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    Artikel des Monats Juni 2013 Teil 2

    8. Internationale Invest in ME Konferenz

    London, 31. Mai 2013

    Kurzbericht von William Weir

    Fotos Regina Clos


    Kurze Zusammenfassung der 8. Internationalen Invest in ME Konferenz am 31. Mai 2013 in London

    von Dr. William Weir FRCP (London) FRCP (Edinburgh)

    Das Hauptthema dieser Konferenz konzentrierte sich auf drei brennende Fragen, auf die alle ME-Patienten eine Antwort haben möchten – nämlich: was ist die Ursache des ME, was wird getan, um diese Ursache zu finden und welche Behandlungen könnten wirksam sein? Was sehr ermutigend war, war die beeindruckende Besetzung an Rednern aus der ganzen Welt, deren wissenschaftliche Qualifikation nicht infrage gestellt werden kann. Erfreulicherweise war kein Psychiater darunter, da allmählich die psychiatrische, biopsychosoziale Theorie der Ursache der ME dem Abfalleimer der Geschichte übergeben wird. Es gibt jetzt viel zu viele hochkarätige wissenschaftliche Beweise, die belegen, dass ME die Folge von immunologischen Dysfunktionen ist, und viele der Redner haben diesen Leitgedanken nachdrücklich dargelegt.

    Es gab vier Hauptkategorien an Rednern – erstens diejenigen, die über die Organisation von Studien sprachen, einschließlich der Erhebung und Computer-gestützten Verarbeitung von Daten (wie zum Beispiel Fallstudien) sowie die Sammlung von biologischem Material (wie etwa Blut oder andere Proben von Körperflüssigkeiten). Zumindest in den USA kommen Arbeiten dieser Art jetzt in Gang, und es werden große Anstrengungen unternommen, um eine „Biobank“ mit biologischem Material von Patienten aufzubauen, das den Forschern zur Verfügung gestellt wird. Hier in Großbritannien wurde bereits eine Biobank angelegt, und zwar an der London School of Hygiene and Tropical Medicine, wo die Blutproben zur Kältespeicherung hingeschickt werden.  

    Zweitens gab es die Immunologen, die die immunologischen Anomalien beschrieben, die man bei ME-Patienten findet. Eine der Schwierigkeiten bei ME ist, dass – obwohl es immer generell auftretende Anomalien gibt – diese niemals so durchgängig sind wie beispielsweise bei AIDS, wo eine spezielle Art von immunologisch aktiven Zellen durchweg vermindert ist. Einer der Redner jedoch äußerte die Meinung, dass „wenn irgendein Arzt jetzt glaubt, dass diese Anomalien die Folge einer psychischen Störung sind und dass körperliches Training ein Heilmittel ist, dann sollte er seine Approbation entzogen bekommen“. (Dieser Redner kam aus Australien.)

    Ein Phänomen, das jetzt allgemein anerkannt ist, ist der „Zytokinsturm“, der körperlicher (und geistiger) Belastung folgt. Zytokine sind Substanzen, die vom Immunsystem als Teil der normalen Immunantwort auf die Anwesenheit eines eindringenden Erregers produziert werden, egal ob Viren oder Bakterien (oder andere wie etwa der Malaria-Erreger). Interferone sind Zytokine, von denen die meisten schon gehört haben. Als Teil der normalen Abwehr des Körpers gegen eine Infektion führen sie dazu, dass man sich krank fühlt. Bei ME scheinen sie jedoch übermäßig produziert zu werden und trotz offensichtlicher Abwesenheit einer erkennbaren Infektion weiterhin ausgeschüttet zu werden. Darüber hinaus gibt es einen abnormen Anstieg – einen „Sturm“ – nach körperlicher Belastung, was jetzt das Problem der Zustandsverschlechterung nach Belastung erklärt. Hier gibt es jetzt endlich einen direkten Beweis dafür, dass Graded Exercise Therapy (GET – ansteigendes körperliches Training) mit hoher Wahrscheinlichkeit schädlich ist.

