Bericht von Minoush über einen
Gutachtenstermin beim Medizinischen Dienst der Krankenkassen
Dieser Beitrag erschien ursprünglich in einem
Patientenforum und wird hier mit freundlicher Genehmigung der
Autorin wiedergegeben.
Mein Mann hat mich dorthin begleitet und ich
bin davon ausgegangen, dass er mit in den Untersuchungsraum geht.
Vorrangig als Gesprächszeuge, um später ein Gesprächsprotokoll
anfertigen zu können (ich vergesse alles zu schnell) und
zweitrangig, um mir beim Gespräch auf die Sprünge zu helfen, falls
ich wichtiges vergessen sollte.
Ich ging also in Begleitung meines Mannes in
den Raum und setzte mich. Mein Mann wollte sich auch gerade
hinsetzen, da meinte der Arzt zu ihm: „Ich bitte Sie, draußen Platz
zu nehmen.“
Darauf ich: „Ich möchte, dass mein Mann
anwesend ist.“
Darauf er: „Dann kann ich kein Gutachten
durchführen.“
Ich: „Warum ist das nicht möglich?“
Er: „Wenden Sie sich an ihre Krankenkasse oder
den MDK.“
Ich: „Es hat mich sehr viel Kraft gekostet,
heute hier her zu kommen, ich möchte Sie bitten, die Untersuchung
durchzuführen. In Anwesenheit meines Mannes.“
Er: „Im Beisein Ihres Mannes führe ich die
Untersuchung nicht durch. Wenn Sie darauf bestehen, muss ich Sie
bitten, zu gehen.“
Ich: „Können Sie mir bitte erklären, warum das
nicht möglich ist? Mir sind Fälle bekannt, in denen eine
Begleitperson anwesend war.“
Er: „Wenden Sie sich bitte an Ihre Krankenkasse
oder den MdK, vielleicht finden Sie einen anderen Gutachter.“
Ich: „Seien Sie doch bitte so nett und erklären
mir den Grund für Ihre Ablehnung. Wenn mich Ihre Gründe überzeugen,
bin ich zu einer Untersuchung ohne meinen Mann bereit.“
Er: „Wenden Sie sich an die Krankenkasse oder
den MdK, und gehen Sie bitte, damit ich die nächste Dame herein
bitten kann.“
(Das Gespräch ist etwas vereinfacht
wiedergegeben.)
Wir waren beide wie vor den Kopf geschlagen. Der Arzt zeigte
überhaupt keine Gesprächsbereitschaft. Er war nicht bereit, auch nur
annähernd irgendeinen Grund zu nennen, warum mein Mann nicht mit
rein darf. Wie eine Schallplatte kam immer wieder die Formel :
„Wenden sie sich bitte an ihre Krankenkasse oder den MdK“.
Wir sind dann nicht gleich fortgegangen, sondern riefen vom
Wartezimmer aus bei meiner Dame von der Krankenkasse an (eine
wirklich immer nette und verständnisvolle Frau!) und fragten, ob
sein Verhalten rechtens sei und wie ich mich jetzt verhalten sollte.
Die war erstmal überrascht von dieser Situation, war verwundert,
dass niemand mit in den Raum darf, konnte mir zur Rechtslage aber
nicht sehr viel sagen. Sie meinte allerdings, dass, wenn kein
Gutachten zustande kommt, eigentlich meine Krankengeldzahlungen
eingestellt werden, weil es eine Ablehnung des Gutachtens
meinerseits wäre.
Nachdem ich betont habe, dass ICH aber durchaus
zur Begutachtung bereit bin und mich auch noch in der Praxis
befinde, der ARZT die Begutachtung aber ohne Begründung ablehnt,
versprach sie mir, sich zu informieren und zurückzurufen.
Das tat sie dann auch wirklich innerhalb von 15min.
Der MdK hatte ihr erklärt, dass der Arzt sich weigern kann, eine
Beistandperson zuzulassen. Dass ich dann aber einen anderen
Gutachter bekommen kann, der eine Begleitperson zulässt.
Fazit:
Es war wieder mal gut, sich nicht einschüchtern zu lassen.
Man hat als Patient sehr viele Rechte, die einem von den immer so
viel klüger auftretenden Medizinern oft streitig gemacht werden.
Wenn man jedoch freundlich und sachlich, aber bestimmt seine Rechte
in Anspruch nimmt, können andere nicht alles mit einem machen.
Die Angst, kein Krankengeld mehr zu bekommen,
hat bestimmt schon so manch einen dazu gezwungen, in Bezug auf die
Begleitperson klein bei zu geben. Doch wie es aussieht, kann einem
in dieser Situation gar nicht so ohne weiteres fehlende
Mitwirkung unterstellt werden.
Und es drängt sich die Frage auf, ob die
Begleitung nicht gern deswegen abgelehnt wird, damit man keinen
Gesprächszeugen hat. Was dann zu Situationen wie der von
M.S. geschilderten führt.
Und für mich heißt es nun warten, bis ich einen neuen Termin für
einen anderen Gutachter bekomme – in der Hoffnung, dass das besser
läuft ...
PS: Falls sich jemand wundert, dass ich trotz
CFS-Hohlkopf einen sooo langen Text schreiben konnte: ich habe dafür
5 Stunden mit vielen Pausen gebraucht...