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Artikel
des Monats Oktober 2012 Teil 2
Kritische Stimmen zur
Lipkin-Studie
Bitte beachten Sie:
2012 hat sich herausgestellt, dass dieses XMRV keine
Humaninfektion, sondern eine im Labor entstandene Chimäre war.
Näheres unter Artikel des Monats
Dezember 2012 - 1 auf dieser Website!
|
Sie lesen auf dieser Seite:
Die
magischen Retroviren – mal sieht man sie, mal sieht man sie nicht
Aus:
http://me-advocacy.com/The_Magical_Retroviruses.html
“Wenn man eine Zelle
verändern kann, ist es nur noch ein kleiner Schritt bis zur Veränderung einer
Maus, und wenn man eine Maus verändern kann, ist es nur noch ein kleiner Schritt
zur Veränderung eines höheren Lebewesens, sogar des Menschen."
Bericht von 1981, in dem
Bedenken über die Zukunft des Genspleißens ausgedrückt werden.
Erwin
Chargaff 'Shaping Life in the Lab'. In Time (9 Mar 1981).
Wir stehen kurz vor der Veröffentlichung der NIH-„Lipkin“-Studie,
von der uns manche glauben machen möchten, dass sie in die eine oder in die
andere Richtung entscheiden sollte, ob Menschen mit ME/CFS mit MRVs (Murine
Leukemia Virus related Virus – Mäuseleukämievirus-verwandtes Virus) infiziert
sind – ohne Berücksichtigung des Studiendesigns und der Mängel der Studie und
der Fähigkeit einer einzelnen Studie, das zu erzielen, was in Wirklichkeit ein
politischer Beschluss ist.
Es wird keine entsprechende Studie für Menschen mit
Prostatakrebs oder irgendeiner anderen damit zusammenhängenden Krankheit
verlangt. Es sei denn, man interpretiert die Studie als positiv – hier soll
Menschen mit ME/CFS wieder einmal nicht die Würde gewährt werden, die
biomedizinische Forschung auf natürliche Weise voranschreiten zu lassen, und
zwar unter Einsatz der Wissenschaft.
Es ist für jeden Patienten mit kognitiven Dysfunktionen
oder Menschen, die mit dem Forschungsgebiet nicht vertraut sind, schwierig, sich
durch die Entwicklungen der letzten drei Jahre hindurchzufinden und sie zu
verstehen. Um die Gemeinde der Patienten dazu in die Lage zu versetzen, wird
dieser Artikel einen kurzen Überblick über das geben, was Tatsachen sind und was
Fiktion und Spekulation ist.
Tatsachen über MLVs
Mäuseleukämieviren (MLVs) sind Retroviren, die ihren
Ursprung in Mäusen haben und von denen man weiß, dass sie bei Mäusen und anderen
Tieren Krebs und neuroimmunologische Krankheiten verursachen. Es sind einfache
Retroviren, die nur 3 Gene haben (gag, pol, env).
-
MLVs sind
latent. Sie bleiben solange inaktiv, bis sie reaktiviert werden.
-
MLVs
können durch Hormone und Entzündungen reaktiviert werden.
-
MLVs
erzeugen eine niedriggradige Entzündung, von der man weiß, dass sie mit PCR
[Polymerasekettenreaktion] nicht immer entdeckt werden kann.
-
MLVs
mutieren kaum, weil sie sich selbst kopieren, wenn sich eine Zelle teilt,
und deshalb haben sie nur eine geringe Variation.
-
MLVs haben
große Sequenzähnlichkeiten, weil große Abschnitte des Virus sich abspalten
und sich in andere MLVs integrieren. Das wird als Rekombination bezeichnet:
Eine Analogie: Man stelle sich einen Zug mit Waggons vor. Die Züge tauschen
untereinander Waggons aus, d.h. große Sequenzabschnitte der viralen DNA
werden von einem Virus herausgetrennt und in einen anderen eingefügt.
-
MLVs
infizieren als ganze Familien (mehrere Viren infizieren gleichzeitig).
-
MLVs
findet man selten im Blut, wobei die große Mehrheit der MLVs im Gewebe
gefunden wird.
Beobachtungen bei ME/CFS, die durch MLVS erklärt werden können
-
MLVs
können durch Impfungen, Viren, Stress, Unfälle und Entzündungen reaktiviert
werden.
-
MLVs
verursachen kognitive Dysfunktionen.
-
MLVs
verursachen mitochondriale Dysfunktionen.
-
MLVs
verursachen Autoimmunität
-
MLVs
reaktivieren andere Viren.
-
MLVs
können genetisch, über Blut, Speichel und Gewebe übertragen werden.
-
MLVs
können die Immundysfunktion verursachen, die Dr. Mikovits in ihrer
MLV-positiven Patientenpopulation ausfindig gemacht hat.
Für und Wider
-
Bei den
Arbeiten von Dr. Mikovits oder Dr. Ruscetti, die für den Artikel von
Lombardi et al. von 2009 durchgeführt wurden, ist niemals eine Kontamination
entdeckt worden.
-
Die CDC
hat in den 20 Plasmaproben von Lombardi et al. (2009) keine Kontamination
oder ein Virus entdeckt.
-
Ein
unabhängiges Labor hat in den Hauptröhrchen von Lombardi et al. (2009) keine
Kontamination gefunden.
-
Es gibt 4
weitere positive MRV-Studien, die bei Menschen nach MRVs gesucht haben, die
unter die Kategorie ME/CFS fallen (Lombardi 2009, Lo 2010, Lee, 2012,
Paolucci 2012, Grossberg 1997). In diesen Studien ist keine Kontamination
gefunden worden.
-
Es gibt
zahlreiche negative Studien, aber keine davon hat die erfolgreichen
Testmethoden verwendet, die in einer der positiven Studien eingesetzt worden
waren.
-
Bei keiner
der negativen Studien wurden die Testmethoden an einer klinisch positiven
Probe optimiert, nur in den positiven Studien wurde das gemacht.
-
Negative
Studien, die andere Tests eingesetzt haben, sind als solche kein Beweis
gegen die Fähigkeit der bewährten Test, die MRVs bei Patienten zu entdecken.
Geschweige denn, dass sie den Zusammenhang zwischen MRVs und ME/CFS
widerlegen würden.
-
Bei Dr.
Mikovits’ Serologie-Test (Antikörpertest) wird ein Antikörper verwendet, der
nur mit MLV-Viren reagieren kann. Er reagiert nicht mit endogenen
MLV-Sequenzen (zerkleinerten retroviralen Sequenzen von urzeitlichen
Retroviren) bei Mäusen oder Menschen. Wenn er das täte, dann wären alle
Menschen, die getestet wurden, unter Verwendung des Tests von Lombardi et
al. (2009) positiv gewesen. Keine der anderen Studien hat diesen Test
verwendet.
-
Dr.
Mikovits’ Serologie-Test [Antikörpertest] kann sowohl polytrope als auch
xenotrope MRVs entdecken.
