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Artikel des Monats Juni 09 Teil I
CFS/ME-Fachtagung des Fatigatio e.V.
am 23. Mai 2009 in Würzburg
"Von der Diagnose zur Therapie"
mit anschließender
Mitgliederversammlung
Das Programm finden Sie
hier.
Auf großes Interesse trafen die Vorträge der sechs
Referenten der CFS/ME-Fachtagung des Fatigatio e.V. am 23. Mai 2009 in Würzburg.
Rund einhundert Zuhörer hatten sich eingefunden, so dass der Saal bis auf den
letzten Platz besetzt war.
Die gesamte Veranstaltung wurde auf Video aufgezeichnet, so
dass auch die vielen CFS/ME-Patienten, die nicht die Kraft oder die finanziellen
Mittel hatten, nach Würzburg zu kommen, im Nachhinein an der Tagung "teilnehmen"
können.
Die DVD zur
CFS-Fachtagung ist
jetzt erschienen und kann ab sofort in der Geschäftsstelle des
Fatigatio e.V. in Berlin zum Preis
von 15,00 € bestellt werden. Das
wissenschaftlich hohe Niveau der Vorträge erfordert es für den medizinischen
Laien ohnehin, sich diese wiederholt anzusehen bzw. anzuhören, um auch nur einen
Hauch an Verständnis entwickeln zu können.
Die Referenten (v.l.n.r.):
Anna Dorothea Höck, Wilfried Bieger,
Hans-Michael Sobetzko (stehend),
Peter Ohnsorge, Christoph
von Keudell
Das Vortragsprogramm:
(Eine kurze Zusammenfassung der jeweiligen
Vorträge finden Sie unten.)
Vier der Referenten verfügen über viele Jahre an Erfahrung
in der Behandlung von Menschen mit CFS/ME. Die Komplexität der Erkrankung, die
zahlreichen Anomalien in der Biochemie der Zellen, im Immun- und anderen
Regulationssystemen des Körpers standen bei allen Vorträgen im Zentrum. Sie
machten deutlich, dass es auf eine so komplexe Erkrankung keine einfachen
Antworten gibt oder gar ein einziges Zaubermittel für die verschiedenen
Entgleisungen zu erwarten wäre.
Dass man von einem "normalen Hausarzt" nicht erwarten kann,
diese komplexen Zusammenhänge in der Diagnose und Behandlung eines
CFS/ME-Patienten zu berücksichtigen, wurde einmal mehr deutlich. Es ist zu
bezweifeln, dass ein so hochspezialisiertes Wissen, wie es bei dieser Tagung
präsentiert wurde, in der Ärzteschaft weit verbreitet ist. Tröstlich zu wissen,
dass es solche Spezialisten dennoch gibt und dass sie trotz zahlreicher
Widerstände seitens ihrer Kollegen und seitens des Gesundheitswesens und der
Kassen (Einsparungen!) an ihrer Arbeit zur Erforschung und Behandlung des CFS/ME
festhalten.
Die Organisation der Tagung war perfekt, und so gab es für
die Teilnehmer ein rundherum anregendes Ambiente in guter Atmosphäre, das viele
Gelegenheiten zu Gesprächen bot. In den Pausen konnten die Besucher am
Bücherstand die Veröffentlichungen des Fatigatio e.V. erwerben.
Zusammenfassung der Vorträge:
Hans-Michael Sobetzko |
Einführungsvortrag
Hans-Michael Sobetzko begann
seinen Vortrag mit dem Hinweis, dass der Hauptautor der seit 1994
weltweit gebräuchlichen CFS-Definition, Keiji Fukuda mittlerweile
zum stellvertretenden Direktor der WHO aufgestiegen sei, was sich
durchaus als Zeichen seiner hohen medizinisch-wissenschaftlichen
Kompetenz verstehen lasse. |
Danach gab er einen kurzen
Überblick über Zitate wichtiger CFS-Forscher aus dem sogenannten
CFS-Toolkit der Centers for Disease Control and Prevention (CDC).
