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Die
von CFS-Patienten berichteten kognitiven Probleme haben zu zahlreichen
Forschungsstudien geführt, um die neurokognitiven Beeinträchtigungen zu
bewerten. Auch wenn die erhobenen Daten nicht einheitlich sind, bestätigt die
Forschung sowohl strukturelle wie auch funktionelle Anomalien des Gehirns bei
CFS.
Von
Gudrun Lange, PhD, UMDNJ-New Jersey Medical School *
Übersetzung
aus dem Englischen von Regina Clos
Konzentrationsprobleme,
ein schlechtes Gedächtnis und Schwierigkeiten mit der Informationsverarbeitung
– kognitive Beeinträchtigungen gehören zu den Symptomen, die CFS am stärksten
behindern. Diese Probleme, die die Patienten häufig als „Brain Fog” – als
„Benebeltsein“ – beschreiben, sind mehr als einfach nur lästig oder
frustrierend. Sie können zu funktioneller Behinderung führen und beschränken
die Leistungsfähigkeit in Schule oder Beruf so schwerwiegend, dass dies bei
manchen Patienten zu Schulversagen oder dem Verlust des Arbeitsplatzes und der
beruflichen Zukunft führt.
Kognitive
Probleme werden von 85-95% aller Patienten berichtet, und Studien im
neurokognitiven Bereich machen einen beträchtlichen Teil der bisherigen
CFS-Forschung aus. Dabei haben sich die Forscher sowohl auf die Anatomie,
also die Struktur, als auch auf die Funktion des Gehirns bei CFS-Patienten
konzentriert, um herauszufinden, ob es dort Anomalien gibt, die für die
Beeinträchtigung der kognitiven Funktionen verantwortlich sind.
Obwohl
CFS-Patienten ihre kognitiven Probleme als sehr hervorstechend und
behindernd beschreiben, werden die Defizite, die man mit Hilfe objektiver
neuropsychologischer Bewertungsinstrumentarien misst, häufig als
„subtil“ oder „statistisch nicht signifikant“ beschrieben.1Man
kann jedoch die statistische Signifikanz nicht mit der klinischen Signifikanz,
also ihrer Bedeutsamkeit für die Patienten, gleichsetzen.Die
Mehrzahl der Forscher erkennt heute an, dass das zentrale Nervensystem – das
Gehirn und das Rückenmark – bei CFS auf irgendeine Art eine Rolle spielt. Die
wissenschaftliche Literatur ist jedoch voller einander widersprechender Studien,
und die genaue Beschaffenheit der neurokognitiven Beeinträchtigungen ist noch
immer unklar. |
Über
die Autorin:
Gudrun
Lange, PhD,
ist Professorin
für Radiologie und Psychiatrie an der New Jersey Medical School und
klinische Neuropsychologin. Ihre
Forschungsarbeiten konzentrieren sich auf die psychologischen,
neuropsychologischen und neuralen Korrelate medizinisch ungeklärter
Erkrankungen wie der Fibromyalgie, dem Chronic Fatigue Syndrom und dem
Golfkriegssyndrom.
Ihre Arbeit wird derzeit von den National Institutes of
Health (NIH) der USA finanziert, um mit Hilfe von funktioneller
Magnetresonanztomographie die Korrelate der funktionellen Störungen des
Gehirns im Bereich des auditiven Arbeitsgedächtnisses zu untersuchen.
Eine
weitere, im Herbst 2006 beginnende Studie über die Schmerzbehandlung
durch Vagusnervstimulation
bei Fibromyalgie wird ebenfalls von den NIH finanziert.
Links
zu weiteren Veröffentlichungen von Gudrun Langefinden Sie hier. |
Was
ist für die widersprüchlichen Forschungsergebnisse verantwortlich?
Der
Artikel von Nancy Klimas in diesem Heft [„The State of CFS Research“]
behandelt die methodologischen Faktoren in Forschungsstudien - also die Größe
der Studienpopulation, die Zusammensetzung von Kontrollgruppen und die
Notwendigkeit, Untergruppen zu bilden –, die in der CFS-Forschung immer ein
großes Problem darstellten. Es kommen jedoch auch noch andere Faktoren hinzu,
die zu den uneinheitlichen Ergebnissen in der neurokognitiven Forschung geführt
haben.
-
In den verschiedenen Studien wurde keine Standard-Testbatterie zur
Untersuchung der kognitiven Funktionen eingesetzt, so dass es zu einer
unterschiedlichen Interpretation der neuropsychologischen Testergebnisse
kam. Einige Studien stützen sich auf Techniken zur Datenanalyse, die abhängig
von der Interpretation des jeweiligen Auswerters sind. Das könnte zu einer
Verzerrung der Ergebnisse geführt haben.