-
Dr.
Mikovits’ PCR-Assay aus der Lombardi et al.-Studie (von 2009) verwendet nur
ein Primerset und kann somit nur einen Typus von Gag-Sequenzen von MRVs
entdecken.
-
Dr. Los
und Dr. Alters’ PCR-Test aus der Lo et al.-Studie (von 2010) hat andere
Primer und andere Variablen als die des PCR-Tests von Dr. Mikovits
eingesetzt und spürt deshalb andere MRV-Sequenzen auf als die, die ihr Assay
aufspürt.
-
Dr.
Mikovits und Dr. Ruscetti haben zum ersten Mal bei der Cold Springs Harbor
Konferenz im Mai 2010 berichtet, dass sie eine Familie von Retroviren
gefunden haben, die Sequenzen umfassen, die enger verwandt sind mit
polytropen MLVs. Das war drei Monate bevor der Artikel von Lo et al.
veröffentlicht wurde (2010).
Die Studie der Blood Working Group
Die Studie der Blood Working Group hatte das Ziel, Tests zu
schaffen, die in der Lage wären, die Blutvorräte sehr schnell zu überprüfen.
Diese hätten eine kurze Durchlaufzeit haben und für alle Sorten von Blut
geeignet sein müssen, die von den Blutbanken gelagert werden.
Keiner der Tests, die in den Veröffentlichungen von Dr.
Mikovits und Dr. Ruscetti (Lombardi et al., 2009) verwendet wurden, hat diesen
Kriterien entsprochen. Jeder dieser Tests hatte eine lange Durchlaufzeit und war
für die Testung von Blutprodukten gedacht, wie sie bei den Blutbanken nicht
gelagert werden. Deshalb wurden alle Tests, die in der Studie der Blood Working
Group eingesetzt wurden, spezifisch für diese Blutvorräte neu entwickelt und
waren alle unbewiesen im Hinblick auf ihre Fähigkeit, auf reproduzierbare Weise
zu bestimmen, ob eine Person MLV-negativ oder MLV-positiv ist. Das betrifft auch
alle Tests, die bei allen anderen Labors verwendet wurden, die an der Studie der
Blood Working Group mitgearbeitet haben. Die Ergebnisse der Studie der BWG sind
deshalb in Bezug auf den Zusammenhang von MRVs und ME/CFS bedeutungslos, weil es
zurzeit nicht möglich ist, die Blutvorräte zu überprüfen. Denn die Studie hat
zeigt, dass es derzeit keinen verlässlichen Test mit kurzer Durchlaufzeit gibt,
der für eine massenhafte Überprüfung der Blutvorräte geeignet ist.
“Diese
Ergebnisse weisen darauf hin, dass die gegenwärtigen Assays XMRV/MLV nicht
reproduzierbar in Blutproben aufspüren und dass die Überprüfung der Blutspender
nicht gerechtfertigt ist.
(Simmons et al.,
2011, Blood working group)
Was für ein Virus bin ich?
Die Retroviren von Dr. Mikovits sind nicht vollständig
sequenziert. Ursprünglich dachte man, dass Dr. Silverman das getan hätte. Man
hat später herausgefunden, dass das VP62-Plasmid (ein synthetischer Virusstrang,
kombiniert mit Bakterien), den er bereits 2006 geschaffen hatte, sein Labor
kontaminiert hatte. Statt die Isolate zu sequenzieren, die man ihm geschickt
hatte, sequenzierte er das Plasmid, was leicht aufgespürt werden kann, indem man
auf die im Plasmid vorhandenen Bakterien testet. Keine der Virussequenzen, die
in den fünf positiven Studien entdeckt wurden, sind jemals vollständig
sequenziert worden. Das muss noch getan werden. Wenn man das einmal getan hat,
wird auch bekannt sein, welcher Bezeichnung die Viren zugehören (xenotrop,
polytrop, modifiziert polytrop). Obwohl die Bezeichnung, die gegenwärtig bei den
Retrovirologen im Gebrauch ist, keine objektive Bedeutung hat und deshalb
zurzeit abgelehnt werden sollte.
Die gag-Sequenzen, die von Dr. Mikovits entdeckt wurden,
wurden ebenfalls von Paolucci et al. (2012) entdeckt, und sie wurden von Mayer
et al. (2012) in wilden Mäusen entdeckt. Das heißt nicht, dass es sich um das
gleiche Virus handelt, aber dass sie infolge von Rekombination einen
Virusabschnitt teilen, und das lässt darauf schließen, dass diese Viren ihren
Ursprung in wilden Mäusen haben.
Die NIH “LIPKIN” STUDIE
“Meine Bedingung zur Annahme dieses Auftrags der NIH und
der klinischen und der Labor-Untersuchungen ist, dass jeder der Teilnehmer
bedingungslos die Gruppenkriterien für die Definition der in dieser Studie
untersuchten Fälle akzeptiert. Auch wurde von den Laborforschern gefordert, ihre
Ergebnisse bei der Beendigung der Studie eindeutig zu bestätigen. Es wurden
mehrere Monate benötigt, um klinische Kriterien für die Fälle und für die
Kontrollen zu entwickeln und die Genehmigungen der Ethikkommissionen zu
erhalten.“
(W. Ian Lipkin, 28. Dezember 2010)
Bevor die NIH-“Lipkin”-Studie nicht veröffentlicht ist,
kann sie auch nicht vollständig durch Fachleute bewertet werden. Es sind jedoch
bereits mehrere Fakten über die Studie bekannt, die ausschließen, dass dieser
Artikel das letzte Wort ist.
-
Die Studie
verwendet nicht die anerkannten diagnostischen Kriterien für ME/CFS
-
Die Studie
hat keine Sequenzierung der nächsten Generation eingesetzt (NGS – Next
Generation Sequenzing, oder Hochdurchsatzsequenzierung), um nach den
ME-Retroviren zu suchen, obwohl man weiß, dass die Infektion durch MLVs auf
einem Niveau sein können, das unterhalb der Entdeckungsschwelle der PCR
liegt.
-
In der
Studie wird kein lymphatisches Gewebe untersucht, aber MLVs werden nur
selten im Blut entdeckt. Zu jeder gegebenen Zeit würden 98% der MLVs, die
B-Zellen infizieren, im lymphatischen System sein, und nicht im Blut.
Die
Zukunft
Bevor nicht eine Forschung durchgeführt wurde, in der
Personen untersucht werden, die objektiv definiert sind und in der bewährte
Tests verwendet werden, von denen man zuvor nachgewiesen hat, dass sie
funktionieren, sollte kein Weg der Erforschung dieser furchtbaren Krankheit
aufgeben werden, weil sie etwa das politische Establishment in der Regierung und
im Gesundheitswesen bedroht. Die Patienten können sich keine politische
Intervention leisten, und die Menschheit kann das auch nicht.
