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Artikel des Monats Dezember 09 Teil 6 Fragen und Antworten des National Cancer Institutes zu XMRV
Aus: http://www.cancer.gov/newscenter/pressreleases/XMRV_QandA
1.
Was ist XMRV?
2.
Was ist ein Retrovirus?
Retroviren werden bei vielen Säugetieren gefunden, und sie können zur Entwicklung von Krebs wie Leukämie oder Lymphomen sowie neurologischen Krankheiten beitragen. Beim ersten von zwei humanen Retroviren, die man identifiziert hat, dem HTLV-1, hat man herausgefunden, dass es adulte T-Zell-Leukämie verursacht. HTLV-2 wird nicht mit irgendwelchen Erkrankungen in Verbindung gebracht. Das Humane Immundefizienz-Virus (HIV), das AIDS hervorruft, ist eine andere Art von Retrovirus.
3.
Welche Verbindung gibt es zwischen XMRV und Krebs oder anderen Erkrankungen?
Das Virus wurde zuerst in den Tumoren von Männern mit Prostatakrebs entdeckt und wurde meist in Verbindung mit einem speziellen genetischen Defekt in einem Gen entdeckt, das das Enzym RNase-L kodiert, das, wenn es nicht mutiert ist, eine wichtige Rolle in der Abwehr des Körpers gegen Viren spielt. Die neuere Forschung lässt darauf schließen, dass eine chronische virale Infektion mit XMRV in gewisser Weise mit Prostatakrebs im Zusammenhang stehen kann. Eine Studie aus dem Jahr 2009 an mehr als 300 Gewebeproben von Prostatakrebs, die von Männern aus den USA stammten, hat herausgefunden, dass XMRV in 27 Prozent aller Tumorproben vorhanden war und in 6% der Prostatabewebeproben, die nicht von Krebs befallen waren. Das Virus wurde häufiger bei solchen Männern gefunden, die eine aggressive Form von Tumoren hatten. Aber in dieser Studie war die XMRV-Infektion nicht mit dem RNase-L-Defekt verbunden, was möglicherweise bedeutet, dass alle Individuen das Risiko haben, an Krebs zu erkranken. Im Unterschied dazu hat eine Forschergruppe in Deutschland keinen Zusammenhang zwischen XMRV und Prostatakrebs gefunden. Sie hat 589 Prostatakrebsproben auf das Virus untersucht sowie Blutproben von 146 der Prostatakrebs-Patienten auf Antikörper gegen XMRV getestet. Eine weitere deutsche Studie sowie eine irische Studie fanden jeweils keine Belege für einen Zusammenhang zwischen XMRV und Prostatakrebs. Diese Unterschiede in den Forschungsergebnissen weisen auf die Notwendigkeit für eine weitere Erforschung dieses Virus hin. Die Unterschiede in den Ergebnissen können auf methodischen Unterschieden beruhen oder man hat auf unterschiedliche Stämme des XMRV getestet. Ein weiterer Grund könnte sein, dass das Virus in bestimmten geographischen Regionen häufiger vorkommt. Das Virus wurde auch bei Patienten mit Chronic Fatigue Syndrom identifiziert. Eine Studie, die die Clusterausbrüche in Nevada, Florida und South Caroline untersucht hat, fand heraus, dass 67 Prozent von 101 Chronic Fatigue Syndrom-Patienten mit XMRV infiziert waren, aber nur weniger als vier Prozent der 218 gesunden Kontrollpersonen. Das Virus wurde in den weißen Blutzellen entdeckt, obwohl virale Partikel auch im Plasma (dem zellfreien Anteil des Blutes) entdeckt wurden. Insgesamt gesehen besagen diese Forschungsergebnisse nicht, dass XMRV Krebs oder Chronic Fatigue Syndrom verursachen. Wenn man herausfinden sollte, dass das Virus ein verursachender Faktor für irgendeine Erkrankung des Menschen ist, dann könnten solche Befunde zu besseren Möglichkeiten der diagnostischen Testung auf diese Krankheiten, zu Information über Behandlungsmöglichkeiten und schließlich auch zur Prävention solcher Erkrankungen führen. Aber es muss noch sehr viel geforscht werden, um die Verursachung zu ermitteln, bevor eines dieser Testverfahren oder Behandlungsstrategien durchgeführt werden können.