-
Oft unterscheiden sich die technologischen Charakteristika der Studien, was
die Ergebnisse beeinflusst. Die Auflösung der Kameras, die bei
SPECT-Untersuchungen eingesetzt werden, ist unterschiedlich (Single-Head bis
Triple-Head), und die magnetische Flussdichte der MRT-Scanner kann 1.5
oder 3.0 Tesla betragen. Die Forscher, die die SPECT-Technologie einsetzen,
verwenden häufig das Kleinhirn, um ihre Daten zu normieren. Sie gehen davon
aus, dass der Blutdurchfluss in dieser Gehirnregion in den unterschiedlichen
Gruppen der Studienkohorte ähnlich ist. Einige Berichte lassen jedoch
darauf schließen, dass dies möglicherweise nicht der Fall ist.
-
Aufgrund technischer Beschränkungen lagen bei manchen Studien nur zwei
Schichtbilder für die Analyse vor, deren Dicke nicht immer vermerkt wurde,
während bei anderen Studien nahe beieinanderliegende Schichtbilder des
gesamten Gehirns analysiert werden konnten.
-
Wenn Tomographiestudien aufgabenabhängig sind, dann sind die behavioralen
Paradigmen, die für die Auswertung der Gehirnfunktion benutzt werden, bei
den verschiedenen Studien nur selten identisch oder auch nur ähnlich, so
dass diese genau beschrieben werden müssen.
Es
ist auch möglich, dass wir noch gar nicht entdeckt haben, welche Gehirnregion
wir bei CFS untersuchen sollten oder ob die Technologien, die wir heute zur Verfügung
haben, uns die Antworten liefern können, die wir suchen.
Kognitive
Ausfälle
Trotz
der methodologischen Beschränkungen und der einander widersprechenden Studien
liefern uns neuropsychologische Untersuchungen einige durchgängig auftretende
Befunde im Bereich der Gehirnfunktionen. In der wissenschaftlichen Literatur zum
CFS finden sich Berichte über Beeinträchtigungen in zahlreichen kognitiven
Bereichen – der Erfassung neuer Informationen, der Aufmerksamkeit, der
Konzentration, dem Wortgedächtnis, dem visuellen Gedächtnis, der Reaktionszeit
und der psychomotorischen Funktionen. Die am stärksten übereinstimmenden
Ergebnisse sind jedoch eine verlangsamte Reaktionszeit, eine herabgesetzte
Leistung bei komplexen Aufmerksamkeits- und Gedächtnisaufgaben und eine
Verlangsamung der Aufnahme neuer Informationen. Das lässt darauf schließen,
dass eine herabgesetzte Geschwindigkeit bei kognitiven und motorischen Aufgaben
die grundlegende Untermauerung der kognitiven Schwierigkeiten bei CFS darstellt.2,3
Zwei
Studien finden eine Abnahme der grauen Gehirnsubstanz bei CFS-Patienten
85-95%
aller CFS-Patienten leiden unter kognitiven Problemen. Nun lassen die
innovativen Forschungsarbeiten zweier unabhängiger internationaler
Gruppen darauf schließen, dass bei CFS-Patienten das Volumen der grauen
Hirnsubstanz deutlich herabgesetzt ist. Dieser Abbau von Gewebe im Gehirn,
eine zerebrale Atrophie, ist möglicherweise für die kognitiven Beeinträchtigungen
mancher CFS-Patienten verantwortlich.
In
der neueren dieser beiden Studien, die 2005 in den Niederlanden durchgeführt
wurde, maß man mit Hilfe von Magnet-Resonanz-Tomographie das Hirnvolumen
und die Dichte des Gewebes. Man fand heraus, dass das Volumen der grauen
Hirnsubstanz bei CFS-Patienten signifikant erniedrigt war. Was an dieser
Studie besonders bemerkenswert ist: nachdem die Forscher in einer ersten
Studienkohorte von CFS-Patienten diese strukturellen Anomalien gefunden
hatten, wiederholten sie ihr Experiment mit einer zweiten, gleichgroßen
Gruppe und kamen zu den gleichen Ergebnissen. Insgesamt wurden 28
Patienten und 28 gesunde Kontrollpersonen untersucht. Die Forscher, mit
Floris de Lange an der Spitze2, berichten, dass die
Verminderung der grauen Hirnsubstanz bei CFS-Patienten 8% betrug, wenn man
die beiden Gruppen von untersuchten CFS-Patienten zusammenfasst.