Literatur
Grossberg et al. (1997)
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed?term=grossberg%20JHK
Lee et al. (2012)
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed?term=Lee%20Hanson%20mlv
Lombardi et al. (2009)
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19815723
Lo et al. (2010)
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20798047
Mayer et al. (2012)
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22771940
Paolucci et al. (2012).
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed?term=Paolucci%20xmrv
Lipkin, W., Ian., 28 December
2011. A Message from CII Director W. Ian Lipkin Regarding the XMRV/MLV CFS/ME
Study.
http://cii.columbia.edu/blog.htm?cid=CalAzy
ME Advocacy, 13.
September 2012
|
Mal sieht man es, mal
sieht man es nicht
Blog von Jamie Deckoff-Jones vom 21. September2012
Die Lipkin-Studie begräbt das XMRV ein für allemal,
lässt aber vollkommen das Problem außer Acht, dass da eine infektiöse Chimäre
unterwegs ist, die ein sauberes Labor innerhalb weniger Tage kontaminieren
kann und die in der Lage ist, Affen zu infizieren. Aber diese Chimäre war
nicht im Blut der Patienten oder Kontrollpersonen dieser Studie. Soviel ist
klar – vergessen wir die unwissenschaftliche Behauptung, dass diese Studie
oder irgendeine andere Studie definitiv sei im Hinblick auf irgendetwas. Die
Wissenschaft ist selbstkorrigierend, wie Dr. Lipkin uns erinnert hat, aber
nur dann, wenn es sich nicht um ein abgekartetes Spiel handelt. Das ist eine
Wiederholungsaufführung der definitiven Studie, die gezeigt hat, dass die
MMR-Impfung nicht Ursache von Autismus ist, eine Studie, die ebenfalls die
der umfassenderen Frage ausgewichen ist. Der Gebrauch des Wortes „definitiv“
sagt uns, dass wir es hier mit Politik zu tun haben und nicht mit
Wissenschaft. Ein Taschenspielertrick.
In dem Artikel [über die Lipkin-Studie] wurde nicht
einmal versucht, über das eine positive Ergebnis zu spekulieren, dass 6% der
Studienkohorte, Patienten wie Kontrollpersonen, mit einem Test
kreuzreagierten, der entwickelt wurde, um SFFV zu entdecken, einem üblen
Mäuseretrovirus [SFFV – Spleen focus-forming virus]. Was auch immer es ist,
was sie mit diesem Antikörpertest aufspüren, der gegenüber demjenigen, der
einst am WPI benutzt wurde „leicht modifiziert“ wurde – die verschiedenen
PCR-Verfahren, die in dieser Studie eingesetzt und optimiert wurden, um XMRV
und ein Stück eines „generischen“ [arttypischen] pMLV zu entdecken, konnten
es nicht finden. Aber das heißt nicht, dass es nicht vorhanden ist.
Ein junger Freund schrieb mir eine E-mail, nachdem er
die Pressekonferenz gesehen hatte und bat mich, einen Blogeintrag zu machen,
weil meine Blogs Hoffnung vermitteln würden. Ich bin mir nicht sicher, wie
ich dies ins Hoffnungsvolle drehen kann, außer dass XMRV uns in die
landesweiten Nachrichten gebracht hat mit der Botschaft, dass wir eine reale
Krankheit haben. Es ist gut, dass es Menschen gibt, die unsere Krankheit
erforschen, selbst wenn sie die Hypothese fallen lassen, die am besten
passt. Zu der Frage meines Freundes, ob wir denn trotzdem noch Retroviren
hätten, muss ich sagen, dass wir alle [endogene, d.Ü.] Retroviren haben. 8%
des menschlichen Genoms bestehen aus retroviralen Sequenzen. Es wird mehr
und mehr akzeptiert, dass diese Sequenzen in der Lage sind, bei manchen
Menschen Probleme zu verursachen, ob sie nun vollständig replikationsfähige
Viren sind oder nicht. SFFV ist ein replikations-defektes Virus, das bei
Mäusen zu Krankheiten führt:
The spleen focus-forming virus (SFFV) envelope gene, when introduced into
mice in the absence of other SFFV genes, induces acute erythroleukemia. S
Ruscetti [Das Spleen focus-forming virus (SFFV) Envelop-Gen induziert
akute Erythrozytenleukämie, wenn man es Mäusen in Abwesenheit anderer
SFFV-Gene einbringt.]
Die Lipkin-Studie widerlegt in keiner Weise die
Hypothese, dass einfache Tier-Retroviren, Alpha-, Beta- und
Gamma-Retroviren, die parenteral [d.h. nicht über den Darm, d.Ü,] in Form
von Impfstoffen oder aus anderen Quellen wie
Hybridome,
Xenotransplantate etc. eingeführt werden, sich rekombiniert und defekte
endogene Retroviren gerettet und/oder neue und bislang nicht erkannte
exogene Retroviren geschaffen haben. Die Existenz des XMRV stützt diese
Theorie. Es hat so viele Gelegenheiten gegeben, bei denen so etwas passiert
sein kann – abgesehen von der Möglichkeit, dass dies auch auf natürlichem
Wege hat geschehen können. Das bedeutet, dass wir alle etwas leicht
Unterschiedliches haben können. Was der Grund dafür sein kann, warum sie
„es“ nicht finden.
Ich persönlich weiß – als jemand, der Dr. Mikovits in
diesem ganzen Schlamassel immer verteidigt hat – Dr. Lipkin zu würdigen
dafür, dass er ihren Kampf gegen die Whittemores offen verteidigt hat.
The scientist who put the nail in XMRV’s coffin. Mikovits, Ruscetti und
Alter haben die schwierige Aufgabe gemeistert, einzugestehen, dass sie sich
geirrt haben. Unsere Krankheit ist schließlich als „schwerwiegend und
lebensbedrohend“ erachtet worden, um die schnelle Entwicklung von
Medikamenten zu ermöglichen, sollte es denn irgendwelche Medikamente geben,
die es wert sind, schnell entwickelt zu werden, was unwahrscheinlich
erscheint, wenn keiner die wirkliche Ursache der Krankheit erforscht und man
sich nur die nachgelagerten Auswirkungen ansieht.
