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     Artikel des Monats Januar 2011 Teil 9

    NO/ONOO-Zyklus als Ursache des CFS/ME und verwandter Krankheiten

    sowie der drei klassischen neurodegenerativen Krankheiten Alzheimer, Parkinson und Amythrophe Lateralsklerose

    Zusammenfassung des Vortrags von

    Prof. Dr. Martin Pall 

    anlässlich  der Fatigatio-Fachtagung vom 24.-25. September 2010 in Dortmund

    von Regina Clos

    Prof. Martin Pall stellte sein Krankheitsparadigma, den NO/ONOO-Zyklus vor, den er für den zentralen Mechanismus nicht nur beim Chronic Fatigue Syndrom hält, sondern auch bei der Multiplen Chemikaliensensitivität, der Fibromyalgie, der posttraumatischen Belastungsstörung, dem Golfkriegssyndrom und weiteren, degenerativen Krankheiten.

    Er zählte die zahlreichen Stressoren auf, die als Auslöser der verschiedenen Krankheiten gelten, von viralen und bakteriellen Infektionen über Umweltgifte, körperliche Traumata, schweren psychologischen Stress oder Strahlenbelastung etc.Die Frage ist, wie kann es sein, dass so viele verschiedene und teilweise auch kurzfristige Stressoren chronisch verlaufende Krankheiten auslösen können?

    Die Gemeinsamkeit aller Stressoren ist der Anstieg des Stickoxids, des Superoxids und des sich daraus bildenden Peroxinitrits. Diese Substanzen führen zu einem komplexen Teufelskreis, der in zahlreiche Regulationsmechanismen eingreift und der sich selbst unterhält. Das erklärt die Ähnlichkeit der Symptome der verschiedenen Krankheiten. Die aktuelle Version dieses Teufelskreises:

     

    Eine Reihe dieser Elemente sind untereinander verknüpft, so dass es eigentlich mehrere Zyklen gibt, die sich untereinander unterhalten oder gar verstärken. Das legt nahe, dass durch die hier beschriebenen Veränderungen Entzündungskaskaden ausgelöst werden. Pall beschreibt die Wege, in denen sich die Zyklen im NO/ONOO-Zyklus gegenseitig aufschaukeln. Superoxid kann innerhalb und außerhalb der Mitochondrien durch mindestens vier verschiedene Mechanismen erhöht werden. Stickoxid, Superoxid und Peroxinitrit können die Funktion der Mitochondrien und damit die ATP-Produktion beeinträchtigen. Ein weiterer Teil der Geschichte ist eine gesteigerte Aktivität der NMDA-Rezeptoren. Das sind Rezeptoren, die in Nervenzellen weit verbreitet sind, aber auch außerhalb neuronaler Zellen vorkommen. Sie sind für die sogenannte Exzitotoxizität verantwortlich, und wenn sie aktiver sind, führt das wieder zu vermehrtem Stickoxid.

    Alle diese Pfeile stellen einen oder mehrere Mechanismen dar. Insgesamt sind es 35 verschiedene Mechanismen, von denen 31 sehr gut erforscht sind. Das ist also alles nichts Neues, nur hat bislang niemand diese Puzzleteile zusammengesetzt, und nur dann bekommt man das Gesamtbild, ein Muster, das einen Teufelskreis zeigt, der sich steigert.

    Die biochemische Wirkung des Zyklus ist lokal, d.h. möglicherweise auf bestimmte Gewebe beschränkt, und von daher sind die Symptome und der Schweregrad der Krankheiten unterschiedlich – das kann mit diesem Zyklus erklärt werden. Aber es gibt natürlich auch systemische Wirkungen. Die Therapie sollte sich deshalb eher darauf konzentrieren, die Teile des NO/ONOO-Zyklus herunterzuregulieren, statt nur auf eine symptomatische Besserung abzuzielen. Die Ursache sollte behandelt werden.

    Eine der wichtigsten Fragen ist, warum diese Krankheiten chronisch verlaufen – die Antwort ist, weil der Zyklus sich selbst unterhält und schwer anzuhalten ist, wenn er einmal in Gang gekommen ist.

    Man findet bei all diesen Krankheiten erhöhte Werte für Stickoxid, Peroxinitrit, oxidativen Stress, inflammatorische Zytokine und eine Erhöhung der NF-kappaB-Aktivität sowie jetzt auch in einigen Studien eine BH4-Verminderung. Dieses Muster findet man überall, auch wenn es noch nicht bei allen Krankheiten vollständig untersucht worden ist. Deshalb kann man annehmen, dass dieser Zyklus ein Paradigma für viele Krankheiten ist, nicht nur für ME/CFS.

    Bei ME/CFS gibt es neun verschiedene Stressoren, von denen einige die NO-Synthese auslösen. Die meisten führen zu einer ausgeprägten NMDA-Aktivität.Zahlreiche Studien über ME/CFS belegen Anomalien der einzelnen Elemente des NO/ONOO-Zyklus. Und auch Studien zu genetischen Polymorphismen belegen, dasssie zu einer erhöhten Anfälligkeit gegenüber der Initiierung des NO/ONOO-Zyklus beitragen. Studien zur Genexpression belegen das ebenso.

