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Prof. von Baehr hat im
Zeitraum von 1994 bis 2009 280 Patienten mit bereits
bekanntem CFS untersucht und behandelt, und bei weiteren 40
Patienten hat er selbst die Diagnose gestellt. Von diesen
insgesamt 320 Patienten hat er 180 Patienten über mehr als
ein Jahr betreut. Er hat 50 Gutachten für Sozialgerichte im
Rahmen von Rentenverfahren und Streitigkeiten zur
Kostenübernahme von Diagnose und Behandlungskosten mit
Krankenkassen angefertigt und dabei feststellen müssen, dass
die „Hauptgegner“ dabei Neurologen/Psychiater und
Internisten waren. Er gab einige eindrückliche Beispiele von
Patienten, die von diesen vollkommen falsch eingeschätzt
worden waren. |
Seine Diagnostisch-therapeutische
Strategie bestand darin, aus der Anamnese und mit gezielter
Labordiagnostik Hinweise auf eine Grunderkrankung zu finden, die
ursächlich für die CFS-Symptomatik verantwortlich sein könnte. Da
zahlreiche Erkrankungen mit einer Erschöpfungssymptomatik verbunden
sind, müssen all diese Krankheiten als Ursache dafür in Betracht
gezogen werden, z.B. Krebserkrankungen, Autoimmunerkrankungen,
chronisch persistierende Infektionen, Vergiftungen mit
Umweltschadstoffen, permanenter Allergenstress, neuro-muskuläre
Erkrankungen, Herz-Kreislauferkrankungen oder psychische
Erkrankungen. Dann ist es u.U. möglich, eine kausale Behandlung
durchzuführen. Das Kriterium der Wahrheit sei dann der
Therapieerfolg.
Sein diagnostisches Vorgehen
bestand jeweils in einer Eingangsdiagnostik in Verbindung mit
Basis-Laboruntersuchungen und danach gegebenenfalls eine erweiterte
Labordiagnostik, die sich an den Leitsymptomen orientiert. Prof. von
Baehr berichtete von einigen Fällen, in denen die Grunderkrankung
eingegrenzt und erfolgreich behandelt werden konnte. Die Ursachen
waren sehr unterschiedlich, so dass er zu dem Schluss kommt, dass es
keinen einzelnen Erreger oder Faktor gibt, der das CFS verursacht,
sondern sehr viele. Entsprechend gibt es auch keinen einzelnen
Labormarker. Es gäbe deshalb weder einen generellen Diagnoseweg noch
kein generell anwendbares, erfolgreiches Therapieverfahren. Beides
müsse sich immer am individuellen Fall und den jeweiligen
anamnestischen und klinischen Gesichtspunkten ausrichten. |