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Die
neueste Genexpressions-Studie der Forschergruppe um Suzanne Vernon und Toni
Whistler lässt darauf schließen, dass es eine Frage der jeweiligen
Wirtsreaktion ist, ob man nach einer akuten infektiösen Mononukleose (EBV-Infektion)
CFS entwickelt oder nicht.
von
Regina Clos
Es ist seit
langem bekannt, dass manche Menschen, die eine akute Infektion mit dem
Epstein-Barr-Virus bekommen, sich sehr schlecht oder gar nicht erholen und ein
CFS-ähnliches Krankheitsbild entwickeln. Um den Krankheitsmechanismen des CFS
auf die Spur zu kommen, untersuchte man deshalb mit dieser Studie Menschen mit
einer akuten EBV-Infektion. Dazu setzte die Forschergruppe um Suzanne Vernon,
der Leiterin des Molecular Epidemiology Program der
Centers for Disease Control and Prevention u.a.
die neuesten Techniken zur Erstellung von Genexpressionsprofilen ein.
Die
Studienteilnehmer dieser Prospektivstudie kamen aus der Region Dubbo im
ländlichen New South Wales in Australien. Die Abkürzung "Dubbo-Studie",
die in verschiedenen anderen Publikationen auftaucht (z.B. im Artikel
des Monats November), bezieht sich auf eine Longitudinal-Studie, die in
Dubbo durchgeführt wird und mit der die gesundheitliche Entwicklung und die
Nutzung von medizinischer Versorgung in der Bevölkerung allgemein untersucht
werden soll. (Nähere Informationen zu diesem Projekt finden sich hier.)
Die
untersuchten Patienten wurden in die Studie
aufgenommen, nachdem sie sich bei ihrem Hausarzt mit den Symptomen einer
infektiösen Mononukleose vorgestellt hatten. Diese wurde durch verschiedene,
wiederholte Laboruntersuchungen bestätigt.
Angaben
zum Hintergrund der Studie:
"Akute Viruserkrankungen
wie etwa die infektiöse Mononukleose präsentieren sich im klinischen Bild
normalerweise mit unspezifischen Symptomen wie Fieber, erhöhtem Schlafbedürfnis,
verstärkter Schmerzempfindlichkeit, Appetitverlust, Verlust des Interesses an
den normalen Aktivitäten, an sozialer Interaktion, Körperpflege, gedrückter
Stimmung und einer Beeinträchtigung der Konzentrationsfähigkeit. Die akute
Reaktion auf eine Infektion mit einem solchen Krankheitsverhalten stellt eine
hoch organisierte und entwickelte Strategie der Krankheitsbekämpfung dar, die
durch die Wirkung pro-inflammatorischer Zytokine vermittelt wird. Im Allgemeinen verschwindet dieses akute
Krankheitsverhalten in dem Maße, wie die Infektion besiegt oder unter Kontrolle
gebracht wird. Manche Personen zeigen jedoch eine anhaltende Erkrankung mit Erschöpfung, Stimmungsschwankungen
und kognitiven Beeinträchtigungen. Eine solch verlängerter Krankheitszustand
infolge einer infektiösen Mononukleose wird seit mehr als einem halben
Jahrhundert beschrieben.
Neuere Studien zur infektiösen Mononukleose infolge
einer EBV-Infektionen zeigten, dass Erschöpfung, Halsschmerzen und allgemeines
Krankheitsgefühl bei etwa 40% der Patienten bis zu zwei Monaten und bei etwa
10% sechs Monate anhielten. Die Risikofaktoren und die Pathophysiologie dieses
post-infektiösen Erschöpfungssyndroms infolge einer infektiösen Mononukleose
sind bislang noch nicht bestimmt worden. Es ist weiterhin unklar, ob die
post-infektiöse Erschöpfung die chronische Auswirkung eines persistierenden
EBVs sind, d.h. durch das Virus vermittelt wird, oder ob die akute EBV-Infektion
als Stressor fungiert, der eine veränderte Wirtsreaktion auf das Virus auslöst,
die dann zu den anhaltenden Symptomen führt.