Ich will gar nicht einmal das Studiendesign, die
Auswahl der Patienten, den Umgang mit den Proben oder die Tatsache
kritisieren, dass die Patienten ihre eigenen Kontrollpersonen aussuchten
etc. Ich akzeptiere unbesehen, dass Dr. Lipkin eine überzeugende Studie
aufgestellt hat, um den letzten Nagel in den Sarg des XMRV zu schlagen. Das
ist nicht überraschend. Ich habe angenommen, dass die Studie negativ
ausfallen würde. Aber ich habe erwartet, dass die Autoren die intellektuelle
Integrität besitzen würden, festzustellen, dass das Ausschließen des XMRV
nicht gleichzeitig auch andere Retroviren ausschließt. Stattdessen haben sie
der Presse ermöglicht, die Sache auf vorhersehbare Weise zu verzerren. Ich
muss deshalb den Schluss ziehen, dass Dr. Lipkin hier für die Gastgeber
spielt [die NIH, die die Studie finanziert haben, d.Ü.]. Seine Aufgabe war,
die Sache zu erledigen und die abtrünnigen Wissenschaftler in die Gruppe
einzupassen. Um sicherzustellen, dass keiner irgendwelche klinischen Studien
mit antiretroviralen Mitteln macht, suggeriert die Studie, dass die Gemeinde
der Patienten durch diese endgültige Veröffentlichung vor diesem
schrecklichen Schicksal bewahrt wurde. Mikovits‘ Name gleich neben dem von
Coffin. Auftrag erledigt. Aber selbst Coffin hat gesagt, dass es ein anderes
Retrovirus geben könnte. Kluge Leute lassen Verzerrung und Halbwahrheiten
zu. Für mich sieht das so aus, als ob wir wieder auf den Abfallhaufen
zurückgeworfen worden wären. Aus dem Wall Street Journal:
Viruses not to blame for chronic fatigue syndrome after all. Vielen Dank
für diese Schlagzeile, Herr Wall-Street-Journal-Herausgeber, die eher für
die Regenbogenpresse geeignet wäre.
Warum glaube ich immer noch, dass Retroviren bei der
Verursachung unserer Krankheit eine Rolle spielen, und das angesichts so
vieler Beweise gegen das XMRV? Obwohl wir kein XMRV oder ein aktiv
replizierendes Virus mit einer gewissen Sequenzhomologie mit einem Stück
eines „generischen“ pMLV haben, ist die Verursachung durch ein Retrovirus
nicht ausgeschlossen worden. Diese ist immer noch die beste Erklärung für
alle beobachteten Phänomene. Diese Möglichkeit einer Retrovirusinfektion
funktioniert als ein klinisches Modell, mit dem man die Symptome erklären
und die Behandlungsansätze in einen Kontext bringen kann. Es erklärt sogar
die offensichtliche, aber immer noch nicht erforschte Epidemiologie. Dr.
Mikovits hat versucht, das zu sequenzieren, was sie für positive Kulturen
hielt, die negativ auf XMRV waren. Sie hatte zu diesem Zweck bereits Briefe
an die Patienten geschrieben.
Dann gibt es da die Reaktion auf antiretrovirale
Mittel. Dr. Snyderman hat erstaunliche Daten präsentiert, die die meisten
Wissenschaftler, die in diese Geschichte involviert waren, gesehen und
ignoriert haben. Er ist nicht geheilt, aber seine Leukämiezellen und seine
zytokinproduzierenden Zellen sind unter der Behandlung zurückgegangen. Krebs
behandelt wie eine chronische Krankheit, wie Diabetes oder AIDS. Ich glaube
nicht, dass sie dumm sind, also wollen sie es nicht wissen. Warum denn
nicht?
Wenn die Reaktion von seit langer Zeit erkrankten
ME/CFS-Patienten auf eine begrenzte Behandlung mit antiretroviralen Mitteln
(nur Reverse-Transkriptase-Hemmer und Integrase-Hemmer) stabiler gewesen
wäre, dann hätten wir diese Diskussion gar nicht. Aber sie war es nicht. Es
gab anfängliche Reaktionen, die ermutigend waren, aber wenn man nicht weiß,
wie es dann weitergehen soll, dann weiß man nach einer Weile nicht mehr, was
passiert. Das heißt, wir wissen nicht, wie wir diese Medikamente anwenden
sollen, aber es heißt nicht etwa, dass sie keinen Wert hätten. Vielleicht
sollte man sie schubweise oder in geringer Dosis für einen N-Kettenabbruch
einnehmen. Vielleicht ist ein Protease-Hemmer nötig, um eine volle Wirkung
zu erzielen. Dr. Snyderman dokumentiert ein anhaltendes Ansprechen auf
Kaletra. Der beste Fall, von dem wir einen Einzelfallbericht erhielten, war
ein Teenager, der noch nicht lange krank gewesen war und der voll ansprach
und die Medikamentengabe nach sechs Monaten beendete und der, soviel ich
weiß, weiterhin gesund ist. Es ist mehr als traurig, dass dieser Fall nicht
publiziert wurde. Während weitere Teenager an einer „unbehandelbaren“
Krankheit erkranken, verweigert man ihnen eine Behandlungsstudie mit bereits
vorhandenen und sehr sicheren Medikamenten. Eine solche Behandlungsstudie
hätte man für sehr viel weniger Geld als die zwei Millionen Dollar machen
können, die ausgegeben wurden, um zu beweisen, dass es nicht XMRV ist.
Ich habe dreimal versucht, Viraed abzusetzen, da wir
ein Problem mit der Finanzierung des Eigenanteils für unsere Medikamente
haben, und ich konnte es jeweils nicht. Ich werde innerhalb weniger Tage
kränker und fühle mich schnell besser, wenn ich wieder anfange, es zu
nehmen. Kann ich das beweisen? Nein, natürlich nicht. Die Krankheit an sich
hat ja einen schwankenden Verlauf. Allerdings hatte ich kein Problem damit,
die Einnahme von AZT oder Isentress zu beenden. Ich habe seit Juni unter
enormem Stress gestanden, es kam eine Sache nach der anderen; eine der
Zeiten im Leben, wenn eine Welle nach der anderen kommt und sie zu dicht
sind, um sich zwischendrin zu erholen. Es geht mir ein wenig schlechter als
zuvor, aber nur ein wenig. Ich bin sogar in der Lage gewesen, ein paar Mal
auf dem Tandem zu fahren, nur fünf Meilen in flachem Gelände, aber ich hatte
danach keine Zustandsverschlechterung.
[Meiner Tochter] Ali geht es weiterhin ausgesprochen
gut, mit Viraed und Isentress. Sie hat überlegt, ob sie die antiretrovirale
Behandlung beenden sollte, hat sich aber entschieden, kein Risiko
einzugehen, da sie weiterhin eine sehr, sehr langsame, aber kontinuierliche
Besserung erlebt. Was für mögliche Nachteile gibt es außer den finanziellen
Belastungen? Bei Ali kann ich keine erkennen. Ich bin in den letzten Jahren
ziemlich gealtert, aber das entspricht auch meinem Alter und kam nach einer
spät einsetzenden Menopause, so dass ich Viraed nicht wirklich dafür
verantwortlich machen kann. Gestern habe ich von einem Patienten gehört, dem
es mit AZT, Viraed und Isentress ein Jahr lang gut ging, dann aber für ein
weiteres Jahr wieder auf seinen alten schlechten Zustand zurückfiel und
dabei einige neue Symptome hatte, die möglicherweise auf die Medikamente
zurückzuführen sind, aber man kann das nur schlecht nachprüfen. Wie ich
schon sagte, wir wissen nicht, wie man diese Medikamente einsetzen sollte.
Wir haben keine Möglichkeit, das zu überprüfen. Das heißt aber nicht, dass
sie keinen Wert hätten.
