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Artikel
des Monats Mai 2012 Teil 3
„Alles psychisch bedingt“ –
eine mittelalterliche Ideologie
trifft nicht nur Patienten mit ME/CFS
Sie lesen auf dieser Seite:
It's all in your head
Sue Marsh hat
diesen
Text am 21. April in ihrem Blog veröffentlicht.
Jedes mal, wenn
ich im Krankenhaus bin, lerne ich etwas dazu.
Manchmal waren
die Lektionen sehr, sehr schwer. Um eine langfristige Krankheit zu
überleben, muss man bereit sein, seine Seele zu erforschen. Man muss
unerbittlich ehrlich mit sich selbst sein. Man muss sich jeden Tag
Ziele setzen, und es gibt Grenzen, die man niemals überschreiten
darf.
Wie schmerzhaft
oder unangenehm sie auch sein mag, die Lektion ist was sie ist, und
man kann vor ihr nicht weglaufen. Weil – ganz egal, was passiert,
man kann die Krankheit nicht qua Wunsch wegzaubern. Sie verfolgt
einen. Man kann einen selbstsüchtigen Liebhaber in die Wüste
schicken oder eine schäbige Wohnung verkaufen. Man kann seinen Job
oder seine Freunde wechseln, aber man kann seine Krankheit nicht
beseitigen, egal, wie sehr man es sich auch wünschen mag.
Ich habe
furchtbare Grausamkeiten gesehen. Die gibt es einfach, sie sind Teil
des Lebens. Es gibt viele ausgezeichnete Krankenschwestern und
engagierte Ärzte, aber wo immer es Verletzlichkeit gibt, gibt es
auch Grausamkeit.
Aber die größte
Grausamkeit sind Zweifel.
In den acht
Tagen, in denen ich im Krankenhaus war, habe ich eine Frau mit
Morbus Crohn kennen gelernt. Kaum zu glauben, aber ihr Morbus Crohn
ist noch schlimmer als meiner. Sie hat noch mehre Operationen hinter
sich und sie hat noch mehr Symptome. Aber selbst jetzt, nach all
diesen Jahren, muss sie immer noch gegen die Zweifel ankämpfen. Der
beiläufig abschätzige Hausarzt, der misstrauische Schmerzspezialist,
die Krankenschwester, die glaubt, sie wisse alles besser. Und in
ihren stillen Augenblicken flüstert da immer noch eine leise Stimme:
Es ist alles nur psychisch bedingt.
Da war die
junge Frau, die heute ihren 21. Geburtstag feierte, alleine in ihrem
Krankenhausbett. Ihr Gesicht war ausgemergelt, ihr Darm hatte fast
aufgehört zu arbeiten, ihr Puls war vollkommen chaotisch, ihre
Gelenke häufig ausgerenkt. Aber in den vergangenen zwei Jahren hat
man ihr ständig erzählt, dass diese ja so körperlichen Symptome
„psychisch bedingt“ sein müssten.
Dann habe ich
eine Frau im Rollstuhl kennen gelernt. Sie ist häufig auf die
Intensivstation gekommen, weil sie nicht mehr atmen konnte. Sie
konnte nicht laufen, sie konnte nicht essen und wurde durch eine
Sonde ernährt. Aber wissen Sie was? Ein Arzt, der offenbar auf dem
Stand von anno dazumal war, schloss daraus, dass sie eine
„Konversionsneurose“ hätte. Wissen Sie, was das bedeutet? Jawoll,
Sie haben richtig geraten. Es ist „alles psychisch bedingt“.
Tatsächlich hat sie gerade eine Diagnose erhalten, aber dieser eine
Arzt hat vor all diesen Jahren dafür gesorgt, dass sie beinahe zehn
Jahre lang von niemandem ernst genommen wurde.
Und dann gibt
es da mich. Sechs Jahre Erbrechen, sechs Jahre Schmerzen, Tränen auf
dem Weg zur Schule, phantasierend durch lange Nächte voller Elend.
Aber ich war ja „nur“ magersüchtig oder „nur“ depressiv. Es war doch
sicher so, dass ich in der Schule von meinen Mitschülern schikaniert
wurde oder meine Eltern mich schlugen? Wie auch immer, es war „alles
psychisch bedingt“.
Wissen Sie, was
das mit Ihnen macht? Wissen Sie, wieviel Charakterstärke man
braucht, mit sechs um das Bett herumstehenden Ärzten konfrontiert zu
sein und ihnen zu sagen, dass sie sich irren? Und eine Behandlung
abzulehnen, von der Sie wissen, dass sie abwegig ist? Und das über
Wochen, Monate und sogar Jahre hinweg zu tun, bis man einen Retter
findet? Einen guten Arzt nach all den schlechten Ärzten?
