Mitglied bei

 

  • Startseite

  • ME/CFS - was ist das?

  • Artikel des Monats

  • Kommentare des Monats 

  • Medienberichte

  • News

  • Broschüren zu Diagnose und Behandlung 

  • Häufig gestellte Fragen zu ME/CFS

  • Humor und Kreatives

  • Weiterführende Links

  • Impressum/Disclaimer

  • Spendenkonto

  •       

    Suche auf cfs-aktuell:

     

    Eine weitere Suchmöglichkeit besteht darin, z.B. bei www.google.de das Suchwort einzugeben und dann nach einem Leerzeichen den Zusatz site:www.cfs-aktuell.de

    Sie erhalten dann alle Seiten auf cfs-aktuell.de, auf denen der gesuchte Begriff vorkommt.

    Artikel des Monats September 2010 Teil 4

    Was es bedeutet, mit ME/CFS zu leben

     

    Liebe Leser,

    der folgende Dialog zwischen Lajla aus Dänemark, Joan aus Großbritannien und Mary Schweitzer aus den USA ist (mit freundlicher Genehmigung der drei) aus einer Mailingliste entnommen.

    Weil die Krankheitserfahrung und die Schwere der Symptome für Außenstehende oft so unvorstellbar ist und sie unseren Schilderungen kaum Glauben schenken, sei dieser Dialog hier wiedergegeben. Er kommt so von Herzen, gerade weil man sich in diesem Forum sozusagen "untereinander" austauscht und keine Rücksicht nehmen muss auf das Unverständnis einer Umwelt, einem Unverständnis, mit dem man gegenüber Gesunden (und auch Menschen mit anderen Krankheiten) aus bitterer Erfahrung heraus immer wieder rechnen muss.

    Nach diesem Dialog finden Sie einen Bericht über Aylwin Catchpole, eine "von uns", die sich jahrelang für die Interessen der ME/CFS-Patienten eingesetzt hat, obwohl sie selbst extrem krank war. Sie hat es nach 21 Jahren ME nicht mehr ausgehalten und ihrem Leben vor einigen Wochen ein Ende gesetzt. Was uns alle entsetzt hat, insbesondere sozusagen so kurz vor dem Ziel - denn es tut sich in der Erforschung und Behandlung des ME/CFS so viel wie seit Jahrzehnten nicht, und wir können zum ersten Mal die Hoffnung haben, dass es in Monaten bereits einigermaßen verlässliche diagnostische Testverfahren und vielleicht einem Jahr schon wirksame und erprobte Behandlungsverfahren gibt.

    Ich bitte Sie deshalb - wenn Sie es nicht mehr aushalten, all die Symptome zu haben, die Lajla, Joan und Mary beschreiben, folgen Sie bitte nicht Aylwins Schritt - Sie nehmen nicht nur sich selbst die Möglichkeit, in diesem Leben nochmals einigermaßen gesund zu leben und all das zu tun, was Sie seit Jahren oder Jahrzehnten tun möchten und nicht können, sondern Sie hinterlassen uns, die weiterkämpfen, in Trauer und Verzweiflung, schon wieder einen wertvollen Menschen an diese schreckliche Krankheit und die Ignoranz von Gesellschaft und großen Teilen der Ärzteschaft verloren zu haben. Tun Sie es nicht, sich selbst und uns allen zuliebe.

    Nehmen Sie stattdessen die kämpferische Haltung ein, die Mary in dem untersten Beitrag an den Tag legt. Die bewusste Verharmlosung der Krankheit durch Behörden und durch weite Teile der Ärzteschaft in den USA, in Großbritannien, in vielen Ländern der Erde und vor allem auch in Deutschland wird durch die Entdeckung des signifikanten Zusammenhangs zwischen ME/CFS und XMRV bzw. seinen Varianten an den Tag kommen. Und man wird die Politik uns gegenüber verändern müssen: "Sie können sich uns nicht leisten, aber die Bedrohung durch das XMRV ist so groß, dass sie es wohl müssen," schließt Mary ihren lesenswerten Beitrag.

    Ich bin zum ersten Mal in zwei Jahrzehnten sicher, dass eine Lösung naht, und zwar nicht nur für die große Mehrheit der ME/CFS-Patienten, die XMRV- oder MLV-positiv sind (neueste Nachrichten aus gewöhnlich gut informierten Kreisen sprechen von über 90%), sondern auch für die wenigen anderen.