Aber Dr. Lipkin hat Dr. Racaniello gesagt:
Ich weiß, dass einige in der Gemeinde – in der
Gemeinde der Wissenschaftler – das Gefühl haben, dieses Geld sei nicht gut
angelegt worden, aber Tatsache ist, ich denke, wir haben eine Menge
Fehlschritte vermieden, wissen Sie, die infolge von klinischen Studien und
solchen mit antiretroviralen Mitteln gemacht worden wären. Und hinzu kommt,
wir konnten eine Probenbank aufbauen, die in den nächsten Jahren hilfreich
sein wird. Und wir waren in der Lage, denke ich, die Aufmerksamkeit in der
Gemeinde aufrechtzuerhalten.
Dr. Snyderman, Ali und ich sind also Fehlschritte…
Aus dem dritten Abschnitt des Artikels:
Seit den Index-Publikationen sind Kliniken für die
Behandlung des ME/CFS mit antiretroviralen Medikamenten aufgebaut worden…
Das ist eine komplette Erfindung. Wo sind denn diese
Kliniken?
Es ist vollkommen falsch und unwissenschaftlich,
irgendetwas anderes aus der Lipkin-Studie zu schlussfolgern, als dass sie
kein XMRV oder eine spezielle pMLV-Sequenz gefunden haben. Das ist weit
davon entfernt, dass es keine Viren oder sogar keine Retroviren bei CFS
gibt. Wie kann es sein, dass zwei Millionen Dollar ausgegeben wurden, um uns
zu erzählen, was wir bereits vor einem Jahr gewusst haben? Es gab kein
reproduzierbares Testassay. Zwei Millionen Dollar und all die Anstrengungen,
um zu beweisen, was es nicht ist. Drei Jahre lang haben wir darauf gewartet,
dass die Gemeinde der Wissenschaftler der Sache nachgeht. Jetzt ist es
ziemlich klar, dass die Sache fallengelassen wurde, während sie sich
zusammendrängen, um einander zu gratulieren, was sie für eine tolle Arbeit
gemacht haben. Der Status quo ist wiederhergestellt. |
Wir müssen voranschreiten
Von Michael Snyderman, MD
Eintrag auf Jamie Deckoff-Jones' Blog vom 18. September 2012
Lesen Sie auch die Kommentare auf diesem Blog -
unten ein Auszug
Liebe Mitpatienten, Ärzte und Wissenschaftler,
Die Bemühungen, die Retroviren aufzuspüren und zu
behandeln, die an der Pathogenese des CFS/ME, von neuro-immunologischen,
Autoimmun- und neoplastischen Krankheiten beteiligt sind, werden nicht heute
enden, trotz der negativen Ergebnisse der XMRV-pMLV-Studie. Ich habe CFS/ME
und Krebs. Meine Daten stützen das Vorhandensein und die Bedeutung von
Retroviren in der Pathogenese beider Krankheiten und das Potential von
antiretroviralen Medikamenten, uns zu helfen.
Meine Daten zeigen das Vorhandensein von klonaler
Expansion der T-Lymphozyten, wobei es sich wahrscheinlich um CD8-Zellen
handelt. Eine klonale Expansion der T-Lymphozyten zu haben ist nicht normal.
Außerdem habe ich erhöhte Monozytenwerte (Monozytose). Ich habe mir 56
meiner Patienten mit verschiedenen Krebsarten angesehen, und die Hälfte
davon haben ebenfalls eine feststellbare T-Lymphozyten-Expansion und
Monozytose. Mein Argument ist, dass das, was ich bei mir selbst finde, ein
verbreitetes Phänomen sein und tatsächlich bei Millionen von Menschen
vorkommen könnte. Bei CFS/ME habe ich nicht nachgesehen, weil ich meine
Praxis auf Hämatologie/Onkologie beschränke.
T-Lymphozyten und Monozyten sind wichtig, weil sie
permissiv gegenüber einer retroviralen Invasion sind [eine solche zulassen,
d.Ü.] und weil sie für die Produktion von Zytokinen vorprogrammiert sind. Es
ist anzunehmen, dass nach erfolgter Infektion die erhöhte Anzahl dieser
Zellen zu erhöhten Zytokinwerten führt, die dann das Immunsystem
deregulieren. Außerdem lassen Monozyten Mikroglia-Zellen entstehen, die in
das Gehirn und das Rückenmark wandern und dort potentiell anormale Mengen an
Zytokinen in unmittelbarer Nähe der neuronalen Elemente ausscheiden.
Dr. Lipkin hat eine polyklonale Expansion von
B-Lymphozyten als wichtiges Merkmal bei unserer Art von Krankheit erwähnt,
und das könnte das Ergebnis von erhöhten Werten an Zytokinen sein.
Tatsächlich hatten 50% meiner Patienten, die eine klonale
T-Lymphozyten-Expansion und/oder eine Monozytose hatten, auch
Autoimmun-Marker. Es ist begründet anzunehmen, dass wir jetzt den bekannten
Zusammenhang zwischen Inflammation und Krebs und neurodegenerativen
Krankheiten erklärt haben, und dass das alles auf die Retroviren zurückgeht.
Meine Leukämie, meine Monozytose und meine klonalen
T-Zellen haben schon zuvor auf AZT und Raltegravir angesprochen, und nach
einem Rückfall gab es eine zweite Reaktion mit der Hinzunahme von Tenofir.
Ich hatte gehofft, zeigen zu können, dass eine PI eine wertvolle Behandlung
sein könnte und habe bis zu dem Rückfall gewartet, bis ich diese Kategorie
von Medikamenten hinzufüge. Meine Leukämie reagierte darauf und kam parallel
zur der Monozytose und der T-Zell-Expansion zurück, aber in einer etwas
anderen Rate.
Das letzte Schaubild zeigt, dass die klonalen
T-Lymphozyten, die CD8-Lymphozyten und die Monozyten sich nach dem Rückfall
bei AZT, Raltegravir und Tenovir erhöhten. Die Firma Quest hat 2011 die
quantitative Bestimmung der TCRy eingestellt. Um mir einen Gefallen zu tun,
hat Quest es nochmals durchgeführt, aber mit anderen Reagenzien, so dass die
Ergebnisse des neuen Testassays nicht über die Ergebnisse von 2011
drübergelegt werden können. Bitte beachten Sie, dass die klonalen TCRy-Werte
ein Verhältnis wiedergeben und keine absolute Zellzahl.
Ich hatte das neue Testassay von den T-Zellen in der
graphischen Darstellung erst später zur Verfügung, und ich habe anfangs
nicht daran gedacht, auch nach den CD8-Zellen zu gucken. Nachdem der
Rückfall eindeutig dokumentiert war, habe ich die PI, d.h. Lopinavir,
hinzugefügt. Die T-Zell-Paramenter und die Monozyten sind in den nächsten
4-8 Wochen tendenziell weitergestiegen, bevor ein eindeutiger Abwärtstrend
einsetzte.