Es hört nicht
auf, wenn Sie eine Diagnose haben. Selbst mit einem Etikett müssen
Sie sich ständig für Ihre Symptome rechtfertigen. Wenn sie nicht
genau in das Schema passen, dann muss es schlicht „alles psychisch
bedingt“ sein. Sie können den ganzen Tag damit verbringen, Ihrem
Arzt zu sagen, dass Ihnen unglaublich schlecht ist, aber wenn das
kein Symptom Ihrer Krankheit ist, wird er daraus schließen, dass es
„alles psychisch bedingt“ ist. Vielleicht erzählt man Ihnen, dass
Sie „über geringfügiges Unwohlsein und Schmerzen zu viel
nachdenken“. Sie können vorbringen, dass ein Medikament bei Ihnen
Ausschläge oder Fieber hervorruft, aber wenn das keine bekannte
Nebenwirkung ist, dann wird der Arzt Ihnen versichert, dass das
„alles psychisch bedingt“ sei. Nur wenn Sie eine Sepsis haben, wird
man Ihnen endlich glauben. Wenn Sie zu starke Schmerzen haben, dann
werden Sie ein neues Etikett verpasst bekommen –
„medikamentensüchtig“. Wenn sie dann später einen riesigen,
nässenden Abszess finden, der die Schmerzen erklärt, dann wird es
Ihnen Sie trotzdem nicht gelingen, dieses Etikett wieder
loszuwerden.
Ist den Ärzten
eigentlich klar, wie gefährlich das ist? Verstehen sie eigentlich,
dass wir aufgrund dieser Zweifel alle warten, bis wir den Kopf unter
dem Arm tragen, bevor wir unter lautem Protest in die Notaufnahme
gezerrt werden? Wir Kranke wissen alle – es gibt nur eine Sache, die
schlimmer ist, als einen Arzt außerhalb der üblichen Sprechzeiten zu
brauchen, und das ist, einen Arzt an einem Feiertag zu brauchen.
Wir warten, bis
wir nicht mehr laufen, nicht mehr sprechen oder essen können, bevor
wir uns in die Nähe eines Krankenhauses wagen. Wir verbringen viele
Wochen länger als wir sollten damit, uns selbst glauben zu machen,
dass es uns doch richtig gut geht. Tatsächlich aber uns davon zu
überzeugen, dass es „alles nur psychisch bedingt“ ist.
Man ertappt
sich dabei, sich vor Freunden zu rechtfertigen, denen man nichts zu
erklären braucht. Man zweifelt an sich selbst – hast Du die
Geburtstagsfeier Deiner Schwester abgesagt, weil Du über der
Kloschüssel gehangen hast oder hast Du das irgendwie herbeigeführt,
weil Du in Wirklichkeit nicht dahin gehen wolltest? Bist Du ins
Krankenhaus gegangen, um Dich mal schön auszuruhen und ein paar
Wochen von den Kindern weg zu sein? Bist Du wirklich nicht nur eine
aufmerksamkeitsheischende, hysterische Tussi?
Es läuft
einfach nie normal. Jedes neue Symptom schafft eine Reihe von neuen
Herausforderungen. Jeder Test, der ohne Befund zurück kommt, lässt
Dich darüber nachdenken, ob es jetzt nicht doch „alles nur psychisch
bedingt“ ist.
Ich habe
glücklicherweise einen außergewöhnlichen Arzt. Jedes Mal, wenn ich
im Krankenhaus bin und auf eine Operation warte, bringt er eine
Gruppe Medizinstudenten mit, um das Spiel 'Diagnose oder keine
Diagnose' zu spielen. Ich habe eine atypische Form von Morbus Crohn,
und deshalb ist es nicht leicht, die Krankheit anhand meiner
Symptome zu diagnostizieren.
Dann wandern
rund ein Dutzend blasser und lernbegieriger sehr junger Menschen in
mein Zimmer (früher waren sie nicht ganz so jung...) und sehen dabei
sehr nervös aus. Bevor ihnen gestattet wird, mir Fragen zu stellen
oder mich zu untersuchen, pickt sich mein Arzt eine arme,
nichtsahnende Seele heraus und fragt: „Also, was können Sie mir über
diese Patientin erzählen?“ Und der Student wird unweigerlich nach
meiner Krankenakte greifen, aber mein Arzt hält ihn davon ab.
Der Student
windet sich eine Weile (an der Zeit, die er ihn zappeln lässt, kann
ich erkennen, wie sehr mein Arzt den Studenten mag oder nicht mag),
und kurz bevor sich das Unbehagen auf der ganzen Station ausbreitet,
greift mein Arzt zu seiner üblichen Strategie:
„Also, Sue hat
ihre eigene Decke, ihre eigene Teetasse, ihren Computer und ein Bild
von ihrer Familie. Daraus können Sie schließen, dass sie das hier
schon viele Male hinter sich hat. Das sagt Ihnen, sie weiß, dass sie
hier für Wochen und nicht nur für ein paar Tage sein wird. Auf ihrem
Nachttisch liegt ein Sachbuch, das Ihnen sagt, dass sie absolut
intelligent genug ist, Ihnen ihre Symptome zu erklären, und sie hat
keine Blumen und keine Postkarten. Daraus können Sie schließen, dass
sie hier schon länger als eine Woche liegt, denn niemand denkt
daran, nach einer Woche noch Blumen zu schicken, und keiner schickt
jemandem Postkarten, der immer krank ist. Sie können ziemlich sicher
sein, dass diese Patientin Ihnen eine fundierte und genaue
Beschreibung ihrer Krankheit und ihrer derzeitigen Symptome liefern
wird. Wenn Sie zuhören, was sie Ihnen sagt, dann haben Sie
wahrscheinlich schon 95% Ihrer Diagnose.“
Nachdem dann
ungefähr 30 Hände sich mir zuwenden und meine Brust abklopfen oder
mein Herz abhören oder meinen Magen-Darm-Trakt abtasten, hinterlässt
er ihnen eine Warnung:
„Seien Sie
niemals einer von diesen Ärzten. Wenn Sie nicht herausfinden können,
was einem Patienten fehlt, dann haben Sie versagt, und nicht
der Patient. Beschuldigen Sie niemals den Patienten, wenn Sie nicht
herausfinden können, was ihm fehlt, suchen Sie die Schuld bei sich
selbst. Faule Ärzte beschuldigen die Patienten. Gute Ärzte hören
ihnen zu.“
Und damit
schwebt er von dannen, in einer Wolke stiller Bedeutsamkeit.
