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Artikel des
Monats Juni 2010 Teil 1
5.
Internationale Invest in ME Konferenz
am 24. Mai
2010 in London
Ein neues
Zeitalter in der ME/CFS-Forschung
Bilder,
Berichte und Zusammenfassungen der Vorträge
Delegierte
aus 17 Ländern waren im vollbesetzten Versammlungssaal am Birdcage Walk 1 in
Westminster versammelt, die mit großem Interesse die unterschiedlichen Vorträge
der ME/CFS-Forscher und Kliniker aus Großbritannien und den USA anhörten.
Die
Konferenz wurde aufgezeichnet - ein
Set mit vier DVDs können Sie
hier bestellen. Außer der Konferenz wurde ein 90-minütiges Gespräch zwischen
den Referenten aufgezeichnet, in dem wesentliche Aspekte der derzeitigen
Forschung und Behandlung diskutiert wurden.
Eine
Konferenzbroschüre mit dem Tagungsprogramm, Ausführungen zu den
Referenten und Zusammenfassungen ihrer Beiträge sowie einer Reihe
weiterer interessanter Artikel finden Sie
hier. Auszüge daraus in deutscher Übersetzung finden Sie unten
auf dieser Seite.
Einen Bericht von Sarah Myhill zur Konferenz
finden Sie
hier.
Einen Bericht von Charles Shepherd finden Sie
hier.
Weitere Informationen sowie eine größere
Bildergalerie finden Sie auf
www.investinme.org bzw.
hier. Später wird dort auch noch ein Bericht über die Konferenz
erscheinen.
Unter der Bildergalerie finden Sie die
Zusammenfassungen der Vorträge aus der
Konferenzbroschüre. |
Tagungsort Birdcage 1 Westminster,
London
|
Bildergalerie
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5. Internationale Invest in ME Konferenz 2010 in London Gespräche am Rande der Konferenz Dr. John Kerr im Gespräch mit Daniel Peterson Der Austausch "am Rande" ist ebenso wichtig wie die Vorträge.. Marlies Zurhorst im Gespräch mit Barbara Baumgarten (Oslo) Paul Cheney (USA) und Pia Simpson (Organisatorin von Invest in ME, GB) Prof. Saugstad (Norwegen) mit einem norwegischen Journalisten Ellen Piro (Norwegen) im Gespräch mit Prof. Leonard Jason (USA) Daniel Peterson mit den Vertretern der irischen Patientenorganisation Judy Mikovits mit einem Vertreter der spanischen Patientenorganisation Richard und Pia Simpson, die Organisatoren von Invest in ME, im Gespräch mit Nora Chapman Dr. Sarah Myhill (links, weißes Hemd) im Gespräch mit Dr. Paul Cheney Dr. Charles Shepherd (ME Association) und Marlies Zurhorst (Fatigatio) Dr. Sarah Myhill in der Podiumsdiskussion, rechts neben ihr Dr. Charles Shepherd Altehrwürdige Hallen - voll besetzt Gespräche am Podium, vorne links Dr. Judy Mikovits Lebhafte Gespräche am Ende der Konferenz Ein Gespräch zwischen den Referenten wird auf Video aufgezeichnet v.l.n.r. Paul Cheney, Judy Mikovits, Annette Whittemore v.l.n.r.: Malcom Hooper, Nancy Klimas, Leonard Jason, John Chia Annette Whittemore und Judy Mikovits Nancy Klimas und Leonard Jason ... und draußen schien die Sonne auf Westminster und London Eye Treffen der Mitglieder der European ME Alliance Treffen der European ME Alliance
Referenten v.l.n.r.: Prof. Malcom Hooper, Dr. Judy Mikovits, Dr. Jonathan Kerr, Prof. Brigitte Huber, Prof. Nancy Klimas, Dr. Paul Cheney, Prof. Nora Chapman, Dr. John Chia, Prof. Leonard Jason Auch diese Konferenz wurde auf Video aufgezeichnet. Die entsprechenden DVDs können auf www.investinme.org bestellt werden. Marlies Zurhorst vom Fatigatio (2.v.r.) im Gespräch mit Judy Mikovits (2.v.l.). Ganz links Prof. Malcom Hooper, Mitte hinten und vorne rechts Mitglieder der European ME Alliance aus Irland, Belgien und Schweden. v.l.n.r: Ellen Piro und Anna-Louise Midsem (beide von der norwegischen Patientenorganisation), Annette Whittemore und Judy Mikovits (vom Whittemore Peterson Institute), Marlies Zurhorst (Fatigatio), Eva Stormorken (norwegische Patientenorganisation)
Dr. Barbara Baumgarten von der Universitätsklinik in Oslo (in roter Jacke) Dr. Sarah Myhill (2.v.l.), Criona Wilson (vorne rechts) Mutter der an ME verstorbenen Sophia Mirza v.l.n.r.: Prof. Nancy Klimas, Dr. Paul Cheney, Prof. Nora Chapman, Dr. John Chia, Prof. Leonard Jason
... mit Vertretern von Patientenorganisationen aus Belgien, Spanien, Großbritannien, Norwegen, Schweden, Irland und Deutschland
5. Internationale Invest in ME Konferenz 2010 in London
Referenten v.l.n.r.: Prof. Malcom Hooper, Dr. Judy Mikovits, Dr. Jonathan Kerr, Prof. Brigitte Huber, Prof. Nancy Klimas, Dr. Paul Cheney, Prof. Nora Chapman, Dr. John Chia, Prof. Leonard Jason
|
Referenten und
Überblick über ihre Vorträge bei der
5. Internationalen
Invest in ME Konferenz in London 2010
Die folgenden Texte entstammen der
Konferenzbroschüre von Invest in ME (Übersetzung und
Reproduktion mit freundlicher Genehmigung): |
|
Prof. Leonard Jason
Prof. of Clinical and Community
Psychology,
Director, Center for Community
Research, DePaul University, Chicago
Titel seines Vortrags:
How Case
Definitions Can Stigmatize: Implications for Epidemiology,
Etiology, and Pathophysiology
|
Professor Leonard Jason, Ph.D., gehört zu
den produktivsten ME/CFS-Forschern. Mehr als ein Jahrzehnt haben
Professor Jason und sein Team am Center for Community Research
an der DePaul University daran gearbeitet, den Umfang und das
Ausmaß der Auswirkungen von ME/CFS weltweit zu definieren.
Professor Jason war Vizepräsident der
International Association for Chronic Fatigue Syndrome (jetzt
IACFS/ME) und ist seit 1991 treibende Kraft in der
ME/CFS-Forschung. Er ist einmalig positioniert, um die
Zusammenarbeit zwischen CFS-Forschern, Patienten und
Entscheidungsträgern in der Regierung zu unterstützen.
Seine Studien haben gezeigt, dass die
direkten und indirekten Kosten des ME/CFS sich in den USA allein
auf 20 Milliarden Dollar jährlich belaufen und dass mehr als
eine Million Menschen in den USA an ME/CFS leiden – im
Unterschied zu der anfänglichen Angabe der Centers for Disease
Control and Prevention (CDC) von nur 20.000 Betroffenen.