    Regina Clos

     

     

     

    Lajla aus Dänemark, die seit über 20 Jahren an ME/CFS leidet, und deren Symptomatik typisch für die Erkrankung ist, beschreibt ihr Dasein mit diesen Worten:

    "Wenn Deine Arme schwer wie Blei sind und Du nicht einmal einen Teelöffel oder Deine Kaffeetasse hochheben kannst, wenn Du versuchst zu laufen und es sich anfühlt, als hättest du hüfthohe Gummistiefel voller Wasser an, wenn Du versuchst zu lesen und das nicht geht, weil Deine Augen sich anfühlen, als ob sie im Kopf herumrollen würden oder Du alles verschwommen siehst und Du nicht ein einziges gedrucktes Wort klar sehen kannst, wenn Du Kopfschmerzen hast, dass es sich anfühlt, als ob Dein Kopf platzt und Dein Nacken und Dein Rücken davon steif werden und deine Augen so schmerzen, dass Du nicht wagst, sie zu bewegen - dann ist "Müdigkeit" sicher nicht das erste Wort, was Dir einfällt, um diesen Zustand zu beschreiben. Das geht weit über Müdigkeit hinaus, es geht sogar weit über das Gefühl von Erschöpfung hinaus. Tatsächlich fehlen Dir die Worte, um diese beinahe lähmende Schwere zu beschreiben, die Dir den Atem nimmt und Dich sprichwörtlich in die Knie zwingt oder ans Bett fesselt.

    Das Wort "Müdigkeit" zu benutzen, um die neuro-immunologische Krankheit Myalgische Enzephalomyelitis (hier auch als Chronic Fatigue Syndrom bekannt) zu beschreiben, ist tödlichste und oberflächlichste Untertreibung der Wissenschaft der vergangenen drei Jahrzehnte."

     

    Joan aus Großbritannien antwortet Lajla:

    Du beschreibst meine Erfahrungen mit schwerem ME in der Tat sehr gut.

    Ich habe eine ganze Apotheke von antiviralen, antifungalen (gegen Pilze wirksamen), antibiotischen und anti-Parasiten-Medikamenten sowie Mitteln zur Anregung des Immunsystems benötigt, um eine heikle Stabilität bei meiner Krankheit zu erreichen, und leider ist mein Zustand zu schlecht, um mich irgendwie ein bißchen nützlich zu fühlen, ohne dass ich kollabiere und einen Rückfall bekomme, wenn ich das versuche. Ich mache mit dieser medikamentösen Therapie immer weiter, in der Hoffnung, dass ich NIE WIEDER schweres ME bekomme und weiterhin meinen Gesundheitszustand verbessern kann. Solange aber, bis die zugrundeliegende Ursache meiner Krankheit bekannt, erforscht und behandelbar ist, fürchte ich, dass irgendwann, ganz egal, was ich tue, um mein schlecht funktionierendes Immunsystem vor Co-Infektionen zu schützen, der Zustand des schweren ME zurückkehrt und/oder dass ich schwerwiegende Probleme mit dem Verdauungssystem, dem Gehirn und dem Nervensystem oder irgendeinem anderen Bereich des Körpers bekomme, die nicht behandelbar sind, ganz egal, was wir versuchen und machen.

    Bei meiner ME geht es um Infektionen, um Dysfunktionen des Immunsystems, um Dysfunktionen des peripheren Nervensystems, um Dysfunktionen des Herzens, um Schmerzen - Gott, die Schmerzen - und ein völlig durcheinander geratenes autonomes Nervensystem. Alles ist messbar und kann erforscht werden, wenn es die entsprechenden Ressourcen gibt. Erschöpfung ist ein popeliges Symptom. Sich darauf zu fokussieren bedeutet, all die anderen Sachen zu ignorieren, die falsch laufen. Es trivialisiert die Krankheit unglaublich. Erschöpfung ist ein Symptom von fast jeder Krankheit...