    Drittens wurde die Frage einer möglichen Virusinfektion diskutiert. Es würde eine logische Erklärung für die fortgesetzte immunologische Aktivität bieten, wenn man schließlich, bildlich gesprochen, das Feuer identifizieren könnte, von dem all der immunologische Rauch stammt. Die XMRV-Geschichte wurde erneut dargestellt und lieferte wahre Einsichten in die Komplexität der Identifikation eines „neuen“ Virus. Der Begriff „neu“ bedeutet hier bislang unentdeckt, da es vollkommen klar ist, dass es wahrscheinlich sehr viele unentdeckte Viren da draußen in dem biologischen Ökosystem gibt, die häufig symptomlos, d.h. ohne Krankheitszeichen in einer breiten Palette von Tieren, einschließlich dem Menschen, vorkommen. Das krankheitsauslösende Potential dieser Viren ist nicht bekannt und kann sehr lange Inkubationszeiten haben, wobei die Infektion bereits viele Jahre vor der Entwicklung einer Krankheit stattgefunden haben kann. So nimmt man beispielsweise an, dass Parkinson die Folge eines solchen Virus ist, und für ME gilt möglicherweise das gleiche.
    Wie die meisten wahrscheinlich wissen, war XMRV schließlich als eine Kontamination von Gewebekulturen erkannt worden, in denen versucht wurde, ein neues Virus aus Proben von ME-Patienten zu vermehren. Die ursprüngliche Begeisterung über die Entdeckung des XMRV wurde gedämpft, als man dies erkannte, aber das hat die Suche nach anderen Viren nicht gestoppt. Um eine historische Perspektive einzubringen – als man die Influenza (die echte Grippe) zuerst erforschte, wurden anfänglich fälschlicherweise eine Reihe von Bakterien und Viren als Ursache angenommen, bevor der wahre Übeltäter identifiziert wurde. Heutzutage werden in der Suche nach dem Übeltäter bei ME äußerst ausgeklügelte Techniken eingesetzt. Ein möglicher Kandidat ist eine Form von Retrovirus, das als „humanes endogenes Retrovirus” (HERV) bekannt ist. Hier handelt es sich um Viren, die im Humangenom bereits vorhanden sind und die gewöhnlich inaktiv sind, d.h. sich nicht vermehren. Dennoch können sie möglicherweise angestellt werden, und man hat sie als Ursache einer breiten Palette von Krankheiten einschließlich Krebs und Autoimmunkrankheiten angenommen.
    Insofern könnte ME durchaus die Folge eines HERV sein.
    Schließlich gab es dann eine Präsentation zur norwegischen Studie über die Therapie mit Rituximab, die in der Behandlung des ME erfolgversprechend zu sein scheint. 20 von 28 Patienten haben signifikante Besserungen erlebt, obwohl es einen verzögerten Wirkungseintritt von zwei bis drei Monaten gab, bevor eine Besserung eintrat. Rituximab greift spezifisch die CD20-Lymphozyten an, wobei sie lange vor einer symptomatischen Besserung aus der Blutzirkulation entfernt werden – was darauf schließen lässt, dass es die Antikörper sein könnten, die von den CD20-Zellen produziert werden, die die Symptome verursachen, die aber zwei bis drei Monate brauchen, um aus dem Körper entfernt zu werden. Allein diese Studie stützt die immunologische Verursachungshypothese und schwächt weiterhin die psychiatrische Zuordnung von „anormalen Krankheitsüberzeugungen“ ab.

    Rituximab hat jedoch auch Nachteile. Es ist potentiell sehr toxisch, es ist auch sehr teuer, und kein Arzt in Großbritannien wäre derzeit in der Lage, es bei ME zu verordnen. Weitere Studien sind im Gange.

     

    Fotos von der und rund um die 8. Invest in ME Konferenz (noch in Arbeit)

    Zum Vergrößern der Fotos diese anklicken.

    Copyright für alle Fotos: Regina Clos

    Bitte verbreiten Sie diese Fotos nicht, ohne zuvor um Genehmigung nachgefragt zu haben.

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    Ort der Konferenz: Birdcage Walk 1 in Westminster

    Diskussion - vorne rechts Daniel Peterson

    Konferenzsaal

    Linda Tannenbaum, Gründerin der Open Medicine Foundation, bei ihrer Ansprache

    Zuhörer und Redner - in der hinteren Reihe Oystein Fluge, Olaf Mella und Amolak Bansal

    Treffen der European ME Alliance - die Mitglieder, die zu krank sind, um vor Ort zu sein, sind via Skype zugeschaltet.

    Treffen der European ME Alliance - auch über Skype!