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    Artikel des Monats Oktober 10 Teil 2

     

    What about ME?

     

    Sie finden hier die Übersetzung der Skripte zu zwei Trailern für einen Film über ME. Am besten drucken Sie sich die pdf-Dateien der beiden Texte aus und schauen sich die Videos unter dieser Adresse an, während Sie die Texte auf Deutsch lesen.

    Und jetzt die Geschichte aus den Vereinigten Staaten von Amerika

    Text hier als pdf-Datei

    Erik Johnson, seit 1983 an ME/CFS erkrankt: Ich habe von Gerüchten aus Trucky gehört, dass die Leute diese komische Grippe bekommen und sich einfach nicht mehr davon erholen. Wenn jemand diese Grippe bekam und sich innerhalb von drei Wochen oder so davon erholte, dann schienen sie davongekommen zu sein, aber wenn die Grippe länger dauerte, vier Wochen oder noch länger, dann ging es den Leuten den Gerüchten zufolge nicht mehr besser, in einigen Fällen ging ihnen tatsächlich immer schlechter…

    TV-Sprecher: Eine rätselhafte Krankheit hat die Stadt Incline Village in Nevada getroffen, eine Krankheit, für die die Ärzte kein Heilmittel haben.

    Erinnern Sie sich – sie haben es als Yuppie-Grippe bezeichnet

    Dr. Daniel Peterson, einer der Ärzte, der damals Zeuge der Epidemie in Incline Village war: Die Leute sagten ganz klar, dass sie vollkommen gesund gewesen waren, und dann haben sie eines Tages diese Grippe gekriegt und sind krank geblieben.

    Erik Johnson: Noch nie in meinem Leben habe ich mich so schrecklich gefühlt. Das war keine Erschöpfung, wie man sie kennt. Es gibt einfach keinen Maßstab für diese Erschöpfung, so schlimm ist es.

    Die Centers of Disease Control and Prevention (CDC, USA) sind schließlich gekommen, um den Ausbruch in Incline Village, Nevada, zu untersuchen.

    Dan Peterson: Sie kamen zu uns und sagten, also, irgendwas geht da sicher vor sich, aber wir können es nicht herausfinden – und das war alles.

    Die Regierung hat die Stadt unverrichteter Dinge verlassen. Aber für Hunderte neuer Fälle des Chronic Fatigue Syndroms fingen die Probleme gerade erst an.

    Menschen, von denen man wusste, dass sie erkrankt waren, wurden bedroht, ihnen wurde der Zutritt zu Restaurants verboten, sie wurden aus Lebensmittelgeschäften hinausgeworfen, und Menschen, die ihnen zuvor geglaubt hatten, Freunde, Familie, gingen jetzt auf sichere Distanz.

    26 Jahre später.

    Bis zu 17 Millionen Erkrankte weltweit

    Ken Hunter: Die Zahlen sind wahrscheinlich viel zu niedrig geschätzt.

    Judy Mikovits: 10 Millionen Amerikaner könnten mit diesem Virus infiziert sein, und das sind zehnmal so viele Menschen wie HIV-Infizierte.

    Robert Miller, seit 1987 an ME/CFS erkrankt: Wenn sie erfahren, dass ich Chronic Fatigue Syndrom habe, also CFS/ME, dann ist die erste Reaktion oft, aber Du siehst doch gar nicht krank aus, und für die, die mich nicht kennen, sehe ich natürlich auch nicht krank aus.

    Ken Hunter, Professor und Vorsitzender der Abteilung für Mikrobiologie und Immunologie an der University of Nevada School of Medicine.

    Wenn Sie zwei Patienten mit Chronic Fatigue Syndrom haben, dann haben sie auf den ersten Blick nicht unbedingt die gleiche Krankheit, und deshalb war sie wie ein bewegliches Ziel.

    Robert Miller: Der Neurologe hat sich die Tabelle angesehen und dann sah er mir direkt in die Augen und sagte, die einzige Möglichkeit, dass Sie diese Symptome haben könnten, die Sie mir beschreiben, ist, dass Sie einen Gehirntumor von der Größe eines Basketballs hätten.

    Pat Fero, seit 1980 an ME/CFS erkrankt: Ich fühlte mich, als wäre ich ungefähr so lebendig wie ein Türgriff. Ich habe großes Interesse an meiner Arbeit, aber ich konnte nicht einmal die Treppen steigen.

