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Von MARCIA HARMONÜbersetzung von Regina Clos Wut und Ärger sind für die meisten Menschen, die am Chronic Fatigue und Immundysfunktions-Syndrom (CFIDS) leiden, häufige Begleiter. Schließlich gibt es bei dieser Krankheit sehr viele Auslöser für Wut. Sie haben irgendwann vielleicht den Eindruck, Sie haben Ihre Erkrankung und die heftigen Gefühle, die sie auslösen kann, im Griff. Dann passiert irgendetwas, und ihre Wut kommt wieder hoch. Vielleicht hat Ihnen zum tausendsten Mal jemand gesagt: „Mann, ich bin auch immer müde! Vielleicht hab’ ich auch CFIDS.“ Oder Ihr Antrag auf Erwerbsunfähigkeit wurde abgelehnt. Oder Ihr Partner ist mürrisch und schweigt, weil Sie mal wieder zu krank sind, irgendetwas zu tun, was Sie früher ganz selbstverständlich geschafft haben. Weil Wut und Ärger mit dem Leben als CFIDS-Patient so stark verknüpft sind, ist es besonders wichtig, Fähigkeiten zu erlernen, mit diesen Gefühlen umzugehen. Verständnis dafür zu entwickeln, wie Wut und Ärger entstehen und mit Ihrer Erkrankung, Ihren Beziehungen und Ihrem langfristigen Gesundheitszustand zusammenhängen, ist für jemanden mit CFIDS unschätzbar wichtig. Um unseren Lesern zu helfen, mit dem Problem von Wut und Ärger umzugehen, haben wir vier Psychologen befragt, die sehr viel Erfahrung in der Behandlung von Menschen mit CFIDS haben. Zwei dieser Psychologen leiden selbst an CFIDS. Auch wenn sie sich mittlerweile weitgehend erholt haben, wissen sie doch aus erster Hand, welche Auswirkungen diese Krankheit auf ihr Leben, ihre berufliche Situation und ihre Beziehungen hatte. Die verschiedenen Arten von Wut und ÄrgerWut und Verärgerung, die Patienten mit CFIDS erleben, lassen sich oft in zwei Kategorien unterscheiden - existentielle Wut und instrumentelle, also situationsbezogene Verärgerung. Existentielle Wut erleben die Menschen meist dann, wenn sie zum ersten Mal die Diagnose einer chronischen Erkrankung wie CFIDS bekommen. Sie werden von angsterfüllten Gedanken gepackt. Warum gerade ich? Wie konnte mir das nur passieren? Es ist einfach so ungerecht. Das ist die normale Reaktion, wenn man erfährt, dass man eine Krankheit hat, die das Leben vollkommen verändert. Instrumentelle Wut oder Verärgerung dagegen erwachsen aus den alltäglichen Frustrationen, die sich aus dem Leben mit der Krankheit ergeben. Wenn man nicht mehr fähig ist, so zu funktionieren, wie man das früher mühelos konnte, wenn die Familie oder Freunde einem mit Skepsis begegnen, wenn man an einem Fest eines nahestehenden Menschen nicht teilnehmen kann, weil man einfach zu krank ist – all das sind Situationen, die mit instrumenteller Wut und Verärgerung verbunden sind. Stuart Drescher, Ph.D., Psychologe mit privater Praxis in Salt Lake City, Utah, sagt, dass beide Arten von Wut normale, berechtigte Reaktionen auf eine chronische Erkrankung sind. Seit 1992 hat er mehr als 150 CFIDS-Patienten behandelt und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die Mehrheit „existentielle Wut irgendeiner Art erlebt, weil sie ein Gefühl haben, verraten zu sein und furchtbare Verlustgefühle bewältigen müssen, die mit einer chronischen Krankheit einhergehen. Instrumentelle Wut dagegen ist eher an der Oberfläche. Sie bezieht sich mehr auf die alltäglichen Ereignisse, und die sind normalerweise das, worüber die Patienten sprechen, wenn sie die Auswirkungen ihrer Erkrankung schildern.“ In der Arbeit mit seinen Patienten behandelt er Wut und Verärgerung nicht als Feinde, die es zu besiegen gilt. „Diese Krankheit setzt die Patienten manchmal so außer Gefecht, dass alles durcheinander gerät, und es ist nur zu verständlich, dass sie das Gefühl haben, die Kontrolle verloren zu haben. Wut ist eine angemessene Reaktion auf die Erkrankung und ihre schlimmen Auswirkungen.“ Dr. Renee Taylor, approbierter klinischer Psychologe und außerordentlicher Professor an der University of Illinois in Chicago, stimmt dem zu. „Die Wut der Patienten über diese ihnen auferlegten Veränderungen und Verluste ist berechtigt Wenn sie ihre Wut und ihren Zorn erkannt haben, dann bestätige und ermutige ich sie sogar, weil ich einen angemessenen Ausdruck von Wut und Verärgerung als positiven und gesunden Gefühlszustand ansehe.