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    Artikel des Monats Februar 2014 Teil 2

    Geht die Retrovirus-Forschung bei ME/CFS weiter?

    BuchveröffentlichungVortrag und neues Unternehmen von Judy Mikovits

     

    "Wieviele haben wir erzeugt, John? Wieviele XMRVs gibt es da draußen?"

    Frage von Judy Mikovits an John Coffin bei der ME/CFS-Tagung in Ottawa im September 2011

    Judy Mikovits verfolgt diese Frage entgegen aller Widerstände weiter, denn sie hatte bereits in ihrer Studie von 2009 Hinweise auf eine Familie von Humanen Gamma-Retroviren (HGRVs) im Blut von ME/CFS-Patienten gefunden - und nicht nur auf das eine Familienmitglied, das dann als "XMRV" Schlagzeilen machte. Dieses eine XMRV war tatsächlich ein aus Versehen geschaffenes Mitglied der Familie der Gamma-Retroviren, ein Klon, entstanden im Labor von Robert Silverman in der Zelllinie mit dem Namen VP62.

    Judy Mikovits hatte im Rahmen der 2009er-Studie ihre Testverfahren (PCR = Polymerase-Kettenreaktion) so lose eingestellt, dass damit Gensequenzen einer größeren Familie von „XMRVs“, besser HGRVs gefunden werden konnten. Und sie hat sie gefunden.

    All die Negativ-Studien einschließlich der Lipkin-Studie von 2012 hatten aber nur nach dem einen, speziellen Silverman-VP62-XMRV gesucht, nicht aber nach einer größeren, verwandten Gruppe humaner Gamma-Retroviren (HGRVs). Deren PCR war so eingestellt, dass sie lediglich das Silverman-XMRV entdecken konnten. In der Tat war dieses XMRV niemals aus dem Blut eines Menschen isoliert oder dort entdeckt worden, wohl aber andere sogenannte „gag“- und „env“-Sequenzen der gleichen Familie humaner Gamma-Retroviren. Das hatte sich jetzt auch wieder in der neuen Lipkin-Studie bestätigt, über die Lipkin kürzlich in einem Interview berichtete. Zitat:

    "Wir haben in 85% der Proben [der Montoya-Proben, d.Ü.] Retroviren gefunden. Nochmals, es ist zu diesem Zeitpunkt sehr schwer einzuschätzen, ob dies klinisch bedeutsam ist oder nicht, und angesichts der früheren Erfahrungen mit Retroviren bei Chronischer Erschöpfung sage ich Ihnen ganz klar: obwohl ich das jetzt über die Proben von Montoya berichte, haben weder er noch ich daraus den Schluss gezogen, dass es hier einen Zusammenhang mit Krankheit gibt. Ich wiederhole das noch einmal. Wir haben retrovirale Sequenzen gefunden, aber ihr Zusammenhang mit dem Chronic Fatigue Syndrom ist zu diesem Zeitpunkt unklar..." (Originalzitat unten)

    Bevor man wusste, dass es einen Unterschied zwischen dem Silverman-XMRV und eben jener größeren Gruppe eng verwandter (aber noch nicht identifizierter) humaner Gamma-Retroviren gab, ja, bevor Silverman zugab, dass dieses sein XMRV-Klon durch Rekombination einzelner Retrovirusteile in der Zelllinie VP62 entstanden war, nahmen Verwirrung und Unglück ihren Lauf, weil Judy Mikovits' damaliger Mitarbeiter, Vincent Lombardi, ohne ihr Wissen diese Zelllinie in die Gefrierschränken des Labors getan hatte – und dieses VP62-XMRV hochgradig infektiös und über die Luft übertragbar ist, so dass es Proben und Reagentien im gleichen Labor/Gefrierschrank kontaminieren konnte. Und bevor Judy Mikovits hier klären konnte, welche Tests und welche Testergebnisse letztlich verlässlich etwas anderes als dieses Klon anzeigen, war sie von ihren damaligen Arbeitgebern, den Whittemores, aus dem Whittemore-Peterson-Institut hinausgeworfen worden. Die näheren Umstände und die Gründe für diesen Rauswurf beschreibt sie ausführlich in ihrem demnächst erscheinenden Buch. 

    Auch wenn die Mehrheit der Wissenschaftler und die allgemeine Öffentlichkeit sowie die Mehrheit der ME/CFS-Patienten nach dem Rückzug der Science-Studie von 2009 (die gegen den Willen von Judy Mikovits erfolgte, da sie immer zu ihren Testergebnissen stand) und nach der Veröffentlichung der ersten Lipkin-Studie in 2012 glaubte, das Thema XMRV sei nun endgültig erledigt und jeder, der sich weiterhin damit beschäftigt, notwendigerweise ein Spinner sein müsse, ist dieses Thema alles andere als abgeschlossen und vom Tisch.