Es ist
gefährlich, Ihre Patienten anzuzweifeln, sie zu beurteilen und zu
etikettieren. Aber was es am meisten ist: es ist grausam. Es
hinterlässt tiefere Narben als jeder Chirurg sie hinterlässt. Und
dennoch habe ich bei diesem Krankenhausaufenthalt bis jetzt genau
vier Leute kennen gelernt – und es war bei ihnen „alles nur
psychisch bedingt“. Ziemlich unwahrscheinlich, oder?
http://diaryofabenefitscrounger.blogspot.co.uk/2012/04/its-all-in-your-head.html
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Früher
Strafe Gottes - heute psychisch bedingt
Kommentar von
Regina Clos
Dieser
Erfahrungsbericht einer Patientin mit
Morbus Crohn
(einer chronisch-entzündlichen Erkrankung des Darms) zeigt auf, dass
nicht nur Patienten mit ME/CFS von der Strategie des Abtuns
ungeklärter Krankheitssymptome mit Hilfe des dümmlichen Satzes, es
sei „alles nur psychisch bedingt“, betroffen sind.
Sue Marsh
beschreibt eindrücklich, dass manche Ärzte, manche Krankenschwestern
und viele Menschen im Umfeld von Kranken zu dieser Strategie des
Abtuns und der impliziten Schuldzuschreibung an den Kranken greifen,
wenn sie mit Symptomen konfrontiert werden, die sie als unpassend,
unverständlich, unheimlich, bedrohlich, lästig oder ärgerlich
empfinden, die vielleicht die eigene Kompetenz und das berufliche
Selbstverständnis bedrohen, die unangenehme Gefühle von Schuld oder
Versagensängste auslösen, die an die eigene Endlichkeit und
Verletzlichkeit erinnern.
Mit dieser
Mischung aus Verunsicherung, Schuldgefühlen, Ängsten, die die
Konfrontation mit einem Kranken auslöst, wollen viele nichts zu tun
haben bzw. sie können damit nicht umgehen. Also werden die Symptome
des Kranken verharmlost und abgetan als unwesentlich, eingebildet,
übertrieben wahrgenommen oder gar selbst verschuldet - eben
„psychisch bedingt“, oder wie es im Englischen so schön heißt: „It's
all in your head“.
Im Mittelalter,
als man die Ursache vieler Krankheiten und Seuchen wie der Pest
nicht kannte, hieß es, Krankheit sei die Strafe Gottes für Sünden
und Fehlverhalten, göttliche Prüfung, ein Werk des Teufels oder
Ausdruck des Pakts mit dem Teufel (siehe z.B.
hier). Heute heißt es „psychisch bedingt“. Es haben sich
lediglich die Bezeichnungen geändert, nicht aber die (unbewussten)
Mechanismen, die dazu dienen, Ängste abzuwehren und den Opfern die
Schuld zuzuschreiben.
Über das Mittelalter liest man
hier etwa Folgendes:
„Die
Religion bot vielen Menschen eine Erklärung für die Pest und andere
Krankheiten. Der Körper war ein Werkzeug, das dem Menschen bei der
Erfüllung seines gottesfürchtigen Alltagswerkes dienen sollte. War
man gesund, so galt das als Zeichen der Gnade Gottes und als Hinweis
darauf, dass Gott mit einem zufrieden war. War man aber krank,
konnte das entweder als Prüfung Gottes verstanden werden, oder aber
als Strafe für eine falsche Lebensführung. Die „natürlichen“
Krankheiten, wie die Seuchen, die auch über „gute“ Menschen
hereinbrechen konnten wurden mehr als Prüfung Gottes verstanden. Wer
sie überlebte bewies das Wohlgefallen, das Gott mit ihm hatte.
Anders die Lepra (Aussatz), sie wurde als Krankheit gesehen, deren
Auftreten man durch sein eigenes Verhalten verschuldet hatte. Lepra
galt als Krankheit die durch Geschlechtsverkehr übertragen wurde und
als Strafe Gottes.“
Es ist genau so, wie es
Annette Weissenrieder und Gregor Etzelmüller
hier beschreiben:
„Weitverbreitet
sind etwa psychologische Krankheitstheorien, die dem glücklosen
Kranken letztlich die Verantwortung für seine Erkrankung zusprechen.
Damit lebt eine gängige religiöse Deutung von Krankheit wieder auf:
Krankheit wird als Strafe verstanden.“
Die Feststellung der Autoren „Der modernen
Medizin erscheinen Krankheiten als sinnfreie Phänomene“ und in
der Medizin herrsche eine „Deutungsabstinenz“ gegenüber
Krankheiten erscheint angesichts der heute vorherrschenden,
pervertierten Form von Psychosomatik jedoch als fragwürdig. Denn
hier geschieht genau das: „dem glücklosen Kranken [wird] letztlich
die Verantwortung für seine Erkrankung zugesprochen“. Und
Krankheit wird als Folge von (zugestandenermaßen vielleicht
unbewusstem) Fehlverhalten gedeutet.