Die einzig vernünftige Erklärung für das, was mir
passiert ist und für das, was ich bei der Hälfte meiner Krebspatienten
gefunden habe ist, dass Retroviren in der Pathogenese unserer Krankheiten
beteiligt sind. Bitte beachten Sie, dass ich nicht behaupte, diese
Retroviren würden die Krankheiten verursachen, aber dass ich betone, dass
Retroviren an der Pathogenese beteiligt sind. Die Wahrscheinlichkeit
besteht, dass eine genetische Anfälligkeit und die Exposition gegenüber
Giftstoffen darüber entscheidet, ob eine infizierte Person eine Krankheit
entwickelt und wie sie sich manifestiert.
Für mich ergibt sich aus den Daten, die ich habe, klar,
dass viele Menschen eine Anfälligkeit für die Entwicklung einer Krankheit
haben, nachdem sie mit Retroviren infiziert wurde. Es ist nun die Sache der
Wissenschaftler, diese Infektion und die Grundlage der genetischen
Anfälligkeit aufzuspüren. Wenn es dann einmal einfache Methoden geben wird,
um herauszufinden, wer infiziert ist und mit was er/sie infiziert ist, dann
könnten Behandlungsstudien beginnen. Wir müssen vorwärts gehen.
Michael Snyderman, MD
|
Blogkommentare:
Gerwyn schreibt:
CFS ist keine
Krankheitseinheit. Es ist ein Etikett, das man Menschen mit verschiedenen
zugrundeliegenden Krankheiten verpasst hat, wobei jede Krankheit eine
verschiedene Ursache hat. Zu sagen, dass CFS nicht durch ein Retrovirus
verursacht wird, hat keine Bedeutung. Ist ein Retrovirus die Ursache für eine
der Krankheiten, die unter dem Etikett CFS subsumiert werden? Ja, ich habe
überhaupt keinen Zweifel. MLVs sind gewebegebundene Viren, und man findet sie
nur selten im Blut. Zu jedem gegebenen Zeitpunkt findet man nur 2% der
mononukleären Zellen des peripheren Blutes im Blut. Etwa 98% eines Virus mit
sehr niedrigem Titer werden zu jedem gegebenen Zeitpunkt im Lymphgewebe sein.
Nach diesen Viren im Blut zu suchen und dabei noch komplett unzuverlässige
Testsassays zu verwenden, ist kriminell. Es ist offenkundig, dass der Weg, der
uns vorwärts bringen wird, ist, Gewebeproben von Lymphknoten zu verwenden und
eine Sequenz-unabhängige Vermehrung und eine Sequenzierung der nächsten
Generation vorzunehmen. Ohne eine objektive Differenzialdiagnose, mit der man
Menschen mit einer neuro-immunologischen Krankheit von denjenigen unterscheiden
kann, die unter das Etikett CFS gefasst werden, ist ein Fortschritt unmöglich.
|
Gerwyn schreibt weiter:
Es gibt ein
Gamma-Retrovirus, das man in einem kleinen Tiermodell zur
HIV-Infektion einsetzt. Es verursacht Autoimmunität und
Neurotoxizität bei einer Krankheit, die man als murines Aids
bezeichnet. Das Virus, was diese Krankheit eigentlich verursacht,
ist replikationsdefekt und wird als LP-BM5 def bezeichnet. Es wird
begleitet von einem replikationsfähigen Virus mit der Bezeichnung
LP-BM5 eco. Der Punkt ist, dass diese Klasse MLVs die CD20-B-Zellen
infiziert und sie veranlasst, sich durch klonale Expansion zu
vermehren, so dass sie sich gar nicht auf dem Weg über die Reverse
Transkriptase replizieren. Wenn nacktes Virus in den Lymphknoten
herausgefiltert wird, dann aktivieren die so infizierten B-Zellen
schließlich sich formierende Plasma-B-Zellen und Gedächtnis-B-Zellen.
Letztere kehren dann heim in das MALT- und das GALT-Lymphgewebe
[MALT steht für Mucosa Associated Lymphoid Tissue: „Schleimhaut-assoziiertes
lymphatisches Gewebe“, GALT steht für gut associated lymphatic
tissue: darmassoziierte lymphatische Gewebe, d.Ü.]. Das gleiche
geschieht, wenn ein APC [aktiviertes Protein C] ein LP-BM5-Virus
einer B-Zelle in der Milz präsentiert. Deshalb ist die große Masse
der Viruskonzentration in den Gedächtniszellen, die an sekundäres
Lymphgewebe gebunden sind. MLVs werden auch latent in ruhenden
B-Zellen und würden von daher nicht einmal Proteine produzieren.
Eine unspezifische Inflammation könnte diese Zellen reaktivieren und
ein HIV-ähnlichen Blip [eine intermittierende Virämie] im Blut
erzeugen, aber ansonsten wären die Viren auf das sekundäre und
tertiäre Lymphgewebe beschränkt. Wenn die MLVs sich im Menschen auf
die gleiche Weise verhalten, dann wäre es beinahe ein Wunder, wenn
man sie im Blut finden würde. Ich kann nur annehmen, dass die
Aktivierung der peripheren mononukleären Blutzellen in der
Originalstudie den Virustiter ausreichend erhöht hat, um nachweisbar
zu werden. Die andere Möglichkeit könnte darin bestehen, dass eine
Komponente der verzögerten Bearbeitung des Blutes, die durch die
Blutabnahme eine TNF-alpha-Aktivierung ermöglicht, die Replikation
des Virus durch eine NF-kappa-B-Erhöhung über den anerkannten Pfad
stimuliert. |
Siehe auch den folgenden Aufsatz:
The scientific evidence for murine related retroviruses as causal in myalgic
encephalomyelitis. -
anzunehmenderweise vom gleichen Autor.
Einleitung
In menschlichen Zellen und im Plasma sind
mehrere genetisch unterschiedliche, mit Mäuseretroviren verwandte
retrovirale Nukleinsäure-Sequenzen entdeckt worden (1-3).
Abbildungen mit dem Transmissionselektronenmikroskop haben gezeigt,
das Mäuseretrovirus-verwandte Retroviren eine Typ-C-Morphologie
haben und sich eindeutig in humanen Zellen replizieren (2). Bei
infizierten Menschen sind spezifische Immunreaktionen beobachtet
worden, die jenseits jeglichen vernünftigen Zweifels beweisen, dass
die Viren sehr eng verwandt sind mit einer Virusfamilie, die bei
Mäusen Krebs und schwere neurologische Krankheiten verursachen (2,
5). Proteine, die von in die DNA integrierter viraler DNA produziert
werden, sind wiederholt mit Western Blot und
Immunhistochemie-Färbetechniken beobachtet worden. Diese Proteine
sind innerhalb von menschlichen Zellen und im Plasma entdeckt
worden. Mit Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierungs-Färbungstechniken (FISH)
sind auch im Zellkern von humanen Zellen solche Nukleinsäuren
entdeckt worden (5). Diese Nukleinsäure wird als Copy-DNA bezeichnet
und kann nur in den Zellkern eindringen, indem sie etwas ausbildet,
was als Präintegrationskomplex bezeichnet wird. Nur sich
replizierende Retroviren können das. Einige dieser Sequenzen können
das. Einige dieser Sequenzen sind als zu xenotropen oder polytropen
MRVs zugehörig beschrieben worden. Das lässt erkennen, ob diese
Viren potentiell Mäuse infizieren können oder nicht.