Das CFS-Toolkit enthält zentrale Leitlinien und Empfehlungen der CDC
zur Diagnostik und Behandlung des CFS. Die deutsche Übersetzung
durch H.-M. Sobetzko liegt seit Kurzem als Broschüre des Fatigatio
e.V. vor.
Die Rolle der CDC sei wegen der
Ausrichtung ihrer Forschungspolitik in jüngster Zeit durchaus
umstritten. Die sogenannte „empirische“ CFS-Definition von Reeves et
al. (2005), nach Aussage der CDC lediglich als Operationalisierung
bzw. als Instrument zur besseren Messung der Fukuda-Definition aus
dem Jahr 1994 gedacht, verwässere den ursprünglichen Ansatz
erheblich. Nach Leonhard Jason sei eine ausreichende Abgrenzung
gegen schwere psychiatrische Krankheitsbilder, z.B. Depressionen,
nicht mehr gewährleistet. Sobetzko wies unmissverständlich auf die
Konsequenzen dieses Ansatzes hin: Danach hätten jetzt plötzlich 2,5
Prozent der Bevölkerung „CFS“ – im Unterschied zu den
Prävalenzzahlen früherer Studien, die eine Häufigkeit der Störung
zwischen 0,24 und 0,42 Prozent nachwiesen. Eine solche Veränderung
der Zahlen um den Faktor 10 sei mit größter Wahrscheinlichkeit nicht
auf eine plötzliche, dramatische Zunahme von CFS-Fällen
zurückzuführen, sondern auf eine gravierende Erweiterung und
Ausdehnung der CFS-Definition.
Patientenorganisationen wie
Forscher betrachteten diese Entwicklung als ausgesprochen
bedenklich. Die Einbeziehung eines breiten Spektrums von Störungen,
die mit Erschöpfung einhergingen, führe dazu, dass Studien über die
„wirklichen“ CFS/ME-Patienten nichts mehr aussagten. So könnten etwa
Untersuchungen zu Therapieansätzen für das erweiterte Kollektiv im
statistischen Mittel durchaus positiv ausfallen, während sie
gleichzeitig für die Gruppe der eigentlichen CFS/ME-Patienten
mehrheitlich nicht hilfreich oder sogar schädlich seien. Die
CFS/ME-Kerngruppe werde auf diese Art quasi majorisiert.
Ebenso kritisch erwähnte er die
in Deutschland noch immer verbreitete Einordnung des CFS/ME als
primär psychiatrische bzw. somatoforme Störung und stellte sie
konträren Aussagen US-amerikanischer Forscher gegenüber, etwa der
Aussage des Harvard-Professors Anthony Komaroff: „In der
Vergangenheit war es umstritten, ob CFS eine wirkliche Krankheit
ist. Heute überwiegen die wissenschaftlichen Belege dafür, dass es
sich um eine echte biologisch-organische Krankheit handelt. Es ist
keine Form von Depression oder Hypochondrie.“ Oder der Aussage von
Suzanne Vernon, langjähriger Mitarbeiterin der CDC in leitender
Position: „Es liegen jetzt substanzielle Belege für eine
biologisch-organische Grundlage des CFS vor. Es ist komplex und
heterogen. Durch die Kombination von Gen-Untersuchungen und Analysen
genetischer Aktivität mit klinischen und epidemiologischen Daten zu
einem molekularen Profil sollten wir in der Lage sein, die
Behandlung individuell anzupassen und CFS zu kontrollieren.“
|
Dr. med. Anna Dorothea Höck |
„NFkB-Aktivierung, intrazelluläres Calcium und
Vitamin D3-Stoffwechsel in Multisystem-Erkrankungen“
In
ihrem äußerst anspruchsvollen Vortrag erklärte Frau Dr. med Anna
Dorothea Höck die
komplexen biochemischen Vernetzungen und Regulationssysteme im
Zellstoffwechsel sowie deren Störung durch zellulären Stress auf
"verständliche" Weise.