Die „Psychosomatik“ bzw. die Perversion
derselben bekommt genau die Funktion, die früher die Religion für
die „Erklärung“ von Krankheiten hatte:
„Gemäß einem Tun-Ergehens-Zusammenhang, nach
dem sich das Verhalten eines Menschen in seinem körperlich
sichtbaren Leiden spiegelt, wird dem kranken Menschen seine
Krankheit in der religiösen Deutung als selbstverschuldete Folge
seiner Sünde zugerechnet. Diese Auffassung war im Alten Orient
verbreitet, sie findet sich auch im Alten Testament: „Es ist nichts
Gesundes an meinem Leibe wegen deines Drohens und nichts Heiles an
meinen Gebeinen wegen meiner Sünde“ (Ps 38, 4).“ (Aus:
http://www.uni-heidelberg.de/presse/ruca/2009-1/kra.html)
Früher war es die religiöse Deutung, heute ist
es die psychologisierende Deutung von Krankheit im Sinne des „alles
nur psychisch bedingt“. Selbst in der Antike und im frühen
Christentum war man da weiter.
Anstatt Bewusstheit zu schaffen,
wo Unbewusstes oder Vorbewusstes dominiert (das ursprüngliche Ziel
der Psychoanalyse und Psychosomatik), wird mit dieser Ideologie einer
mittelalterlich anmutenden Irrationalität Raum geschaffen.
Diese Irrationalität, wie sie
sich zu Hauf etwa in der neu überarbeiteten
Leitlinie über „somatoforme Störungen“
oder in diesem
Buch von Henningsen/Creed
im Mäntelchen verquasten, pseudowissenschaftlichen Geschwätzes
findet, ist nichts weiter ein Instrument der Schaffung von
Unbewusstheit, einer
gesellschaftlichen Produktion von Unbewusstheit, wie Mario
Erdheim das Phänomen genannt hat. (Eine Kritik dieser Leitlinie
finden Sie
hier.)
Die internationale
Verflechtung der Vertreter dieser Schule lässt sich übrigens am
"International Scientific Committee" der
29. European
Conference on Psychosomatic Research (ECPR)
sehr schön erkennen, die Ende
Juni in Aarhus, Dänemark, stattfinden wird. Da finden sich neben den
Vertretern der Wessely-School (Peter White, Michael Sharpe, Francis
Creed etc.) auch jede Menge Vertreter aus Deutschland, allen
voran Peter Henningsen, Bernd Loewe,
aber auch unbekanntere Namen wie Albert Dienfenbacher, Monica
Keller, Hans Christian Deter, Manfred Beutel, Wolfgang Söllner.
Winfried Rief ist ebenfalls unter den Vortragenden bei dieser
Konferenz, deren
Programm äußerst aufschlussreich ist.
Es ist zum Haareausraufen, dass
ausgerechnet ein ursprünglich von gesellschaftlichen und
individuellen krankmachenden Unterdrückungsstrukturen befreiendes
Instrumentarium wie die Psychoanalyse und die darauf aufbauende
Psychosomatik in ihr glattes Gegenteil verkehrt werden: in den Händen
bzw. Köpfen führender „Psychosomatiker“ wie Henningsen und Co. wird
das, was sie aus der Psychosomatik machen, zum Instrument der
Verleugnung, der Ausgrenzung, der Schuldzuschreibung, der
Verhinderung von medizinisch-wissenschaftlicher Forschung, zum
Instrument der Absicherung kranker Strukturen im Medizinsystem, zum
Instrument der institutionellen Abwehr
(1).
Und es wird zum Instrument der
Schaffung zusätzlichen Leidens - indem man die Kranken nicht nur
nicht oder gar falsch behandelt, sondern indem man sie alleine
lässt, stigmatisiert, ausgrenzt, beschämt und in ihrer Hilflosigkeit
auch noch traumatisiert. Es geht ja gar nicht darum, den Kranken
eine wirkliche Hilfestellung zu bieten, denn diese würde zuvörderst
bedeuten, sich mit der organischen Krankheit der Menschen zu
befassen und diese zuallererst einmal als Realität anzuerkennen.
Aber mit dieser Realität haben es
Henningsen und Co. nicht so sehr. Die Realität der vielfach
nachgewiesenen biologischen Anomalien bei ME/CFS etwa (170
Artikel bei pubmed allein ab 2004). Die bittere Realität, die durch
ihre Ideologien tausendfach produzierten iatrogenen
Traumatisierungen kranker Menschen, wollen sie nicht sehen. Sie
wollen nicht sehen, was sie anrichten, wie viel zusätzliches Leid
sie schaffen, anstatt – was sie vorgeben – den Menschen von seinem
krankheitsbedingten Leiden zu befreien. Wiegen sie sich doch lieber
in dem Glauben, dass sie etwas ganz Tolles zum Medizinsystem
beitragen.
Ja, es ist in der Tat etwas ganz
Tolles, was sie da geschaffen haben bzw. was man ihnen erlaubt, zu
schaffen, weil es die kranken Strukturen des Systems abstützt: ein
Instrument der institutionellen und individuellen Abwehr.
