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    Artikel des Monats April 2010 Teil 2

    Neue Studien zu XMRV

    Bitte beachten Sie: 2012 hat sich herausgestellt, dass dieses XMRV keine Humaninfektion, sondern eine im Labor entstandene Chimäre war. Näheres unter Artikel des Monats Dezember 2012 - 1 auf dieser Website!

     


    XMRV-Studien an Rhesusaffen - vorgestellt bei der CROI-Konferenz

    Forscher fragen: was richtet XMRV an - bei Affen und Menschen?

    Was uns als ME/CFS-Patienten am meisten interessiert, ist natürlich die Frage, ob XMRV womöglich die entscheidende Ursache unseres Krankheitsbildes sei - etwa so wie HIV die Ursache von AIDS ist. Leider ist die Sache jedoch nicht so einfach. Und diese Frage interessiert die Retrovirusforscher zunächst auch wenig. Sie wollen vorrangig herausfinden, was dieses Retrovirus im Körper der Infizierten anrichtet, ganz gleich, ob sie ME/CFS-Patienten, Prostatakrebspatienten oder gesunde Blutspender sind. Sie wollen wissen, wie und wo sich das Virus im Körper verbreitet und vermehrt und wie es mit dem Immunsystem interagiert.
    Diese Fragen war u.a. Thema auf der Mitte Februar 2010 abgehaltenen internationalen Konferenz der Retrovirusforscher (CROI - Conference on Retroviruses and Opportunistic Infections) in San Francisco. Zwei der dort vorgestellten fünf XMRV-Studien sind hier kurz zusammengefasst.

    Die erste Studie bestätigt, dass sich XMRV hauptsächlich in den Reproduktionsorganen und dem Lymphgewebe  vermehrt, und mit der zweiten fand man Marker, die entscheidend für die Entwicklung von Testverfahren sein könnten, die man dann in großangelegten epidemiologischen Studien einsetzen könnte.

    Studie 1: Die Wissenschaftler wollten herausfinden, wie sich das XMRV im Körper ausbreitet, in welchen Organen es sich bevorzugt einnistet, wie es dem Virus gelingt, in bestimmte Zellen einzudringen und sich dort zu vermehren, welche krankmachende Wirkung es hat und wie es übertragen wird. Dazu haben Forscher von der Emory Universität in Atlanta und von Abott Diagnostics in Illinois ein sogenanntes Tiermodell genutzt, d.h., sie haben gesunde Rhesusaffen intravenös mit dem XMR-Virus infiziert. Man hat dann nach 6 Tagen bzw. nach 146 und 289 Tagen die Organe der (getöteten) Tiere untersucht, um festzustellen, wie und wo sich das Virus in den verschiedenen Stadien der Infektion ausgebreitet hat. Mit zwei verschiedenen Testverfahren hat man sowohl nach dem gesamten Virusgenom als auch nach einem Teil des Virusgenoms (gag) gesucht und festgestellt, dass sich das Virus in zahlreichen Organen, Geweben und speziellen Zellen des Immunsystems ausgebreitet hatte, selbst wenn man im Blutplasma keinerlei Viruslast feststellen konnte. Damit glauben die Forscher, ein brauchbares Tiermodell entwickelt zu haben, mit dem man auch den Verlauf und die Auswirkungen einer chronischen Infektion beim Menschen untersuchen kann sowie die Wirksamkeit noch zu entwickelnder Impfstoffe.

    Studie 2: In einer zweiten Studie haben Forscher an den gleichen Institutionen die Virusvermehrung, die Gewebespezifität bzw. die Fähigkeit des XMRV in die Zellen bestimmter Gewebe einzudringen und sich dort zu vermehren sowie die Immunantwort des Wirts untersucht, um herauszufinden, inwieweit eine XMRV-Infektion auch beim Menschen zu Krankheiten führt. Bei den Tieren, die man in der Phase der akuten Infektion getötet und untersucht hatten, fand man Belege für eine Virusvermehrung in der Milz, der Lunge, den Lymphknoten und der Leber. Bei den Tieren, die man 19 Wochen nach der Infektion erneut infiziert und dann untersucht hatte, fand man dagegen eine größere Ausbreitung des Virus im Verdauungs- und Urinaltrakt sowie im Vaginaltrakt des weiblichen Tieres. Mit Hilfe der Western Blot-Analyse konnte man feststellen, dass alle drei chronisch infizierten Tiere Antikörperreaktionen gegen das XMRV (env und gag Proteine) entwickelt hatten. Mit dieser Studie hat man außerdem gezeigt, dass die serologischen Assays (die Antikörpertests) eine 100-prozentige Empfindlichkeit hatten, denn sie konnten alle bereits durch die Western-blot-Technik als positiv getesteten Blutproben ebenfalls aufspüren. Mit diesem Prototyp eines Antikörper-Untersuchungsverfahrens werden großangelegte epidemiologische Studien möglich.