Dennoch wurde deutlich, wie kompliziert die Prozesse sind, die bei
Multisystemerkrankungen aus dem Gleichgewicht geraten sind. Selbst
für Mediziner dürfte es eine Herausforderung gewesen sein, dem hohen
Niveau ihres Vortrags zu folgen. |
Sie erläuterte
zunächst einige Begriffe, die im Zentrum ihres Vortrags standen:
-
NF-kB: nukleärer Faktor kappa B (Hauptschalter bei
Zellstress)
-
N-ROS: nitrosativ-oxidativer Stress durch freie Radikale
[toxische Stickstoff (N)- und Sauerstoffprodukte (O) und
reduktiver Stress
-
NO/ONOOö¯:
Stickstoffmonoxid/Peroxinitrit
-
Ca++ic:
freies intrazelluläres Calcium
-
VDR:
Vitamin D-Rezeptor
-
25(OH)D3:
noch nicht aktiviertes Vitamin D3 (Pro-Hormon)
-
1,25 (OH)2D3:
aktiviertes Vitamin D3 (gehört zur Klasse der
Steroidhormone)
Drei der
derzeitigen Erklärungsmodelle für Infektionen seien
-
persistierende
Infektionen (PKR, RNase-L),
-
ein
pathologischer NO/ONOOö¯-Zyklus sowie
-
ein Vitamin-D3-Mangel
und seine Folgen.
Gemeinsam sei
allen drei Modellen die Aktivierung des NF-kB, die Dekompensation
des NO/ONOOö¯-Zyklusses, der zu einer Erhöhung des
nitrosativ-oxidativen Stresses durch freie Radikale führt, eine
Erhöhung des intrazellulären Calciums und des aktiven Vitamin D3.
Es ergibt sich daraus eine Art Teufelskreis, denn der
nitrosativ-oxidative Stress und das erhöhte intrazelluläre Calcium
aktivieren erneut das NF-kB, also den Hauptschalter bei Zellstress.
Die wesentliche
Botschaft sei, so Dr. Höck, dass sich die drei Erklärungsmodelle
nicht widersprechen, sondern vielmehr gegenseitig ergänzen. Der
Mangel an Calcium und Vitamin D3 unterhält die
NF-kB-Aktivierung, so dass es ohne eine Korrektur dieses Mangels
nicht zu einer Herabregulierung des NO/ONOOö¯-Zyklusses kommen kann.
Dr. Höck erklärte dann die komplexe Regulation von Calcium und
Vitamin D3 im Sinne von zwei Vitamin-D-Paradoxa.
Sie erläuterte
nochmals, dass die Dekompensation des NO/ONOOö¯-Zyklusses zu
Multisystemerkrankungen führt. Der hierdurch hervorgerufene Mangel
an ATP erzeugt den Verlust an Energie in den betroffenen Zellen,
welcher die Schwäche und zahlreiche Symptome der Betroffenen
erklären kann. Es kommt zu Schmerzen und zu funktionellen
Beschwerden, die sich noch auf der biomolekularen Ebene bewegen,
aber dann bei einer Chronifizierung zu vielerlei organischen Schäden
führen, die dann auch auf der pathologischen Ebene erkennbar sind.
Der kleinste
gemeinsame Nenner aller drei Erklärungsmodelle sei die Aktivierung
des NF-kB, die zu einer Vermehrung entzündlicher Zytokine und
Interferone führe, zur Induktion der iNO-Synthase und zur Induktion
von CYP1alpha, bzw. CYP27, was dann das aktivierte Vitamin D3
beeinflusst.
In der frühen
Stressantwort findet sich das erste Vitamin-D3-Paradoxon.
Zellstress führt zu einer Erhöhung des intrazellulären Calciums, zu
einer Erhöhung des aktivierten Vitamin D3, zur
NF-kB-Aktivierung, zur Erhöhung des nitrosativ-oxidativen Stresses,
zur Überaktivierung von Nerven-Rezeptoren und somit in der Summe zu
Entzündungsprozessen.
Ein zweites
Vitamin D3 Paradoxon verbirgt sich im Mangel an Calcium
und Vitamin D3, der letztlich wieder zu einer Aktivierung
des NF-kB führt. Zu den Folgen an mangelndem Vorrat an Vitamin D3
gehören ein Mangel an Calcium und Phosphat im gesamten Körper,
verschiedene andere Prozesse wie einer Erhöhung des Parathormons,
der Erhöhung des intrazellulären Calciums mit einer Aktivierung des
NF-kB und des aktivierten Vitamin D3, zu einem erhöhten
Verbrauch von noch nicht aktiviertem Vitamin D3
und schließlich zu einer Vitamin D3-Resistenz.