Es gibt eine erhebliche Verwirrung im Hinblick auf die Bezeichnung
XMRV. Diese Bezeichnung ist einer speziellen proviralen DNA-Sequenz
gegeben worden. Leider ist es höchst unwahrscheinlich, dass diese
Sequenz mit irgendwelchen MRV-Sequenzen verwandt ist, die man beim
Menschen gefunden hat. Um Verwirrung zu vermeiden, werden in diesem
Artikel die MRV-Sequenzen, die man in der Humanpopulation gefunden
hat, als HMRV bezeichnet und die künstlichen Sequenzen als AMRV,
wobei A für „artificial“ (künstlich) steht. Es wird schnell
offensichtlich, dass die verschiedenen Tests, die man darauf geeicht
hat, das AMRV in Laborproben oder Affen zu finden,
verständlicherweise nicht in der Lage waren, HMRVs in infizierten
Menschen zu entdecken.
Klinische
Validierung
Die Forscher, die HMRVs gefunden haben, haben
alle Techniken eingesetzt, die in der Lage waren, eine breite
Palette von genetisch unterschiedlichen viralen Sequenzen zu
entdecken (1-3), und sie haben ihre Testassays so lange geeicht, bis
sie in der Lage waren, Proteine oder Nukleinsäuren bei Menschen zu
entdecken, von denen man wusste, dass sie infiziert waren, und zwar
über die Verwendung anderer Ansätze oder beider Ansätze (4,5). Die
Forscher, denen es nicht gelungen ist, irgendwelche Nachweise für
MRVs zu finden, haben ihre Assays so konstruiert, dass sie nur in
der Lage waren, die AMRV-Sequenzen oder AMRV-Protein in künstlichen
Situationen zu finden (6-14). Die Arbeit von Danielson et al. ist
besonders faszinierend. Sein Team war in der Lage,
HMRV-env-Sequenzen zu finden, wenn eine Minimalkonzentration von
provialer DNA erreicht war. Sie waren jedoch nicht in der Lage, gag-
oder pol-Sequenzen zu entdecken.
Die Technik, die sie eingesetzt haben, hat den Nachweis einer
geringen Sequenzvariation im Vergleich zu der AMRV-Sequenz
ermöglicht, konnte aber trotzdem keine gag- oder pol-Sequenzen
entdecken. Das könnte einfach bedeuten, dass die gag- oder
pol-Seqenzen nicht vorhanden oder aus irgendeinem Grund nicht
zugänglich waren. Es könnte aber auch heißen, dass die gag- oder
pol-Sequenzen sich so sehr von den AMRV-Sequenzen unterschieden,
dass das Assay nicht in der Lage war, sie zu entdecken. In jedem
Fall würde allein die Notwendigkeit einer minimalen Konzentration
von DNA die Befunde von Groom (10) und Erlwein (7,8) erklären, die
vergleichsweise winzige Mengen von DNA verwendet haben.
Welche anderen
Gründe sind für das Versagen der PCR verantwortlich?
Selbst wenn ein HMRV dem AMRV genetisch sehr
ähnlich ist, gibt es eine Reihe von Gründen, warum ein PCR-Assay
daran scheitert, es bei einer infizierten Person zu entdecken. Die
zwei häufigsten Gründe für das Versagen der PCR sind eine geringe
Kopienzahl der Zielsequenz und das Vorliegen von sekundären
Strukturen. Ersteres ist offensichtlich, aber vielleicht ist die
Bedeutsamkeit des zweiten Faktors weniger offensichtlich, wenn es
darum geht, das HMRV zu entdecken. Im Wesentlichen sind HMRVs sehr
wahrscheinlich in die Promoterregionen (die CpG-Inseln) der Gene des
Wirtsgenoms integriert, und es kann durchaus sein, dass sie in
diesem latenten Stadium keine Proteine exprimieren (16, 18). Diese
CpG-Inseln sind mit PCR nur sehr schwierig zu amplifizieren und
erfordern Veränderungen in der Anlagerungstemperatur und der Zeit
sowie Magnesiumkonzentrationen, die nicht erforderlich sind für die
Entdeckung einer AMRV-DNA in einer aufgestockten Probe im
Reagenzglas (in vitro) (19, 20).
Von daher könnte das Assay daran scheitern, das
HMRV in einer infizierten Person zu entdecken, wenn die
PCR-Bedingungen, die verwendet werden, um die AMRV-DNA in vitro zu
entdecken, nicht entsprechend angepasst werden. Das Vorliegen
sekundärer Strukturen in diesen Bereichen könnte die Zielsequenz
gegenüber einer solchen Anzahl von Primern sehr wohl unsichtbar
machen, so dass die Amplifikation einer geringen Anzahl integrierter
Viren bei der Amplifikation der DNA schlicht versagt.
Oxidativer
Stress bei neurologischen Krankheiten und wie dieser die PCR
beeinträchtigt.
Patienten mit ME haben ebenso wie Patienten mit
anderen neuroimmunologischen Krankheiten hohe Werte an oxidativem
Stress. Das kann zu einer oxidativ geschädigten DNA führen (21).
Oxidative Schädigung von DNA ist ein sehr häufiger Grund für das
Versagen der PCR (22,23).
Das wäre eine sehr einfache Erklärung für das
Versagen von PCR-Assays, die optimiert wurden, eine normale
ungeschädigte DNA zu amplifizieren, wenn man sie verwendet, um HMRV
bei geringer Zahl integrierter Kopien in einer oxidativ geschädigten
DNA zu amplifizieren. Oxidativ modifizierte Virusproteine würden auch
das Versagen verschiedener Serologie- (Antikörper-)Assays erklären,
das HMRV zu entdecken.
Gamma-Retroviren und ihr Zusammenhang mit Blut und Gewebe
Die einfachste Erklärung für das Versagen, ein
HMRV im Blut zu entdecken ist das natürliche „Zuhause“ der HMRVs.
Die Arbeit von Onlamoon et al. (24) und anderen ist hier besonders
lehrreich. Sie haben herausgefunden, dass das AMRV, was man Affen
eingespritzt hat, sehr bald im Blut durch PCR nicht mehr
nachzuweisen war, aber mit der gleichen Methode in Geweben leicht zu
entdecken war. Auch die Antikörperreaktion ließ sehr schnell nach.