Wie Falldefinitionen stigmatisieren
können: Auswirkungen auf Epidemiologie, Ätiologie und
Pathophysiologie
Professor Leonard Jason – Zusammenfassung
Das Unternehmen Wissenschaft hängt von
verlässlichen und gültigen Methoden zur Klassifizierung von
Patienten in diagnostische Kategorien ab, und diese
entscheidende Forschungsarbeit ermöglicht es den
Wissenschaftlern, die Ätiologie, die Pathophysiologie und
Behandlungsansätze für CFS und andere Erkrankungen besser zu
verstehen.
Wenn diagnostische Kategorien nicht
verlässlich und genau sind, dann kann die Qualität von
Behandlung und klinischer Forschung erheblich beeinträchtigt
werden. Eine falsche Diagnose kann zu einer ungeeigneten
Behandlung führen, und in Fällen schwerer Erkrankung kann eine
inkorrekte Diagnose schwerwiegende Konsequenzen haben. Mit
anderen Worten, die Validität (d.h. also ihre Nützlichkeit)
einer diagnostischen Kategorie ist von Natur aus begrenzt durch
ihre Verlässlichkeit.
Deshalb ist in dem Ausmaß, wie eine
diagnostische Kategorie unzuverlässig ist, auch die Validität
(Gültigkeit, d.h. Nützlichkeit) für jegliche darauf beruhende
klinische Forschung beschränkt. Das mangelnde Verständnis der
Pathophysiologie des ME/CFS könnte die Folge von
Falldefinitionen sein, denen es an Verlässlichkeit und
Gültigkeit mangelt, und eine Verbesserung der Falldefinition
könnte Komplikationen bei der Identifikation von biologischen
Markern bei dieser Erkrankung verhindern.
In dieser Präsentation werden Fragen
hinsichtlich der Verlässlichkeit der klinischen Diagnose
dargestellt. Diese Fragen sind komplex und haben bedeutende
Auswirkungen auf Forschung und Praxis. |
|
Professor Nora Chapman
Ph.D.
Associate Professor
Department of Pathology and
Microbiology
University of Nebraska Medical
Center
Titel ihres Vortrags:
Persistent Enteroviral
Infections
|
Professor Nora Chapman arbeitet als
Wissenschaftlerin und Forscherin am Enteroviren-Forschungslabor
der Universität von Nebraska und ist Dozentin an der
medizinischen Fakultät der Universität Nebraska.
Sie erforscht persistierende Infektionen
mit dem Coxsackie-Virus bei Mäusen mit chronischer Myokarditis
und dilatierter Kardiomyopathie. Sie und ihre Kollegen haben
gezeigt, dass eine Selektion von defekten Enteroviren im Herzen
und in anderen Geweben trotz aktiver antiviraler Immunantwort zu
persistierenden Infektionen führt.
Prof. Chapman erforscht derzeit die Art und
Weise der Selektion dieser Viren und die Auswirkungen der
Replikation dieser Viren auf die Zellfunktion infizierter
Zellen. Chapman und ihre Kollegen stellen weitere Untersuchungen
zu Dr. John Chias Arbeit über Enteroviren in Darmbiopsien an.
Persistierende
Enterovirus-Infektionen
Professor Nora Chapman
– Zusammenfassung
Bei Patienten mit Myalgischer
Enzephalomyelitis / Chronic Fatigue Syndrom (ME/CFS) hat man
Enterovirus-Infektionen gefunden. Enteroviren werden bei den
meisten Menschen durch die Reaktion des Immunsystems leicht
beseitigt. Jedoch konnten Forschungen zu entzündlichen
Herzerkrankungen zeigen, dass das Vorliegen von enteroviraler
RNA im menschlichen Herzen nach einer Enteroviren-Infektion
durch zytopathische Assays nicht entdeckt werden kann (mit
Testverfahren, die den zellschädigenden Effekt messen, d.Ü.).
Wir konnten zeigen, dass diese Form der
persistierenden Infektion bei einer bestimmten Gruppe von
Enteroviren, den Coxsackie-B-Viren (CBVs) die Folge der
andauernden, aber geringfügigen (low-level) Infektion durch
defekte CBVs ist. Diese defekten Viren haben einen Defekt, der
die Menge an Enterovirus-RNA vermindert, aber die Expression der
viralen Proteine nicht ausschließt.
Diese Form persistierender Infektion tritt
normalerweise in Gewegen auf, die keine hohe Zellteilungsrate
haben. Die defekten Enteroviren werden durch die Abwesenheit
eines nukleären Proteins im Zytoplasma von sich nicht teilenden
Zellen selektiert.
Diese Form der persistierenden Infektion
führt zu einer Reihe von Schlussfolgerungen:
-
Persistierende defekte Enteroviren
können nur durch Assays (Testverfahren) für virale Proteine
oder RNA entdeckt werden, aber nicht durch zytophatische
Assays (also solche, die die zellschädigende Wirkung des
Virus messen).
-
Wenn Enteroviren persistieren, dann
wird die Menge an viraler RNA pro Zelle gering sein, was
eine hohe Sensitivität der Testverfahren erfordert und
-
die Auswirkungen einer
Enteroviren-Infektion können für eine Reihe von Monaten
anhalten.
Da Enteroviren eine Reihe von Geweben
infizieren, können muskuläre oder neurologische Auswirkungen
dieser Infektion mit einigen der Symptome bei ME/CFS in
Zusammenhang gebracht werden, aber eine Bestätigung dieser Form
persistierender Infektion erfordert empfindliche Testverfahren
(Assays). |
|
Dr. John Chia MD
Titel seines Vortrags:
Enteroviruses in ME/CFS, Diagnosis
and Treatment |
Dr. John Chia ist Facharzt für
Infektionserkrankungen und praktiziert in Torrance, Kalifornien.
Er hat kürzlich seine Forschungen zur Rolle von Enteroviren in
der Ätiologie des ME/CFS publiziert (Chronic fatigue Syndrome
associated with chronic enterovirus infection of the stomach).
Eine Reihe weiterer Studien haben dies als eine der Ursachen des
ME/CFS beschrieben. Es gibt mehr als 70 verschiedene Arten von
Enteroviren, die das zentrale Nervensystem, das Herz und die
Muskeln befallen können, was mit den Symptomen des ME/CFS im
Einklang steht.
Bei der Untersuchung von Gewebe aus dem
Magen von 165 CFS-Patienten hat Dr. Chias Team bei 82% dieser
Patienten hohe Werte von Enteroviren in ihrem Verdauungstrakt
gefunden. Dr. Chias Forschungsarbeiten könnten zur Entwicklung
von antiviralen Medikamenten zur Behandlung der lähmenden
Symptome des ME/CFS führen.
Enterovirus-Infektion bei
Myalgischer Enzephalomyelitis / Chronic Fatigue Syndrom:
Diagnose und Behandlung.