“ Obwohl es für manche Menschen mit CFIDS sinnvoll sein kann, die unterschiedlichen Arten von Wut und Verärgerung zu erkennen, warnt Dr. Taylor die Patienten davor, zu versuchen, ihre Gefühle nur in diese zwei Kategorien hineinzupressen. „Die Wut und die Verärgerung, die Menschen mit CFIDS erleben, sind sehr vielschichtig,“ „Meist erwächst aus den grundlegenden Verlusterfahrungen Wut. Und die Verluste, die CFIDS mit sich bringt, sind enorm und vielfältig und beschränken sich nicht nur auf soziale, wirtschaftliche und praktische Verluste. Die Wut, die sich aus dem Erleben der Krankheit ergibt, kann auch durch Stigmatisierung und sozialen Druck entstehen. Wenn man mit ablehnenden Reaktionen auf die Erkrankung fertig werden muss, besonders, wenn sie von nahen Angehörigen oder Ärzten kommen, dann kann das zu vollkommen normalen Gefühlen von Verärgerung, Verlust, Zurückweisung, Wut und manchmal sogar regelrechter Rage führen.“ Die Patienten suchen einen Psychologen oder Therapeuten jedoch selten nur deshalb auf, um ausschließlich mit ihrer Wut fertigzuwerden. Wenn man an CFIDS leidet, so löst das eine ganze Reihe von Emotionen wie Schuldgefühle, Neid, Angst, Verleugnung, Trauer und Depression aus. Und die Menschen mit CFIDS suchen einen Therapeuten meist deshalb auf, weil jemand ihnen etwas angetan hat, sagt Dr. Drescher. „Sie sind oft zwanghaft auf das konzentriert, was derjenige getan hat, der sie verletzt hat. Ihre eigenen Emotionen erleben sie häufig in Bezug auf äußere Kräfte, die auf sie einwirken.“ Wenn die Patienten ein wenig Geschick entwickeln, mit ihren Problemen von Wut und Ärger und anderen Gefühlen umzugehen, dann lenkt das die Aufmerksamkeit im allgemeinen wieder auf ihre eigene Person zurück. Gute und schlechte WutWenn es so normal ist, wütend darüber zu sein, dass man CFIDS hat, warum müssen Menschen mit CFIDS denn dann lernen, mit ihrer Wut besser umzugehen? Ein Grund dafür ist, dass Menschen auf Wut unterschiedlich reagieren. Einigen wurde beigebracht, dass es irgendwie falsch oder unangemessen ist, ihren Zorn und ihre Verärgerung auszudrücken oder sogar schon, so etwas überhaupt nur zu fühlen. Aber, so sagt Dr. Ruth Livingston, Ph.D., eine approbierte klinische Psychologin in New York City, die sich auf die Behandlung von Menschen mit chronischen Krankheiten spezialisiert hat, „anzuerkennen, dass man wütend ist, macht es überhaupt erst möglich, Methoden zur Bewältigung und Unterstützung sowie Managementstrategien zu nutzen.“ Die Wut zu unterdrücken oder nach innen zu kehren, kann sogar sehr schädlich sein. „Abgespaltene oder nach innen gekehrte Wut führt zu Depressionen,“ warnt sie. „Chronische Krankheiten gehen mit Depressionen einher, und sie verstärken sich bei einer Krankheit wie CFIDS besonders. Wenn ein Patient glaubt, er sei selbst schuld an seiner Krankheit oder seinen Einschränkungen, dann führt das zu Depressionen. Deshalb ist es entscheidend, dass Ärzte und insbesondere Therapeuten die Rolle von Wut erkennen und ihren Patienten helfen, sich diese Gefühle einzugestehen.“ Genauso wie Dr. Livingston beobachtet auch Dr. Taylor bei ihren Patienten ein großes Maß nach innen gekehrter Wut. „Meiner Meinung nach ist nach innen gekehrte Wut eine der gefährlichsten und am wenigsten wünschenswerten Formen der Aggression, weil sie so stark an das Selbstwertgefühl und die eigene Identität gebunden ist. Wenn ich einen Patienten sehe, der entmutigt, ängstlich, traurig, apathisch oder hoffnungslos im Hinblick auf eine Besserung ist, dann finde ich meistens eine Menge internalisierte Wut.“ Während manche Menschen Schwierigkeiten haben, ihrer Wut Ausdruck zu verleihen, können andere das überhaupt nicht. „Ein Patient kann schon bei der geringsten zwischenmenschlichen Spannung oder dem geringsten Versagen, Erwartungen zu erfüllen, verärgert oder frustriert sein,“ sagt Dr. Taylor. „In diesen Fällen führt die reaktive Wut des Patienten schließlich dazu, andere abzuschrecken, Unterstützung zu verhindern und den Zugang zu Hilfsangeboten zu vereiteln. Patienten, die sich mit dieser Form der Wut herumschlagen, erkennen irgendwann, dass ihre zwischenmenschlichen Netzwerke, die sie einmal hatten, nach und nach verschwinden und dass Menschen, die sie früher unterstützt haben, immer weniger bereit sind, ihnen zu helfen und zu ihnen zu stehen.“