    Mary Schweitzer, seit 1994 an ME/CFS erkrankt: Ich war Geschichtsprofessorin, und mein Mann war Professor für Bankwesen, und wir hatten beide viel Zeit für unsere Kinder und füreinander, um etwas zu unternehmen. Ich meine, wir hatten ein gutes Einkommen, und deshalb hatten wir ein recht gutes Leben. Ich war zu krank, um irgendetwas zu tun, und meine Familie war einfach zu überwältigt, um etwas zu tun. Das ist das, was dann passiert. Es ist deshalb eine sehr private Krankheit. Sie sind zuhause, die Menschen sehen Sie nicht, Sie sind unsichtbar.

    Andrea Whittemore-Goad, an ME/CFS erkrankt, seit sie 11 Jahre alt war. Das Schlimmste war, wenn mir die Leute nicht geglaubt haben, wenn mir gesagt wurde, dass ich eine Schulphobie hätte, und wenn man 11 Jahre alt ist, dann braucht man seine Eltern, und nie im Leben stimmt das.

    Auf beiden Seiten des Atlantiks ist es offizielle Regierungspolitik, die Menschen als psychiatrische Fälle zu behandeln.

    Ken Hunter: Die Krankheit wurde sozusagen von den Psychiatern übernommen.

    Pat Fero: Ach, wir wissen nicht, was wir mit diesen Leuten anfangen sollen, sie sind einfach zu zeitraubend.

    Ken Hunter: Ärzte, die das Chronic Fatigue Syndrom anerkannten, mussten die Diagnose oft verstecken hinter einer anderen, damit die Behandlung irgendwie bezahlt wurde.

    Pat Fero: Sie müssen diese magische Formel jeden Tag aufsagen: mir geht es heute gut, wissen Sie, oder ähnliche komische Sachen bekam man gesagt. Ich weiß von Leuten, die Selbstmord begangen haben, und immer noch sind die Bücherregale voll mit diesen, wissen Sie, Selbsthilfebüchlein, und das soll dann angeblich helfen, aber die Menschen sind krank.

    Dr. Joanne B. Lippert, Klinische Psychologin:

    Ich habe Menschen gesehen, die wirklich zerstört waren, und das manchmal in ihrer Therapie von einem sehr kritischen Therapeuten, der sagte, was ist los mit Ihnen, warum geht es Ihnen nicht besser? Es muss daran liegen, dass Sie sich einfach nicht genug Mühe geben.

    Pat Fero: Cathy ist am 4 Juli 2005 gestorben. Kurz vor Weihnachten ist er von einem Arzt aufgesucht worden, der gesagt hat, wenn Sie nicht… wenn das nach Weihnachten nicht besser ist, dann müssen wir mal ein ernstes Wort darüber reden. Cathy wehrte sich und sagte, er hat kein Recht, mir zu sagen, was ich zu denken habe und wie es mir geht.

    Pat Feros Sohn, der auch an ME/CFS erkrankt war, starb im Alter von 23 Jahren.

    Andrea Whittemore-Goad: Es ist entsetzlich, wenn Dir jemand sagt, er glaubt, dass Du Dir das alles nur einbildest oder, ach, da sind Sie also immer müde. Die Patienten haben es so leid, missverstanden zu werden, sie haben es leid, dass man ihnen diesen lächerlichen Unsinn erzählen will, alles was sie bräuchten, wäre kognitive Verhaltenstherapie und ein paar Antidepressiva und ein bisschen körperliches Training und dann sind Sie wieder gesund. Das sind alles Leute, die aktiv waren, das waren Olympiateilnehmer, das waren Leute, die im Leben etwas erreichen wollen, und sie haben das Gefühl, dass ihr Leben einfach abgeschnitten wurde. Wissen Sie, die haben ihre Familien verloren, sie haben ihre Freunde verloren, sie haben manchmal ihr Selbstvertrauen verloren.

    Mary Schweitzer: Die Leute sterben an Folgeerscheinungen dieser Krankheit und dann werden sie einfach anders eingeordnet. Sie sagen nicht, sie sterben an ME/CFS, sie sagen, sie sind an Herzversagen gestorben.

    Andrea: Sie haben ziemliche Angst und sie sind sehr, sehr wütend.

    In der Zwischenzeit wächst der Zorn – zurück in London.

    Das General Medical Council London, 29. April 2010

    Dr. Sarah Myhill, die Ärztin mit den meisten ME/CFS-Patienten in Großbritannien, erhielt eine Vorladung vom General Medical Council, nachdem eine einzige Beschwerde von einem Denunzianten aus dem Internet eingegangen war.

    Dr. Sarah Myhill: Jetzt ist es offiziell, ich werde als schwerwiegendes Risiko für die öffentliche Gesundheit betrachtet. Man hat mir nicht die Lizenz entzogen, aber ich habe schwerwiegende Einschränkungen auferlegt bekommen über das, was ich jetzt tun darf und was ich nicht tun darf.

