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    Artikel des Monats
Oktober 06 Teil IV

     

    Erhöhte Antikörperwerte gegen Enterobakterien und erhöhte Durchlässigkeit der Darmwände bei CFS-Patienten gefunden

    Bericht von Regina Clos

    Belgische Forscher um Michael Maes haben Hinweise auf die Beteiligung gramnegativer  Enterobakterien bei der Entstehung des CFS sowie eine erhöhte Durchlässigkeit der Darmwände und erhöhten oxidativen Stress gefunden. Diese Befunde belegen erneut, dass das Chronic Fatigue Syndrom CFS von immunologischen Störungen begleitet und evtl. unterhalten wird. Das geht aus einer eben veröffentlichten Studie von Michael Maes und Kollegen hervor.

    Mit der Studie sollte untersucht werden, wie hoch die Serumkonzentration von Antikörpern der Gruppen IgA und IgM gegen Lipopolysaccharide gramnegativer Enterobakterien bei CFS-Patienten im Vergleich zu einer Gruppe gesunder Kontrollpersonen und einer Gruppe von Patienten mit unklarer Erschöpfungssymptomatik war.

    Lipopolysaccharide (LPS) sind Bestandteile der Zellwände gramnegativer Bakterien. Gegen diese Liposaccharide richtet sich die Immunabwehr des Menschen mit der Bildung spezifischer Antikörper. Indem man die Werte dieser Antikörper im Blutserum misst, erhält man einen Hinweis auf das Vorliegen und die Stärke einer Infektion mit diesen Enterobakterien.

    Insgesamt wurden 40 Personen untersucht, davon 29 mit CFS (Diagnose nach den Fukuda-Kriterien von 1994) und unklarer Erschöpfungssymptomatik.

    Man fand heraus, dass die Werte des Serum-IgA gegen die LPS bei CFS-Patienten signifikant höher waren als bei gesunden Kontrollpersonen und Menschen mit unklarer Erschöpfungssymptomatik. Außerdem gab es einen deutlichen (statistisch signifikanten) Zusammenhang zwischen der Schwere der Erkrankung (gemessen mit der FibroFatigue Scale) und den Symptomen wie Erschöpfung, Muskelspannung, Konzentrations- und Gedächtnisproblemen und Reizdarmsyndrom.

    Man fand eine herabgesetzte zelluläre Immunität, d.h. eine erniedrigte Reagibilität der natürlichen Killerzellen, herabgesetzte Reaktivität der Lymphozyten und Defekte in der Aktivierung der T-Zellen. Darüber hinaus konnte ein erhöhter oxidativer Stress sowie eine herabgesetzte anti-oxidative Abwehr gemessen werden.

    Die Autoren vermuten, dass CFS nicht nur durch virale und bakterielle Infektionen, körperlichen Stress und mit Stress verbundenen Ereignissen, Nahrungsmittelallergien und Schwermetallbelastungen ausgelöst werden kann, sondern auch durch eine erhöhte Permeabilität (Durchlässigkeit) der Darmschleimhaut.

    Sie schreiben: "Viele Erkrankungen können eine erhöhte Durchlässigkeit der Schleimhautbarriere verursachen, bei der eine Vergrößerung der Zwischenräume zwischen den Zellen der Darmwand zu einem Verlust der schützenden Barriere führen. Das kann eine erhöhte Translokation von Bakterien einleiten und damit erhöhte Endotoxinkonzentrationen im Serum, die ihrerseits eine Immunreaktion auslösen können."

    Endotoxine sind Bestandteile der Zellwände von gramnegativen Bakterien, bestehen aus Lipopolysacchariden und werden vermehrt frei, wenn diese Bakterien von immunkompetenten Zellen zerstört werden. Sie können Fieber erzeugen und das Immunsystem aktivieren und führen so zu Entzündungen oder einem programmierten Zelltod der befallenen Zellen. Schon kleinste Konzentrationen können solche Effekte nach sich ziehen. 