In der Vitamin D3-Resistenz
verbirgt sich das dritte Vitamin D3-Paradoxon. Im Falle
eines Mangels an noch nicht aktiviertem Vitamin D3 ist
die Genexpression im gesamten Körper ineffektiv, trotz erhöhter
lokaler Synthese von aktiviertem Vitatmin D3 und sogar im
Falle der Behandlung mit Vitamin D3.
Anna Dorothea Höck, Wilfried Bieger, Peter Ohnsorge, Christoph
von Keudell
(Die dann
folgenden Ausführungen von Frau Dr. Höck waren so komplex, dass sie
sich meinem Verständnis vollkommen entziehen und mir eine Wiedergabe
an dieser Stelle nicht möglich ist. Ich überspringe sie deshalb und
gehe hier nur noch auf das Fazit ihres Vortrags ein. Wir hoffen,
ihre äußerst spannenden Ausführungen bald in einer
Fachveröffentlichung lesen zu dürfen.- R.C.)
Am Ende ihres
Vortrags kam sie auf die herausragende Wichtigkeit des Vitamin D3
im Rahmen der Behandlung von Multisystemerkrankungen zurück. Das
Vitamin D3 hemmt den NO/ONOOö¯-Zyklus durch eine Stärkung
der Funktion der Fresszellen (Makrophagen), durch seine
entzündungshemmende Wirkung, durch seinen regulierenden und
Immuntoleranz erzeugenden Einfluss auf dendritische Zellen und
T-Zellen, durch die Förderung des programmierten Zelltods (der
Apoptose) von Entzündungszellen und seiner Wirkung gegen oxydativen
und reduktiven Stress.
Zusammenfassend
stellte sie fest: Chronischer Mangel an Vitamin D3 führt
zu einem Mangel an Calcium und einer anhaltenden NF-kB-Aktivierung.
Eine Behandlung mit Vitamin D3 und Calcium wirkt der
NF-kB-Aktivierung auf mehreren Ebenen entgegen. Die durch den
ursprünglichen Mangel an Vitamin D3 entstandene Vitamin-D3
Resistenz führe u.U. zu Behandlungsfehlschlägen und sei ein ernstes
medizinisches Problem.
Sie erwähnte dann,
dass sie schon vor langer Zeit ihre Erkenntnisse und ihre
Behandlungserfolge durch die Gabe von Calcium und Vitamin D3
entsprechenden Pharmakonzernen mitgeteilt und diese aufgefordert
habe, die Phänomene weiter zu erforschen. Jedoch erhielt sie nur
abschlägige Antworten - mit der Begründung, das Vitamin D3
sei viel zu billig, als dass sich entsprechende
Forschungsinvestitionen lohnen würden (!).
Dennoch fordert
sie, dass in geeigneten Studien die Rolle des Vitamin D und des
Calciums bei Multisystemerkrankungen weiter erforscht werden solle.
Die zur Klärung anstehenden Fragen seien:
-
Ist das in
Frühfällen ohne bereits bestehende Resistenz des Vitamin
D-Rezeptors vielleicht die einzige und gleichzeitig preiswerte
Therapie?
-
Ist das in
Spätfällen mit bereits vorhandener Resistenz des Vitamin
D-Rezeptors vielleicht eine sinnvolle und nötige Therapie
zusätzlich zur Therapie zur Herabregulierung des NO/ONOOö¯-Zyklusses?
-
Ist es eine
preiswerte Therapie zur Verhinderung von Rückfällen?
-
Ist es eine
preiswerte Therapie gegen das erstmalige Auftreten von
Multisystemerkrankungen, also zur Verhinderung derselben?
-
Sind Vitamin
D-Analoge effektiver, insbesondere bei vorhandener Resistenz des
Vitamin D-Rezeptors?
-
Kann die
übliche Therapie zur Herabregulierung des NO/ONOOö¯-Zyklusses
schneller reduziert werden?