    Meine Erfahrung sagt mir, wenn man die Co-Infektionen angeht, dann verbessert das die Funktion des Immunsystems und vermindert die Dysfunktion des autonomen Nervensystems, die kognitiven Dysfunktionen, die Schlafstörungen und natürlich auch die Erschöpfung und die Zustandsverschlechterung nach Belastung und das allgemeine Krankheitsgefühl. Wenn man versucht, die Erschöpfung mit "kognitiver Verhaltenstherapie" (CBT) und "Aufbautraining" (Graded-Exercise-Therapie - GET) zu bessern, während man gleichzeitig versäumt, die Krankheit zu behandeln, dann kann das nur zu weitere Qualen, zu einer Verstärkung der Krankheit und oft zu Rückfällen führen. Ich haben das mit dem Aufbautraining in 2001 und 2003 versucht, und ich vergesse oft, wie schrecklich krank ich war und was ich für fürchterliche Schmerzen hatte und wie total hilflos und unfähig (sowohl körperlich als auch geistig) ich infolge des Versuchs wurde, diese sogenannten Therapien auszuprobieren, die auf unseren angeblich "anormalen Krankheitsüberzeugungen" und unserer angeblichen "Bewegungsphobie" beruhen. Meine Güte, was für ein Blödsinn.

     

    Mary Schweitzer aus den USA 

    Lass es mich genauer ausdrücken.
    Als mir klar wurde, dass ich sehr krank war, war es DAS, was ich erlebte:

    • kurze Blackouts

    • Unfähigkeit, geschriebene Sprache zu verstehen - was mein Beruf war

    • ausgeprägte Aphasie (Wortfindungsstörungen) - ich konnte nicht sprechen

    • ausgeprägte Dysphasie (Sprachstörungen) - ich benutzte die falschen Worte, die ähnlich waren, die Sache aber nicht trafen (z.B. Tischtuch für Puzzle)

    • Verlust des Kurzzeitgedächtnisses - in einem Ausmaß, dass ich, wenn ich auf der Autobahn zur Ostküste, der I-95, nach Hause fuhr, konnte ich die Spur nicht wechseln, weil, wenn ich mich umsah, um zu sehen, ob ein Auto im Weg war, dann konnte ich mich beim Rumdrehen nicht mehr daran erinnern, ob eines da war.

    • Ataxien (Gangstörungen) - ich musste mich an der Wand oder an Möbeln festhalten, wenn ich durch ein Zimmer gehen wollte - der Boden schien instabil zu sein. Ich erinnere mich, dass ich anfangs nicht in der Lage war, auf einem Stuhl zu stehen, um eine Glühbirne zu wechseln. Und ich bin oft hingefallen.

    • Starke Schmerzen hinter meinen Augen und hinten im Nacken, 24 Stunden am Tag, 7 Tage in der Woche, und manchmal waren es höllische Kopfschmerzen (aber anders als die Migräne, die ich zuvor hatte, waren diese Kopfschmerzen nicht nur auf einer Kopfseite)

    Erschöpfung wäre irgendwo ganz unten auf der Liste aufgetaucht.

    Wir haben bei Facebook Witze gemacht über das, was uns mit unserem Brainfog, unserem benebelten Gehirn passiert ist und wie schwierig es war, aufzustehen, zum Klo zu kommen, sich anzuziehen (und sich erneut anzuziehen, wenn man es beim ersten Versuch vermasselt hat), etwas zu essen zu bekommen, sich hinzusetzen mit allem, was man so zum Essen mit einer Tasse Kaffee braucht.

    Das war alles sehr harte Arbeit.

    Erschöpfung war das letzte, an was ich da gedacht habe.

    Dysfunktionen - kognitive Dysfunktionen, Dysfunktionen des zentralen Nervensystems, das ist es, was meine Krankheit ausmacht.

    Ich litt sowohl an Muskelschwäche als auch daran, dass meine Muskeln meinen Befehlen nicht gehorchten - ich ließ andauernd etwas fallen und meine Beine klappten unter mir zusammen.

    Sowohl körperliche als auch geistige Anstrengung machen die Symptome schlimmer.

    Aber das Gefühl unterscheidet sich von "Erschöpfung". Es ist schweres Kranksein. Es ist Verwirrung. Es ist Dysfunktion. Und - um es genauer auszudrücken, während Erschöpfung leichte Formen einiger dieser Symptome verursachen kann, ist Erschöpfung NICHT die Ursache dessen, was ich erlebte. "Ausruhen" bringt diesen Zustand nicht zum Verschwinden.

    Wir wissen, dass ich zwei Liter intravenös verabreichte Kochsalzlösung in der Woche brauche - aber auch das geht nicht an den Kern der Sache.

