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    Artikel des Monats September 2010 Teil 2

    Varianten von Mäuseleukämie-verwandten Viren entdeckt

    Alter/Lo-Studie findet nahe Verwandte des XMRV

    Bitte beachten Sie: 2012 hat sich herausgestellt, dass dieses XMRV keine Humaninfektion, sondern eine im Labor entstandene Chimäre war. Näheres unter Artikel des Monats Dezember 2012 - 1 auf dieser Website!

     

    Am 23. August erschien in den Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) die zunächst zurückgehaltene Studie von Harvey Alter und Shyh-Ching Loa, die die Ergebnisse der Original-Science-Studie von Lombardi/Mikovits zur Prävalenz des XMRV bestätigt.

    Am Abend des 23. August 2010 veranstaltete das US-amerikanische National Institute of Health zusammen Vertretern der Food and Drug Administration (FDA) und der Centers for Disease Control (CDC) eine 40-minütige Online-Pressekonferenz über den möglichen Zusammenhang zwischen XMRV und ME/CFS. (Ein Script der Pressekonferenz finden Sie hier.)

    Die Ergebnisse der FDA/NIH-Studie von Alter/Lo ergaben, dass 86,5% der Blutproben von ME/CFS-Patienten (32 von 37 Proben) positiv auf drei Varianten des XMRV waren, verglichen mit "nur" 6,8% der gesunden Kontrollgruppe (3 von 44 Proben).

    Man hat nicht das XMRV gefunden, von dem in der Original-Science-Studie die Rede ist, sondern Variationen des XMRV, deren genetisches Material zu 96,6% identisch ist. Es handelt sich nicht um ein Virus, sondern um eine ganze Gruppe von Retroviren, sogenannte Murine leukemia viruses (MLVs). Harvey Alter sagte gegenüber CFScentral, dass Viren dazu tendieren, inhomogen zu sein. Sie würden sehr stark mutieren, und das beobachte man auch bei HIV und Hepatitis C.

    Judy Mikovits, Hauptautorin der Science-Studie, sagte, dass auch sie im Nachhinein in ihrer Kohorte die X- und P-Varianten gefunden hätten, die Alter beschreibt.

    Laut einer Presseerklärung des Whittemore Peterson Institutes erklärt die Tatsache, dass die Autoren Varianten des XMRV gefunden haben, möglicherweise auch die negativen Studien der letzten Monate.

    Für ME/CFS-Patienten ist das eine bedeutende Veröffentlichung, die zwar nicht beweist, dass das Retrovirus XMRV bzw. Varianten dieses Mäuseleukämievirus das ME/CFS verursacht, aber die ein zweiter Beweis für den starken Zusammenhang zwischen mit Mäuseleukämie-Viren verwandten Retroviren und ME/CFS ist. Weitere Studien müssen jetzt durchgeführt werden, um herauszufinden, ob das Retrovirus tatsächlich die Ursache für ME/CFS und/oder andere Erkrankungen ist.

    Endgültig vom Tisch dürfte mit der Alter/Lo-Studie auch der immer wieder vorgebrachte Einwand sein, dass es sich bei der Original-Science-Studie um eine Laborkontamination mit Mäuseviren gehandelt habe: Man hat Blutproben von Patienten untersucht, die 15 Jahre alt waren und mit aktuellen Blutproben dieser Patienten verglichen. Sieben der acht Patienten waren noch immer positiv, und die jetzt gefundenen Mäuseleukämieviren waren gegenüber den 15 Jahre alten genetisch leicht variiert - etwas, das typisch ist für Retroviren. Und er betonte, dass die Variationen, die man gefunden hat, belegen würden, dass es sich nicht um eine Laborkontamination handeln könnte, denn in einem solchen Fall würde man nur eine Art und nicht mehrere finden.

     

    Aus: "Mouse retroviruses and chronic fatigue syndrome: Does X (or P) mark the spot?"

    "Das vielleicht interessanteste Ergebnis abgesehen von der Entdeckung viraler RNA bei einem großen Teil der CFS-Patienten ist die Beobachtung, dass das gefundene Virus nicht XMRV ist. Eine Sequenzanalyse der Nukleotide von PCR-amplifizierter DNA deckte eine 96,6%ige Übereinstimmung der Nukleotide mit dem XMRV auf, aber es sind ganz eindeutig unterschiedliche Viren. Das RNA-Genom des XMRV ist eine Rekombinante zwischen den Genomen des xenotropen und des polytropen Mäuseleukämie-Virus (siehe Abbildung). Das Genom der entdeckten Viren in der neuen Studie scheint sich abzuleiten aus polytropen MLVs und könnte als PMRV bezeichnet werden. Diese Beobachtung weist darauf hin, dass sowohl xenotropes als auch polytropes MLV die Menschen in Nordamerika infizieren kann."