    Kurz nachdem Judy Mikovits diese Frage an John Coffin gestellt hatte, wurde sie am 18. November 2011 auf Betreiben des mittlerweile rechtskräftig wegen illegaler Wahlbeeinflussung zu zwei Jahren Gefängnis verurteilten Magnaten Harvey Whittemore für fünf Tage ins Gefängnis geworfen - weil sie angeblich ihre eigenen Notebooks gestohlen haben sollte und nach dem Rausschmiss aus dem Whittemore-Peterson-Institut und der Rückkehr zu ihrem Mann nach California eine "flüchtige Rechtsbrecherin" sei.

    Seitdem und seit der Veröffentlichung der Lipkin-Studie, die vorgeblich das Thema der retroviralen Beteiligung bei ME/CFS beerdigt hat, findet diese brilliante Forscherin keine Anstellung mehr. Was sie nicht davon abhält, weiterhin zu forschen und zu publizieren, z.B hier:

    • Die Geschichte ihrer wissenschaftlichen Karriere, ihrer Forschungsergebnisse zum Zusammenhang von Retroviren mit verschiedenen neuroimmunologischen Krankheiten einschließlich Autismus, ihres Kampfes gegen einen patriarchalischen und an Macht und Einfluss orientierten Wissenschaftsbetrieb, ihrer unfassbaren Erlebnisse mit dem "König von Nevada" (Harvey Whittemore und seiner Frau Annette) schrieb sie zusammen mit dem Vater zweier autistischer Kinder, Kent Heckelively, in einem Buch nieder, das im Mai erscheinen wird: Plague: One Scientist's Intrepid Search for the Truth about Human Retroviruses and Chronic Fatigue Syndrome, Autism, and Other Diseases, Kent Heckenlively/Judy Mikovits. Es kann derzeit zum Sonderpreis vorbestellt werden. Es ist bei Amazon bereits jetzt der Bestseller Nr. 1 im Bereich Virologie - und erst für Mai 2014 angekündigt. Dieses Buch öffnet einem die Augen über die Machtstrukturen in Wissenschaft und Politik - und macht deutlich, dass das Thema Retroviren bei ME/CFS und vielen anderen neuroimmunologischen Krankheiten alles andere als erledigt ist.
    • Sie nimmt an zahlreichen Konferenzen teil, zuletzt an der zweiten Mt. Sinai ME/CFS-Konferenz in New York. Hier hielt sie einen Vortrag, der ihre Frage, "Wieviele haben wir erzeugt, John? Wieviele XMRVs gibt es da draußen?" aktueller denn je erscheinen lässt: Hier können sie die Folien dieses Vortrags herunterladen (Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung von Judy Mikovits). Unten finden Sie Auszüge aus Christopher Cairns' Bericht über diese Konferenz.
    • Sie hat gerade mit ihrem langjährigen Kollegen und Mentor Frank Ruscetti eine Firma gegründet, deren Mission Statement wie folgt lautet:

    Foto"MAR Consulting Inc., led by Drs. Frank Ruscetti and Judy Mikovits, seeks to understand complex and innovative biological issues to yield unbiased integrated, cutting-edge information for patients and physicians impacted by some of the most challenging chronic diseases. Utilizing their combined 75 years experience in tumor biology, immunobiology of retroviral-associated inflammatory diseases, cancer, stem cell biology, hematopoiesis and drug development, MAR focuses on research projects, consulting (to patients, doctors, academia and industry) and lecturing without the restrictive authority of vested interest groups, following Thomas Jefferson's dictum: "Here we are not afraid to follow the truth wherever it may lead, nor to tolerate error so long as freedom is left free to combat it."

      

    Mt. Sinai ME/CFS Konferenz am 20. November 2013

    Auszüge aus Christopher Cairns' Bericht: http://cfspatientadvocate.blogspot.de/2013/11/mt-sinai-mecfs-conference-november-20.html

    Christopher Cairns berichtet hier über die zweite Konferenz, die am 20. November 2013 am Mt.Sinai ME/CFS Center in New York stattfand. Dr. Derek Enlander hatte diese Konferenz organisisert. Die fünf Redner waren Dr. Eric Schadt, Dr. Judy Mikovits, Dr. Nancy Klimas, Dr. Dan Peterson, Dr. Derek Enlander.