    "Deshalb weisen erhöhte Werte des Serum IgA und IgM gegen die Lipopolysaccharide gramnegativer Enterobakterien bei CFS auf die Existenz einer erhöhten Durchlässigkeit des Darms und auf eine Immunantwort hin, die sich gegen die LPS der Enterobakterien richtet. Der Zusammenhang, der zwischen einem Reizdarmsyndrom und dem Serum-IgA gegen Enterobakterien festgestellt wurde, lässt darauf schließen, dass das Reizdarmsyndrom bei CFS teilweise Störungen der Durchlässigkeit des Darms und Verdauungstrakts widerspiegelt und nicht psychologischen Stress, wie es die Mehrzahl der Psychiater annimmt."

    Weiter schreiben die Forscher:

    "Die erhöhte Durchlässigkeit des Darmes ist möglicherweise auch eine Erklärung für die bei vielen CFS-Patienten beobachteten Autoimmunreaktion etwa gegen Neurofilamente, Ganglioside und Serotonin (...). Deshalb könnten die Enterobakterien die Autoimmunität bei CFS verursacht haben, indem sie beispielsweise als Superantigene für T-Lymphozyten wirken oder durch einen Mechanismus, den man als molekulare Mimikri bezeichnet (...). In der Tat haben diese Enterobakterien Antigenorte, die neuronalem Gewebe und seinen Lipidstrukturen sehr ähnlich sind. Diese Antigene wandern ihrerseits in die verschiedensten Gewebe und lösen Entzündungen aus, und wenn erst einmal Autoantikörper gebildet wurden, dann kann die Entzündung chronisch werden. Von daher können viele auslösende Faktoren, wie etwa virale und bakterielle Infektion, psychologischer Stress, körperliche Erschöpfung, Nahrungsmittelallergien, eine erhöhte Durchlässigkeit des Darmes oder andere Entzündungsquellen wie Verletzungen eine Immunaktivierung, oxidativen Stress und Entzündungsprozesse und damit die Symptome chronischer Erschöpfung hervorrufen  (...). Enzündungen wiederum können zu einer erhöhten gastro-intestinalen Permeabilität (Durchlässigkeit der Darmwand - d.Ü.) führen, die dann die Entzündung bei einem bereits vorliegenden Erschöpfungssyndrom verstärkt oder eine Autoimmunität hervorruft (...)." (Hinzugefügte Links d.Ü.)

    Die Autoren der Studie schlagen vor, dass CFS-Patienten generell auf solche Antikörper hin untersucht werden sollen und die erhöhte Durchlässigkeit des Darmes mit Antioxidantien behandelt werden sollte.

    ****************

    Der Gesamttext der Studie ist erhältlich unter:

    http://www.cfids-cab.org/rc/Maes.pdf

    Ausführliche Informationen zum Hintergrund der Arbeit von Michael Maes sowie sämtliche bei Medline gelistete Veröffentlichungen finden sich hier (in englischer Sprache).

    ****************

    Increased serum IgA and IgM against LPS of enterobacteria in chronic fatigue syndrome (CFS): Indication for the involvement of gram-negative enterobacteria in the etiology of CFS and for the presence of an increased gut–intestinal permeability

    Michael Maes a,b,~, Ivana Mihaylova a, Jean-Claude Leunis c

    a MCare4U Outpatient Clinics, Belgium
    b Department ofPsychiatry, Vanderbilt University Nashville, TN, USA
    c Laboratory Ategis, Waver, Belgium

    Journal of Affective Disorders  (2006)

    Received 18 December 2005; received in revised form 14 August 2006; accepted 16 August 2006

    Korrespondenzadresse: M-Care4U Outpatient Clinics, Olmenlaan 9, 2610 Antwerpen,  Belgien. Tel.: +32 3 4809282; fax: +32 3 2889185.
    E-mail Adresse:: crc.mh@telenet.be (M. Maes)