    Aus dem Blog von Vincent Racaniello: http://www.virology.ws/2010/09/09/pmrv-joins-xmrv-as-possible-etiologic-agent-of-chronic-fatigue-syndrome/

     

     

    Die Autoren schreiben: "Es ist noch zu klären, ob der Zusammenhang, den wir mit den beschriebenen Methoden gefunden haben, auf eine größere Gruppe von CFS-Patienten übertragen, d.h. verallgemeinert werden kann." Und: "Selbst wenn Folgestudien den Zusammenhang zwischen MLV-ähnlichen Viren und CFS bestätigen, wird das noch kein Beleg für eine ursächliche Rolle dieser Viren in der Pathogenese dieser Krankheit sein."

    Selbst wenn, so erklären die Forscher der Studie, weitere Forschungsarbeiten eine hohe Rate an Retrovirus-Infektionen bei Menschen mit ME/CFS bestätigen werden, heißt das nicht, das MLV-verwandte Viren die Krankheit verursachen. Die Korrelation "könnte eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber viralen Infektionen infolge einer zugrundeliegenden, mit dem CFS zusammenhängenden Immundysfunktion widerspiegeln und nicht unbedingt besagen, dass diese Viren eine primäre Rolle in der Pathogenese des CFS spielen."

    Für die Frage des Nachweises, ob diese Mäuseleukämieviren das ME/CFS verursachen ist die Auskunft von Judy Mikovits interessant:

    „Wir haben Immunsystemprofile und wir können anhand des Immunsystems sagen, auf welche Weise das XMRV die Schäden anrichtet. Wir könnten also einen diagnostischen Test haben, der nach einer klinischen Behandlung eingesetzt wird, und dann können wir zeigen, dass das Immunsystem der Patienten wieder normal arbeitet. Das sind unsere neuesten Daten, die wirklich erstaunlich sind. Und genau das ist es, was wir wollen."

    Vincent Lombardi konzentriert sich derzeit darauf zu untersuchen, wie XMRV das Immunsystem beeinträchtigt. Er geht davon aus, dass das XMRV bei ME/CFS möglicherweise eine Dysfunktion des Immunsystems verursacht, die zur Reaktivierung anderer latenter Viren im Körper führt. Er wird demnächst ein Papier über inflammatorische Prozesse bei ME/CFS veröffentlichen, die sich aus heraufregulierten Zytokinen und Chemokinen ergeben. Er sagte, dass die verschiedenen Stadien des ME/CFS anhand bestimmter Muster dieser Marker unterschieden werden können.

    Er sagte, dass sie noch nicht wüssten, wo das Reservoir des XMRV im Körper infizierter Menschen sei. Es könne sein, dass es nicht in den Lymphozyten, sondern vielleicht im Knochenmark sei. Sie hätten auch Blutproben von Menschen mit diversen anderen Krankheiten wie atypischer multipler Sklerose, Autismus, Fibromyalgie und Lyme-Borreliose untersucht. Die Ergebnisse dieser Studien würden demnächst veröffentlicht.
    Harvey Alter betont, dass das WPI weit voraus ist mit der Erforschung der nächsten Frage, nämlich der nach der Übertragung des Virus zwischen Menschen, was es in den Zellen anrichtet und welche Konsequenzen das für den infizierten Menschen hat. Und die Entdeckung der Varianten des XMRV bestätigt in der Tat die Ergebnisse des WPI vom vergangenen Jahr (Science-Studie). Die Klasse der Mäuseleukämie-Retroviren ist bei Tieren ausführlich untersucht worden, aber bislang noch nicht beim Menschen.

    Valerie Courgnaud und Kollegen schreiben in ihrem kommentierenden Artikel zur Alter/Lo-Studie: "Da wir gegenwärtig keine Postulate haben, um einen kausalen Zusammenhang mit einem vorherrschenden Erreger und einer chronischen Krankheit mit genetischer Prädisposition zu beweisen, wäre es auch angebracht, Interventionsstudien durchzuführen. Tatsächlich wurde die Helicobacter pylori Hypothese über Magengeschwüre erst dann akzeptiert, nachdem Barry Marshall gezeigt hatte, dass die Beseitigung der Bakterien mit Antibiotika die Magengeschwüre heilen konnte." ... "In diesem kritischen Punkt sind Studien zum Nachweis des Wirkprinzips (proof-of-principle) gerechtfertigt, um herauszufinden, ob sichere antivirale Behandlungsansätze einen Einfluss auf CFS haben und ob es einen kausalen Zusammenhang zwischen xenotropen oder polytropen MLVs und dieser lähmenden Krankheit gibt."