    Selbst nach 30 Jahren wehrt sich die Regierung weiterhin gegen eine Forschung, die feststellen würde, dass ME/CFS eine biomedizinische Erkrankung ist.

    Annette Whittemore, Gründerin des Whittemore Peterson Instituts: Sie würden die Patienten lieber im Bereich der psychiatrischen Krankheiten behalten, sie würden ihnen lieber weiterhin kognitive Verhaltenstherapie und körperliches Training verordnen und sie aus der Medizin heraushalten, aber, wissen Sie, es tut mir leid, aber die Realität ist die Realität, und ich glaube, wenn man diese Realität anerkennt, dann kann man auch mit ihr umgehen.

    Das Whittemore Peterson Institut hat ein neues Retrovirus im Blut von ME/CFS-Patienten gefunden …. das XMRV.

    Eric Johnson: Das hat sie gezwungen, sich die Sache noch mal anzusehen. Also ja, dank der Arbeit des Whittemore Peterson Instituts bekommen wir endlich Antworten und wir haben Grund zur Hoffnung.

    Sarah Myhill: Ich halte das für absolut faszinierend. Und es bringt die ME/CFS eindeutig auf das Gebiet der organischen Krankheiten.

    Robert Miller: Aus meiner Sicht war das immer ein Virus, es hat sich immer so angefühlt, es hat sich immer wie eine Grippe angefühlt.

    Judy Mikovits, die führendste Wissenschaftlerin, die den Zusammenhang zwischen dem Virus XMRV und ME/CFS-Patienten herausgefunden hat: Es gibt nur drei Familien von humanen Retroviren, HIV, HTLV und jetzt XMRV, und alle drei verursachen neuro-immunologische Krankheiten, Immundefekte und Krebs.

    Sara Myhill: Das ist das, was ich vermute, aber ich weiß nicht, ob es ein Symptom einer schlechten Immunität ist, das Virus zu bekommen.

    Judy Mikovits: Ich erforsche einen Immundefekt, der die Fähigkeit des Körpers, sich zu wehren, lähmt, und wenn Sie den beseitigen, dann ermöglichen Sie dem Immunsystem, sich zu erholen und seine Arbeit zu tun.

    Dr. Daniel Peterson, Gründer des Whittemore Peterson Instituts: Man sollte die Parallele zu HIV nicht vergessen, und wir haben wirklich ein Problem damit, auch ich in meiner Praxis, wenn junge Menschen sterben und ich keine Ahnung habe, was sie umgebracht hat, also, es war irgendetwas Schlimmes, irgendetwas, das ihr Immunsystem kaputt gemacht hat.

    Ken Hunter: Das ist ein unglaubliches Forschungsergebnis, und innerhalb von Monaten, innerhalb der letzten paar Monate gab es Studien aus Großbritannien, die nicht in der Lage waren, diese Ergebnisse zu reproduzieren.

    Judy Mikovits: Die negativen Studien waren für die Patienten natürlich entmutigend. Eine Patientengruppe, von der ich gar nicht weiß, wer sie sind – ich weiß nur, dass da eine Patientengruppe ist, die es auf sich genommen hat und etwa 20 Proben von Patienten an das diagnostische Labor VipDX zu schicken, und dieses hat bei acht der 20 Proben das XMRV gefunden. Deshalb sind die Daten ganz offensichtlich im Widerspruch zu diesen Studien, die besagen, dass es in Europa kein XMRV gäbe.

    Pat Fero: Es gibt immer Leute, die vorangehen, die sich an die Spitze setzen und sagen, ok, wenn nicht ich, wer dann, also los. Und dann gibt es da Leute, die sie unterstützen und dann sind da die Leute hinter ihnen, die nichts tun, bis es so aussieht als ob… da ist also die Masse der Leute, und ich glaube, wir gehören da auch dazu. Diese Geschichte jetzt mit der Entdeckung des XMRV und dem kanadischen Gesundheitsminister, der sagt, sie dürfen kein Blut spenden, wissen Sie, die Dinge kommen langsam ins Rollen.

    Der Gesundheitsminister Kanadas hat alle ME/CFS-Patienten von Blutspenden ausgeschlossen.

    Robert Miller: Der Gedanke, dass ich lieber zuhause sitzen würde, unbeweglich, praktisch völlig vereinsamt, statt rauszugehen und etwas zu tun, das mir wirklich Spaß macht und ein ordentliches Einkommen verschafft, in der Lage zu sein, Freunde zu haben, die Beziehungen zur Familie zu pflegen – das ist einfach irrsinnig, das ist einfach – das ist für mich verrückt.