John Chia, Andrew Chia. EV Med Research
ME/CFS ist eine schwer fassbare Krankheit
ohne klare Ätiologie und Behandlung. Es gibt immer mehr Belege,
die darauf schließen lassen, dass Enteroviren im Gewebe von
ME/CFS-Patienten persistieren können und für die vielfältigen
Symptome verantwortlich sein könnten. Enteroviren sind häufige
Ursache von Atemwegs-, Magen-Darm- und unspezifischen,
grippeähnlichen Erkrankungen.
In den vergangenen Jahrzehnten gab es gut
dokumentierte, große Epidemien von Enterovirus-Infektionen,
unter anderen mit
Meningoenzephalitis,
Myokarditis,
Pleurodynie,
Myositis und
Hand-Fuß-Mund-Krankheiten. In manchen Fällen können akute
Enterovirus-Infektionen eine CD8+T-Zell-Lymphozytopenie
verursachen, die zu einer Reaktivierung von endogenen
Herpesviren prädisponiert.
Die anfängliche Isolierung von Enteroviren
von Patienten mit akuten Infektionen, gefolgt vom Nachweis
persistierender viraler Infektion in Geweben Jahre nachdem die
Patienten chronische Symptome entwickelt hatten, unterstützt die
These von der pathogenen Rolle von Enteroviren bei ME/CFS. Um
den Verdacht einer klinischen Diagnose einer chronischen
Enterovirus-Infektion zu erheben, bedarf es eines hohen Maßes an
Aufmerksamkeit sowie Vertrautheit mit den veränderlichen
Manifestationen akuter Infektionen und eines Verständnisses von
chronischer viraler Persistenz.
Es gibt noch keinen spezifischen
diagnostischen Test für ME/CFS. Deutlich erhöhte Titer für
neutralisierende Antikörper über einen längeren Zeitraum hinweg
lassen auf eine persistierende Immunantwort auf eine spezifische
Enteroviren-Infektion in den Geweben schließen. Tests auf
neutralisierende Antikörper gegen Enteroviren, die nicht zur
Poliogruppe gehören, stehen nicht allgemein zur Verfügung. Im
Unterschied zu anderen Arten virämischer Infektion sind die
Enterovirus-RNA-Werte im Vollblut von ME/CFS-Patienten extrem
niedrig, was wahrscheinlich die Diskrepanz der Ergebnisse, die
in den letzten 20 Jahren von verschiedenen Forschungslaboren
berichtet wurden, erklärt. Die Immunperoxidase-Färbung auf
Virusprotein an Magenbiopsien ist empfindlicher als die Tests
auf neutralisierende Antikörper oder Enterovirus-RNA-Tests und
zeigt darüber hinaus die Antigene in Geweben, in denen sich je
nach Übertragungsweg die Viren wahrscheinlich replizieren und in
denen sie persistieren.
Da Enteroviren seit der Ausmerzung der
Poliomyelitis durch die wirksame Durchimpfung der Bevölkerung
weitgehend in Vergessenheit geraten sind, gibt es keine
spezifische antivirale Therapie für akute oder chronische
Infektionen. Pleconaril, eine Substanz, die das Viruskapsid
angreift, zeigte bei einem Viertel der ME/CFS-Patienten mit
chronischer Enteroviren-Infektion eine begrenzte Wirksamkeit.
Einmal pro Monat oder im Abstand mehrerer Monate intravenös
verabreichte Immunglobuline können die inflammatorischen
Symptome bei weniger als einem Drittel der erwachsenen
ME/CFS-Patienten abschwächen, sind aber bei Kindern
möglicherweise wirksamer. Die Kombination von Alpha- und
Gamma-Interferon kann zu einer kurzfristigen Rückbildung der
Symptome bei etwa 45% der ME/CFS-Patienten mit schweren Myalgien
führen, aber es ist eine sehr teure und oft schlecht tolerierte
Therapie.
Oxymatrine oder Equilibrant hatten bei 52%
von 500 ME/CFS-Patienten eine positive Wirkung, aber bei den
meisten Patienten muss man mit einer vorübergehenden Verstärkung
der vorhandenen Symptome rechnen.
Eine Untersuchung der Genexpression von
Zytokinen während der Therapie zeigte bei allen sieben von
sieben untersuchten Patienten, die auf die Medikamente
ansprachen, einen Anstieg des IL12/IL10-Verhältnisses, jedoch
bei keinem von zehn untersuchten Patienten, die nicht darauf
ansprachen. Bei einigen untersuchten Magenbiopsien von
Patienten, die auf Oxymatrine oder Equilibrant ansprachen,
konnte eine Verminderung von einfärbbaren Enterovirusproteinen
gezeigt werden.
Belege für das Vorliegen einer
Enterovirus-Infektion bei ME/CFS, die bereits vor mehr als 10
Jahren erhoben wurden, konnten in den neueren Studien bestätigt
und ausgeweitet werden. Die Entwicklung von antiviraler Therapie
gegen Enteroviren ist von größter Wichtigkeit, und die Bedeutung
von Enteroviren bei ME/CFS kann mit einer randomisierten,
placebokontrollierten Studie mit antiviralen Mitteln
festgestellt werden. |
|
Dr. Paul Cheney MD, PhD
Titel seines Vortrags:
Diastolic Dysfunction in
ME/CFS: A Cardiac Manifestation of Cellular
Energy Defects in ME/CFS
|
Dr. Paul Cheney, MD, PhD, ist
medizinischer Direktor der Cheney Clinic in Asheville, North
Carolina. Seit mehr als 25 Jahren ist Dr. Cheney einer der
Pioniere in der klinischen Forschung zum ME/CFS. Er ist eine
international anerkannte Autorität auf dem Gebiet des ME/CFS. Er
hat zahlreiche Artikel veröffentlicht und rund um den Globus
Vorträge über ME/CFS gehalten. Dr. Cheneys Interesse gilt
zahlreichen Merkmalen des ME/CFS, und er ist Autor und Co-Autor
vieler Publikationen und wissenschaftlichen Präsentationen auf
einer Reihe von Gebieten, die für ME/CFS eine Bedeutung haben.
In der Zeit, als er in den Jahren 1984-1987 zusammen mit Dr.
Daniel Peterson in einer Praxis am Lake Tahoe arbeitete, half
er, die Forschungsbemühungen mit den National Institutes of
Health (NIH), den CDC und der Harvard University School of
Medicine zu leiten, die den lokalen Ausbruch der Krankheit
untersuchten, die später als ME/CFS bekannt wurde. Er war
Gründungsdirektor der American Association of CFS (die jetzt
unter dem Namen International Association for CFS/ME bekannt
ist). Dr. Cheney hat seinen Doktor der Physik an der Duke
University in Durham, North Carolina, und seinen Doktor der
Medizin an der Emory University School of Medicine in Atlanta,
Georgia, abgeschlossen, wo er auch seine internationale
Facharztausbildung zum Internisten absolviert hat.