    Und schließlich die Bemerkung des Universitätsprofessors Andrew Mason aus der Washington Post: "Wenn es den Patienten besser geht, dann hört ab einem bestimmten Punkt die Debatte darüber auf, ob es (das Virus) die Krankheit verursacht und man sagt, die Behandlung wirkt und wir setzen sie jetzt ein."

    Die Veröffentlichung der Studie hat noch in derselben Nacht eine Flut von Berichten in zahlreichen Zeitungen und im Internet nach sich gezogen. Dieses enorme Interesse belegt, dass die Zweifel, ob ME/CFS eine "wirkliche" Krankheit sei, nun endgültig begraben sind, auch wenn die Frage der Verursachung noch nicht geklärt ist. Und die Studie wird eine Reihe weiterer Studien nach sich ziehen, die zum Teil bereits in Arbeit sind.

    Harvey Alter sagte, dass er sich jetzt noch weitere ME/CFS-Patienten ansehen will, ebenso wie Patienten mit anderen Krankheiten wie Hepatitis C, HIV, Fibromyalgie und Autoimmunkrankheiten, um herauszufinden, ob dies MLVs auch hier zu finden sind. Außerdem will er größere Gruppen von Blutspendern untersuchen, um die Gefahr der Übertragung der MLVs über Blut abschätzen zu können.

    Hier das Abstract der Studie - den Gesamttext finden Sie hier, ergänzende Informationen hier, einen Kommentar zur Studie hier und den Leitartikel von Randy Schekman, Chefredakteur der PNAS, hier.

    Entdeckung von MLV-verwandten Virus-Gensequenzen im Blut von Patienten mit Chronic Fatigue Syndrom und gesunden Blutspendern.

    Detection of MLV-related virus gene sequences in blood of patients with chronic fatigue syndrome and healthy blood donors

    www.pnas.org/content/early/2010/08/16/1006901107.full.pdf+html

    Shyh-Ching Loa,1, Natalia Pripuzovaa, Bingjie Lia, Anthony L. Komaroffb, Guo-Chiuan Hunga, Richard Wangc, and Harvey J. Alter c,1

    a Tissue Microbiology Laboratory, Division of Cellular and Gene Therapies and Division of Human Tissues, Office of Cellular, Tissue and Gene Therapy, Center for Biologics Evaluation and Research, Food and Drug Administration, Bethesda, MD 20892; bDepartment of Medicine, Brigham and Women’s Hospital, Harvard Medical School, Boston, MA 02115; and cDepartment of Transfusion Medicine, The Warren Grant Magnuson Clinical Center, National Institutes of Health, Bethesda, MD 20892

    Contributed by Harvey J. Alter, May 25, 2010 (sent for review March 23, 2010)

    Zusammenfassung:

    Das Chronic Fatigue Syndrom (CFS) ist eine ernsthafte systemische Erkrankung unbekannter Ursache. In einer kürzlich veröffentlichten Studie wurde mit Hilfe von nPCR (nested polymerase chain reaction) DNA eines Xenotropic murine leukemia virus-related virus (XMRV) (eines mit dem xenotropen Mäuseleukämievirus verwandten Virus) in den peripheren mononukleären Blutzellen (PBMCs) von 68 von 101 Patienten (67%) gefunden, verglichen mit 8 von 218 (3,7%) der gesunden Kontrollpersonen. Vier darauf folgende Berichte jedoch waren nicht in der Lage, irgendwelche Gensequenzen von mit Mäuseleukämieviren verwandten Viren im Blut von CFS-Patienten zu entdecken. Wir haben 41 DNA-Proben aus peripheren mononukleären Blutzellen von 37 Patienten untersucht, die die anerkannten diagnostischen Kriterien für CFS erfüllten, und fanden MLV-ähnliche Virus-gag-Gensequenzen in 32 von 37 (86,5%) der Patienten, verglichen mit nur 3 von 44 (6,8%) der gesunden, freiwilligen Blutspender. Es wurden keine Hinweise auf eine Kontamination mit Mäuse-DNA im PCR-Testverfahren oder den klinischen Proben entdeckt. Sieben von acht gag-positiven Patienten wurden bei einer Probe, die 15 Jahre später als die erste Probe genommen wurde, erneut positiv getestet. Im Unterschied zu den früher berichteten Forschungsergebnissen über eine genetisch nahezu vollständige Übereinstimmung aller XMRVs haben wir eine genetisch verschiedenartige Gruppe von mit Mäuseleukämieviren verwandten Viren identifiziert. Die gag- und env-Sequenzen, die man bei den CFS-Patienten gefunden hat, waren denen von polytropen endogenen Mäuseretroviren ähnlicher als den entsprechenden Sequenzen der XMRVs und waren sogar weniger eng verwandt mit denen von ecotropen MLVs. Weitere Studien sind erforderlich, um herauszufinden, ob der gleiche starke Zusammenhang mit MLV-verwandten Viren bei anderen Gruppen von Patienten mit CFS gefunden werden kann, ob diese Viren eine verursachende Rolle in der Entwicklung des CFS spielen und ob sie eine Gefahr für die Blutbanken darstellen.

