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     Artikel des Monats Dezember 09 Teil 6

    Fragen und Antworten des National Cancer Institutes zu XMRV

    Bitte beachten Sie: 2012 hat sich herausgestellt, dass dieses XMRV keine Humaninfektion, sondern eine im Labor entstandene Chimäre war. Näheres unter Artikel des Monats Dezember 2012 - 1 auf dieser Website!

     

    Aus: http://www.cancer.gov/newscenter/pressreleases/XMRV_QandA

    Zentrale Punkte

    ·   XMRV ist ein Virus, das eng verwandt ist mit Viren, die bei Mäusen Krebs und andere Krankheiten verursachen. (Frage 1)

    ·    Die Rolle des XMRV bei Krebs und anderen Krankheiten des Menschen ist nicht geklärt. (Frage 2)

    ·    Zwar wurde das Virus mit Prostatakrebs und dem Chronic Fatigue Syndrom in Zusammenhang gebracht, aber es gibt gegenwärtig keine Belege dafür, dass das Virus eine Krankheit verursacht. (Frage 3)

    1.    Was ist XMRV?
    XMRV (xenotropic murine leukemia virus-related virus) gehört zu den sogenannten Retroviren und wurde zuerst 2006 in den Tumoren von Männern mit Prostatakrebs identifiziert. Es ist eng verwandt mit Mäuseleukämie-Viren, die ein breites Spektrum von Krebsarten, immunologischen und neurologischen Krankheiten bei Mäusen verursachen. Obwohl nicht bekannt ist, wie XMRV übertragen wird, lassen vorläufige Studien darauf schließen, dass dies über Blut oder andere Körperflüssigkeiten geschehen kann. Es ist bekannt, dass XMRV nicht über die Luft übertragen wird, wie etwa ein Grippevirus. Es gibt gegenwärtig keine Belege dafür, dass XMRV eine sich ausbreitende Epidemie verursachen würde. Die Herkunft des XMRV ist unbekannt, aber die Forscher vermuten, dass es durch ein Überspringen der Artenschranke von Mäusen auf den Menschen oder möglicherweise von anderen Tierarten entstanden ist.

    2.    Was ist ein Retrovirus?
    Ein Retrovirus ist eine Art Virus, dessen genetisches Material aus RNA statt aus DNA besteht. RNA hat verschiedene Funktionen, aber primär ist es das Molekül, das Material von der DNA übersetzt (Translation) und überträgt. Innerhalb der Wirtszelle wird retrovirale RNA revers transkribiert, um virale DNA zu produzieren, die sich in das Chromosom des Wirts einbaut und damit ermöglicht, dass viele Kopien des Virus entstehen können. Wenn Retroviren Keimzellen (Sperma oder Ovarien) infizieren, können endogene Viren entstehen. Die integrierte virale DNA, auch Provirus genannt, wird von der Elterngeneration an den Nachwuchs weitergegeben. Es gibt keine Belege dafür, dass dies beim Menschen mit XMRV vorkäme.

    Retroviren werden bei vielen Säugetieren gefunden, und sie können zur Entwicklung von Krebs wie Leukämie oder Lymphomen sowie neurologischen Krankheiten beitragen. Beim ersten von zwei humanen Retroviren, die man identifiziert hat, dem HTLV-1, hat man herausgefunden, dass es adulte T-Zell-Leukämie verursacht. HTLV-2 wird nicht mit irgendwelchen Erkrankungen in Verbindung gebracht. Das Humane Immundefizienz-Virus (HIV), das AIDS hervorruft, ist eine andere Art von Retrovirus.

    3.    Welche Verbindung gibt es zwischen XMRV und Krebs oder anderen Erkrankungen?
    Ob XMRV bei Krebs oder anderen Krankheiten eine Rolle spielt, ist nicht geklärt. Die Forschung zeigt einen möglichen Zusammenhang auf, aber gegenwärtig gibt es keine Beweise dafür, dass das Virus eine Krankheit verursacht.

    Das Virus wurde zuerst in den Tumoren von Männern mit Prostatakrebs entdeckt und wurde meist in Verbindung mit einem speziellen genetischen Defekt in einem Gen entdeckt, das das Enzym RNase-L kodiert, das, wenn es nicht mutiert ist, eine wichtige Rolle in der Abwehr des Körpers gegen Viren spielt. Die neuere Forschung lässt darauf schließen, dass eine chronische virale Infektion mit XMRV in gewisser Weise mit Prostatakrebs im Zusammenhang stehen kann.