4.
Wie hoch ist die Prävalenz der XMRV-Infektion in der allgemeinen Bevölkerung?
5.
Wie wird das XMRV übertragen?
6.
Was weiß man derzeit über XMRV?
Es müssen noch viele weitere Fragen in Bezug auf das XMRV angegangen und beantwortet werden. Ob das Virus bei anderen Krankheiten eine Rolle spielt oder wie das Virus übertragen wird, ist nicht geklärt. Das NCI ist an der Koordination weltweiter Bemühungen zur Untersuchung des Ausmaßes der Infektion in der Allgemeinbevölkerung beteiligt. Populationsstudien unter Verwendung gründlich validierter Blut- und Gentests werden helfen, ein Verständnis für die Verbreitung (Prävalenz), die Verteilung, die Herkunft und die Art der Übertragung des XMRV zu schaffen.
7.
Wie geht das NCI die Beunruhigung über das XMRV an?
In der Folge einer Reihe von Tagungen in der letzten Zeit, die vom NCI gesponsert wurden, wurden Prioritäten im Hinblick auf die anzugehenden Fragen festgelegt. Das NCI mobilisiert seine Ressourcen im Bereich der Krebsbiolgie, der Entwicklung diagnostischer Testmethoden, der Entwicklung von Medikamenten, der Epidemiologie (Populationsstudien), der Immunologie und der Retrovirologie, um diese Problemkreise so schnell wie möglich anzugehen. Das umfasst auch folgendes:
Studien zur Klärung dieser Problembereiche sind am NCI und an vielen Labors außerhalb des NCI bereits voll im Gange. ### Literatur Coffin JM and Stoye JP. A New Virus for Old Diseases? Science 2009; 326:530-531. Hohn O, Krause H, Barbarotto P, Niederstadt L, Beimforde N, Denner J, Miller K, Kurth R, and Bannert N. Lack of evidence for xenotropic murine leukemia virus-related virus (XMRV) in German prostate cancer patients. Retrovirology 2009. 6:92. Lombardi VC, Ruscetti FW, Das Gupta J, Pfost MA, Hagen KS, Peterson DL, Ruscetti SK, Bagni RK, Petrow-Sadowski C, Gold B, Dean M, Silverman RH, and Mikovits JA. Detection of an Infectious Retrovirus, XMRV, in Blood Cells of Patients with Chronic Fatigue Syndrome. Science 2009. 326: 585-589. Schlaberga R, Choeb DJ, Browna KR, Thakerb HM, and Singh IR. XMRV is present in malignant prostatic epithelium and is associated with prostate cancer, especially high-grade tumors. PNAS 2009. 106: 16351-16356. Urisman A, Molinaro RJ, Fischer N, Plummer SJ, Casey G, Klein EA, Malathi K, Magi-Galluzzi C, Tubbs RR, Ganem D, Silverman RH, DeRisi JL. Identification of a Novel Gammaretrovirus in Prostate Tumors of Patients Homozygous for R462Q RNASEL Variant. PLoS Pathogen 2006 2:211-225. Fischer N, Hellwinkel O, Schulz C, Chun FK, Huland H, Aepfelbacher M, Schlomm T: Prevalence of human gammaretrovirus XMRV in sporadic prostate cancer. J Clin Virol 2008. 43:277-283. D'Arcy F, R. Foley, A. Perry, L. Marignol, M. Lawler, E. Gaffney, R. Watson, J. Fitzpatrick, T. Lynch: No evidence of XMRV in Irish prostate cancer patients with the R462Q mutation. European Urology Supplements 2008. 7:271. Übersetzung: Regina Clos |