    Das einzige, was den Kern der Sache angeht ist ein Immunmodulator, der auch als wirksames antivirales Mittel bekannt ist. Andere Behandlungsformen, die auf den Kern der Krankheit ausgerichtet sind, können helfen, aber sich auf die Erschöpfung zu konzentrieren, hinterlässt den Eindruck, dass Erschöpfung der Kern der Krankheit sei - und das ist sie ganz entschieden nicht. Das ist nur ein Symptom davon, dass man sehr, sehr krank ist.

    Warum konnte ich nicht stehen und laufen? Vielleicht, weil die roten Blutzellen keinen Sauerstoff lieferten - das wäre in der Kategorie von "Studien zur Erschöpfung" - aber das Versagen, Sauerstoff abzuliefern ist damit immer noch nicht geklärt. Bei kongestivem (durch Verengung der Blutgefäße verursachtem) Herzversagen ist das Versagen, ordnungsgemäß Sauerstoff abzuliefern, ein Symptom und nicht die zugrundeliegende Ursache. Vielleicht hilft des den Ignoranten zu wissen, dass ich jeden Tag unter einem Symptom leide, das ich mit Menschen mit kongestivem Herzversagen gemeinsam habe, aber sie agieren immer noch am Rand der Krankheit herum, und das Wort "Erschöpfung" vermittelt Außenstehenden immer, dass "Erschöpfung" als solche unsere Krankheit ausmachen würde.

    Und unsere Krankheit ist NICHT Erschöpfung.

     

    Aylwin Catchpole hat nach 21 Jahren ME ihrem Leben ein Ende gesetzt.

    Bevor Aylwin Catchpole im Jahr 1986 krank wurde, studierte sie Psychologie und Krankenpflege. Sie lebte den größten Teil ihres Lebens in Vancouver in Kanada. Die setzte sich als Aktivistin für die Rechte und die Gesundheit von Frauen ein und unterrichtete Medizinstudenten zu dieser Problematik.

    Ihre beiden Kinder waren drei und fünf Jahre alt, als sie plötzlich erkrankte. Sie war eine alleinerziehende Mutter. Das bedeutete, dass sie sich nicht einfach für die nächsten zwei Jahre ins Bett legen konnte, so wie man das zu der Zeit als Behandlung empfahl. Sie tat, was sie tun musste, sie kämpfte sich durch, sie versorgte ihre Kinder und versuchte herauszufinden, was sich da ihres Lebens bemächtigt hatte.

    Ihr Arzt brauchte acht Monate, um herauszufinden, dass sie nicht einfach nur eine Grippe hatte. Zunächst bekam sie die Diagnose "Chronisches Epstein-Barr-Syndrom" (zu der Zeit dachte man, ME sei eine chronifizierte Epstein-Barr-Virus-Infektion). Im Jahr 1990 erhielt sie schließlich die Diagnose ME, also Jahre nach dem Beginn ihrer Erkrankung.

    Als Aylwin die Informationen über ME gefunden hatte, nach denen sie gesucht hatte, wurde sie wieder zur Aktivistin, so wie sie es schon einmal war, als sie sich für die Rechte der Frauen eingesetzt hatte. Sie baute in der kanadischen Provinz British Columbia, in der sie lebte, 37 Selbsthilfegruppen auf und beriet an vorderster Front Anrufer, die verzweifelt und verwirrt waren, weil sie an der "Mystery Disease", der rätselhaften Krankheit, erkrankt waren. Sie entwickelte und veranstaltete Weiterbildungsseminare für Krankenschwestern und andere Angehörige der Gesundheitsberufe sowie für die allgemeine Öffentlichkeit.

    Sie hat zwei medizinische Symposien organisiert und dabei internationale Experten gewonnen, die die Ärzte vor Ort über ME informierten. Sie hat zahlreiche Interviews im Radio und im Fernsehen gegeben und trat als Sprecherin für die Interessen von ME-Patienten auf, indem sie Artikel für Zeitungen schrieb und selbst auch zu dem Thema veröffentlichte.

    Eines Tages erkrankte auch ihr 10-jähriger Sohn über Nacht so schwer an ME, dass er bettlägerig wurde. Aber im Unterschied zu ihr erholte er sich nach drei Jahren wieder. Sie schrieb das der Tatsache zu, dass sie ihm die richtige Behandlung zukommen ließ, eine Behandlung, die sie selbst nicht bekommen hatte. Zunächst hatte sie sich schrecklich geärgert über zahlreiche Ärzte, die sie mit ihm aufgesucht hatte und die keine Ahnung hatten, was dem Jungen fehlte. Aber schließlich fand sie einen Spezialisten für ME, der die Diagnose stellte und ihr half, das Kind solange vom Schulbesuch zu befreien, bis er sich wieder erholt hatte.