    Die Behauptung, dass diese Krankheiten nicht geklärt seien, ist unrichtig. Wir wissen zwar nicht in allen Fällen, ob die vorhandenen Erklärungen tatsächlich stimmen, aber man kann nicht sagen, dass die Krankheitsmechanismen nicht geklärt wären.

    Die Zustandsverschlechterung nach Belastung bei ME/CFS ist möglicherweise darüber zu erklären, dass bei ME/CFS-Patienten das Cortisol nicht, wie bei Gesunden, ansteigt, wenn sie sich körperlich belasten. Bei manchen geht es sogar herunter. Das kann zur Erhöhung des Stickoxidwerts und damit zur Ankurbelung des NO/ONOO-Zyklus führen. Diese rasche Stickoxiderhöhung bei ME/CFS-Patienten infolge von körperlicher Bewegung ist durch eine spanische Studie kürzlich belegt worden.

    Bei Fibromylagie wirkt der NO/ONOO-Zyklus möglicherweise auf den Thalamus, was zu den ausgedehnten Schmerzen führt. Die Mechanismen bei MCS sind kompliziert, aber inzwischen geklärt. Die einzelnen Elemente des Zyklus sind in der Literatur gut belegt, so dass sich sagen lässt, der NO/ONOO-Zyklus ist der zentrale Mechanismus bei CFS, MCS und Fibromyalgie. Pall stellt die These auf, dass der Zyklus auch im Zentrum zahlreicher anderer Krankheiten steht wie Tinnitus, Strahlenkrankheit, Multipler Sklerose, Autismus, Übertrainingssyndrom, Amytropher Lateralsklerose (ALS), Parkinson, Alzheimer, Asthma, Reizdarmsyndrom etc.

    Davon griff er ALS, Alzheimer und Parkinson heraus.Das Modell des NO/ONOO-Zyklus wurde für CFS, MCS und FM entwickelt, und eine wissenschaftliche Überprüfung der Richtigkeit dieses Modells könnte sich ergeben, wenn es anhand von Daten überprüft wird, die völlig unabhängig von den ursprünglichen Daten ermittelt wurden. In diesem Fall könne man das Modell des NO/ONOO-Zyklus anhand von ALS (Amytropher Lateralsklerose), Alzheimer und Parkinson überprüfen.

    Bei allen diesen Krankheiten gibt es eine Reihe von Risikofaktoren für die Auslösung des Zyklus. Es gibt plausible Faktoren und auch sehr viele Daten über Anomalien der einzelnen Elemente des Zyklus, die auf eine Erhöhung der Elemente des NO/ONOO-Zyklus hinweisen und damit auf ein Ingangsetzen des Teufelskreises.

    Alle drei dieser neurodegenerativen Krankheiten sind mit Zelltod durch Apoptose verbunden. Hohe Stickoxid- und Peroxinitritwerte induzieren diesen programmierten Zelltod, und ein hoher Stickoxidwert initiiert den NO/ONOO-Zyklus. Prof. Pall zeigte auf, dass die spezifischen Schäden der drei unterschiedlichen Krankheiten alle durch den NO/ONOO-Zyklus erklärt werden können. Das gelte auch für Alzheimer, das mit der Produktion des sogenannten Beta-Amyloids verbunden ist. Wenn dieses Beta-Amyloid als Folge des NO/ONOO-Zyklus produziert wird und seinerseits den Zyklus stimuliert, so ist das ein Beleg dafür, dass Alzheimer als NO/ONOO-Zyklus-Erkrankung anzusehen ist. Die Rolle des Beta-Amyloids als Teil des Zyklus lieferte eine Erklärung für die umfassenden Auswirkungen der Alzheimer-Krankheit auf große Teile des Gehirns. Es gibt insgesamt also überzeugende Beweise für die Ansicht, dass Alzheimer, Parkinson und ALS NO/ONOO-Zyklus-Erkrankungen sind.

    Das bietet zum ersten mal eine Art unwiderlegbaren Beweis, der die These vom Mechanismus des NO/ONOO-Zyklus stützt und der deshalb den NO/ONOO-Zyklus als wichtiges Paradigma menschlicher Krankheiten bestätigt. Das wiederum stärkt das Argument, dass der Zyklus eine zentrale Ursache des CFS/ME und anderer Krankheiten ist.

    Prof. Pall erklärte, wie die verschiedenen Stoffe, die für die Behandlung von CFS, MCS und FM empfohlen werden, wirken, um den NO/ONOO-Zyklus herabzuregulieren. Die Therapie sollte sich deshalb eher darauf konzentrieren, die Teile des NO/ONOO-Zyklus herunterzuregulieren, statt nur auf eine symptomatische Besserung abzuzielen. Dazu gehören hohe Dosen Vitamin C, intravenös verabreicht, Flavonoide, Acetylcarnitin, Vitamin B-12 (Hydroxocobalamin), Folsäure, NMDA-Antagonisten wie Magnesium, Omega-3-Fettsäuren, Coenzyme Q10, NT-Faktor (spezielles Mittel von Garth Nicholson), Ecklonia cava-Extrakt, D-ribose. Er erwähnte dann noch die Sauna-Therapie, wodurch die BH-4-Verfügbarkeit erhöht wird.