Wenn ein Mensch mit CFIDS in diesen Kreislauf von ständiger Wut gerät, dann kann das jede einzelne Beziehung beeinflussen, die er hat. „Menschen, die permanent wütend und feindselig sind, schrecken andere Menschen ab und schaffen so einen Teufelskreis, in dem ihre Wut die Zurückweisung antreibt, und diese Zurückweisung wiederum löst vermehrte Wut aus,“ sagt Dr. Livingston. „Für manche Menschen mit CFIDS ist das tödlich. CFIDS kann zur Isolation und über die Entfremdung anderer Menschen zum Verlust von Hilfe und Unterstützung führen. Tatsächlich aber ist das Netzwerk von Unterstützung für die seelische Gesundheit eines Patienten mit CFIDS ganz entscheidend. Darüber hinaus kann unerbittliche Wut die Symptome des CFIDS nicht nur verstärken, sondern auch die Entwicklung neuer Symptome fördern. Dr. Laura Monserrat, Ph.D., hat sich in ihrer Praxis in New York City auf die Behandlung von CFIDS-Patienten spezialisiert. Sie sagt, selten sähe man einen Patienten, der nur aufgrund von CFIDS „zu einer Person voller Wut” wird. Ein Mensch, der sich durch die Wechselfälle des Lebens ohnehin leicht aus der Fassung bringen lässt, den wird eine Krankheit wahrscheinlich vollkommen umhauen. Ein solcher Mensch hat vielleicht nur ein begrenztes Repertoire, auf Schicksalsschläge zu reagieren. Andererseits wird ein Mensch, der schon zuvor „unverwüstlich“ war, sich schneller an eine Krankheit anpassen und leichter Bewältigungsstrategien entwickeln. Wut kann gefährlich seinEin weiterer Grund dafür, warum es für CFIDS-Patienten erforderlich ist, wirksame Techniken zur Bewältigung von Wut zu erlernen, ist der physiologische Preis, den sie für unbewältigte Wut bezahlen müssen. Wenn Sie oft in Gefahr geraten, die Kontrolle über den eigenen Zorn zu verlieren und alle aufgestaute Wut aus Ihnen herauszubrechen droht, dann bedenken Sie, welchen Schaden das in Ihrem Körper anrichten kann. Wenn Sie wütend werden, dann steigen Blutdruck und Puls an und die Adrenalin- und Noradrenalinwerte gehen hoch, und das beeinträchtigt das Herz-Kreislauf-System. Es gibt Studien, die belegen, dass Wut ein Risikofaktor für das Auslösen eines Herzinfarkts ist und eine ganze Kaskade von physiologischen Reaktionen im Herz-Kreislauf-System nach sich zieht. Negative Gefühle können auch das Immunsystem und die neuroendokrinen Steuerungssysteme beeinflussen, die Verdauung stören und zu Kopfschmerzen führen. Bei CFIDS-Patienten müssen Wut und Verärgerung gar nicht stark sein oder lang anhalten, um schädliche Auswirkungen zu haben. „Forschungen haben ergeben, dass emotionale Stressfaktoren zusammen mit körperlicher Anstrengung und sportlichen Übungen der hauptsächliche Übeltäter bei der Verstärkung der Symptome des CFIDS sind,“ erklärt Dr. Livingston. „So wird Wut zum Beispiel häufig als Auslöser eines Rückfalls und seiner körperlichen Manifestationen erwähnt – wie etwa erhöhtem Blutdruck und Puls, Muskelverspannungen und Übelkeit, und das bei einem Patienten, der ohnehin schon schwer beeinträchtigt ist. Ich betone immer, wie wichtig es für alle CFIDS-Patienten ist, Bewältigungsstrategien für ihre Wut zu erlernen, besonders für diejenigen, die ein erhöhtes Herzinfarkt- oder Schlaganfallrisiko haben.“ Dr. Drescher, der selbst an CFIDS leidet und aus Erfahrung spricht, warnt seine Mitpatienten davor, wie sehr Wut an ihnen zehren kann. „Wenn man mit seiner Wut nicht geschickt umgeht, dann kann sie die Symptome des CFIDS tatsächlich verstärken. Es ist nicht nur die Intensität der Wut, die eine Rolle spielt, sondern die mangelnde Fähigkeit, mit ihr und anderen Gefühlen umzugehen und seine Haltung, seinen Lebensstil und sein Verhalten zu verändern, und zwar auf der Basis, dass man seine eigene Erkrankung akzeptiert.“ Bewältigungsstrategien für WutgefühleEs gibt glücklicherweise eine Reihe von Strategien, derer sich Menschen mit CFIDS bedienen können, um ihre Wut zu bewältigen und sie in vielen Fällen sogar zu ihrem Vorteil nutzbar machen zu können. Unsere vier Experten machten hierzu die folgenden Vorschläge:
Wussten Sie schon?