    Eine Studie aus dem Jahr 2009 an mehr als 300 Gewebeproben von Prostatakrebs, die von Männern aus den USA stammten, hat herausgefunden, dass XMRV in 27 Prozent aller Tumorproben vorhanden war und in 6% der Prostatabewebeproben, die nicht von Krebs befallen waren. Das Virus wurde häufiger bei solchen Männern gefunden, die eine aggressive Form von Tumoren hatten. Aber in dieser Studie war die XMRV-Infektion nicht mit dem RNase-L-Defekt verbunden, was möglicherweise bedeutet, dass alle Individuen das Risiko haben, an Krebs zu erkranken. Im Unterschied dazu hat eine Forschergruppe in Deutschland keinen Zusammenhang zwischen XMRV und Prostatakrebs gefunden. Sie hat 589 Prostatakrebsproben auf das Virus untersucht sowie Blutproben von 146 der Prostatakrebs-Patienten auf Antikörper gegen XMRV getestet. Eine weitere deutsche Studie sowie eine irische Studie fanden jeweils keine Belege für einen Zusammenhang zwischen XMRV und Prostatakrebs. Diese Unterschiede in den Forschungsergebnissen weisen auf die Notwendigkeit für eine weitere Erforschung dieses Virus hin. Die Unterschiede in den Ergebnissen können auf methodischen Unterschieden beruhen oder man hat auf unterschiedliche Stämme des XMRV getestet. Ein weiterer Grund könnte sein, dass das Virus in bestimmten geographischen Regionen häufiger vorkommt.

    Das Virus wurde auch bei Patienten mit Chronic Fatigue Syndrom identifiziert. Eine Studie, die die Clusterausbrüche in Nevada, Florida und South Caroline untersucht hat, fand heraus, dass 67 Prozent von 101 Chronic Fatigue Syndrom-Patienten mit XMRV infiziert waren, aber nur weniger als vier Prozent der 218 gesunden Kontrollpersonen. Das Virus wurde in den weißen Blutzellen entdeckt, obwohl virale Partikel auch im Plasma (dem zellfreien Anteil des Blutes) entdeckt wurden.

    Insgesamt gesehen besagen diese Forschungsergebnisse nicht, dass XMRV Krebs oder Chronic Fatigue Syndrom verursachen. Wenn man herausfinden sollte, dass das Virus ein verursachender Faktor für irgendeine Erkrankung des Menschen ist, dann könnten solche Befunde zu besseren Möglichkeiten der diagnostischen Testung auf diese Krankheiten, zu Information über Behandlungsmöglichkeiten und schließlich auch zur Prävention solcher Erkrankungen führen. Aber es muss noch sehr viel geforscht werden, um die Verursachung zu ermitteln, bevor eines dieser Testverfahren oder Behandlungsstrategien durchgeführt werden können.

    4.    Wie hoch ist die Prävalenz der XMRV-Infektion in der allgemeinen Bevölkerung?
    Die Zahl der gesunden Personen, die mit XMRV infiziert sind und die Verbreitung der Infektion weltweit und innerhalb der USA ist nicht bekann. Das Virus wurde bei etwa vier Prozent von Personen aus der gleichen geographischen Region wie die infizierten Patienten mit Chronic Fatigue Syndrom. Eine Analyse von mehr als 300 Prostatagewebeproben ergab, dass das Virus in 6 Prozent der nicht-kanzerösen Prostatagewebeproben vorkam. Diese Studien lassen vermuten, dass die XMRV-Infektion weitverbreitet ist, aber es gibt keine Belege für eine neue, zunehmende oder sich verbreitende XMRV-Infektion. Das NCI entwickelt gerade molekulare Instrumentarien, um die Häufigkeit der XMRV-Infektion in der allgemeinen Bevölkerung zu bestimmen und ist an der Koordination weltweiter Bemühungen beteiligt, die Verbreitung und Verteilung des XMRV zu untersuchen.

    5.    Wie wird das XMRV übertragen?
    Der oder die Weg(e), auf denen XMRV von einem Menschen zum anderen übertragen werden, sind unbekannt. Einige Studien lassen darauf schließen, dass das Virus durch Samenflüssigkeit oder Speichel übertragen werden kann, aber zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine direkten Beweise, die eine solche Vermutung stützen würden. Angesichts der Tatsache, dass das Virus in den weißen Blutzellen gefunden wurde, erscheint eine Übertragung durch Blut möglich. Bevor hier Richtlinien festgelegt werden können, muss noch mehr geforscht werden, aber es wäre umsichtig, wenn möglicherweise infizierte Personen von Blutspenden absehen würden. Es ist auch wichtig, zu erwähnen, dass Retroviren wie XMRV nicht über die Luft übertragen werden. 