Seit 1990 leitet Dr. Cheney die Cheney
Clinic, die zur Zeit in Asheville, North Carolina lokalisiert
ist. Die Cheney Clinic ist spezialisiert auf die Untersuchung
von CFS-Patienten und die Diagnose, die Unterstützung in
Rentenfragen sowie der Behandlung des Chronic Fatigue Syndroms.
Keine andere Klinik hat je so viele CFS-Patienten (gegenwärtig
über 5000) aus so vielen Staaten der USA (48) und dem Ausland
(22) behandelt.
Sauerstofftoxizität als
Kontrollpunkt in der Behandlung des Chronic Fatigue Syndroms.
Von Paul R. Cheney, MD, PhD
Hintergrund
Die Frage des Sauerstoffnutzung und
insbesondere der fehlenden Sauerstoffnutzung bei CFS war
Gegenstand vieler Untersuchungen. Die mangelnde
Sauerstoffregulierung bei körperlicher Belastung bei CFS ist
eine sehr vielversprechende Möglichkeit der Erklärung der
Erschöpfung. Es ist jedoch nicht geklärt, ob sie Ursache oder
Folge ist. Wir haben unsere Untersuchungen über den Sauerstoff
als solchen begonnen, als wir bei der Echokardiographie
feststellten, dass CFS-Patienten ein wesentlich häufigeres
Auftreten von
diastolischer Herzinsuffizienz aufwiesen als die
Kontrollgruppen. Bei der diastolischen Herzinsuffizienz gibt es
eine stark energieabhängige Komponente, und sie hängt deshalb
möglicherweise mit der beobachteten mangelnden Sauerstoffnutzung
und CFS zusammen.
Methoden
Im Zeitraum von zehn Monaten wurden 67
aufeinanderfolgende Patienten und 24 weitere Patienten, die sich
entweder zum ersten Mal vorstellten oder zu einer
Folgeuntersuchung auf CFS kamen, mit Hilfe von
Echokardiographie (Ultraschall) des Herzens in Verbindung
mit einer Reihe von Befragungen während des Ultraschalls
untersucht. Nach der routinemäßigen, jedoch ausgedehnten
Echokardiographie wurde jeder Patient auf seine IVRT jeweils
fünf Minuten vor, während und nach der Gabe von Sauerstoff
untersucht. (IVRT = isovolämische Relaxationszeit, beschreibt
das Intervall zwischen. Aortenklappenschluss und dem Öffnen der
Mitralklappe, d.Ü.) Anfänglich wurden 4 Liter pro Minute mit
Hilfe einer nasalen Kanüle verabreicht, dann mit zunehmend
höherer Dosis bis zu 40% Sauerstoffanteil (FiO2) in der
Inspirationsluft mit einer Maske mit einer Durchflussrate von 10
Litern pro Minute, wenn die Gabe von 4 Litern pro Minute mit der
Nasenkanüle sich als nicht toxisch erwiesen hatte. Die IVRT,
also die isovolämische Relaxationszeit ist eine zur
Echokardiographie gehörende Zeitintervallmessung in
Millisekunden (msec), die in umgekehrtem Verhältnis zur freien
zellulären Energie in den Herzmuskelzellen steht. Alle Patienten
wurden eingeteilt in entweder neue Patienten oder
Follow-up-Patienten, die verschiedenen Behandlungsprotokollen
unterzogen worden waren. Die verschiedenen Behandlungsprotokolle
sind neu und kompliziert und können deshalb hier nicht im
Einzelnen ausgeführt werden, aber sie dienen dazu, das Potential
des hier vorgeschlagenen Modells der Sauerstofftoxizität
aufzuzeigen, um die verschiedenen Behandlungsformen zu
unterscheiden.
Ergebnisse
Die insgesamt 91 Patienten wurden
eingeteilt in a) neue Patienten, b) Patienten, die in dieser
Klinik mit Standardtherapien behandelt wurden, c) Patienten, die
in dieser Klinik mit Standardtherapien und einer neuen
Behandlungsmethode mit einem transdermalen Gel behandelt wurden,
das einen koloniestimulierenden Faktor mit niedrigem
Molekulargewicht enthält und d) Patienten, die in dieser Klinik
mit Standardtherapie und einem erweiterten Set solcher Gele
behandelt wurden.
Von den 67 aufeinanderfolgenden Patienten
minus der sechs Patienten, die nicht den Kriterien für CFS
entsprachen und/oder als atypisch betrachtet wurden, waren 26
neue Patienten. Für 25 oder 96,1% von diesen war die Gabe von
Sauerstoff toxisch, gemessen am Anstieg der IVRT infolge der
Sauerstoffexposition. Dies war der Indikator für eine
Verminderung der Energie in den Herzmuskelzellen. Wenn man
diesen 26 Patienten ein 40%-Luft-Sauerstoffgemisch gab, so
reagierten alle 26, also 100% toxisch. Das steht im Gegensatz zu
den nur 35% (6 von 17) der gesunden Kontrollpersonen, die auf 4
Liter pro Minute toxisch reagierten, und zu 65% oder 11 von 17,
die auf das 40%-Sauerstoff-Luftgemisch toxisch reagierten. Wenn
man die Reaktion der 67 aufeinanderfolgenden Patienten (minus
der 6 Sonderfälle und derer, die auf die Behandlung ansprachen,
also N=53) auf die Sauerstoffgabe, gemessen an der
IVRT-Veränderung statistisch mit der Gruppe der Kontrollpersonen
(N=17) vergleicht, dann ergibt sich praktisch keine Möglichkeit,
dass sie beide der gleichen Gruppe angehören könnten (p<0.0004).
Schlussfolgerungen
Die Ergebnisse zeigen, dass innerhalb
bestimmter gut definierter Grenzen der Falldefinition für das
CFS die relative energetische Reaktion der Herzzellen auf die
Gabe von Sauerstoff bei CFS stark negativ ist im Vergleich zur
Kontrollgruppe (stark positiv bis schwach negativ) und sich
damit signifikant unterscheidet (p<0.0004). Weiterhin zeigen die
Ergebnisse, dass die absolute Reaktion auf die Gabe von
Sauerstoff (toxisch verglichen mit tolerant) eine 96%ige
Sensitivität und eine 65%ige Spezifizität bei 4 Litern pro
Minute per Nasalkanüle im Vergleich zur Kontrollgruppe ergibt.
Bei der Gabe von 40%igem Sauerstoff-Luftgemisch über eine Maske
reagierten 100% der CFS-Fälle toxisch, aber auch 65% der
Kontrollgruppe. Wenn man die Patienten in Untergruppen einteilt
entsprechend der in steigendem Maße wirksamen
Behandlungsalgorithmen, dann wurden sie zunehmend in einen
Zustand der Sauerstofftoleranz überführt, der im Falle der am
stärksten wirksamen Behandlung mit einem signifikant
verbesserten klinischen Zustand zusammenhing (p<0.006). Wir
schließen daraus, dass CFS ein Zustand der Sauerstofftoxizität
ist und dass der Status der Sauerstofftoxizität das Ergebnis von
therapeutischen Studien zu bestimmen scheint und deshalb ein
Kontrollpunkt in der Beurteilung des Chronic Fatigue Syndroms
ist.
