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     Artikel des Monats Januar 2011 Teil 3

    Ein ärztlicher Erfahrungsbericht 

    Kritische Auseinandersetzung mit der derzeitigen Behandlungspraxis im Falle von Erkrankungen, die mit chronischer Müdigkeit einhergehen.

    Zusammenfassung des Vortrags von

    Dr. Annedore Höck

    anlässlich  der Fatigatio-Fachtagung vom 24.-25. September 2010 in Dortmund

    von Regina Clos

    Dr. Annedore Höck ist Ärztin für Innere Medizin und Psychotherapie. Sie war zwischen 1990 und 2006 niedergelassen tätig und hat dort seit 1994 auch CFS-Patienten behandelt.

    Frau Dr. Höcks Vortrag war ein eindrucksvoller Beleg dafür, wie hilfreich für den Patienten und wie erhellend für den Arzt ein wirklicher Dialog zwischen Arzt und Patient sein kann – und wie ein Arzt, wenn er bereit ist, seinen Patienten zuzuhören, von diesen lernen und schließlich seine Ansichten ändern kann. Gleichzeitig war ihr Vortrag aber auch ein trauriger Beleg dafür, dass ein Arzt mit einer solchen Haltung sehr leicht in Widerspruch zum herrschenden Medizinsystem gerät und in eine, wie sie sagte, einsame Position geraten kann.

    Frau Dr. Höck berichtete, dass sie in ihrer tiefenpsychologischen Ausbildung im Rahmen der Zusatzbezeichnung Psychotherapie gelernt habe, dass bei Krankheiten, für die man keine organischen Ursachen findet, unbewusste seelische Auslöser verantwortlich sein müssten. Die zugrundeliegende Theorie ist, dass ungünstige Bedingungen in der Biographie eines Menschen zu einer Disposition für die Entwicklung psychosomatischer Krankheiten führen und dann bei späterer Belastung eine körperliche Symptomatik auftritt, sprich die „somatoforme Störung“. Die körperlichen Symptome (ohne Organbefund) seien ein Ersatz für eine nicht gelungene Abwehr in einer früheren Konfliktsituation. Diese dann unbewusst gewordenen Konflikte führen, so die Theorie, später zu einer körperlichen Symptomatik, weil der Mensch nicht in der Lage ist, den Konflikt über seelische Mechanismen zu lösen. Deshalb muss man diesen Konflikt im Rahmen einer Psychotherapie nochmals aufrollen, damit er gelöst wird. Und diese Lösung soll dann die Patienten wieder gesund machen – auch auf der körperlichen Ebene.

    Nahezu ausnahmslos bekommen Patienten mit ME/CFS eine Diagnose in der Richtung einer somatoformen Störung aufgedrückt, denn wenn die Ärzte auf der organischen Ebene nichts finden, greifen sie auf diese Theorie zurück. Sie glauben, dass dann auch nichts Organisches vorliegen könne, und wenn die Klagen des Patienten so gar nicht zu seinem Organbefund passen, dann müsse es ja so sein, dass über den Körper etwas ausgedrückt wird, was die Seele nicht sagen kann. Sie ziehen eben nicht in Betracht, was Frau Dr. Höck aufgrund der fortgesetzten körperlichen Symptomatik ihrer Patienten in Betracht zog: dass die Patienten durchaus eine körperliche Störung haben, die sie bloß nicht diagnostiziert und behandelt haben – und dass genau diese Störung, aber nicht irgendein ungelöster, unbewusster Konflikt zur Symptomatik führt.

    Wenn sie Menschen mit unspezifischen Erschöpfungssymptomen psychotherapeutisch behandelte, so besserte sich das seelische Befinden der Patienten durchaus, aber die körperlichen Symptome blieben. Die seelische Erholung und die körperliche Erholung gingen nicht parallel.

    Zudem hat sie die Erfahrung gemacht, dass die körperlichen Symptome in ihrer Schwere in keinem Verhältnis standen zu den oft recht geringfügigen, wie sie sagte, „lächerlichen“ Problemen, die die Patienten in ihrer Biographie hatten, und trotzdem ging es den Patienten sehr schlecht. Die Symptome wurden als ich-fremd erlebt. Auch ihre Persönlichkeitsstruktur passte nicht zu dem, was man ihnen unterstellte, gemessen an der Schwere ihrer körperlichen Symptome. Sie gingen mit ihrem Leben und mit ihrer Krankheit eigentlich angemessen um, und sie kam zu dem Schluss, dass da nichts mehr zu psychotherapieren sei.