    6.    Was weiß man derzeit über XMRV?
    Man muss noch sehr viel mehr Erkenntnisse über das XMRV gewinnen. Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Virus und Prostatakrebs sowie dem Chronic Fatigue Syndrom, aber ob es an der Verursachung dieser Krankheiten beteiligt ist, ist nicht bewiesen. Labor- und Populationsstudien werden dazu beitragen, die Rolle des XMRV bei diesen Krankheiten zu bestimmen. Das Virus könnte einfach nur ein “passenger virus”, also ein opportunistisches Virus sein, das bevorzugt in sich schnell teilenden Zellen wie Prostatakrebszellen wächst. Personen mit Prostatakrebs oder Chronic Fatigue Syndrom könnten aufgrund von Veränderungen in ihrem Immunsystem anfälliger auf eine XMRV-Infektion sein. XMRV könnte nur einer von vielen Faktoren genetischer oder umweltbedingter Art sein, die an der Entwicklung einer Krankheit beteiligt sind.

    Es müssen noch viele weitere Fragen in Bezug auf das XMRV angegangen und beantwortet werden. Ob das Virus bei anderen Krankheiten eine Rolle spielt oder wie das Virus übertragen wird, ist nicht geklärt. Das NCI ist an der Koordination weltweiter Bemühungen zur Untersuchung des Ausmaßes der Infektion in der Allgemeinbevölkerung beteiligt. Populationsstudien unter Verwendung gründlich validierter Blut- und Gentests werden helfen, ein Verständnis für die Verbreitung (Prävalenz), die Verteilung, die Herkunft und die Art der Übertragung des XMRV zu schaffen.

    7.    Wie geht das NCI die Beunruhigung über das XMRV an?
    Das NCI arbeitet an der Entwicklung diagnostischer Instrumentarien, so dass die Verbreitung des XMRV in der allgemeinen Bevölkerung bestimmt und sein Zusammenhang mit Krankheiten untersucht werden kann. Die Herkunft des XMRV und die Übertragungswege in der Humanbevölkerung sind zentrale Fragen für die öffentliche Gesundheit, mit denen sich die Wissenschaftler des NCI befassen.

    In der Folge einer Reihe von Tagungen in der letzten Zeit, die vom NCI gesponsert wurden, wurden Prioritäten im Hinblick auf die anzugehenden Fragen festgelegt. Das NCI mobilisiert seine Ressourcen im Bereich der Krebsbiolgie, der Entwicklung diagnostischer Testmethoden, der Entwicklung von Medikamenten, der Epidemiologie (Populationsstudien), der Immunologie und der Retrovirologie, um diese Problemkreise so schnell wie möglich anzugehen. Das umfasst auch folgendes:

      1. Die Entwicklung von geeigneten, gut validierten Tests, um eine XMRV-Infektion bestimmen zu können und um diese Tests bei der Suche für Belege für eine Infektion in zukunftsweisenden und historischen Populationsstudien einzusetzen, um die Prävalenz, die Verteilung, die Verknüpfung mit Krankheiten (CFS, Prostatakrebs und möglicherweise anderen Krebsarten) sowie die Übertragungswege des XMRV zu verstehen.
      2. Die Entwicklung geeigneter Infektions- und Krankheitsmodelle.
      3. Die Durchführung patientenbasierter Studien, um die Kausalität und die Mechanismen der Krankheitsinduktion durch das Virus zu erforschen.

    Studien zur Klärung dieser Problembereiche sind am NCI und an vielen Labors außerhalb des NCI bereits voll im Gange.

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    Literatur

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    Fischer N, Hellwinkel O, Schulz C, Chun FK, Huland H, Aepfelbacher M, Schlomm T: Prevalence of human gammaretrovirus XMRV in sporadic prostate cancer. J Clin Virol 2008. 43:277-283.

    D'Arcy F, R. Foley, A. Perry, L. Marignol, M. Lawler, E. Gaffney, R. Watson, J. Fitzpatrick, T. Lynch: No evidence of XMRV in Irish prostate cancer patients with the R462Q mutation. European Urology Supplements 2008. 7:271.

    Übersetzung: Regina Clos