Diskussion
Diese Ergebnis scheinen eine Einengung der
möglichen Ursachen für das CFS zu erzwingen, denn welche
Pathophysiologie man auch immer annimmt, sie müsste die
generelle Sauerstofftoxizität beim Chronic Fatigue Syndrom
erklären. Außerdem ist es wichtig, die Sauerstofftoxizität
weniger als die Ursache als vielmehr als einen generell
vorliegenden Endzustand zu betrachten, der der Frage der
Ätiologie oder der Ätiologien nachgeordnet ist, obwohl diese
Ätiologie(n) das Ergebnis zu bestimmen scheinen. |
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Dr. Jonathan Kerr, MD, PhD
„Sir Jospeh Hotung
Senior Lecturer in Inflammation“ an der St. George’s
University of London und Konsiliararzt für Mikrobiologie
in der Abteilung für Zelluläre und Molekulare Medizin
Titel seines Vortrags:
Study of single nucleotide polymorphisms (SNP) in
Chronic Fatigue Syndrome/Myalgic Enzephalomyelitis
(CFS/ME) and CFS/ME subtypes |
Jonathan Kerr hat sein Medizinstudium
1987 an der Queen’s University of Belfast und 1995 seine
Ausbildung als medizinischer Mikrobiologe abgeschlossen.
Er hat in Belfast, Manchester und London
als Mikrobiologe gearbeitet und den Posten als Consultant Senior
Lecturer in Microbiology am Royal Brompton Hospital / Imperial
College im Juni 2001 übernommen. Im Jahr 2005 wurde er Sir
Jospeh Hotung Senior Lecturer in Inflammation an der St.
George’s University of London.
Sein Interesse am Chronic Fatigue
Syndrom (CFS) wurde im Verlauf einer Studie über die Folgen der
Infektion mit dem Parvovirus B19 geweckt, als er herausfand,
dass ein bestimmter Prozentsatz der infizierten Personen CFS
entwickelten, das über mehrere Jahre andauerte.
Er ist jetzt der leitende Forscher eines
Forschungsprogramms zu CFS. Dieses umfasst die Entwicklung eines
diagnostischen Tests auf der Basis von Massenspektroskopie, die
Analyse der humanen und viralen Genexpression in den weißen
Blutzellen und klinische Studien zu immunmodulatorischen
Medikamenten.
Dr. Jonathan Kerr und seine Kollegen an
der St. George’s University of London berichteten in der Ausgabe
vom 27. Juli 2005 des Journal of Clinical Pathology, dass eine
vorläufige Studie an 25 CFS-Patienten und 25 geschlechts- und
altersentsprechenden gesunden Kontrollpersonen Anomalien bei 35
der 9522 mit Hilfe von Mikroarrays untersuchten Gene ergaben.
Studien mit Polymerasekettenreaktion ergaben für 16 dieser Gene
die gleichen Resultate.
Diese Studie und ihre Ergebnisse ließen
einige wichtige Fragen aufkommen. Die erste betraf die
Notwendigkeit der Finanzierung von mikrobiologischer
CFS-Forschung. Jonathan Kerr wird von der CFS Research
Foundation (www.cfsrf.com),
einer gemeinnützigen Organisation mit Sitz in Großbritannien,
mit knapp einer Million britischer Pfund unterstützt. Er leitet
dabei eine Gruppe von fünf Wissenschaftlern an der St. George’s
University of London.
Seine Forschung zur Genexpression hat zu
verschiedenen Veröffentlichungen geführt – darunter auch einer
Publikation, die Belege für sieben verschiedene Untergruppen des
ME/CFS liefert. Dr. Kerr leitet außerdem ein
ME/CFS-Forschungsprogramm. Er untersuchte die Auswirkungen einer
Parvovirus-B19-Infektion bei ME/CFS und zeigte, dass ein
bestimmter Prozentsatz der Infizierten über mehrere Jahre hinweg
an ME/CFS erkrankten. Er berichtete über 88 humane Gene, deren
Dysregulation im Zusammenhang mit CFS steht und die genutzt
werden können, um genetische unterschiedene Subgruppen bei CFS
abzuleiten, bei denen es deutliche Unterschiede im klinischen
Erscheinungsbild und der Schwere der Erkrankung gibt.
Untersuchung von Einzelnukleotid-Polyphormismen (SNPs)
bei Chronic Fatigue Syndrom/Myalgischer Enzephalomyelitis (CFS/ME)
und CFS/ME-Untergruppen
Nana Shimosako, Jonathan R Kerr. CFS Group,
Division of Clinical Sciences, St George’s Universitiy of
London, London UK
Wir haben kürzlich über Veränderungen in
der Genexpression bei Patienten mit Chronic Fatigue
Syndrom/Myalgischer Enzephalomyelitis (CFS/ME) und den
Nutzen von Genexpressionsdaten zur Identifikation von
Untergruppen des CFS/ME mit eindeutigen klinischen Phänotypen
berichtet (Kerr JR et al. J Infect Dis 2008;197 :1171-84).
Aufgrund der Schwierigkeiten, eine vergleichende
Genexpressionsmethode als Hilfe bei der Diagnose des CFS/ME und
einer Einordnung in die entsprechende Untergruppe einzusetzen,
haben wir versucht, eine solche Methode auf der Basis von SNP-Allelen
(Einzelnukleotid-Polymorphismen)
zu erstellen.
Um den Zusammenhang zwischen SNP-Allelen
und CFS/ME und CFS/ME-Untergruppen herauszufinden, haben wir die
DNA des Genoms von CFS/ME-Patienten (n=108), von Patienten mit
endogener Depression (n=17) und normalen Blutspendern (n=68) auf
454-504 humanen SNP-Allelen innerhalb von 88 mit CFS im
Zusammenhang stehenden humanen Genen mit Hilfe des SNP
Genotyping GoldenGate Assays (Illumina, San Diego, CA, USA)
untersucht, Außerdem wurden 359 Marker mit
Abstammungsinformationen (Ancestry informative markers - AIM)
untersucht.
Bei 21 SNPs gab es einen signifikanten
Zusammenhang mit CFS/ME verglichen mit den Patienten mit
Depression und den normalen Blutspendern. Bei 148 SNP-Allelen
gab es einen signifikanten Zusammenhang mit einer oder mehreren
CFS/ME-Untergruppen. Bei jeder der Untergruppen waren die
entsprechenden SNPs tendenziell innerhalb spezifischer Gene
gruppiert. AIM-SNPs ließen darauf schließen, dass vier der
untersuchten Personen asiatischer Herkunft und die restlichen
Personen westeuropäischer Herkunft waren. Eine hierarchische
Clusteranalyse der AIM-Daten bestätigte die allgemeine
Heterogenität der untersuchten Personen.