Es ist kein Wunder, dass Herr
Henningsen einen
Email-Austausch
mit mir im September 2010 in dem Moment schlagartig abbrach, als ich
ihn sanft und höflich auf eben jene Realität hinzuweisen versuchte.
Mit Worten, mit Logik kommt man eben nicht weiter, wenn individuelle
und gesellschaftliche Unbewusstheit der Motor für das eigene Handeln
sind und die Schaffung von Bewusstheit eine enorme Bedrohung
darstellt. Ob die Psychoanalytiker, Psychiater und Psychologen, die
sich für so etwas hergeben oder nicht merken, wofür sie benutzt
werden, schon einmal was davon gehört haben?
Vielleicht sollten sie mal die
Werke von Paul Parin, Mario Erdheim, Georges Devereux und anderen
Forschern lesen, die sich mit
Ethnopsychoanalyse
beschäftigen.
Vielleicht sollten sie auch
einfach mal das lesen, was eine Patientin zu diesem Thema schreibt:
Psychiatrische (Fehl-)Diagnosen - eine Bestandsaufnahme.
Die Patienten sind nämlich gar nicht so dumm, wie es ihnen immer
unterstellt wird. Die angeblich so viel schlaueren "Experten" können
eine Menge von ihnen lernen. Es ist so, wie Sue Marshs Arzt es sagt:
"Wenn
Sie nicht herausfinden können, was einem Patienten fehlt, dann haben Sie versagt, und nicht
der Patient. Beschuldigen Sie niemals den Patienten, wenn Sie nicht
herausfinden können, was ihm fehlt, suchen Sie die Schuld bei sich
selbst. Faule Ärzte beschuldigen die Patienten. Gute Ärzte hören
ihnen zu.“
(1) Links mit Erklärungen zum Begriff der Institutionellen
Abwehr:
"Der Begriff
institutionelle Abwehr wurde von
Stavros Mentzos
vorgeschlagen. Er setzt voraus, dass zivile Personen ebenso wie
auch
Institutionen
Abwehr und kompensatorische Funktionen ausüben können. Die
Bedeutung des Begriffs ist als in sich gegensätzlich zu
verstehen. Einmal können die von der Institution angebotenen
Rollen
vom einzelnen zum Zweck der individuellen
neurotischen
Abwehr benutzt werden, andererseits übernehmen Institutionen
sekundär auch die Befriedigung neurotischer Bedürfnisse.
Interpersonelle und institutionelle Abwehr gehören zu den am
häufigsten vertretenen und eingenommenen Abwehrmechanismen.[1]
Es erscheint gerechtfertigt, die institutionelle und
interpersonelle Abwehr als Unterformen der Projektion zu
betrachten, da es sich bei diesen Abwehrformen um eine
Externalisierung, das heißt um eine Verlagerung des
innerseelischen Konflikts in eine reale zwischenmenschliche und
zuweilen soziale bzw. institutionelle Beziehung handelt. Diese
Ähnlichkeit und das Zusammenwirken von intraindividueller und
interindividueller Balance wurde von
Jürg Willi
hervorgehoben.[2]
Als Synonyme für institutionelle Abwehr werden auch Begriffe wie
psychosoziale Kompromisslösung[3]
und psychosoziales Arrangement gebraucht."
Email-Austausch mit
Prof. Henningsen anlässlich des Beginns der Überarbeitung
der Leitlinie somatoforme Störungen - nach der Zusendung dieser Mail
bekam ich keine Antwort mehr:
Sehr geehrter Herr Professor Henningsen,
Ihre Ansicht ["dass
man sich von einem Entweder-Oder „Psychogen oder organisch“ löst
und beide Ebenen systematisch einbezieht"]
teile ich voll. Die Einbeziehung beider Ebenen ist ein hehrer
Anspruch, der ja auch von den Gründervätern der Psychosomatik
befürwortet wurde.
So
wie wir die Praxis from the trenches erleben, verkehrt sich
dieser Anspruch jedoch in der Regel ins Gegenteil, und Ärzte und
Psychologen/Psychiater, die in Ihrem (und auch meinem) Sinne
arbeiten, sind eher die Ausnahme denn die Regel.
Noch immer gilt in der Praxis der verkürzte Satz: "Wenn wir auf
der organischen Ebene nichts finden, dann ist es
psychosomatisch." Fortan erfährt der so (ab-)qualifizierte
Patient keinerlei medizinische Behandlung mehr, auch wenn sie
noch so notwendig ist. Selbst behandelbare, bekannte
Erkrankungsbilder, die die Patienten als Co-Erkrankung haben,
werden nicht mehr behandelt. Man wird zum Simulanten
abgestempelt, der den Ärzten nur unnötig die Zeit stiehlt und
der an den negativen Ort - sprich: Psychiatrie, Psychosomatik -
gehört.
Unter dem Strich verkehrt sich also der humane Ansatz der
Psychosomatik zum institutionellen Abwehrmechanismus, der mit
seiner "Abfalleimerfunktion" für alles, was nicht in gängige
diagnostische Raster oder auch einfach nur in die
5-Minuten-Medizin vieler Ärzte und Kliniken passt, das
Medizinsystem auf Kosten der Schwächsten unter uns stützt. Das
ist sicher nicht das, was Freud, Uexküll und andere im Sinne
hatten. Und sicher auch nicht das, was Sie anstreben. Aber es
ist die Realität.