-
Welche Dosen
sind je nach Fall und Stadium sinnvoll?
Dr. Höck gab dann
noch einige Hinweise auf die konkrete Behandlung und die von ihr
eingesetzte Dosierung. Als wichtigstes Prinzip gab sie an, dass
unterhalb einer "Schwellendosis" kein therapeutischer Effekt zu
erwarten sei. Sie empfiehlt eine 2-4malige Gabe täglich von
500-600mg Calcium zu den Malzeiten, Cholecalciferol mit mindestens
800IE (20 mcg)/d bis zu 10.000 IE (250 mcg)/d. Die optimale Vitamin
D3-Dosis sei erreicht, wenn der Blutspiegel des noch
nicht aktivierten Vitamin D3 (nicht des aktivierten!!)
deutlich höher als 30ng/ml (ca. 75 nmo/L) sei. Ein Blutspiegel des
noch nicht aktivierten Vitamin D3 unter 30 ng/ml
verhindere die ausreichende Aufnahme von Calcium. Blutspiegel von
nicht aktiviertem Vitamin D3 von bis zu 150 ng/ml (375
nmol/L) seien nicht toxisch, es gäbe keine Nebenwirkungen bei
Überdosierung. Vitamin D2 sei biologisch dreimal geringer wirksam
als Vitamin D3, weshalb dessen Dosis entsprechend
angepasst werden sollte.
Die Behandlung von
Multisystemerkrankungen mit Vitamin D3 sei essentiell.
Und sie sei über die mangelnde Unterstützung ihrer ärztlichen
Kollegen mehr als befremdet. Nicht ohne Sarkasmus bemerkte sie, dass
deren Widerstand gegen ihre Behandlungsansätze jedoch geringer
geworden sei, seit sie ihre Praxis aufgegeben hätte.
An dieser
Stelle sei noch auf diverse Veröffentlichungen von Frau Dr. Höck
hingewiesen:
-
Chronische
Erschöpfung und naturwissenschaftliche Erklärungsmodelle. In:
CFS-Forum Nr. 23/24 - 2009, herausgegeben vom Fatigatio e.V.
-
Fatigue and
25-Hydroxyvitamin D Levels. In: Journal of Chronic Fatigue
Syndrome, Vol 3(3) 1997
-
Divalent Cations, Hormones, Psyche and Soma: Four Case Reports,
In: Journal of Chronic Fatigue Syndrome, Vol 6 (3/4) 2000
-
Siehe auch
die
Zusammenfassung eines Vortrags, den sie am 19.10.02
anlässlich der Jahreshauptversammlung der MCS-CFS-Initiative
Düsseldorf gehalten hat.
Sie verwies uns
noch auf zwei deutschsprachige Veröffentlichungen zum Thema:
-
Dr. rer.
nat. Wolfgang Bayer:
Endemischer Vitamin D-Mangel in Mitteleuropa? Ernährung
& Medizin 2004; 19: 55 DOI: 10.1055/s-2004-829490
-
Dr. rer.
nat. Wolfgang Bayer: Vitamin-D-Mangel als Risikofaktor für
Autoimmunerkrankungen, Diabetes mellitus und
Herz-Kreislauf-Erkrankungen Ernährung & Medizin 2004; 19
Ein
englischsprachiges Informationsblatt der britischen
Patientenorganisation ME Association finden Sie
hier.
|
„Neurofunktionelles
Konzept des Chronischen Erschöpfungssyndroms“
PH Dr. med.
Wilfried Bieger betreibt eine Praxis für Neurostress in München und ist auf
Immunologie und Labormedizin spezialisiert.