Diese Studie liefert Belege dafür, dass die
humanen SNPs, die innerhalb von CFS/ME-assoziierten Genen
lokalisiert sind, mit spezifischen Genexpressions-Untergruppen
des CFS/ME zusammenhängen. Weitere Forschungsarbeiten sind
erforderlich, um daraus eine klinisch nutzbare Hilfe für eine
untergruppenspezifische Diagnose zu entwickeln.
|
|
Dr. Nancy Klimas
Titel ihres Vortrags:
Immunological
Biomarkers in
ME/CFS
Dr. Nancy Klimas ME ist
Professorin für Medizin, Psychologie, Mikrobiologie und
Immunologie an der University of Miami School of
Medicine
|
Sie ist Leiterin der Klinik für
Allergologie und Immunologie der Universität sowie Leiterin der
Forschungsabteilung für klinische AIDS/HIV-Forschung am Miami
Veterans Affairs Medical Centre. Sie ist Mitglied des
Bundesausschusses CFS, dem CFS Advisory Committee CFSAC, und
frühere Präsidentin und jetzt Vorstandsmitglied der
International Association of ME/CFS (IACFS/ME) sowie
Gründungsherausgeberin des Journal of Chronic Fatigue Syndrome.
Dr. Klimas ist seit vielen Jahren
führend auf dem Gebiet der ME/CFS-Forschung und hat kürzlich
eine Modellklinik für CFS-Patienten eröffnet mit dem Ziel,
sowohl Patienten zu behandeln als auch Ärzte auszubilden. Dr.
Klimas hat über 130 wissenschaftlich begutachtete
Fachpublikationen veröffentlicht.
Als leitende Forscherin einer der von
den National Institutes of Health geförderten
CFS-Forschungszentren führt sie ein multidisziplinäres
Forschungsteam, in dem die Gebiete Immunologie, autonomes
Nervensystem, Neuroendokrinologie, Verhaltenspsychologie,
Rheumatologie, Ernährung und Sportphysiologie vertreten sind.
Das University of Miami CFS Research
Center erforscht die Wechselwirkungen zwischen dem Immunsystem,
dem autonomen Nervensystem und dem neuroendokrinen System.
Dr Nancy
Klimas
Immunolische Biomarker bei Me/CFS
Nancy Klimas,
M.D.*, Gordon Broderick, PhD**, Mary Ann Fletcher, PhD*
* University of
Miami Miller School of Medicine, Miami VAMC
** Medical
Director, CFS Clinic University of Alberta
In dieser Präsentation werden die aktuellen
Daten vorgestellt, die immunologische Biomarker stützen.
Außerdem werden sich daraus ergebende therapeutische
Interventionen erläutert. Die Suche nach Biomarkern für ME wird
immer dringender, da sie sowohl für die Diagnose als auch für
das Design von Studien eine wichtige Rolle spielen. Biomarker
können zur Definition von Untergruppen von Patienten genutzt
werden, für die spezifische Interventionen angebracht wären. So
wären beispielsweise Patienten mit immunologische Anomalien für
Studien mit immunmodulatorischen Mitteln geeignet.
Innerhalb der immunologisch
beeinträchtigten ME/CFS-Patientenpopulationen sind zwei wichtige
Bereiche reif für immunologische Interventionen: zum einen
Interventionen, die die zytolytischen Funktionen und damit die
antivirale Aktivität und die Überwachung auf Krebszellen
fördern, zum anderen Interventionen, die immunologische
inflammatorische Pfade oder eine chronische Immunaktivierung
dämpfen.
Es werden Belege für diese beiden Bereiche
von Immundysfunktion sowie ihre therapeutischen Implikationen
vorgestellt. Viele Forscher haben bereits eine chronische
Immunaktivierung dokumentiert, darunter auch unsere
Forschergruppe. Die möglichen Ursachen einer chronischen
Immunaktivierung werden besprochen sowie die möglichen
Auswirkungen auf die Gesundheit, wenn ein Patient im Zustand
chronischer Immunaktivierung lebt. Entsprechende therapeutische
Interventionen sind hier möglich. Es gibt darüber bereits
vielversprechende vorläufige Daten, die jedoch weiterer
klinischer Studien bedürfen.
Ein weiteres interessantes Gebiet für
mögliche Interventionen ergeben sich aus laufenden Studien über
die Verbindung von immunologisch-autonomen und
immunologisch-endokrinen Funktionen. Es werden Daten aus einer
laufenden Studie mit einem Belastungstest vorgestellt, bei der
Substanzen entdeckt wurden, die das Immunsystem produziert, die
direkt die sympathische (Adrenalin-) Reaktion des autonomen
Nervensystems anschalten. Indem wir in unseren Studien diese
Biomarker entdeckt haben, haben wir auch Pfade gefunden, auf die
in entsprechenden Interventionsstudien abgezielt werden könnte.
Abschließend wird die Immundysregulation in
den größeren systembiologischen Kontext gesetzt und ein Konzept
virtueller klinischer Studien vorgestellt, mit dem man die
Bemühungen, tatsächliche klinische Studien durchzuführen, auf
effektivste und rationellste Weise vorantreiben kann.
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Ein soeben erschienener Artikel von Nancy
Klimas und Kollegen:
Biomarkers in Chronic Fatigue Syndrome: Evaluation of Natural
Killer Cell Function and Dipeptidyl Peptidase IV/CD26'
Mary A. Fletcher1,2,3#*, Xiao R. Zeng1,2, Kevin Maher1, Silvina
Levis1,2, Barry Hurwitz3, Michael Antoni3, Gordon Broderick4,
Nancy G.
Klimas1,2,3#
1 Department of Medicine, University of Miami Miller School of
Medicine, Miami, Florida, United States of America, 2 Miami
Veterans
Health Care Center, Miami, Florida, United States of America, 3
Department of Psychology, University of Miami, Coral Gables,
Florida,
United States of America, 4 Department of Medicine, University
of
Alberta, Edmonton, Alberta, Canada
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Professor Brigitte Huber PhD
Titel ihres Vortrags:
Presence of
Retrovirus as a Biomarker for ME/CFS
Professor Huber hat an der Londoner Universität
Immungenetik studiert und ist derzeit Professorin für
Pathologie an der Tufts University in Boston, USA.
Dr.
Huber ist 1977 an die Tufts Medical School gewechselt.
Ihr Labor hat sich seitdem mit den zellulären und
molekularen Mechanismen der Immunreaktion beschäftigt. |
Sie hat untersucht, inwieweit das
Vorliegen des (endogenen) Retrovirus HERV K18 als Marker für
diejenigen Patienten dienen könnte, die nach einer akuten
Infektion, beispielsweise einer Mononukleose, ME/CFS entwickeln.
Ihre Forschungsarbeiten haben gezeigt,
dass das Epstein-Barr-Virus (EBV)das HERV K18 Hüllgen
veranlasst, die Expression eines spezifischen Superantigens
auszulösen und dass es bei ME/CFS-Patienten, die nach einer
akuten Mononukleose erkrankten, mehr HERV K-18 Allele gibt als
bei gesunden Kontrollpersonen.