Nach Dr. Monserrats Erfahrung sind Ärzte auch oft von gesellschaftlichen Normen beeinflusst, genauso wie jeder andere von uns. „Sie wollen einfach niemandem sagen, es ist schon in Ordnung, wenn Sie nicht mehr arbeiten.“ Am Arbeitsleben teilzunehmen wird oft damit gleichgesetzt, dass man ein produktives Mitglied der Gesellschaft ist, das seinen angemessenen Beitrag leistet. Dr. Taylor hat herausgefunden, dass beinahe jeder von einer Selbsthilfegruppe profitieren kann, die strukturiert ist und eine starke und erfahrene Leitung hat. „In solchen Gruppen werden oft Ziele gesetzt, es gibt strukturierte Unterstützungsmöglichkeiten und konstruktive Rückmeldungen sowie Informationsmaterial zum Krankheitsmanagement.“ Sowohl professionell als auch durch Betroffene geleitete Gruppen können hilfreich sein. Man sollte sich jedoch vor solchen Gruppen hüten, in denen nur geschimpft und gejammert wird. Das ist nicht nur deprimierend, das kann tatsächlich zu neuen Symptomen führen, weil solche Sitzungen mit Stress verbunden sind.
Es zahlt sich glücklicherweise aus, all die Arbeit in die Bewältigung von Wut zu stecken. Sie können reich entlohnt werden, wenn Sie Ihr Bewusstsein über Ihre Gefühle erweitern und neue Bewältigungsstrategien erlernen. Sie können Ihr Leben dann als etwas Wertvolles und Bedeutungsvolles, ja, als etwas Aufregendes erfahren, das Sie mit Freude und Zufriedenheit angehen - trotz Ihrer Erkrankung. Weitere InformationsquellenDr. Weisinger’s Anger Workout Book von Hendrie Weisinger. William Morrow, 1985. Learned Optimism: How to Change Your Mind and Your Life von Dr. Martin Seligman. Pocket Books, 1998. The Chronic Illness Workbook: Strategies and Solutions for Taking Back Your Life by Patricia Fennell. New Harbinger Publications, 2001. Managing Chronic Illness: Using the Four-Phase Treatment Approach von Patricia Fennell. John Wiley and Sons, 2003. Emotional Intelligence: Why It Can Matter More Than IQ by Daniel Goleman. Bantam, 1995. Living Well with a Hidden Disability: Transcending Doubt and Shame and Reclaiming Your Life von Stacy Taylor and Robert Epstein. New Harbinger Publications, 1999. Use Your Anger: A Woman’s Guide to Empowerment by Sandra Thomas and Cheryl Jefferson. Pocket Books, 1996. Full Catastrophe Living: Using the Wisdom of Your Body and Mind to Face Stress, Pain and Illness von Jon Kabat-Zinn. Delta, 1990. The Relaxation and Stress Management Workbook von Martha Davis. 5. Ausgabe. New Harbinger Publications, 2000. American Psychological Association. Visit www.apa.org to locate clinical psychologists in your area. Support Group Curriculum. A curriculum sample for support groups developed by Dr. Renee Taylor. Go to www.ahs.uic.edu/ ahs/files/ot/bookler/CFS_Website /index.htm.
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