Ausführlichere Informationen
zu seiner Arbeit finden Sie unter
http://dr-bieger.de
Das Handout zu
seinem Vortrag können Sie hier als pdf-Datei herunterladen. |
|
Dr. Bieger begann
seinen Vortrag mit der Feststellung, dass viele Störungen und
Erkrankungen mit neuroendokrinen und immunologischen Dysfunktionen
einhergehen. Neben dem Chronic Fatigue Syndrome, der Fibromyalgie
und der Multiplen Chemikaliensensitivität erwähnte er auch das
Reizdarmsyndrom, das Restless-Legs-Syndrom, Parkinson, Migräne,
Schlaflosigkeit, Adipositas, Depressionen und Posttraumatische
Belastungsstörungen. Beim Chronic Fatigue Syndrom unterscheidet er
prinzipiell das postinfektiöse und das idiopathische CFS (also das
unklarer Genese). Beim postinfektiösen CFS liegen Inflammation und
zelluläre Immundefekte vor, es kommt zu Fatigue, subfebrilen
Temperaturen, einem Defekt der Natürlichen Killerzellen und der
T-Zellen, rezidivierenden Herpes-Infektionen und Schädigungen durch
oxidativen Stress. Beim idiopathischen CFS liegen Störungen der
Neuroregulation und Inflammation vor, es kommt zu Fatigue,
Fibromyalgie, Depression, kognitiven Störungen, Schlaflosigkeit und
Reizdarmsyndrom.
Bei CFS, FMS und
MCS komme es zu einer gesteigerten Ausschüttung proentzündlicher
Zytokine, was erhebliche Auswirkungen auf zahlreiche
Regulationsprozesse neurologischer, endokriner und immunologischer
Art hat (Neurotransmitter wie Serotonin, Adrenalin und Dopamin,
Energiestoffwechsel etc.)- und für die typische Symptomatik
verantwortlich ist.
Die Vorgänge sind
äußerst komplex und für den medizinischen Laien kaum
nachvollziehbar.
Freundlicherweise
hat Dr. Bieger ein Handout zur Verfügung gestellt, das Sie Sie
hier als pdf-Datei herunterladen
können.
Dr. Bieger im Gespräch mit Dr. Höck |
|
„Persönliche primäre Prävention“
Dr. med. Peter
Ohnsorge ist HNO-Arzt, Allergologe und Umweltmediziner. Er arbeitet in einer
Gemeinschaftspraxis in Würzburg und ist vor allem im Bereich
Umweltmedizin tätig. Unter anderem ist er
Gründungsmitglied und
Geschäftsführender Vorstand der European Academy for Environmental
Medicine e.V. |
In seinem Vortrag ging es
im Sinne der Umweltmedizin nicht nur um die Möglichkeiten, bereits
entstandene Erkrankungen zu behandeln, sondern diesen auch
vorzubeugen – also primäre Prävention zu betreiben. Primäre
Prävention setzt vor einer Schädigung ein, die sekundäre Prävention
erfasst Krankheiten frühzeitig und die tertiäre Prävention achtet
auf Rückfallvermeidung, wenn „das Kind schon in den Brunnen gefallen
ist“.
Bei der Prävention muss man nach
möglichen Ursachen, schädigenden Einflüssen und Risikofaktoren
suchen und diese vermeiden. Das ist etwas, das der Patient (oder
noch nicht Patient) machen muss. Dazu gehören fünf Bereiche, die
allesamt beachtet werden müssen, wenn die Prävention wirkungsvoll
sein soll:
-
Arbeitsplatz
(Wechselschichten, körperliche Belastung, Gefahrstoffe etc.) und
Wohnbereich (Möbel, Kleidung, Baustoffe etc.), Biozide,
elektromagnetische Felder, Wohnumfeld)
-
Physische Optimierung (Laktatschwellenwert
individuell auf dem Fahrradergometer bestimmen – die optimale
Belastung ist dann bei 75%-85% des ermittelten
Laktatschwellenwerts, Tetrahydrobyopterin hochregulieren,
antioxidative, antiinflammatorische Therapie etc.)
-
Ernährung (frische Kost,
basische Kost, gesundes Wasser, Therapievorschlag von Martin
Pall mit Mikronährstoffen, Nahrungsmittelintoleranzen und
Allergien ermitteln, Zöliakie und Enzymmängel ausschließen etc.)