Das
spiegelt die Ergebnisse einer japanischen Forschergruppe um Tomohisa Okada,
MD, PhD, aus dem Jahr 2004 wider, die „eine signifikante Verminderung
des Volumens der grauen Hirnsubstanz in den bilateralen präfrontalen
Bereichen des Gehirns von CFS-Patienten“ beobachtet hatten. Diese
Forscher fanden bei den CFS-Patienten eine Verminderung des Volumens um
11,8% verglichen mit den 49 gesunden Kontrollpersonen.6
In
beiden Studien wurde die sogenannte Voxel-basierte Morphometrie (VBM)
eingesetzt, um die Ergebnisse der Tomographien des Gehirns auszuwerten. Im
Unterschied zu den Bewertungsverfahren, die auf der Beobachtung durch
Menschen und auf deren Einordnung der Ergebnisse in Bewertungsskalen
beruhen, handelt es sich bei der VBM um ein automatisiertes Verfahren, das
unverzerrte, objektive Ergebnisse liefert. Während man bei beiden
Studien, die die VBM verwendet hatten, eine Verminderung der grauen
Hirnsubstanz gefunden hat, konnte keine der Studien eine Anomalie bei der
weißen Hirnsubstanz feststellen.
Auch
wenn wir nicht wissen, ob die beobachtete zerebrale Atrophie eine Ursache
oder die Folge des CFS ist, alarmieren diese Ergebnisse so manchen in
Gemeinde der CFS-Patienten, der besorgt ist hinsichtlich möglicher
Gehirnschäden. Es ist wichtig, festzuhalten, dass diese Studien klein
sind und von anderen Forschern repliziert werden müssen, bevor endgültige
Schlüsse daraus gezogen werden können. Und selbst wenn die Ergebnisse
von anderen Forschern in der Zukunft bestätigt werden, hat das Gehirn
eine bemerkenswerte Fähigkeit, sich anzupassen und neue Verknüpfungen zu
bilden, um mögliche Schäden auszugleichen. Die Forschung hat gezeigt,
dass Menschen, die an CFS leiden, ausgedehntere Gehirnregionen einsetzen,
um Aufgaben zu bewältigen und Informationen zu verarbeiten –
vielleicht, um die Defizite in bestimmten Bereichen des Gehirns
auszugleichen. Es gibt durchaus rehabilitative Techniken, die die
Patienten einsetzen können, um ihre kognitiven Probleme anzugehen. (Siehe
den Bericht „Clinical Care for CFS“ von Marcia Harmon in diesem Heft,
dem Research Issue 2006 des CFIDS Chronicle.) |
Forschungsergebnisse
von Studien mit bildgebenden Verfahren
In
der Forschung hat man bildgebende Verfahren eingesetzt, um herauszufinden, ob
das Gehirn von Menschen, die an CFS leiden, strukturelle und/oder funktionelle
Anomalien aufweist. Es wurden sowohl strukturelle wie auch funktionelle Störungen
nachgewiesen. Hier einige der zentralen Befunde:
-
Etliche
in den 1990er Jahren mit struktureller Magnetresonanztomographie durchgeführte
Studien ergaben Anomalien in der weißen Hirnsubstanz, üblicherweise kleine
signalintensive Areale (helle weiße Flecken oder Läsionen).4 Es
scheint, dass CFS-Patienten, die nicht gleichzeitig unter einer
psychiatrischen Erkrankung wie einer Depression leiden, mit sehr viel höherer
Wahrscheinlichkeit an Anomalien der weißen Hirnsubstanz leiden wie
CFS-Patienten mit einer Depression.
-
Drei
kürzlich durchgeführte Studien ergaben Belege für eine zerebrale Atrophie
[Gehirnschwund]. Das bedeutet, das Gehirn hat in seiner Größe abgenommen,
möglicherweise infolge des Absterbens von Gehirngewebe. Unsere
Forschergruppe an der University of Medicine and Dentistry of New Jersey,
der UMDNJ, hat indirekte Belege für einen Schwund weißer Gehirnsubstanz
gefunden, und zwei kürzlich durchgeführte Studien berichten über eine
deutliche Abnahme der grauen Gehirnsubstanz (siehe Kasten).6,7
-
Zahlreiche
Studien, in denen mit Hilfe dynamischer Tomographien multiple sequentielle
Aufnahmen gewonnen wurden, belegen bei CFS-Patienten einen verminderten
zerebralen Blutfluss, eine sogenannte Hypoperfusion.8,9,10,11
Generell wurde ein verminderter zerebraler Blutfluss gefunden9,10,11,
sowohl in den lateralen Frontallappen, den lateralen Temporallappen und den
medialen Temporallappen.12,13 Die Forschung lässt darauf schließen,
dass CFS-Patienten, insbesondere jene ohne gleichzeitig vorliegende
psychiatrische Erkrankungen, an einer ausgedehnten zerebralen
Minderdurchblutung leiden.