    Verschiedene Vertreter der psychologischen Schule zu ME/CFS wurden um eine Stellungnahme gebeten. Bis zum heutigen Tag hat sich keiner bereit erklärt, hier auszusagen.

    What about me?

    Demnächst bei: www.whataboutme.biz

     

    What about ME UK Version - Text hier als pdf-Datei

    Weltweit sind Millionen von Menschen an ME/CFS erkrankt.

    Es sind doppelt so viele Menschen wie an Multipler Sklerose erkrankt sind.

    Jeder kann es bekommen.

    Es gibt kein Heilmittel.

    Warum sollten wir uns Sorgen darüber machen?

    Weil es auch Sie treffen kann.

    TV-Sprecher: Eine rätselhafte Krankheit hat die Stadt Incline Village in Nevada getroffen, eine Krankheit, für die die Ärzte kein Heilmittel haben. Was diese Krankheit noch beängstigender macht ist, dass ihre Symptome nicht nur den Körper, sondern auch den Geist beeinträchtigen.

    Patient: Es ist als ob einfach alle Energie aus Ihrem Körper weggenommen worden wäre, und manchmal muss ich mich an den Möbeln festhalten, um herumlaufen zu können.

    Miss Schmidt lebt in Incline Village in  Nevada. Seit dem Herbst des Jahres 1984 haben die Ärzte in diesem Gebiet mehr als 200 Fälle der gleichen Krankheit diagnostiziert. Die Ärzte sind sich nicht sicher, was das ist.

    Diese rätselhafte Krankheit wurde schändlicherweise als Yuppie Grippe bezeichnet.

    Double D Productions präsentiert: What about ME?

    Eine Dokumentation über die Geschichte der Myalgischen Enzephalomyelitis

    Auch bekannt als ME/CFS (Chronic Fatigue Syndrom)

    Großbritannien 2009

    Professor Malcom Hooper, B Pharm, PhD (Medizinische Fakultät der Universität London) MRIC, C Chem: Es gibt 4000 Veröffentlichungen über die biomedizinischen Aspekte dieser Krankheit. Sie wurden nicht gelesen, man hat sich nicht damit befasst und sie wurden nicht ausgewertet, weder von den Verfassern der NICE-Richtlinien noch von der Regierung oder ihren Beratern.

    Die Centers of Disease Control (CDC, USA) haben es vorgezogen, die seit drei Jahrzehnten vorliegenden Informationen zu ignorieren, die ihnen aus Großbritannien über ME/CFS zur Verfügung gestellt wurden, nachdem es zu dem Ausbruch am Lake Tahoe gekommen war.

    Nasim Marie Jafry, Autorin des Buches „The state of Me”: Ich habe seit 1983 ME, was zu dieser Zeit als Yuppie Grippe bekannt war, aber wissen Sie, es als ob eine Katastrophe über Ihr Leben hereinbricht, und ich habe immer noch ME, also, das ist jetzt 25, 26 Jahre her. Ich kenne nicht einen Patienten mit wirklicher ME, der sich vollständig davon erholt hätte. 

    Tatsächlich wird von der offiziellen Regierungspolitik immer noch behauptet, dass die Erkrankten …

    Ein seit 1987 erkrankter ME/CFS-Patient: Alle unserer Gesundheitsbehörden wissen seit, wie lange, 20 Jahren davon, und was haben sie zustande gebracht?

     … eine psychologische Behandlung bräuchten aber keine medizinische Behandlung.

    Dr. John Gow, Leitender Wissenschaftler an der Glasgower Universität: Es gibt derzeit keine spezielle Behandlung für CFS oder ME. Viele der Patienten werden zum Psychiater geschickt, weil sie angeblich eine psychiatrische Erkrankung hätten, und man verordnet ihnen kognitive Verhaltenstherapie, CBT, und solche Sachen, aber viele der Patienten haben den Eindruck, dass es ihnen dadurch schlechter und nicht besser geht.

    Malcom Hooper: Die Regierung hat kein Interesse daran, viel Geld für Menschen mit einer biomedizinischen Erkrankung auszugeben. Sie bekommen geringere Sozialleistungen, wenn Sie eine psychiatrische Erkrankung haben.

    ME/CFS-Patientin: Ich konnte regelrecht fühlen, wie die Energie aus mir herausfloss. Sie fühlen sich so, als ob Sie – ich denke, am besten kann man es beschreiben, als ob Sie diese hüfthohen Gummistiefel anhätten, und die sind voll mit Wasser. Wissen Sie, diese Gummistiefel-Hosen, die Fischer bei der Arbeit tragen. Und dass irgendein Idiot Ihr Gehirn aufbläst, wissen Sie, mit einer Luftpumpe.