    Irgendwann wurde Aylwin so krank, dass sie nicht mehr in der Lage war, für ihre Kinder zu sorgen, und sie musste sie zum Vater schicken, damit dieser für sie sorgte.

    Aylwin entwickelte schwere Allergien, teilweise mit lebensbedrohlichen Reaktionen. Sie reagierte auf alles, auf alle möglichen Stoffe und Nahrungsmittel. Sie konnte fünf Jahre lang nur noch Reis und Hühnchen essen. Eine Überfunktion der Schilddrüse erzeugte die Illusion, dass es ihr besser ginge, aber sie brach innerhalb von Monaten zusammen.
    Obwohl sie schon lange aufs Land gezogen war, um Umweltschadstoffen aus dem Weg zu gehen, auf die sie und ihr Sohn reagierten, erlitt sie durch die Exposition gegenüber Giftstoffen und einer zusätzlichen Pilzinfektion einen schweren Rückfall. Über Nacht verlor sie die Fähigkeit zu lesen oder zu schreiben, Auto zu fahren oder zu laufen. Sie fühlte sich über 18 Monate lang wie "betrunken" und war über 18 Monate hinweg vollständig ans Haus gefesselt. Sie musste versorgt und zum Arzt gefahren werden, weil sie nichts mehr selbst erledigen konnte.

    Sie benutzte einen Rollstuhl, Krücken und Bandagen um die Knie, um wenigstens ein bisschen mobil bleiben zu können. Sie entwickelte eine "unspezifische entzündliche Arthritis" und so etwas wie Anfälle, die sie als "Leben in der Hölle" bezeichnete.
    Sie erfuhr zwar durch verschiedene Medikamente, Nahrungsergänzungsstoffe und alternative Heilmethoden ein wenig Erleichterung, aber sie blieb ans Haus gefesselt.

    Dass sie ihre Krankheit und die massiven Einschränkungen nicht mehr ertragen hat, ist nur allzu verständlich. Sie schließt ihren Abschiedsbrief mit den Worten:

    "Time to stop fighting, time to be at peace now."

    ("Zeit, den Kampf zu beenden, Zeit, im Frieden zu sein."

    Aylwin Catchpole hatte 21 Jahre lang an ME gelitten. Hätte man ihr Leiden mit einer anderen Gesundheitspolitik, mit frühzeitiger Forschung, ja einfach nur mit dem Registrieren der vorhandenen wissenschaftlich-medizinischen Literatur über die zahlreichen Anomalien bei dieser Krankheit lindern, vielleicht sogar weitgehend heilen können?

    Lesen Sie im nächsten Kasten, was Mary Schweitzer dazu meint.

    Quellen:
    http://knol.google.com/k/aylwin-catchpole/-/9a7p6ixnlimf/0#
    http://knol.google.com/k/aylwin-catchpole/do-you-really-know-why-you-are-sick/9a7p6ixnlimf/2#
    http://knol.google.com/k/aylwin-catchpole/aylwin-catchpole/9a7p6ixnlimf/1

     

    Mary Schweitzer über die jahrzehntelange Verleugnungspolitik gegenüber ME/CFS in Großbritannien und den USA - und wie XMRV/MLVs dies verändern werden

    Versucht Euch einmal vorzustellen, mit was die Leute von den CDC* konfrontiert werden, wenn sich am Ende herausstellt, dass es Erreger und Biomarker gegeben hat, die BEKANNT waren, die in der wissenschaftlichen Literatur schon Mitte der 1990er Jahre beschrieben wurden, und sie haben nichts unternommen.

    Wenn man hier aufdeckt, was geschehen ist, dann ist man schnell bei den Cluster-Ausbrüchen der 1980er Jahre und der ENTSCHEIDUNG - und das war es, eine Entscheidung, denn sie hatten die Wahl, anders zu reagieren - den frei erfundenen Namen und die Definition "Chronic Fatigue Syndrom" einzuführen, statt dem Rat zu folgen, die Ausbrüche zu untersuchen, um herauszufinden, ob es wirklich Ausbrüche von Myalgischer Enzephalomyelitis (ME)** waren.

