Positive
XMRV-Studie ist nur eine Frage der Zeit
Prag, 3. Mai 2010.
Vergangenen Oktober haben US-Wissenschaftler
einen Durchbruch bei der Erforschung des Chronic Fatigue Syndroms präsentiert,
der in Science veröffentlicht wurde. Sie fanden Spuren des Retrovirus XMRV im
Blut von CFS-Patienten. In der Folge konnten drei Forschergruppen, darunter auch
eine in Nimwegen, diese Ergebnisse nicht bestätigen. Bei der
Retrovirus-Konferenz in Prag, dem "Centennial Retrovirus Meeting" wurde jedoch
deutlich, dass die erste positive „Replikationsstudie“ nur eine Frage der Zeit
zu sein scheint.
Die Juni-Ausgabe der Zeitschrift
Ortho wird
sich auf die mehrere Tage dauernde Konferenz in Prag konzentrieren, die mit dem
heutigen Tag endet. Insbesondere auf den Fluren war dieses neue Retrovirus das
Thema des Tages. Insider sind sich einig, dass die negativen XMRV-Studien, die
bislang veröffentlicht wurden, keine genauen Replikationsstudien waren. Die von
diesen Gruppen verwendeten Techniken unterschieden sich zu stark von denen, die
von den US-Forschern eingesetzt wurden. Das gilt auch für eine noch nicht
veröffentlichte Studie aus Deutschland, bei der man ebenfalls kein XMRV in den
Blutproben der CFS-Patienten finden konnte.
Kürzlich hat die US-amerikanische
Wissenschaftlerin Dr. Judy Mikovits verschiedene europäische Forschergruppen
besucht, um ihnen die richtigen Labortechniken zu zeigen. Jetzt wird klar, dass
diese Besuche sich auszuzahlen beginnen. Während der Konferenz in Prag erklärte
Mikovits erneut in allen Einzelheiten die komplizierte Methode des Whittemore
Peterson Institutes (WPI), des National Cancer Institutes (NCI) und der
Cleveland Clinic. Diese Methode der Kultivierung des Virus ist unabdingbar, weil
XMRV im peripheren Blut nur in extrem geringer Konzentration auftritt.
Dr. Francis Ruscetti vom anerkannten NCI –
einer Institution der US-Regierung – sagte Ortho, er hoffe, dass diese
Kontroverse im Jahr 2011 vorüber sei. Er ist insbesondere überrascht über die
Tatsache, dass die Forscher an der Universitätsklinik UMC St. Radboud in ihrer
Publikation verschwiegen, dass die Amerikaner sehr wohl Spuren von XMRV in den
Blutproben der niederländischen Patienten gefunden haben. „Ich weiß nicht, wie
sie sich vorstellen, vom Standpunkt der Ethik aus damit davonzukommen,“ sagte
Ruscetti. „Ich finde nicht, dass das gute Wissenschaft ist.“ Ruscetti betonte
erneut, dass das WPI, das NCI und die Cleveland Clinic bei ihrer XMRV-Forschung
vier unterschiedliche Verfahren anwenden. „In den negativen Studien wurde nur
eines dieser Verfahren angewandt.“ Ruscetti drückte zudem seine Verärgerung über
das aus, was er als „Flüsterkampagne“ über eine Kontamination bezeichnet. Den
Forschern aus Nimwegen zufolge hätten die Amerikaner die niederländischen
Blutproben verunreinigt oder kontaminiert.
Ruscetti wird auch von Prof. Dr. John Coffin
unterstützt, der sowohl beim NCI als auch an der Tufts-Universität in Boston
arbeitet. Er gilt als einer der renommiertesten Retrovirologen der Welt. „Einige
haben die Frage der Kontamination aufgeworfen,“ sagt Coffin. „Aber es ist nichts
dergleichen bekannt. Es gibt nicht den geringsten Beweis, der diese Gerüchte
stützen könnte.“ Ein großer Teil der Forschung wird am NCI gemacht, im Labor von
Francis und Sandra Ruscetti. Sie verfügen über langjährige Erfahrung in der
Arbeit mit diesen Viren und sind sehr vorsichtig.
Coffin betonte erneut, eine
Replikationsstudie erfordere es, dass sie in genau der gleichen Weise ausgeführt
wird wie die Originalstudie. „In keiner der negativen Studien, die bislang
veröffentlicht wurden, hatte man das Virus vermehrt,“ sagte Coffin. „Nur in der
Science Studie ist das gemacht worden, und das ist der entscheidende Punkt.“ Die
Forscher aus Nimwegen haben an dieser führenden Konferenz nicht teilgenommen.
Patienten, Ärzte und die Medien können die
neuesten Nachrichten über ME/CFS, XMRV und die Frage von Bluttransfusionen auf
www.voedingenpsyche.nl nachlesen. Das ist die Website des Kongresses Food &
Psyche, der sich dieses Jahr ausschließlich dem Thema ME/CFS widmet.
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