Das ist typisch für das Verhalten eines sehr nah verwandten
Gamma-Retrovirus, der der verursachende Krankheitserreger von
Mäuse-AIDS ist. Dieses Virus infiziert und zerstört die Zellen, die
benötigt werden, um eine Immunreaktion auf das Virus
aufrechtzuerhalten (25). LP-bm5 def (wie das Virus bezeichnet wird)
infiziert, aktiviert und residiert innerhalb der Plasma-B-Zellen
(26). Diese Zellen sind, wenn keine Infektion vorliegt, selten –
wenn überhaupt – im Blut, und von daher ist es sehr
unwahrscheinlich, dass eine PCR von Blutkomponenten oder Plasma
dieses Virus entdecken würde, wenn man keine Verfahren zur
Aktivierung einsetzt, die die Anzahl dieser Zellen in diesem Bereich
erhöhen.
Sequenzvariationen
Einige Gruppen haben behauptet, dass das Fehlen
von Sequenzvariationen bei manchen HMRVs darauf hinweist, dass sie
eine Kontaminationen seien (27). Die alternative Erklärung ist, dass
sie sich nicht wie HIV vermehren, sondern wie Delta-Retroviren (28),
Beta-Retroviren (29) oder ein anderes Gamma-Retrovirus, LP-BM5 def
(30).
Weist der
Integrationsort eines MRVs auf Kontamination hin?
Es ist mindestens ein HMRV ist entdeckt worden,
das in die Wirts-DNA integriert war (16, 17). Eine neue Studie hat
behauptet, dass diese Integrationsorte Artefakte seien (31). Die
Grundlage dieser Behauptung war die Tatsache, dass man nachgewiesen
hatte, dass das infektiöse AMRV-Klon sich in einer Zell-Linie genau
in das gleiche Nukleotid integriert hat wie in der Wirts-DNA. Nach
Aussage der Autoren ist noch bei keinem Retrovirus diese
Besonderheit nachgewiesen worden. Diese Behauptung ist als falsch
erwiesen worden, da man bei zwei anderen, nah verwandten
Gamma-Retroviren (32, 33) und HTLV-1 (34) genau diese Fähigkeit
nachgewiesen hat. Von daher sind die Belege hinsichtlich der HMRV-Integration, die beweisen, dass mindestens eines ein sich
replizierendes, infektiöses Retrovirus ist, solide und unabweisbar.
Tatsächlich lässt ein kürzlich veröffentlichter Bericht von Dr. Paul
Cheney darauf schließen, dass Studien an ME-Patienten in Belgien und
Deutschland mit Hilfe von Sequenzierung der nächsten Generation
integrierte HMRVs in einem beträchtlich höheren Ausmaß als bei
gesunden Kontrollen entdeckt haben (35).
Zukünftige
Fortschritte
Ein vehementer Kritiker der HMRV-Forschung
wurde kürzlich mit dieser Aussage zitiert:
„… die wissenschaftliche Arbeit ist erledigt…“
(36)
Ich würde sagen, dass es überhaupt noch keine
wirkliche wissenschaftliche Arbeit gegeben hat. Hoffentlich sind es
die biopolitischen Studien, die jetzt erledigt sind, und hoffentlich
können wir stattdessen jetzt Forschung auf naturwissenschaftlicher
Grundlage bekommen. Ich möchte mit den Worten Robert Pirsigs
schließen:
„Ein Experiment ist nur dann ein Fehlschlag,
wenn es auch daran scheitert, die infrage stehende Hypothese
angemessen zu untersuchen, wenn die Daten, die das Experiment
hervorbringt, weder in der einen noch in der anderen Richtung etwas
beweisen.“ (37)
Es ist Zeit, damit aufzuhören, einen Artikel
nach dem anderen zu veröffentlichen, dessen Studiendesign so
gestaltet ist, dass es lediglich die philosophischen Einstellungen
der Autoren widerspiegelt und darin versagt, irgendwelche
wissenschaftlich soliden Beweise hinsichtlich des Vorhandenseins
oder Nichtvorhandenseins von HMRVs in den untersuchten Populationen
zu liefern. Für ernsthafte Wissenschaftler wird es Zeit, die
wissenschaftliche Methode der Forschung ernst zu nehmen.
Rituximab
Rituximab hat verschiedene Auswirkungen auf das
Immunsystem, die mit einer Vernichtung (Depletion) der B-Zellen
zusammenhängen können oder auch nicht. Einer möglicherweise
überraschendsten Effekte ist die Verminderung der
Th17-T-Zellproduktion (38, 39). Diese T-Zellen sind die Ursache von
T-Zell-induzierter Autoimmunität und Neurotoxizität bei anderen
Autoimmunkrankheiten wie MS. Das Zytokin- und Chemokinprofil, was
man bei HMRV-positiven Menschen gefunden hat, steht im Einklang mit
einem aktivierten, aber in Richtung Th17 verschobenen Immunsystem
(40). Rituximab wirkt sich unmittelbar auf die Reduktion der
IL-2-Werte aus und inaktiviert damit möglicherweise ein chronisch
aktiviertes Immunsystem (41). Rituximab erreicht das durch die
Hemmung der Produktion von NF-kappa B (42 –45), das ein weiterer
entscheidender Vermittler von Autoimmunität ist. Rituximab erhöht
außerdem die Funktion der regulatorischen T-Zellen (46, 47). Eine
verminderte Funktion der regulatorischen T-Zellen ist auch eine
weitere Hauptursache von Autoimmunität und Neurotoxizität. Der
Nutzen, der von einem monoklonalen CD20-Antikörper ausgeht, steht in
vollkommenem Einklang mit einer Krankheit, die durch eine Infektion
mit einem Gamma-Retrovirus hervorgerufen wird.
Das eng verwandte Gamma-Retrovirus, das
Mäuse-AIDS (MAIDS) verursacht, könnte ein passendes Modell zur
Erklärung sein. Dieses Virus baut sich in die DNA von infizierten
B-Zellen ein und stimuliert die Gene, die eine Steigerung der Mitose
(Zellkernteilung) hervorrufen (48). Das defekte gag-Protein, das in
diesem Virus codiert ist, richtet im Immunsystem des befallenen
Wirtsorganismus verheerenden Schaden an und führt zu schwerer
Autoimmunkrankheit (49). Die Pathogenese wird durch das
Vorhandensein von zahlreichen Autoantikörpern verursacht (50), von
denen manche eine schwerwiegende und oft tödliche Neurotoxizität
hervorrufen (51). Man weiß, dass dieses Virus die Plasma-B-Zellen
und möglicherweise auch die Vorläufer-B-Zellen infiziert (52). Es
verursacht die Pathologie durch eine Veränderung der
B-Zell-Signalisierung über komplexe Mechanismen, zu denen die
biochemischen Pfade p38 MAPK, ERK und andere gehören, was zu einer
ausgeprägten Dysregulation des Immunsystems und zu Neuroinflammation
führt (53). Rituximab blockiert die B-Zell-Signalisierung (54), und
deshalb steht der Nutzen, der von Rituximab ausgeht, vollkommen im
Einklang mit einer Krankheit, die durch HMRVs verursacht wird.
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