-
Fokus Fremdmaterialien
(versteckte Zahnherde, gleichzeitig Quecksilber und andere
Metalle im Mund, Metalle bei Bruchversorgung und Gelenkersatz,
Titandioxid etc. – chronische Immunaktivierung ist ein wichtiger
Triggerfaktor für Entzündungsreaktionen)
-
Psychosoziale Optimierung – es
gibt keine schwere Erkrankung ohne psychische Folgen
(Problemlösung bei zwischenmenschlichen Beziehungen,
Schlafoptimierung, Optimierung des Biorhythmus und
Stressmanagement)
Dr. Ohnsorge (l.) mit Dr.
Keudell während der Podiumsdiskussion
|
|
„Entwicklung neuer
Diagnostik- und Therapiemodule am Beispiel der Behandlung des Chronic Fatigue
Syndrome (CFS)“
Dr. med. Christoph von Keudell
ist Facharzt für Innere Medizin und Naturheilverfahren. Er hat
eine Privatpraxis in München, in der er u.a. Menschen mit Chronic
Fatigue Syndrom, Fibromyalgie und chronischen Infektionen behandelt.
(siehe auch www.keudell.com) |
In den 80er- und 90er Jahren sei
das CFS hier in Deutschland noch kaum bekannt gewesen. Da das CFS in
sehr unterschiedlicher Form und Symptomausprägung auftritt, müssen
Diagnose- und Behandlungsansätze ebenso unterschiedlich sein. Für
sehr schwer erkrankte Menschen, die keine Praxis aufsuchen können,
wäre ein regionales Netzwerk nötig. Insgesamt müssten verschiedene
Fachdisziplinen in Diagnose und Behandlung eingebunden werden. Er
arbeitet in seiner Praxis mit verschiedenen Konsiliarärzten
zusammen, um Labor, bildgebende Verfahren und auch eine
psychiatrische Untersuchung einzubeziehen. In der Therapie käme u.U.
eine Hyperthermiebehandlung ( aber nur in einer Klinik) infrage,
eine sportmedizinische Behandlung, wobei der Patient selbst das
Ausmaß bestimmt und den Maßstab setzt, verschiedene Massagetechniken
und physikalische Maßnahmen sowie eine psychosomatische
Grundversorgung, d.h. verhaltenstherapeutische Maßnahmen im Sinne
der Krankheitsbewältigung. Dazu kommt gegebenenfalls ein
komplementärmedizinischer Block mit Arzneipflanzen, Bitterstoffen,
evtl. „heißen“
Pflanzen, Misteltherapie oder Ginseng sowie eine
Substitutionstherapie mit Mineralstoffen, Spurenelementen und
Vitaminen oder auch eine Enzymtherapie. Ebenfalls infrage kommen
roborierende Maßnahmen, Manualtherapie, Akupunktur, Neuraltherapie,
die Ausschaltung von Irritationsherden. Ernährungsberatung im
Hinblick auf eine normale Ernährung mit tierischem Eiweiß kann
hinzukommen. Insgesamt sei eine multimodale Therapie des CFS derzeit
am sinnvollsten.
Einen Artikel von Dr. Keudell aus
dem Jahr 1996 finden Sie unter
www.fatigatio.de/index.php?id=117
Dr. Keudell (l.) mit H.M. Sobetzko |
Jahresmitgliederversammlung des Fatigatio e.V.
Im Anschluss an die CFS/ME-Fachtagung fand
die jährliche Mitgliederversammlung des
Fatigatio e.V. statt. Hier ein paar Bilder:
Helmut Uhlisch, einer der Gründer des Fatigatio im
Jahre 1993 und bis 2000 Vorsitzender eröffnete und leitete die
Mitgliederversammlung.
|
Marlies
Zurhorst verlas den Rechenschaftsbericht, aus dem die
zunehmenden Aktivitäten und Veröffentlichungen des Vereins
hervorgingen. |
Der Vorstand des Fatigatio, v.l.n.r.: Edwin Urban,
Wolfgang Lauterbach, Marlies Zurhorst, Edelgard Klasing.
Abendliches Beisammensein, v.l.n.r.: Marlies Zurhorst,
Helmut Uhlisch, Edwin Urban, Edelgard Klasing, Elke Uhlisch, Wolfgang und Ines
Lauterbach, Anna Dorothea Höck, Michael Sobetzko, Regina Clos, Petra Vorherr
Festung Marienburg in Würzburg im Abendlicht
|