-
Verschiedene
Studien haben bei CFS-Patienten einen anormalen Gehirnstoffwechsel
ermittelt. Zu den berichteten Befunden gehören ein anormaler zerebraler
Glucosestoffwechsel14,15 , eine verminderte Aufnahme von
Acetylcarnitin10 und Anomalien im serotonergen Neurotransmittersystem.16,17
-
Unser
Forscherteam an der UMDNJ setzte in einer Studie vom Jahr 2005 die BOLD fMRT
ein, mit der festgestellt werden konnte, dass CFS-Patienten in der Lage
sind, komplexe Informationen zu verarbeiten, aber sie setzen dazu
ausgedehntere zerebrale Netzwerke ein und müssen größere Anstrengungen
aufbringen, um auditive [über das Gehör vermittelte] Informationen zu
verarbeiten. Die Aktivierung des Gehirns bei CFS, insbesondere bei den
Patienten ohne gleichzeitig auftretende psychiatrische Erkrankung, ist
deutlich unschärfer und weitschweifiger als normal.
-
Eine
Studie aus dem Jahr 2005 ergab, dass 30% der CFS-Patienten höhere
Proteinwerte und/oder eine erhöhte Anzahl weißer Blutzellen in der Rückenmarksflüssigkeit
hatten, als dies normalerweise der Fall ist.18 CFS-Patienten ohne
Depression oder psychiatrische Komorbidität hatten mit höherer
Wahrscheinlichkeit Anomalien in der Rückenmarksflüssigkeit, was darauf
schließen lässt, dass diese Untergruppe von Patienten möglicherweise an
einer Immundysfunktion des zentralen Nervensystems leidet.
-
Sowohl
in unseren als auch in den Forschungsarbeiten anderer scheint es so zu sein,
dass Patienten ohne gleichzeitig auftretende psychiatrische Erkrankungen
diejenigen mit den stärksten kognitiven Beeinträchtigungen und den
deutlichsten Anomalien bei der Untersuchung mittels Gehirntomographien sind.
Das legt den Schluss nahe, es könnte in zukünftigen Studien sehr nützlich
sein, eine Bildung von Untergruppen bei CFS-Patienten, je nach Vorliegen
oder Nicht-Vorliegen einer Depression oder einer anderen psychiatrischen
Erkrankung, vorzunehmen.
Wird
uns die Technik eine Antwort liefern?
Mit
Hilfe neuer Technologien wird immer mehr über die Krankheitsmechanismen
des CFS aufgedeckt. Der Zustand des Gehirns bei CFS-Patienten kann jetzt
sowohl mit statischen als auch dynamischen bildgebenden Verfahren
untersucht werden. Man hofft, das uns der Einsatz einer Kombination dieser
Verfahren unter strengen Forschungsprotokollen uns eines Tages eine schlüssige
Antwort über die Rolle des Gehirns bei CFS liefern kann.
MRT,
Magnet-Resonanz-Tomographie, auch als Kernspintomographie bezeichnet, eine
statische Technologie, die bei CFS am häufigsten eingesetzt wird. Sie
wird verwendet, um Läsionen im Gehirn, Anomalien der weißen und grauen
Gehirnsubstanz und eine Abnahme des Gehirnvolumens aufzuspüren.
fMRT,
funktionelle Magnet-Resonanz-Tomographie, eine neuere, dynamische
Technologie, die eingesetzt wird, um die funktionelle Integrität des
Gehirns bei CFS-Patienten zu untersuchen.
BOLD
fMRI, die sogenannte Blood Oxygen Level Dependency (BOLD) ist ein
bildgebendes Verfahren der funktionellen Magnet-Resonanz-Tomographie (fMRT).
Sie ist nicht invasiv, da keine radioaktiv markierten und an einen
Rezeptor bindungsfähige Substanzen, sogenannte Radioligande, eingesetzt
werden. So kann die Aktivität des Gehirns bei der Verarbeitung
sensorischer Information oder mentalerAktivität vielfach abgebildet
werden.
SPECT,
die Single Photon Emission Computed Tomography, ist eine dynamische
Technologie, die angewandt wird, um den allgemeinen und regionalen
zerebralen Blutfluss entweder im Ruhezustand oder bei der Bewältigung
einer Aufgabe zu messen.