Ein endogenes Retrovirus als Biomarker für ME/CFS
Professor Brigitte Huber
Zusammenfassung
Die Ätiologie des Chronic
Fatigue Syndroms (CFS) ist noch lange nicht geklärt und ist
wahrscheinlich die Folge einer Reihe genetischer Komponenten.
Die Infektion mit EBV (Epstein-Barr-Virus) und die Behandlung
mit IFN-α wurden mit der Pathogenese in Zusammenhang gebracht.
Unser Labor hat gezeigt, dass
eine EBV-Infektion ebenso wie exogenes IFN-α die Transkription
des Hüllgens des Humanen Endogenen Retrovirus HERV K18
aktiviert. Dieses Provirus ist normalerweise inaktiv, aber wenn
es angeregt wird, dann kodiert es ein Superantigen (SAg), das
zur Gruppe der Proteine gehört, die in der Lage sind, das
Immunsystem zu deregulieren.
In vorläufigen Studien haben
wir beobachtet, dass die mRNA-Werte des HERV-K18 in den B-Zellen
von CFS-Patienten signifikant höher sind als die normale
Expression, die man bei gesunden Kontrollpersonen findet.
Deshalb stellten wir die Hypothese auf, dass HERV-K-18 ein
Risikofaktor für CFS sein könnte.
Um diese Arbeitshypothese
genauer zu überprüfen, haben wir Blutproben von Patienten
gesammelt, die nach einer infektiösen Mononukleose, die durch
das EBV verursacht wird, CFS entwickelten.
Von jedem dieser Patienten
wurden im Verlauf von zwei Jahren drei Blutproben gezogen, um
mögliche Schwankungen in der HERV-K18-Expression im Zusammenhang
mit den Krankheitssymptomen zu untersuchen. Diese Kohorte wurde
mit zwei anderen verglichen, und zwar 1.) CFS-Patienten, die
keine infektiöse Mononukleose hatten, und 2. gesunden
Kontrollpersonen, die nur eine normale HERV-K18-Expression
aufwiesen.
Die Daten, die wir bislang
von den noch laufenden Studien erhalten haben, werden
vorgestellt werden.
Diese Patienten wurden auch
auf XMRV getestet, einem neu entdeckten Gamma-Retrovirus, dem
Xenotropic murine leukemia virus-related virus, von dem
behauptet wird, er sei bei CFS-Patienten weit verbreitet.
Unsere diesbezüglichen Daten
werden vorgestellt und besprochen. |
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Annette Whittemore
Titel ihres Vortrags:
Future
Pathways of Research into ME
Gründerin und Präsidentin des Whittemore Peterson
Institute for Neuroimmune Diseases, Reno, Nevada, USA
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Annette Whittemore hat an der Universität Nevada einen
Abschluss als Grund- und Sonderschullehrerin gemacht. Kinder
mit neurokognitiven Defiziten zu unterrichten, wie man sie
bei Autismus, Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom und
Lernbehinderungen findet, verschafften ihr Erfahrungen, die
sie später gut gebrauchen konnte, als sie auf der Suche nach
Antworten über die Ursachen der schweren Erkrankung ihrer
Tochter war.
Annette ist Mutter einer jungen Frau, die schwer an CFS und
HHV-6 erkrankt ist. Sie und ihr Mann besitzen ein
Unternehmen in Reno und Sparks und sind sozial sehr
engagiert. Annette Whittemore war Präsidentin und
Mitgründerin der Stiftung und wurde mit der Gründung der
HHV-6-Stiftung aktiv.
Sie
rief diese Stiftung zusammen mit Kristin Loomis aus
Kalifornien ins Leben, nachdem sie Dr. Daniel Peterson,
einem führenden klinischen Forscher im Bereich CFS und HHV-6
aus Nevada getroffen hatten.
Als
ihre Tochter eine chronische neuroimmunologische Erkrankung
bekam, suchte Annette nach einer angemessenen Behandlung für
sie. Dabei musste sie erleben, dass nur wenige Ärzte die
Gründe für die kontinuierliche Verschlechterung des
Gesundheitszustands ihrer Tochter verstanden. Aus diesem
Grund widmet Annette ihre Zeit und ihr Geld dem Kampf darum,
auf die schwerwiegende Natur neuroimmunologischer
Krankheiten aufmerksam zu machen und die Dinge zum besseren
zu wenden. Diese wichtige Arbeit begann sie bereits im Jahr
1994, indem sie eine Denkfabrik zum Thema ME/CFS
unterstützte, die von Dr. Daniel Peterson in Incline Village
geleitet wurde. Im Jahr 2004 gründete sie zusammen mit einer
anderen Patientenvertreterin eine Stiftung, um die
Erforschung von Biomarkern für diese Krankheiten und
Behandlungsformen für Patienten zu unterstützen, die am
HHV-6 A-Virus erkrankt waren.
Um
Lösungen für diese Patienten voranzutreiben und neue Ärzte
für dieses Gebiet der Medizin zu interessieren, unterstützte
Annette zusammen mit einigen Abgeordneten und anderen
Engagierten ein Gesetz zur Gründung eines biomedizinischen
Forschungszentrums mit einem Institut für
neuroimmunologische Krankheiten an der Universität von
Nevada in Reno sowie das Nevada Cancer Institut. Annette
gründete das Whittemore Peterson Institute for Neuroimmune
Diseases, das auf dem Gelände der medizinischen Fakultät der
Universität gebaut wird und dessen Aufgabe und Ziel es ist,
Menschen mit komplexen neuroimmunologischen Krankheiten wie
ME/CFS, virusbedingten Dysfunktionen des Zentralen
Nervensystems und Fibromyalgie zu dienen.
Außerdem haben Annette und ihr Mann Harvey über eine Million
Dollar gespendet und weitere vier Millionen versprochen, um
den Bau und das Programm dieses Projekts in die Wirklichkeit
umzusetzen.
Als
Gründerin und Präsidentin unterstützt Annette die
Grundlagenforschung und die klinischen Forschungsprogramme,
die Einstellung von Ärzten und weiterem Personal und leitet
auch die Bemühungen, weitere Gelder dafür aufzutreiben. Die
Forscher an der medizinischen Fakultät der Universität von
Nevada arbeiten jetzt auch an Forschungsprojekten, die
entscheidend für das Verständnis der immunologischen Defekte
sind, die bei diesen Patienten gefunden werden.
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Dr. Judy Mikovits
Whittemore
Peterson Institute, Reno, Nevada, USA
Titel ihres Vortrags:
Implications of
XMRV Research
for ME/CFS |
Dr. Mikovits hat an der George
Washington University in Biochemie und Molekularbiologie
promoviert. Sie hat als leitende Wissenschaftlerin bei Biosource
International gearbeitet, wo sie die Entwicklung von
Proteomassays für die Luminex Platform geleitet hat, die
verbreitet zur Messung der Zytokinaktivität im Rahmen der
Entwicklung von Behandlungsansätzen eingesetzt wird. Dr.