    Malcom Hooper: Ich meine, das ist eine der großen Mythen, dass ME die Leute nicht umbringt – natürlich bringt es sie um.  

    Nasim Marie Jafry: Oft denkt man, man übersteht die Nacht nicht, Sie denken einfach, dass sie in der Nacht sterben werden, weil es sich anfühlt, als ob Ihre Organe den Dienst versagen.

    Warum sollten Kinder an dieser Krankheit zugrunde gehen, warum sollte ihr Leben ruiniert werden?

    Mutter eines fünfjährigen Mädchens, die 1996 erkrankte: Sie erzählen Ihnen, dass es diese Krankheit bei Kindern nicht gibt. Mehrere Ärzte haben mit gesagt, dass es Kindern innerhalb von zwei Jahren besser ginge. Das erzählen sie Eltern sehr häufig, und das ist interessant, weil, wenn Sie sowieso an nichts mehr glauben, wieso sollten Sie dann an so eine unsichere Zeitangabe glauben?

    Malcom Hooper: Sie kamen zu dem Kind nachhause, ein Polizist in Begleitung von Psychiatriekrankenschwestern, und nahmen das Kind mit. Oder sie warfen ihn in ein Schwimmbecken, das haben sie wirklich getan, und er sank auf den Grund des Beckens und sie mussten ihn herausfischen, sonst wäre er ertrunken. Sie glauben einfach nicht, dass so etwas passiert.

    Nasim Marie Jafry: Was am meisten wütend macht ist, dass sie einem einfach nicht glauben.

    Malcom Hooper: Sie sagen, achten Sie nicht auf ihren eigenen Körper, achten Sie nicht auf Ihre Gefühle, achten Sie nicht auf  Ihre eigenen Gedanken.

    Paul Atherton, leidet seit seinem 16. Lebensjahr an ME/CFS: Ich akzeptiere das einfach nicht, wenn sie sagen, oh, Sie haben eine Depression. Es ist Ihre normale Reaktion darauf , wenn Sie überhaupt nichts mehr tun können, und ich bin normalerweise ein sehr aktiver, wacher, sprachgewandter, intelligenter Mensch und mein Leben ist einfach abgebrochen worden. Welche andere Möglichkeit gibt es denn unter solchen Umständen, als depressiv zu werden? Aber sie verwechseln das, sie betrachten die Depression als die Ursache anstatt als Folgesymptom der Krankheit.

    Malcom Hooper: In manchen Fällen treibt es Menschen in den Selbstmord, weil die Schmerzen unerträglich sind und die Situation so hoffnungslos erscheint, wenn sie mit dieser Vorspiegelung von Wissen konfrontiert werden.

    Dr. Charles Shepherd, MB, MBS, Medizinischer Berater der ME Association: Nach meiner Erfahrung sind viele der Menschen, die Selbstmord begehen oder selbstmordgefährdet sind, nicht akut depressiv. Es ist einfach nur die Anhäufung so vieler frustrierender Erfahrungen mit so vielen Aspekten der Krankheit, und dann nehmen sie sich das Leben.

    In Jahr 1955 sind im Royal Free Hospital in London 292 Mitarbeiter des Krankenhauses an etwas erkrankt, das als Pfeiffer’sches Drüsenfieber diagnostiziert wurde, obwohl dies nicht der Fall war.

    Psychiater kamen zu dem Schluss, dass der Ausbruch ein Fall von Massenhysterie gewesen sei.

    Dr. Melvin Ramsay, der zu dieser Zeit als leitender Arzt dort arbeitete, hat nie daran gezweifelt, dass die Ursache eine Infektion war und deklarierte die Krankheit als ME/CFS.

    45 Jahre später sind sechs der damals erkrankten Patienten immer noch krank…

    Malcom Hooper: Diese ungeklärten Krankheiten gab es in der Geschichte der Medizin immer wieder. MS wurde als Hysterie bezeichnet, Diabetes war Hysterie, Parkinson – alles falsch, alles eine Beleidigung für die Betroffenen, und alles ist inzwischen als organische Krankheit akzeptiert.

    Paul Atherton: Das gesamte System, alles in diesem System richtet sich gegen Menschen, die krank sind.

    Malcom Hooper: Und es ist einfach ein Deckmäntelchen … um etwas zuzudecken, was wir nicht verstehen, und um vorzugeben, dass wir es verstehen würden.

    What about ME?

    Die Geschichte darüber, was als nächstes geschieht…