PET,
die Positronen-Emissions-Tomographie, wurde eingesetzt, um Daten über den
zerebralen Blutfluss und den Stoffwechsel im Gehirn bei CFS zu erhalten.
H-MRS,
die Protonen-Magnet-Resonanz-Spektroskopie wird angewandt, um die
Konzentration von Stoffwechselprodukten im Gehirn von CFS-Patienten zu
messen.
VBM,
die Voxel-basierte Morphometrie, ist eine Untersuchungstechnik, bei der
MRT-Bilder des Gehirns mit einer speziellen Software analysiert und
Gehirnstrukturen dreidimensional dargestellt werden. Es ist damit möglich,
Unterschiede im generellen Volumen und in lokalen Volumina der grauen und
weißen Gehirnsubstanz auf der Basis von MRT-Bildern sichtbar zu machen.
Im Unterschied zu vielen anderen morphologischen Untersuchungsverfahren,
bei denen eine subjektive Bewertung durch den Menschen notwendig ist, sind
die Ergebnisse bei der VBM objektiver, da sie vollkommen automatisiert
erstellt werden.
[Die
Links zu deutschsprachigen Seiten wurden von der Übersetzerin eingefügt,
R.C.] |
Welche
Aussagen können wir mit Sicherheit treffen?
Wir
wissen, dass CFS-Patienten, insbesondere diejenigen ohne parallel auftretende
psychiatrische Erkrankung, sowohl geistig als auch motorisch verlangsamt sind,
aber oft nicht in einem Ausmaß, das „statistisch signifikant" wäre.
Diese Verlangsamung kann die höheren kognitiven Funktionen wie das Gedächtnis
und die Exekutivfunktionen beeinträchtigen. [Anm.d.Ü: Unter Exekutivfunktionen
versteht man die Gesamtheit der Fähigkeiten, Handlungen zu planen, in
Teilschritte aufzuteilen, sie auszuführen, ergebnisorientiert zu kontrollieren
und gegebenenfalls zu korrigieren, damit diese der Zielsetzung entsprechen.]
Was
wir nicht wissen ist, was diese bei CFS-Patienten beobachtete verzögerte Latenz
verursacht. Hypothesen hierzu gibt es reichlich. Einige Forscher behaupten, dass
ein entzündlicher Prozess verantwortlich sein könnte, während andere sagen,
Herz-Kreislauf-Probleme könnten ursprünglich die Ursache der kognitiven
Probleme sein. Könnte die zerebrale Minderdurchblutung, die man bei
CFS-Patienten findet, mit der zerebralen Atrophie [dem Gehirnschwund] und den
kognitiven Problemen zusammenhängen, die man bei manchen CFS-Patienten findet?
Zum jetzigen Zeitpunkt wissen wir nicht, ob die beobachteten Anomalien des
Gehirns von zugrunde liegenden immunologischen oder physiologischen Prozessen
verursacht werden oder ob diese neurologischen Störungen die Ursache anderer,
bei CFS beobachteten Anomalien sind.
Meiner
Meinung nach wäre es voreilig, auf spezifische Anomalien des Gehirns
hinzuweisen, seien sie nun struktureller oder funktioneller Natur. Eine bessere
Charakterisierung der Studienkohorten und der Versuchsprotokolle der
bildgebenden Untersuchungsverfahren sowie eine Wiederholung und Kombination
verschiedener Techniken ist notwendig, bevor wir über die Anomalien des Gehirns
bei CFS und der Rolle des zentralen Nervensystems in dieser Erkrankung Schlüsse
ziehen können.
*********
*
Wir danken der Autorin Gudrun Lange und der CFIDS Association für die
freundliche Genehmigung zur Übersetzung und Veröffentlichung auf dieser
Website.
Das
englischsprachige Original ist zu finden unter: http://www.cfids.org/special/brain.pdf
Dieser Artikel erschien ursprünglich
in einem Sonderheft zu Wissenschaft und Forschung der Zeitschrift der größten
Patientenorganisation der USA, der CFIDS
Association of America. Der Originalartikel kann hier
heruntergeladen werden.
The Science & Research of CFS
THE CFIDS CHRONICLE
Special Issue 2005-2006
© Copyright 2006 by the CFIDS Association of America
Inc.
Das Heft kann hier
bestellt werden.
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Hier
eine Auswahl weiterer
Veröffentlichungen von Gudrun Lange auf dem Gebiet der Anomalien des
Gehirns bei CFS:
Environ
Health Perspect. 2002 August; 110(Suppl 4): 673–677.
A
status report on chronic fatigue syndrome.
Benjamin
H Natelson and Gudrun Lange
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