    Vorläufige Ergebnisse besagen, dass es bei einem geringen Prozentsatz der Blutspender in den USA (etwa 0,1%) mit einem Antikörpertest alle 3 Antigene gefunden wurden. In Japan fand man bei 1,7% der gesunden Blutspender Antikörper auf das Virus (Studie siehe unten).

    Diese Daten lassen darauf schließen, dass die Lymphozyten das primäre Ziel für die Vermehrung des XMRV sind (low grade replication), während gleichzeitig im Blutplasma keine Viren nachweisbar sind.

    „Wir sind noch ganz am Anfang in der Erforschung des XMRV. Wenn Sie zurückdenken in das Jahr 1983 und was wir da über HIV wussten, wie ungewiss da alles war, wie lange es tatsächlich dauert, bis man der Sache wirklich auf den Grund kommt und zu einem Konsens kommt, um zu verstehen, was da wirklich vor sich geht. Wir sind immer noch in einem Vor-Konsens-Stadium mit diesem Virus, und auch wenn es unerfreulich und verwirrend ist, es ist wirklich hochinteressant,“ sagte der Vizepräsident der Konferenz John Coffin von der Tufts University in Boston

    Weitere Informationen und Abstracts der zitierten Studien: www.cfids.org/xmrv/croi-2010.asp

    Ein interessantes Interview mit Stephen Goff von der Columbia University in New York und mit John Coffin von der Tufts University findet sich hier. Stephen Goff hielt einen Vortrag mit dem Titel "Mouse to Man? XMRV and Human Disease" (Von Mäusen zum Menschen? XMRV und Erkrankungen des Menschen)

    Literatur:

    Organ and Cell Lineage Dissemination of XMRV in Rhesus Macaques during Acute and Chronic Infection Prachi Sharma, S Supplah, R Molinaro, K Rogers, J Das Gupta, R Silverman, J Hackett, Jr., S Devare, G Schochetman and F Villanger, Yerkes National Primate Research Center, Emory University, Atlanta, Georgia and Abbott Diagnostics, Abbott Park, Illinois

    XMRV: Examination of Viral Kinetics, Tissue Tropism, and Serological Markers of Infection X Qui, P Swanson, K-C Luk, J Das Gupta, N Onlamoon, R Silverman, F Villanger, S Devare, G Schochetman and John Hackett, Jr., Abbott Diagnostics, Abbott Park, Illinois and Yerkes National Primate Research Center, Emory University, Atlanta, Georgia


    Krebs und Neuroimmunologische Erkrankungen, ausgelöst durch das humane Retrovirus XMRV

    Diese Studie wird zur Zeit am National Cancer Institute unter der Leitung von Sandra Ruscetti im Labor zur Krebsprävention durchgeführt. Die folgende Beschreibung der Studie findet sich unter: http://ccr.cancer.gov/Staff/staff.asp?profileid=5518

    Wir arbeiten zur Zeit mit den Erkenntnissen und den Reagentien, die wir aus unserer Forschung an Mäuseretroviren gewonnen haben, um das xenotrope MuLV-assoziierte humane Retrovirus XMRV zu untersuchen, das kürzlich durch seinen Zusammenhang mit Prostatakrebs entdeckt wurde. In Zusammenarbeit mit den Labors von Judy Mikovits und Frank Ruscetti konnten wir Antikörper einsetzen, die gegen das Hüllprotein des SFFV (spleen focus-forming virus) entwickelt wurden, um infektiöses XMRV in den Blutzellen und im Plasma von Patienten zu entdecken, die an der neuroimmunologischen Erkrankung Chronic Fatigue Syndrome (CFS) leiden. Wir konnten außerdem ein Serokonversions-Assay entwickeln, indem wir Zellen benutzten, die das SFFV-Hüllprotein exprimiert hatten, um Antikörper gegen das Virus im Plasma der CFS-Patienten zu finden. Wir planen jetzt, unser Wissen anzuwenden auf die Pathogenese von Mäuseretroviren, die bei Nagetieren Krebs und neurologische Krankheiten verursachen, um die molekulare Basis ähnlicher Erkrankungen, die mit XMRV in Verbindung stehen, zu untersuchen. Wir sind dabei, Nagetiermodelle zu entwickeln, um die biologischen Auswirkungen des XMRV in vivo zu untersuchen. Wenn das erfolgreich verläuft, wird dies ein kleines Tiermodell für die präklinische Testung von möglichen Anti-XMRV-Medikamenten liefern. Außerdem testen wir sowohl in vitro als auch in vivo die biologischen Auswirkungen des Hüllproteins des XMRV, das, wie sein verwandtes SFFV-Gegenstück, für die Pathogenität des XMRV verantwortlich sein könnte.