    Dr. Judy Mikovits' Rede habe wie so viele ihrer Reden "über den Tellerrand hinaus gesehen", und er habe nicht erwartet, dass sie dieses Thema ansprechen würde. "Aber das ist das Wunderbare an dieser Forscherin - sie beschäftigt sich mit dem, was sie will und hat dabei immer die Patienten vor Augen. Der Leser möge sich daran erinnern, dass Dr. Mikovits vor zwei Jahren ins Gefängnis geworfen wurde, als sie sich vorbereitete, zur ersten Mt. Sinai ME/CFS-Konferenz zu kommen, um dort eine Rede zu halten. Damals fiel ein schwerer Schatten auf diese gut besuchte Konferenz, als die meisten Teilnehmer mit tiefer Traurigkeit auf diesen äußerst merkwürdigen Übergriff reagierten - eine Forscherin dafür zu inhaftieren, dass sie ehrenwerte und anspruchsvolle wissenschaftliche Ideen verfolgt. Jedenfalls waren viele Teilnehmer dieser zweiten Mt. Sinai Konferenz erfreut, Dr. Mikovits reden zu hören, und es war ein Triumph, ein weiterer genialer Schachzug von Dr. Enlander. Tatsächlich waren viele Teilnehmer nur gekommen, um Dr. Mikovits Rede zu hören. Ich gehörte auch dazu.

    Ohne Job und ohne Geld hat Dr. Mikovits über die letzten Jahre hinweg weiterhin professionelle Konferenzen besucht (über Krebs, GcMAF, Mitochondrien, Lipide, Lyme-Borreliose, ME/CFS) und weiterhin ihre enorme Neugier in Richtung dieser Krankheit entfesselt. Sie macht ungewöhnliche, dynamische und weitreichende Beobachtungen. Wir bräuchten mehr Köpfe wie sie, die für eine Besserung der ME/CFS-Patienten arbeiten.

    Dr. Mikovits hat diesen Moment gewählt, um ein altes Thema wieder aufzugreifen, ein Thema, das eigentlich als erledigt betrachtet wurde. Dr. Mikovits' Rede war eine Aktualisierung der Ereignisse, die seit dem Lipkin-Artikel über XMRV stattgefunden haben. In dieser Rede stellte sie verschiedene Artikel vor, einige älter, einige neuer, die geradlinig die Argumente aneinanderreihten, die es erlauben, die erneut die Tür zu öffnen für einen retroviralen Fingerabdruck bei dieser Krankheit. Das war eine ziemlich anspruchsvolle Rede, angepasst an das Niveau der Zuhörer, aber immer noch schwer zu verstehen.

    Am Ende berührte sie kurz eine ihrer neuesten Forschungen - abweichende Funktionsweisen der Mitochondrien auf der genetischen Ebene. Sie untersucht Gentests für Indikationen bei sekundären mitochondrialen Dysfunktionen, die bei einigen ME/CFS- oder ME-ähnlichen Patienten aufgetreten sind. Courtagen ist das Unternehmen, das diese Gentests durchführt. Dieser Test könnte sehr wohl einen wichtigen Teil dieser Krankheit identifizieren - mit der Möglichkeit einer sofortigen Behandlung. Der medizinische Leiter von Courtegan ist Dr. Richard Boles, von dem ich vor einigen Jahren bereits von Dr. Joseph Brewer etwas gehört hatte. Dr. Boles ist ein Vorkämpfer. Es besteht die Hoffnung, mit Courtagen eine Zusammenarbeit aufzubauen, bei der sie eine kleine Studie über schwer erkrankte ME/CFS-Patienten durchführen.

    Für mich hat Dr. Mikovits die weitreichendsten Gedankenprozesse auf dem Gebiet dieser Krankheit. Um diese weiter voranzubringen, muss sie meiner Ansicht nach mehr zu zukünftigen Konferenzen beitragen können. Wie Rich van Konynenburg hat sie "ein Gespür für diese Krankheit", von dem viel aus ihrer Arbeit in der Krebsforschung entspringt.

    Dr. Mikovits und Dr. Schadt sollten die Gelegenheit für ausführliche Gespräche bekommen. Zusammen könnten sie - mit der Hilfe anderer - in der Lage sein, einen Teil dieser Krankheit zu knacken.

     

    Zitat aus Lipkin-Rede:

    "We found retroviruses in 85 percent of the sample pools. Again, it is very difficult at this point to know whether or not this is clinically significant or not, and given the previous experience with retroviruses in Chronic Fatigue, I am going to be very clear in telling you, although I am reporting this at present in Prof. Montoyas samples, neither he nor we have concluded that there is a relationship to disease. Ill repeat that one more time. We found retroviral sequences, but their relationshipto Chronic Fatigue Syndrome at this point is unclear."