Das Ziel dieser Pilotstudie war nun, die Gentranskriptionsmuster im peripheren
Blut der Patienten zu untersuchen, die einer akuten infektiösen Mononukleose
durch EBV folgten und zu bestimmen, ob diejenigen, die sich ohne
Probleme erholten, andere Genexpressionsprofile hatten als die, die eine
post-infektiöse Erschöpfung entwickelten. Dazu wurde eine kleine
Studienkohorte von Menschen mit vergleichbarem HLA-Profil nach einer infektiösen
Mononukleose über ein Jahr hinweg nachuntersucht. Wir haben herausgefunden,
dass die Individuen, die an post-infektiöser Erschöpfung litten, während der
akuten Erkrankung ein anderes Genexpressionsprofil hatten, als diejenigen, die
sich problemlos erholten.
Die Auswertung der Genexpressionsprofile im Verlauf
eines Jahres nach der Infektion ließ auf eine veränderte Wirtsreaktion auf das
EBV und auf eine Dysfunktion der Mitochondrien bei denjenigen schließen, die
eine post-infektiöse Erschöpfung entwickelten. Diese Daten liefern Einsichten
in die Veränderungen in der Gentranskription, die mit der unterschiedlichen
klinischen Entwicklung nach einer durch EBV ausgelösten Mononukleose im
Zusammenhang steht." (Vernon
et al. a.a.O) |
Nun
beobachtete man den Krankheitsverlauf dieser Patienten über mehr als ein Jahr
und führte immer wieder verschiedene Untersuchungen durch, zu denen auch die
Erstellung von Genexpressionsprofilen gehörte.
Um zu verhindern, dass in die
Studienkohorte versehentlich Patienten mit anderen Erkrankungen aufgenommen
wurden, die für die anhaltenden Symptome verantwortlich sein könnten, wurden
diejenigen, die nach 6 Monaten noch immer krank waren, erneut von einem Arzt und
einem Psychiater untersucht.
Man kann also
davon ausgehen, dass die Patienten, die in dieser Studie untersucht wurden,
tatsächlich an akuter infektiöser Mononukleose durch EBV - und an nichts
anderem - litten, das ihren schlechten Gesundheitszustand erklären könnte.
Wie
wählt man eine Patientengruppe aus?
Es ist
bei der Beurteilung der Ergebnisse einer Studie immer wichtig,
nachzusehen, wie die Forscher ihre Studienkohorte zusammenstellen, denn
dieser erste Schritt beeinflusst natürlich von vorneherein das Ergebnis
entscheidend.
Beispielsweise lässt sich bei einigen Studien der
Wessely-Schule, auf die sich z.B. auch Prins et al. beziehen, deren
neuester Artikel in DIE WELT zitiert wird, feststellen, dass dort nur eine
kleine Minderheit der Studienteilnehmer tatsächlich an CFS gemäß der
international gültigen CFS-Kriterien von Fukuda et al. von 1994 litten.
Die Studienkohorten bestehen hier oft aus Patienten, die aus allerlei
anderen Gründen chronisch erschöpft sind, aber die Kriterien der
Fukuda-Definition nicht erfüllen. Und die folglich von den getesteten
Behandlungsverfahren wie z.B. Graded Exercise (sich stetig steigernder
körperlicher Belastung) durchaus profitieren können.
Statistisch
gesehen ist dann also das getestete Verfahren "erfolgreich" - und die
Aussage, Graded Exercise und kognitive Verhaltenstherapie seien bei
"CFS" hilfreich, vordergründig "richtig". Wenn aber
von vorneherein nur ein kleiner Teil der untersuchten Patienten
tatsächlich an CFS gelitten hat, dann sind die Ergebnisse natürlich
fragwürdig.