Wenn Sie das für eine Übertreibung halten, dann melden Sie sich
mal bei Foren wie
www.cfs-treffpunkt.de an
und lesen Sie, "Was sich ME/CFS-Patienten immer wieder anhören
müssen". Oder schauen Sie sich die Protokolle an, die ich in den
August-Artikeln auf
www.cfs-aktuell.de
veröffentlicht habe. Und wenn
Sie ganz viel Zeit haben, dann lesen Sie mal diesen Kommentar
von mir, der leider immer noch gültig ist: http://www.cfs-aktuell.de/juli07_2.htm
Verstehen Sie mich nicht falsch, ich möchte Ihre Arbeit hier
nicht in einen Topf werfen mit dem, was die Patienten hier über
Ihre Kollegen berichten. Aber ich möchte Sie auf die Problematik
aufmerksam machen, wie die REALITÄT dessen aussieht, was
gute Psychosomatik einmal wollte. Den Patienten wird nicht
geholfen (abgesehen davon, dass die für "CFS"-Patienten
empfohlenen Therapieformen von Aktivierung bzw. Aufbautraining
in der Mehrzahl der Fälle schädlich sind und kognitive
Verhaltenstherapie meist nichts nutzt), sondern sie werden
stigmatisiert, man entzieht ihnen mit der Begründung, eine
"psychosomatische" Krankheit zu haben, die Sozial- und
Versicherungsleistungen und man traumatisiert sie teilweise
massiv. Es wird ihnen weder auf der organischen, noch auf der
psychologischen noch auf der sozialen Ebene geholfen - im
Gegenteil. Sie fallen oft ins nichts, werden nicht nur von
Ärzten, sondern auch von der Familie, von Arbeitgebern (so es
solche überhaupt noch gibt), von Freunden fallengelassen.
Und
das muss m. E. bei einer so schwerwiegenden Erkrankung wie ME/CFS
geändert werden, und zwar dringend. Das wird nicht
funktionieren, solange ME/CFS nicht als das eingeordnet ist, was
sie ist: eine schwere organische Erkrankung mit all den
Anomalien, die etwa Komaroff in seinem Vortrag auflistet oder
Prof. Malcom Hooper in der
angehängten Broschüre.
Wenn sich herausstellt, dass beim klassischen ME/CFS (etwa nach
Fukuda oder der kanadischen Falldefinition - ich rede hier nicht
von der schrecklich verwässerten "empirischen" Definition eines
William Reeves von den CDC oder den Oxford-Kriterien britischer
Psychiater um Simon Wessely und Michael Sharpe) ein so hoher
Prozentsatz mit dem dritten humanen Retrovirus infiziert ist,
dann muss sich die bisherige Einordnung ja sowieso ändern,
gleichgültig, ob erst das ME/CFS da war und das Retrovirus als
opportunistische Infektion hinzukam oder umgekehrt. Das
pathogene Potential dieser Mäuseleukämieviren bei Tieren ist
hinreichend bekannt, und es laufen ja bereits Studien am
Whittemore Peterson Institut und an den National Institutes of
Health, die mit Hilfe von Immunprofilen vor und nach einer
retroviralen Behandlung infizierter Patienten der Frage der
Verursachung der Symptomatik durch das Retrovirus nachgehen.
Außerdem, mit einem solchen Ansatz, dass, ich zitiere Sie, "man
sich von einem Entweder-Oder „Psychogen oder organisch“ löst und
beide Ebenen systematisch einbezieht" könnte man im Prinzip ALLE
Krankheiten als "psychosomatisch" betrachten, denn
ausnahmslose jede Krankheit hat, wie Sie so richtig sagen,
natürlich auch Auswirkungen auf die Psyche, und umgekehrt.
Haben Sie eine Idee, wie man im Fall des ME/CFS aus diesem
Dilemma zwischen Anspruch und Wirklichkeit herauskommt? Gäbe es
denn Ihrerseits oder auch seitens Ihrer Kollegen eine
Möglichkeit, vorzuschlagen, eine eigene Richtlinie für ME/CFS
herauszugeben oder wahlweise das ME/CFS WHO-gerecht unter
neuro-immunologischen Krankheiten einzuordnen?
Ich
danke Ihnen herzlich für Ihr Interesse und die Zeit, die Sie
sich genommen haben, meine Gedanken zu lesen.
Über einen weiteren Austausch würde ich mich freuen!
|
Dänische
ME/CFS-Patientin von Zwangseinweisung in die Psychiatrie bedroht
Um zu verdeutlichen, welche Folgen die
Verkennung des ME/CFS als somatoforme Störung, als „alles
psychisch bedingt“ hat, sei hier berichtet, was derzeit in
unserem Nachbarland Dänemark einer schwerkranken jungen
ME/CFS-Patientin geschieht - und was genauso hierzulande
passieren kann und wahrscheinlich auch passiert. Wir hören nur
nichts davon. Vielleicht sollten sich die Herren und Damen
Psychosomatiker einmal vor Augen führen, für was sie
verantwortlich sind mit der Verbreitung der oben erwähnten
Ideologien und Falschinformationen.
