    CFS-kranke Kinder und Jugendliche werden bis auf den heutigen Tag ihren Eltern weggenommen, weil sie von nicht informierten Kinderärzten, Sozialbehörden und Richtern fälschlicherweise als Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom oder als irgendeine Form von vorgetäuschter oder psychosomatischer Erkrankung „diagnostiziert“ werden.

    David Bell berichtete von einem Fall aus den 1980ern, bei dem ein 16-jähriges Mädchen nach einer akuten Mononukleose über viele Monate nicht in der Lage war, die Schule zu besuchen und es infolgedessen zu einem Eingreifen der Behörden wegen Schulschwänzens kam. Die Familie musste zwei Jahre lang kämpfen, um das Sorgerecht für ihr Kind zu behalten und musste insgesamt 20.000 Dollar für Anwaltskosten etc. ausgeben. Es handelte sich um eine ganz normale, gesunde Familie, beide Eltern haben einen akademischen Abschluss. Sie mussten diesen völlig überflüssigen Kampf um das Sorgerecht zwei Jahre ausfechten, statt sich auf die Gesundung ihres Kindes und dessen Behandlung konzentrieren zu können. Sie wurden vollkommen alleine gelassen, hatten keinen Arzt, der ihr Kind behandelte, keine Hilfe für die weitere (häusliche) Beschulung ihres Kindes oder soziale Unterstützung.

    Seiner Meinung nach stellt dieser Fall eine Misshandlung durch das Medizinsystem dar, und leider sei er kein Einzelfall. Er sei in den letzten 25 Jahren in mehr als 20 solcher Fälle involviert gewesen.

    David Bell stellte ausführlich das Krankheitsbild des Münchhausen-Syndroms und der Simulation vor, etwas, was es tatsächlich gibt, aber ganz einfach von CFS anhand des klinischen Bildes zu unterscheiden sei. Kinderärzte würden in ihrer Ausbildung lernen, dysfunktionale Familien zu diagnostizieren, in denen so etwas vorkommt, und das Krankheitsbild des CFS sei so eindeutig davon zu unterscheiden, dass eine Verwechslung eigentlich nicht vorkommen sollte – es sei denn, man sitzt den gängigen Vorurteilen über das CFS auf. Diese seien jedoch so verbreitet, dass Ärzte, Psychiater, Richter und Sozialbehörden gar nicht richtig hinsehen und die Existenz des CFS verleugnen würden.

    Die Frage, was sich in den letzten 25 Jahren verändert habe, beantwortete er mit eine Fallbeispiel aus dem Jahre 2009: hier musste eine Familie, die ebenso beschuldigt wurde, ihr Kind aus eigenen Zwecken heraus künstlich krank zu machen oder das Kind im Bett und von der Schule fernzuhalten, 120.000 Dollar für Anwaltskosten ausgeben, um das Sorgerecht zu behalten. Dieses Kind wurde sogar eine Weile aus der Familie herausgenommen. Trotz einer Untersuchung von vielen Spezialisten in spezialisierten Kliniken wurde das CFS nicht erkannt. Dann haben die Eltern den Verdacht des CFS geäußert und bekamen nur zur Antwort, das gäbe es gar nicht. Was die Eltern nicht davon abgehalten hat, sich selbst zu informieren. Auch diese Familie erhielt weder medizinische Unterstützung noch Hilfe für die weitere Ausbildung ihres kranken Kindes.

    Die Definition des CFS gibt es seit mehr als 20 Jahren, und nichts hat sich verändert, obwohl das Wissen darum inzwischen längst durchgesickert sein sollte.

    CFS ist eine Diagnose, die eine Vortäuschung oder absichtliche Herbeiführung einer Krankheit des Kindes explizit ausschließt. Diese Information muss an Kinderärzte, Sozialbehörden und Lehrer weitergegeben werden. Die Falschbehandlung und Misshandlung betroffener Kinder und Jugendlicher sowie deren Eltern durch das Medizinsystem gibt es weiterhin, und sie führt zu schwerwiegenden Folgen in Bezug auf die Ausbildung der betroffenen Kinder und Jugendlichen sowie die finanzielle und die soziale Lage ihrer Familien.

    David Bell hat hat an den Berufsverband der Kinderärzte in den USA geschrieben und das Problem geschildert - er hat nicht einmal eine Antwort auf diesen Brief bekommen.

    David Bell unterstrich die Wichtigkeit einer richtigen Diagnose im Hinblick auf die Prognose des betroffenen Kindes oder Jugendlichen am Schluss seiner Rede mit folgenden Worten:

    "Ich bin mit einer ganzen Reihe von Kindern in Kontakt gewesen, die in einer solchen Lage waren, und sie werden nicht wieder gesund. Also, ich habe viele Patienten mit schwerem Chronic Fatigue Syndrom gesehen, die nicht wieder gesund werden. Aber sie werden ganz gut damit fertig, sie schlagen sich wacker. Ok, was bedeutet das? Es heißt, dass es Menschen mit einer chronischen Krankheit gibt, die lernen, mit ihrem Leben vorwärtszukommen, und sie führen tatsächlich ein produktives Leben. Es ist nicht das gleiche als wenn sie keine chronische Krankheit hätten, aber wenn ein Mensch Multiple Sklerose oder eine andere Krankheit dieser Art hat, dann können sie durchaus produktive Beziehungen haben und eine ganze Reihe anderer Dinge.

    Es gibt jedoch einige Patienten, die ich behandelt habe, die vom medizinischen Establishment so misshandelt und so verletzt wurden, dass sie wütend und verbittert werden und sich davon nie wieder erholen. Sie tun mir wirklich leid. Es gibt nichts und keine Medizin, die ihnen helfen kann. Sie sind so schwer gekränkt worden, und das ist völlig unnötig, und ich hoffe, das so etwas in Zukunft nicht mehr vorkommt."

    Er teilte darüber hinaus mit, dass man nun dabei sei, die damals betroffenen Kinder ausfindig zu machen, um sie auf XMRV zu testen.

    Übersetzung: Regina Clos