    Die Prävalenz des XMRV bei japanischen Blutspendern

    Um herauszufinden, ob die Blutkonserven möglicherweise mit XMRV infiziert sind, haben japanische Forscher vom dortigen Roten Kreuz und der Universität in Kyoto untersucht, inwieweit gesunde Blutspender Träger des Virus sind und wie hoch die Infektionsrate bei Prostatakrebspatienten ist. Die Blutproben der gesunden Blutspender wurden alle negativ auf HIV, HTLV, Hepatitis B und C sowie das humane Parvovirus B19 getestet.

    Bei der Untersuchung auf Antikörper gegen das XMRV Gag Protein wurden zwei der 32 Proben von Prostatakrebspatienten und fünf der 300 Proben der gesunden Blutspender als XMRV-positiv getestet. Die Ergebnisse der Untersuchung der mononukleäre Zellen des peripheren Blutes mit Hilfe der Polymerase-Kettenreaktion lassen darauf schließen, dass das XMRV in einigen wenigen Anteilen der Blutzellen überlebt und sich über das Blut verbreiten kann, auch wenn die Replikationsrate des Virus relativ gering zu sein scheint.

    Auch wenn die Studie eine relativ kleine Teilnehmerzahl hatte, schließen die Forscher daraus, dass in Japan 1,7% der gesunden Blutspender und 6,3% der Prostatakrebspatienten mit XMRV infiziert sind.  

    THE PREVALENCE OF XENOTROPIC MURINE LEUKEMIA VIRUS-RELATED VIRUS IN HEALTHY BLOOD DONORS IN JAPAN

     Rika A. Furuta1, Takayuki Miyazawa2, Takeki Sugiyama3, Takafumi Kimura1, Fumiya Hirayama1, Yoshihiko Tani1 and Hirotoshi Shibata1

    1 Department of Research, Japanese Red Cross Osaka Blood Center, 2 Laboratory for Viral pathogenesis, Institute for Virus Research, Kyoto University, 3 Department of Urology, Nishiwaki Municipal Hospital.


    XMRV-Studie des Pharmaunternehmens Glaxo Smith Kline

    Am 31. März 2010 gab die ME-Association folgende Information von Dr. Charles Lapp vom Hunter-Hopkins-Centre in Charlotte, USA, bekannt:

    Bekanntermaßen haben drei in Europa durchgeführte Studien, in denen nach XMRV bei „CFS“-Patienten gesucht wurde, weder bei diesen noch bei Kontrollpersonen das Retrovirus entdecken können, während es in mehreren Studien in den USA und auch im Labor VIP Dx immer wieder gefunden wird. Es ist unklar, ob die von den europäischen Forschern eingesetzten Methoden überhaupt in der Lage waren, das XMRV zu entdecken, ob sie klassische CFS/ME-Patienten (nach der Fukuda- oder der Kanadischen Definition) haben oder ob das Virus in Europa tatsächlich nicht vorkommt.

    Um dieses Dilemma zu lösen, hat Glaxo Smith Kline, ein großes Pharmaunternehmen im Research Triangle Park, NC, USA, Mittel für eine neue Studie bereitgestellt, in der CFS-Patienten untersucht werden sollen, die ähnliche Charakteristika aufweisen wie die in der Science-Studie von Lombardi/Mikovits untersuchten Patienten. Man wird Patienten, die in der Original-Science-Studie als XMRV-positiv getestet worden waren, als Kontrolle für die Empfindlichkeit der jetzt eingesetzten Testverfahren benutzen. Das Ziel der Studie ist die Prävalenz des XMRV bei verschiedenen Untergruppen des CFS herauszufinden. Als Basis für die Zusammenstellung der Studienkohorte werden die modifizierten Fukuda-Kriterien und die Kanadischen Kriterien eingesetzt. Außerdem wird eine gesunde Kontrollgruppe untersucht.

    Es werden Blutproben vom Hunter-Hopkins-Center, von Nancy Klimas (Miami), Lucinda Bateman (Salt Lake) und Gluckman (Philadelphia) untersucht, um eine breite geographische Streuung der untersuchten Patienten zu haben. Außerdem werden anonyme Proben von der neuen SolveCFS BioBank bereitgestellt, die kürzlich von der CFIDS Association eingerichtet wurde.

    Es wird erwartet, dass diese Studie in Kürze beginnt, wenn sie durch die Ethikkommission gebilligt wurde.