Elsie
Owings hat in ihrer wunderbaren Satire diesen Mechanismus der
Verfälschung von Studienergebnis aufs Korn genommen. Diese Satire
finden Sie unter Humor und Kreatives. |
Man erstellte gleich zu Beginn der Erkrankung bei allen Teilnehmern der Studie ein
Genexpressionsprofil verschiedener Gene und verfolgte über ein Jahr hinweg mit
wiederholten Labor- und klinischen Untersuchungen den Krankheitsverlauf. Die
Mehrzahl der Patienten hatte sich nach wenigen Monaten wieder vollständig
erholt, aber eine kleine Gruppe war nach 6 und mehr Monaten noch immer krank.
Diese Gruppe entwickelte die typischen Symptome eines CFS und erfüllte
schließlich die Fukuda-Kriterien.
Jetzt
unterteilte man die ursprünglich einheitliche Gruppe in zwei Gruppen: diejenigen, die sich
unauffällig erholt hatten und diejenigen, die offenbar infolge der akuten EBV-Infektion ein
CFS entwickelt hatten. Dann verglich man deren Genexpressionsprofile. Zum Erstaunen
der Wissenschaftler unterschieden sich die Genexpressionsprofile der beiden
Gruppen bereits zu
Beginn der Erkrankung deutlich.
Vernon
beschreibt die Ergebnisse der Studie wie folgt:
„Es
wurden mehrere unterschiedlich expremierte Gene identifiziert, u.a.
Gene, die an der Immunantwort, an der Apoptose und dem Zellzyklus
beteiligt sind. Ein Vergleich der Genexpressionsprofile zu Beginn und zu
einem späteren Zeitpunkt nach der EBV-Infektion zeigte, dass
diejenigen, die sich nicht erholten, unterschiedlich expremierte Gene
hatten, die im Zusammenhang stehen mit Störungen in den Mitochondrien
mit dem Fettstoffwechsel, in der Funktion der Mitochondrien sowie der
Apoptosepfade.“
„Von
den 24 unterschiedlich expremierten Genen ist die Hälfte an Funktionen
der Mitochondrien beteiligt wie etwa dem Fettstoffwechsel (...) und den
Membranfunktionen (…). Man weiß, dass verschiedene Proteine, die mit dem EBV in
Verbindung stehen, wie etwa BRLF1, BHRF1, EBNA und LMP1, Störungen im
Fettstoffwechsel, in der Funktion der Mitochondrien und in den
Apoptosepfaden hervorrufen.“
„Da
die meisten dieser Gene während der Replikation des EBV reguliert
werden, lässt die Tatsache, dass sie bei denjenigen, die ein CFS
entwickelten, unterschiedlich expremiert waren, möglicherweise auf ein
Versagen des Wirtsorganismus schließen, die Virusvermehrung angemessen
unter Kontrolle zu bringen.“
„Auch
wenn die Anzahl der Studienteilnehmer in dieser Pilotstudie klein war
und nur 3.800 Gene untersucht wurden, lassen unsere vorläufigen
Ergebnisse darauf schließen, dass bei post-infektiöser Erschöpfung
die plausible physiologische Störung in einer Dysfunktion der
Mitochondrien besteht.“
(Vernon
et al. a.a.O) |
Übersetzung
von Regina Clos. Die Quellenangaben wurden zwecks besserer Lesbarkeit
ausgelassen. Sie sind zu finden im Gesamttext der Studie. Quelle:
http://www.biomedcentral.com/content/pdf/1471-2334-6-15.pdf
Titel
der Studie:
Preliminary
evidence of mitochondrial dysfunction associated with post-infective fatigue
after acute infection with Epstein Barr Virus*
Suzanne D
Vernon ,
Toni Whistler ,
Barbara Cameron ,
Ian B Hickie ,
William C Reeves and
Andrew Lloyd
BMC Infectious Diseases 2006, 6:15 Veröffentlicht:
31.
Januar 2006
*(Vorläufige Belege für eine
Dysfunktion der Mitochondrien im Zusammenhang mit post-infektiöser Erschöpfung
nach einer akuten Infektion mit dem Epstein Barr Virus)
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