Karina Hansen lebt in Holstebro in
Dänemark. Sie hat noch vier gesunde Geschwister. Als sie 16
Jahre alt war, erkrankte sie an einer akuten
Epstein-Barr-Infektion (Pfeiffer'sches Drüsenfieber) und wurde
nie wieder gesund. Sie hat in der Folge ME/CFS bekommen. Jetzt
ist sie 23 Jahre alt. |
|
Im Mai 2010 hat ihr damaliger Hausarzt ihre
Eltern, die sie aufopferungsvoll und liebevoll pflegen,
gedrängt, sie zur „Rehabilitation“ in ein Krankenhaus zu
bringen. Während sie dort war, hat dieser Hausarzt versucht, sie
in eine psychiatrische Klinik einzuweisen. Das ist ihm jedoch
nicht gelungen, weil Karina laut mehrfacher psychiatrischer
Untersuchungen nicht psychiatrisch krank ist.
Wohlmeinende Physiotherapeuten einer
Spezialklinik für rheumatische Erkrankungen hatten das arme
Mädchen aus ihrem Bett gezerrt und sie auf einen langen
Spaziergang mitgenommen. Diese Physiotherapeuten waren
wahrscheinlich der oben ausgeführten Ideologie aufgesessen, dass
ME/CFS mit "Aktivierung" behandelt werden müsse und dass eine
solche zwangsweise körperliche Belastung das wäre, was ein
ME/CFS-Patient braucht. Von diesem Tag an ging es Karina jeden
Tag schlechter, und heute ist sie mehr tot als lebendig.
In dieser Zeit wurde sie mit Dr. Isager in
Kontakt gebracht, der als einer der ME-Spezialisten in Dänemark
gilt. Es gelang ihm, sie aus dem Krankenhaus herauszubekommen.
Seine Diagnose lautete: sie hat ME.
Der Aufenthalt in diesem Krankenhaus hat
sie jedoch so krank gemacht, dass sie seitdem vollständig ans
Bett gefesselt ist, in einem abgedunkelten Raum leben muss und
nicht das geringste Geräusch verträgt. Ihre Lärmempfindlichkeit
ist so stark, dass ihre Eltern in einen Wohnwagen im Hof der
Familie umgezogen sind. Man kann sie kaum waschen, da jede
Berührung ihr große Schmerzen bereitet. Sie ist zu schwach, um
zu sprechen. Sie wird jeden Tag schwächer, so dass Dr. Isager
vorschlug, ihr zuhause einen intravenösen Zugang zu legen, um
sie am Leben zu halten. Ihre neue Hausärztin ist sehr
hilfsbereit und hat alles versucht, um das zu ermöglichen.
Aber die Behörden und die „Spezialisten“ in
den Krankenhäusern haben verhindert, dass Karina die Hilfe und
Behandlung bekommt, die sie braucht.
Im Gegenteil, sie wird jetzt bedroht,
zwangsweise in eine psychiatrische Klinik eingewiesen zu werden
– etwas, was sie in ihrem Zustand höchstwahrscheinlich umbringen
würde. Das kam so:
Ihre Hausärztin hat ein Jahr darum
gekämpft, die Erlaubnis zu erhalten, ihr diesen Venenzugang zu
legen, um sie zuhause intravenös mit Lebensnotwendigem zu
versorgen. Schließlich haben ein Amtsarzt und eine
Palliativkrankenschwester (deren Anwesenheit in Dänemark
vorgeschrieben ist, wenn zuhause Infusionen verabreicht werden)
sich bereiterklärt, der jungen Frau zu helfen. Der Amtsarzt bat
die vorgesetzte Behörde, die Dänische Gesundheitsbehörde, um
Erlaubnis, dies zu tun.
Es wurde ein Treffen über Karinas Fall
abgehalten, bei dem ein Arzt sagte, dass sie "ME mit einer
Geisteskrankheit gleichsetzen“. Man beschloss, dass die derzeit
behandelnden Ärzte sofort aufhören sollten, Karina zu behandeln
und dass die junge Frau in eine psychiatrische Klinik
eingewiesen werden sollte. Die Dänische Gesundheitsbehörde
betrachtet ME/CFS als eine psychiatrische Krankheit. Die
Diagnose des ME-Spezialisten Dr. Isager wurde vom Tisch
gewischt. Man hatte der Familie schon mehrfach gesagt, dass die
Diagnose ME in Dänemark nicht anerkannt ist.
Die Familie hat diese Einweisung abgelehnt.
Und wartet nun auf die Entscheidung und die zu befürchtenden
Zwangsmaßnahmen der Behörden.
Am Nachmittag des 3. Mai tauchte plötzlich
ein Arzt von dieser Gesundheitsbehörde bei Karina auf, um zu
entscheiden, ob sie zwangsweise in die Psychiatrie eingewiesen
werden solle. Er hat sie körperlich untersucht, und Karina war
sogar in der Lage, einige Fragen zu beantworten. Dann gingen er
und Karinas Hausärztin hinaus, um über ihr Schicksal zu beraten.
Es ist der Hausärztin offenbar gelungen, den Arzt von einer
unmittelbaren Einweisung abzuhalten und die Entscheidung auf
Montag, den 7. Mai zu vertagen.
Dieser Arzt sagte, dass die Dänische
Gesundheitsbehörde in diesem Fall mit einem bekannten dänischen
Psychiater zusammenarbeiten würde. Dieser Psychiater hat Karina
jedoch nie gesehen. Aber die Regierung betrachtet ihn als
Autorität für „funktionelle somatische Syndrome“, so dass sie
sich nach seinen Ratschlägen richten.