Mikovits hat mehr als 20 Jahre am National Cancer Institute (NCI)
in Frederick, MD, gearbeitet und hat in dieser Zeit ihre
Promotion in Biochemie und Molekularbiologie abgelegt. Sie hat
dabei die Mechanismen untersucht, mit denen Retroviren die
empfindliche Balance der Zytokine bei der Immunreaktion
dysregulieren. Diese Arbeit führte zur Entdeckung der Rolle, die
die anormale
DNA-Methylierung in der Pathogenese des HIV spielt. Später
leitete sie am National Cancer Institute das Lab of Antiviral
Drug Mechanisms (LADM), einer Abteilung der Screening
Technologies Branch des NCI im Rahmen des Developmental
Therapeutics Program. Ziel des LADMs war die Identifikation,
Charakterisierung und Validierung von molekularen Zielen und die
Entwicklung von
Hochdurchsatz-, zellbasierten, genomischen und
epigenomischen Screening-Verfahren für die Entwicklung neuer
therapeutischer Substanzen gegen AIDS und mit AIDS verbundenen
Erkrankungen (Kaposi’s Sarkom).
Formell als Zellbiologin,
Molekularbiologin und Virologin ausgebildet hat Dr. Mikovits die
Immunreaktion auf Retroviren und Herpesviren einschließlich
HIV,SIV, HTLV-I, HERV, HHV6 und HHV8 mit besonderem Schwerpunkt
auf die Wechselwirkung von Virus und Wirt in Zellen des
Hematopoietischen Systems einschließlich der hämatopoietischen
Stammzellen (HSC) untersucht.
Zu ihren Erfahrungen in der Industrie
gehören ihre Arbeit als leitende Wissenschaftlerin und
Gruppenleiterin bei Biosource International, wo sie die
Entwicklung von Proteomassays für die Luminex Platform geleitet
hat, die verbreitet zur Messung der Zytokinaktivität im Rahmen
der Entwicklung von Behandlungsansätzen eingesetzt wird. Darüber
hinaus hat sie als Chief Scientific Officer und VP in der Drug
Discovery bei Epigenx Biosciences gearbeitet, wo sie die
Entwicklung und die Vermarktung von Zell- und Array-basierten
Methylierungsassays für die Arzneimittelforschung und der
Entwicklung von Diagnoseverfahren leitete. Sie ist jetzt
Forschungsdirektorin am Whittemore Peterson Institute for
Neuroimmune Disorders in Nevada und ist Mitautorin von über 40
fachlich begutachteten Veröffentlichungen, bei denen es um
grundlegende Fragen der viralen Pathogenese, der Hämatopoiese
und der Zytokinbiologie geht.
Die Bedeutung der XMRV-Forschung für ME/CFS
Dr. Judy
Mikovits
Zusammenfassung
Im Jahr 2006 wurden Sequenzen
eines neuen humanen Retrovirus, dem XMRV, identifiziert und es
wurde ein Zusammenhang mit einer Untergruppe von erblich
bedingtem Prostatakrebs berichtet. Obwohl die Bedeutung dieser
Entdeckung für die öffentliche Gesundheit nicht sofort deutlich
war, hat eine bahnbrechende Studie, die Ende 2009 veröffentlicht
wurde, gezeigt, dass XMRV ganz eindeutig eine Bedrohung der
öffentlichen Gesundheit darstellt (Lombardi
et al, Science 2009:326:585-589). Die Studie beschreibt die
Entdeckung des XMRV bei etwa zwei Dritteln der Patienten mit der
Diagnose ME/CFS. Außerdem war es der erste Beleg für die
Replikation und Produktion von infektiösem XMRV in menschlichen
Blutzellen. Aufgrund der möglichen Gefahr der Übertragung dieses
neu aufkommenden Virus durch Bluttransfusionen haben die für die
Blutbanken zuständigen Institutionen in Kanada, Australien und
Neuseeland vorsichtshalber CFS-Patienten von Blutspenden
ausgeschlossen. In diesem Vortrag werden Daten vorgestellt, die
zeigen, dass sowohl bei Prostatakrebs als auch bei ME/CFS und
anderen neuroimmunologischen Krankheiten und Krebs der befallene
Wirtsorganismus eine humorale Immunantwort auf XMRV produziert
und dass infizierte Patienten virämisch auf ein übertragbares
Virus im Plasma sind. Obwohl die XMRV-Forschung noch ganz am
Anfang ist, hat dieses kürzlich entdeckte humane Retrovirus eine
beachtliche Aufmerksamkeit erfahren.
Diese Entdeckung hat eine
neue Ära der Forschung mit vielen unbeantworteten Fragen
eröffnet: Wie hoch ist die Prävalenz des XMRV in der
Bevölkerung? Ist XMRV eine unmittelbare Ursache einer dieser
Krankheiten oder beider oder trägt es zu ihrer Entwicklung oder
ihrem Fortschreiten bei? Wie wird XMRV übertragen? In welchen
Geweben hält sich das XMRV bevorzugt auf? Beeinträchtigt XMRV
die angeborene und/oder erworbene Immunabwehr? Welche
Immunzellen werden hauptsächlich angegriffen? Ist das Virus auch
bei anderen immunkompromittierten Personen zu finden? Spielt
XMRV eine Rolle bei bösartigen Tumoren oder anderen
neuroimmunologischen Krankheiten?
XMRV ist das erste infektiöse
Gammaretrovirus, das man identifiziert hat. Es gibt jetzt drei
bekannte humane exogene Retroviren, HIV, HTLV (beides komplexe
Retroviren) und XMRV (ein einfaches Retrovirus). Humane
Retroviren werden alle mit Krebs und neuroimmunologischen
Krankheiten in Verbindung gebracht.
Die Existenz von
verschiedenen Varianten des HIV und des HTLV mit
unterschiedlichen pathogenen Profilen lässt vermuten, dass es
auch unterschiedliche Varianten des XMRV geben könnte, die zu
den unterschiedlichen Krankheitsprofilen beitragen könnten, die
man bei ME/CFS sieht und die die Unfähigkeit erklären könnten,
das XMRV zu entdecken, wenn man PCR-Primer verwendet, die
hochspezifisch auf das gegenwärtige infektiöse molekulare Klon
VP62 sind, das aus Prostatakrebs-Sequenzen gewonnen wurde. Wie
andere retrovirale Infektionen baut sich das XMRV in die DNA der
Wirtszelle ein und führt zu einer lebenslangen Infektion.
Die Informationen über murine
xenotrope Retroviren sowie die
gegenwärtige Forschung zum Zelltropismus und zu cis-wirkenden
Glukokortikoid-Response-Elementen liefert faszinierende Hinweise
auf die virale Persistenz, die Mechanismen der Pathogenese und
der Möglichkeit, XMRV als Biomarker in der Diagnose und als
therapeutisches Angriffsziel bei ME/CFS zu verwenden. |
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