    Sie hatten die Wahl. Aber sie sind in die andere Richtung gegangen.

    Ich bin wahrscheinlich im Jahr 1990 krank geworden, bin aber erst im Jahr 1994 zusammengebrochen. Zu der Zeit, als die Krankheit bei mir ausbrach, wussten sie bereits genug über Biomarker und Viren, um eine Reihe davon in den Fukuda-Kriterien (von 1994, d.Ü.) aufzulisten. Hätte ich so viel verloren, hätte meine Familie so viel verloren, wenn sie diese Ausbrüche einfach nur ernst genommen hätten, so wie Daniel Peterson und David Bell und andere an der Front das getan haben?

    Und meine Produktivität. Ich möchte annehmen, dass ich in meinem Beruf etwas zu bieten gehabt hätte, was aber in den letzten 16 Jahren verloren gegangen ist.
    Wieviele Menschen sind krank geworden, wieviele Menschen haben gelitten, weil die CDC es ablehnten, die Cluster-Ausbrüche unvoreingenommen mit statistisch-demographischen Methoden zu untersuchen? Weil sie darauf bestanden haben, dass es nur ein Haufen weißer Yuppie-Frauen war, die sich selbst krank gemacht hatten, weil sie alles auf einmal wollten, und dass da ein paar mitfühlende Ärzte waren, die ihnen die Diagnose gaben, die sie gerne haben wollten?

    Wieviele Menschen in den USA haben überhaupt keine Diagnose und bekommen wahrscheinlich überhaupt keine Behandlung? Das ist eine Nation, die es zulässt, dass Patienten mit behandelbaren Krebsformen sterben, weil sie keine private Krankenversicherung haben oder weil ihre private Krankenversicherung, für die sie bezahlt haben, die Kosten für die Chemotherapie nicht übernimmt.

    Habt Ihr eine Vorstellung davon, wie der politische Albtraum aussehen wird, wenn sie sich am Ende mit dieser Krankheit direkt konfrontieren müssen?

    Also, die CDC haben eine Vorstellung davon. Sie wissen ganz genau, wie das aussehen wird.

    In Eurem Land (Mary Schweitzer bezieht sich hier auf Großbritannien, d.Ü.) war es eine Frage davon, privat tätigen Psychiatern*** zu folgen und es sich einfach zu machen - in meinem Land (den USA, d.Ü.) hatten die Agenten der Zerstörung alle Jobs bei der Regierung, und sie werden sich dafür verantworten müssen.

    Je länger sie warten, desto schlimmer wird es werden - aber sie glauben immer noch, sie könnten das auf die lange Bank schieben. Die CDC versuchen verzweifelt zu verhindern, dass CFS mit einem Virus, schon gar nicht einem Retrovirus, in Verbindung gebracht wird.

    Man könnte annehmen, dass XMRV für sie eine Gelegenheit gewesen wäre, ihr Gesicht zu wahren - nach dem Motto: Also, wenn wir das gewusst hätten!

    Aber das ist es nicht. Weil, wenn sie sich einmal mit XMRV beschäftigen, dann werden sie all die Literatur über Immundefekte und Viren finden, die die CDC seit 25 Jahren unter dem Deckel hält.

    In den 1990er Jahren hätten die CDC sich so etwas noch leisten können, aber jetzt nicht mehr. Wir reden über mindestens eine Million Erwachsene mit einer verborgenen Krankheit, und wieviele Jugendliche noch dazu. Und sie haben es WIE lange zugelassen, ohne etwas zu tun?

    Das ist ein Schlamassel, den zu beseitigen sehr teuer werden wird.

    Bill Reeves und James Jones bzw. Heim**** (die von den Studien, die behaupten, die Krankheit würde durch Kindesmissbrauch verursacht) glauben möglicherweise wirklich, was sie da erzählen. Ich denke, sie glauben es tatsächlich.

    Aber es sind die Leute, die sie im Amt ließen, die jetzt etwas zu erklären haben.

    Die Mehrzahl der Forschungsarbeiten, die von britischen Fachzeitschriften veröffentlicht wurden, handeln von CFS und ME als psychogenen Störungen, so dass eine Kultur, die psychiatrische Behandlungsformen befürwortet, zumindest verständlich ist.