Selbstverständlich ist diese Dänische
Gesundheitsbehörde vielfach von Patientenorganisationen darüber
informiert worden, dass ME/CFS kein funktionelles somatisches
Syndrom ist, aber das wurde natürlich ignoriert.
Die Familie hat jetzt einen Anwalt
eingeschaltet. Eine dänische Patientenorganisation hat sich mit
einem bestimmten Politiker in Verbindung gesetzt, der in
früheren Fällen hilfreich war. Und die Medien wurden informiert…
Über die weitere Entwicklung wird
berichtet.
Update vom 7. Mai 2012 von Rebecca
Hansen
"Karina ist noch nicht abgeholt worden – aber die
Gesundheitsbehörde hat heute gesagt, dass sie wiederkommen
würden. Eine der grausamsten Dinge in diesem Fall ist, dass man
der Familie keine Unterlagen über diesen Fall ausgehändigt hat,
so dass sie nichts Schriftliches hat über die offiziellen Pläne,
was mit Karina geschehen soll. Am 3. Mai hatte ein Arzt von der
Gesundheitsbehörde die Gelben Papiere ("Gule papirer") dabei:
eine Anordnung zur Einweisung in eine psychiatrische Klinik.
Weil man Karin nicht abgeholt hat, ist der Familie keine Kopie
dieses Papiers gegeben worden, so dass man nicht weiß, in welche
Klinik man sie bringen will oder wie man sie behandeln will. In
Dänemark ist es so, dass eine psychiatrische Diagnose und ein
Behandlungsplan vorliegen muss, um eine Person in eine
psychiatrische Klinik zwangseinzuweisen. Und was am wichtigsten
ist - der Patient muss über die Einweisung und den
Behandlungsplan informiert werden. Karina und ihrer Familie ist
diese Information nicht gegeben worden.
Die Familie hat jetzt einen Anwalt und
versucht, Kopien von allen Unterlagen über den Fall zu bekommen.
Wir befürchten, dass einige Dokumente vernichtet werden, bevor
wir sie zu Gesicht bekommen. Der Anwalt hat die Familie über
ihre Rechte aufgeklärt und steht der Familie jederzeit zur
Verfügung. Sie hat eine Videokamera gekauft. Und jetzt warten
sie.
Ein Anwalt, mit dem ich gestern sprach,
nannte die Situation kafkaesk. Da kann ich nur zustimmen."
Update für Karina:
4e Update about Karina from Denmark by Rebecca Hansen
Karina is still alive and still at home. The family’s lawyer is
advising them and will guard Karina’s rights. This lawyer has
had many cases with ME patients and he understands the disease.
Thanks to Greg Crowhurst –
www.stonebird.co.uk - and perhaps others – the Danish
Embassy in London became aware of the case and contacted the
Danish Board of Health. The Embassy is taking this case very
seriously. There is pressure on the Danish government from many
sides now to treat this case correctly. The power of facebook!
Yesterday the Board of Health contacted a neuropsychologist
about Karina’s case. He was asked to contact Dr. Isager and to
have the two of them look into the case. We see it as a positive
step that the Board of Health is asking for Dr. Isagers opinion
in this case. Dr. Isager has devoted years to helping ME
patients, making home visits and helping them when no one else
would. He has endless heartbreaking stories about the cases he
has seen in his years of helping these abandoned patients. I
have the highest respect for Dr. Isager. He wrote a book in
Danish last year called Blinde Pletter: Blind Spots – on the
Medical and Health Sector’s Amputated Reality:
http://hovedland.dk/bog/Blinde_pletter.htm It is about the
blind spots the medical profession has for diseases like ME and
a criticism of the way the Danish Health system treats them.
It is our hope that the Board of Health and the
neuropsychologist will listen to Dr. Isager’s advice about how
to treat Karina. What we want right now is to get Karina the
medical assistance she needs to keep her alive. As for the
neuropsychologist – I will not give out the name because I don’t
want this person bombarded by mails. We sent information about
ME to this person and have offered to be of assistance in any
way we can. We are working to keep the tone professional and
friendly. We, the ME Association, hope that this case can start
a constructive dialog with the Danish Board of Health about what
ME is and how these patients can be helped.
I am sorry that I can’t share more right now, but please know
that if anything happens with Karina I will post immediately.
Rebecca
The Karina case!
Latest new is, that Karina's family finally has been able to
hyre a laywer who knows about ME og who is not afraid of Queen
Victoria or the Danish Board of Health ;)
Through eksperts in patient rights we managed to be reassured,
that there was something to do to prevent a sectioning - so this
is what this laywer will see to.
In time, so to speak, because a new attempt to get acces to the
family's house is under its way. This could mean something
positive, since a doctor, familiar with ME, has been invited by
the Board of Health to participate in re-examining Karina. But -
we do fear there is a hidden agenda to this. Fortunately,
everybody involved are obs to this, so while hoping the very
best, we also fear the worst.
So good to know, the family has a good laywer now.
Also some politicians close to our Minister of Health has been
informed about this and about some principles that involve the
cause of it all: Mixing up ME with CF. And an opportunity to
make the Minister of Health to officially recognize ME as an
organic disease. We'll se what happens next.
Die hier wiedergegebenen
Informationen habe ich direkt von einer Bekannten der Familie
und über entsprechende Mitteilungen einer dänischen
Patientenorganisation erhalten, R.C. |
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