    Die Unterstellung eines sekundären Krankheitsgewinns fand sie abstoßend, denn sie hat einen starken Leidensdruck bei den Patienten gesehen. Sie geriet in Konflikt mit der offiziellen Lehrmeinung, denn ihre Erfahrung passte nicht dazu.

    Da die Patienten fortgesetzt von ihrem Körper sprachen, kam sie langsam zu der Überzeugung, dass dort der Schlüssel zum Verständnis liegen müsse. Bei einer Patientin dann, deren Krankheitsverlauf sich dramatisch verschlechterte, ergaben Laboruntersuchungen u.a., dass diese einen nahezu nicht mehr messbaren Vitamin-D-Spiegel hatte. Eine simple Behandlung mit Vitamin-D3 und Mineralstoffen hat bei dieser Patientin eine erhebliche Besserung ihres Gesundheitszustandes herbeigeführt.

    Daraufhin hat Frau Dr. Höck auch andere Patienten untersucht, die an chronischer Müdigkeit litten – nicht an CFS. Sie sagt, CFS-Patienten habe sie erst später häufiger gesehen, und da sei auch mit einer Vitamin-D3- und Calcium-Gabe keine vollständige Gesundung mehr zu erreichen.

    Am Anfang der Diagnostik sollte immer die Messung des Vitamin-D3-Spiegels liegen, denn u.U. könnte man damit ein drohendes CFS stoppen.Und das Vitamin-D3 müsse lebenslang substituiert werden, weil wir in unseren Breiten und bei unserem Lebenswandel nicht genügend Sonneneinstrahlung bekämen, dieansonsten für ausreichende Vitamin-D3-Spiegel sorgen würde. Vitamin-D3-Spiegel unter 40 Nanogramm gewährleisten nicht mehr eine genügende Calciumaufnahme. Langandauernder Vitamin-D-Mangel führt zu Calciummangel, so dass sich der Körper das Calcium aus den Knochen holt. Das führt zu einer Knochenauflösung, die aber nichts weiter als ein schleichender entzündlicher Vorgang sei. Deshalb spielen bei Calciummangel auch immer Entzündungsprozesse eine Rolle. Ein Vitamin-D-Mangel führt langfristig darüber hinaus zu seelischen Symptomen, denn das Gehirn reagiert empfindlich auf solche Mangelzustände. Mit den auftretenden körperlichen Symptomen ahmt ein Vitamin-D-Mangel auch somatoforme und psychosomatische Krankheitsbilder nach, ebenso wie die Symptome von CFS, MCS und Fibromyalgie.

     Welche Erfolge hat sie nun mit Vitamin-D- und Calcium-Gaben gehabt? Die Müdigkeit ihrer Patienten ging zurück, Schlaf und Stimmung wurden besser, Ängste, Unruhe und Nervosität verschwanden, die Schmerzen gingen zurück, diese allerdings sehr langsam. Infekte wie chronische Sinusitis, Blasenentzündung etc. gingen zurück. Alle funktionellen Störungen wurden günstig beeinflusst, der Blutdruck ließ sich besser einstellen, die Herz-Leistung wurde dramatisch verbessert, chronisch entzündlich-rheumatische und autoimmune Prozesse ließen sich bessern. Man konnte zwar Immunsuppressiva und Cortison nicht absetzen, aber der Verbrauch ließ sich drosseln. Der Heilungsverlauf nach OPs wurde sehr viel schneller.

    Vitamin-D wirkt sehr weitläufig und trickreich auf das Immunsystem. Es stärkt die Abwehr gegen akute Infektionen, besänftigt aber autoimmune Prozesse und hilft, das bei Zellstress aktivierte Immunsystem wieder abzuschalten. Vitamin D beeinflusst die Genexpression eines Stoffes, der an der Haut und Schleimhaut wirksam ist und gegen Viren, Pilze und Bakterien wirkt.

    Man weiß heute, dass Vitamin-D 900 Gene beeinflusst. Vitamin-D wirkt auch in der einzelnen Zelle auf die Signaltransduktionskaskaden, aber wie genau und im Einzelnen sich das biologisch auswirkt, das hat man noch nicht erforscht. Es gibt inzwischen eine Menge Literatur und Forschung zu Vitamin-D, aber wie überall, auch noch eine Menge offene Fragen. Frau Dr. Höck ist der Meinung, dass die Medizin sich in Richtung Biochemie und Molekularbiologie weiterentwickeln muss, aber mit dieser Meinung ist sie bei ihren Kollegen oft nur auf Spott gestoßen.