    Aber das Gros der Forschung, das in den USA veröffentlicht wurde, handelte von biomedizinischen Faktoren, Korrelationen, Biomarkern, Erklärungen. Wie kann man die Bibliographie auf der Website der CDC wegerklären, die die Forschungsarbeiten ignoriert, die vom Lehrkörper an den Top-Universitäten der USA veröffentlicht wurden?

    Einer der Gründe, warum ich so große Schwierigkeiten habe, all das Außenseitern zu erklären, ist genau das - es ist so ein dickes Ding. Es sind so viele Leute über einen so langen Zeitraum daran beteiligt.

    Sie können sich nicht einmal die leiseste Vermutung über die Beteiligung eines Retrovirus' leisten, weil ein Sprung in der Staumauer das ganze Ding zum Platzen bringen wird.

    XMRV ist ihr Albtraum, weil sie das nicht begraben können. Sie werden es versuchen, und sie werden es so lange versuchen, wie es irgend geht, aber sie können diese Sache nicht begraben.

    Und warum? Weil das Retrovirus bereits bei Prostatakrebs auftritt, und weil es eine Menge an Forschungsgeldern für die Erforschung von Krebs gibt.

    Für einen Krebsforscher klingen einige der Einwände komplett verrückt. Es ist das erste Mal, dass ein großer Teil der Wissenschaftlergemeinde diesen Genies von den CDC bei ihrer der Arbeit über CFS zusehen können.

    Die Art der Behauptungen, die mich immer wieder sprachlos gemacht haben (und das ist keine einfache Sache), werden den gleichen Effekt auf alle haben, die die Grundlagen der Statistik gelernt haben, ganz zu schweigen von der Komplexität der modernen Biologie. "Das Gehirn ist ein plastisches Organ" - was zum Teufel soll DAS denn heißen? Wenn Kindheitstraumen CFS verursachen, warum ist CFS dann nicht wirklich weit verbreitet in Kriegsgebieten? Sie waren nicht ein einziges Mal gezwungen, eine Erklärung für diese miesen Behauptungen zu liefern - Reeves hat sich so daran gewöhnt, für bare Münze genommen zu werden, dass er am Ende regelrechte Lügen veröffentlicht hat, sich in der Sicherheit wiegend, dass keiner mehr als die Schlussfolgerungen im Abstract lesen würde. Es ist ein Kartenhaus.

    Und auf beiden Seiten des Atlantiks, nehmt einmal an, sie hätten die Gültigkeit der bestehenden Tests auf Immundefekte und Viren bei ME/CFS akzeptiert?

    Was glaubt Ihr, was es kosten wird, diese Krankheit zu behandeln? Wo sollen die Spezialisten dafür herkommen? Wo soll das Geld für neue spezialisierte Behandlungszentren herkommen?

    Sie können sich uns nicht leisten, aber die Bedrohung durch das XMRV ist so groß, dass sie es wohl müssen.

    Mary Schweitzer

    *CDC - Centers for Disease Control and Prevention, die US-amerikanische Seuchenbehörde

    ** ME - Myalgische Enzephalomyelitis war seit 1969 bei den WHO als neurologische Krankheit aufgelistet und von britischen Medizinern nach einem Cluster-Ausbruch in einem Londoner Hospital, dem Royal-Free-Hospital, und seiner allmählichen Ausbreitung bis in den Norden Englands beschrieben worden.

    *** Hier ist die sogenannte Wessely School gemeint, die sich um den Psychiater Simon Wessely gruppiert. Dazu gehören in Großbritannien z.B. Michael Sharpe, Peter White, Trudy Chalder, und auch in Deutschland folgen alle "führenden" Psychiater diesem Ansatz, wenn es um die Einschätzung des "CFS" geht oder was sie darunter verstehen.

    **** Bill Reeves hat bis zum Februar dieses Jahres die Abteilung für CFS-Forschung bei den CDC geleitet und wird u.a. dafür verantwortlich gemacht, dass Ende der 1990er Jahre Gelder, die der US-Senat für die biomedizinische Erforschung des CFS zur Verfügung gestellt hatte, für andere Projekte ausgegeben wurde. Bill Reeves, Jim Jones und Heim sind mehr oder weniger offene Anhänger der These, dass "CFS" eine psychogene Erkrankung sei, die durch falsche Krankheitsüberzeugungen und daraus folgender Dekonditionierung hervorgerufen wird.