David S. Bell MD, FAAP
Lyndonville, NY 14098
1. Mai 2010
An alle meine Freunde mit ME/CFS
Ich möchte einen persönlichen Appell für Spenden an
das
Whittemore-Peterson Institute (WPI) herausgeben, um das
Voranschreiten der derzeitigen Forschung zu beschleunigen. Hier ist
meine Einschätzung einer sehr komplexen Lage.
Gesundheitsbehörden, Ausbildungseinrichtungen,
Regierungsinstitutionen und die Mehrzahl der praktizierenden Ärzte
haben das Krankheitsbild CFS in jeder nur möglichen Weise
geringschätzig behandelt und bagatellisiert, angefangen mit der
Schaffung eines abwertenden Namens für die Krankheit bis hin zur
Empfehlung, in der Behandlung extrem zurückhaltend zu sein, mit der
Ausnahme der Behandlung durch kognitive Verhaltenstherapie.
Man kann meine Anmerkungen einfach abtun und sagen,
dass ich voreingenommen sei. Und das ist wahr, ich bin sehr
voreingenommen, und ich haben 25 Jahre lang stumm zugesehen und
geglaubt, am Ende würde die Wissenschaft siegen und ein wirklicher
Fortschritt erzielt werden. Ich langsam an zu glauben, dass dies ein
großer Fehler war. Die Profession, die ich so liebe, hat kläglich
versagt.
• Im Jahr
1985 hat ein Ausbruch von CFS Lyndonville NY
getroffen, bei dem 210 Menschen erkrankten, 60 davon Kinder. Die
offizielle Reaktion der CDC und des Gesundheitsministeriums des
Staates New York bestand darin, zu erklären, dies sei eine
Massenhysterie gewesen. Keiner hat auch nur mit einem einzigen
Patienten gesprochen.
• Im Jahr
1990 habe ich mit Dr. Elaine DeFreitas und Dr. Paul
Cheney zusammengearbeitet, und man hat ein Retrovirus gefunden und
die Daten veröffentlicht (1). Eine zweite Veröffentlichung wurde
durch die Zeitschrift PNAS angenommen. Diese enthielt ein Foto von
Retroviralen Partikeln von Retroviren vom Typ C*, die aus einer
Gewebekultur von Rückenmarksflüssigkeit eines der Kinder des
Ausbruchs in Lyndonville stammte. Dieses Papier wurde plötzlich
zurückgezogen und nicht veröffentlicht, nachdem ein paar
fehlerhafte, negative Papiere veröffentlicht worden waren. Eine
umfassende Beschreibung dieser schwierigen Zeit findet sich in
Hillary Johnsons Buch in
Ostler's Web.
Die Finanzierung unserer Studie wurde zurückgezogen und alle
Arbeiten wurden abrupt beendet.
Meiner Meinung nach werden gerade die
gleichen Taktiken eingesetzt, um die derzeitige Forschung zu XMRV am
WPI zu behindern.
Das WPI ist ein
privates Institut und hat, soweit ich weiß, in der nächsten Zeit
keine Gelder oder Finanzierung vom Staat (den Vereinigten Staaten,
d.Ü.) zu erwarten. Es hat nur drei negative PCR-Studien gegeben, die
nur gezeigt haben, dass man CFS nicht oberflächlich erforschen kann.
Bis zum jetzigen Zeitpunkt hat man noch von keiner Studie gehört,
die versucht hätte, die WPI-Studie zu replizieren. Viele
CFS-Forschungsorganisationen haben öffentlich erklärt, dass „XMRV
sich erledigt hat“.
Nichts könnte der Wahrheit ferner sein als eine solche
Aussage.
Ich kann die Zukunft nicht voraussagen, aber ich
befürchte, dass die derzeitigen politischen und wissenschaftlichen
Organisation, denen die Beteiligung eines Retrovirus äußerst
unangenehm ist, versuchen werden, die Studien über XMRV bei CFS zu
ersticken. Es werden Unmengen an Geldern für Studien über kognitive
Verhaltenstherapie und für Studien ausgegeben, die beweisen sollen,
dass CFS eine heterogene Erkrankung ist (man kann auch
argumentieren, dass Polio eine heterogene Erkrankung ist).
Von den CDC haben wir nichts weiter gehört als den
unpassenden Kommentar, dass sich wahrscheinlich herausstellen würde,
dass dies nichts Bedeutsames sei, und das gleich nach der
Veröffentlichung des Science-Papiers im Oktober 2009. Jetzt sind
acht Monate vergangen, und man hat nichts von ihnen gehört.
Vielleicht finden sie das XMRV und wollen sehr vorsichtig sein.
Vielleicht haben sie auch gar nicht danach gesucht und hoffen
einfach nur, dass diese ketzerische Idee sich bald verflüchtigen
wird. Acht Monate lang? Und man macht so weiter, als sei nichts
gewesen – der Irrsinn geht weiter.
Es ist möglich, dass dreißig andere Labors XMRV bei
CFS finden oder keiner auf der Welt überhaupt nur danach sucht. Der
Wissenschaftsbetrieb verlangt es, dass Labors ihre Ergebnisse nicht
vor der Veröffentlichung bekannt geben, und ich finde diese Regel
gut. Aber soll das WPI durch die Gemeinde der Wissenschaftler
isoliert werden und aufgrund von Geldmangel dahinsiechen? Wird auch
XMRV auf den Misthaufen der CFS-Forschung geworfen?
Aber es gibt eine Alternative. Wir können nicht zehn
Jahre warten, bis die Wissenschaft endlich zu einem Schluss gekommen
ist.
Weltweit sollten alle, die glauben, dass CFS eine
wichtige Sache ist, 10 $ an das WPI schicken. Ich werde noch heute
10$ schicken. Das mag nicht viel sein, aber es ist ein Anfang. Es
könnte durchaus 10 Millionen CFS-Kranke weltweit geben. Das gibt …
oh, da brauche ich einen Taschenrechner. Am 12. Mai ist unser
CFS-Gedenktag. Lasst uns das umsetzen.
Nach 25 Jahren Arbeit auf diesem Gebiet habe ich nicht
viel. Aber ich habe meine Integrität bewahrt.
• Ich habe den Eindruck, dass das WPI eine wichtige
Entdeckung gemacht hat, und ich glaube, dass das WPI eine
Organisation mit ethischen Grundsätzen ist. Die füllen da nicht
einfach nur ihre Taschen.
• Aber ich habe auch meine Bedenken.Meine größte Angst
ist, dass ihre Entdeckung nicht auf angemessene Weise weiterverfolgt
wird.
An all die anderen 9.999.999 Leute da draußen, die
glauben, dass CFS sowohl real als auch von Bedeutung ist: Senden Sie
$10 an das
Whittemore Peterson Institute, 6600 N. Wingfield Parkway, Sparks,
NV 89436.
Herzlichen Dank.
David S. Bell MD, FAAP
1. DeFreitas E, Hilliard B, Cheney P, Bell D,
Kiggundu E, Sankey D, et al.
Retroviral sequences related to T-lymphotropic virus type II in
patients with chronic fatigue immune dysfunction syndrome. Proc
Natl Acad Sci. 1991;88:2922-6
*(Typ
C ist die früher übliche Bezeichnung von dem, was heute als
Gamma-Retroviren bezeichnet wird, zu denen auch XMRV gehört, d.Ü.) |