    Übersetzung R.C.

    Weitere Informationen zur Studie:

    Wer sich näher mit Mäuseleukämieviren beschäftigen möchte, dem seien diese Doktorarbeiten aus dem Jahr 2003 empfohlen:

    Und bei Wikipedia findet man auch interessante Erklärungen zum Murinen Leukämievirus
     

    Medienberichte über diese Veröffentlichung finden Sie hier:

    Wichtige Konferenzen, die sich auf diese Studien beziehen:

    Leserbriefe an die Ärztezeitung und ans Ärzteblatt

    Leserbrief an die Ärztezeitung zum Artikel "Machen Viren chronisch müde?"

    "Wenn Deine Arme schwer wie Blei sind und Du nicht einmal einen Teelöffel oder Deine Kaffeetasse hochheben kannst, wenn Du versuchst zu laufen und es sich anfühlt, als hättest du hüfthohe Gummistiefel voller Wasser an, wenn Du versuchst zu lesen und das nicht geht, weil Deine Augen sich anfühlen, als ob sie im Kopf herumrollen würden oder Du alles verschwommen siehst und Du nicht ein einziges gedrucktes Wort klar sehen kannst, wenn Du Kopfschmerzen hast, dass es sich anfühlt, als ob Dein Kopf platzt und Dein Nacken und Dein Rücken davon steif werden und deine Augen so schmerzen, dass Du nicht wagst, sie zu bewegen - dann ist "Müdigkeit" sicher nicht das erste Wort, was Dir einfällt, um diesen Zustand zu beschreiben. Das geht weit über Müdigkeit hinaus, es geht sogar weit über das Gefühl von Erschöpfung hinaus. Tatsächlich fehlen Dir die Worte, um diese beinahe lähmende Schwere zu beschreiben, die Dir den Atem nimmt und Dich sprichwörtlich in die Knie zwingt oder ans Bett fesselt.

    Das Wort "Müdigkeit" zu benutzen, um die neuro-immunologische Krankheit Myalgische Enzephalomyelitis (hier auch als Chronic Fatigue Syndrom bekannt) zu beschreiben, ist tödlichste und oberflächlichste Untertreibung der Wissenschaft der vergangenen drei Jahrzehnte."

    Das schreibt Lajla, die seit über 20 Jahren an ME/CFS leidet, und deren Symptomatik typisch für die Erkrankung ist. Wer redet hier immer noch von "Chronischer Müdigkeit"? Ausgerechnet das Deutsche Ärzteblatt?

    Wann begreift man endlich, dass es sich um eine schwere neuro-immunologische Krankheit handelt? Wenn auch die anderen 3,2% der deutschen Bevölkerung, die laut einer Studie von Nicole Fischer und Kollegen von der Universitätsklinik Hamburg Eppendorf mit dem dritten humanen (infektiösen) Retrovirus infiziert sind, wahlweise an schwerem ME/CFS, an Prostatakrebs, an anderen Krebsarten, an Rheuma, an atypischer Multipler Sklerose oder anderen Folgen des 2006 entdeckten XMRV (Xenotropic murine leukemia virus-related virus) erkrankt sind? Bei all diesen Krankheiten findet man das Retrovirus - und bei ME/CFS-Patienten fand man es bei 99 von 101 Probanden einer US-amerikanischen Studie. Wann wird man endlich begreifen, dass Menschen mit ME/CFS nicht "chronisch müde", sondern schwer erkrankt sind, an einem Virus, das zur gleichen Gruppe wie HIV gehört? Und dass sie nur die Spitze eines Eisbergs sind, der den Tanz auf der Titanic sehr schnell beenden kann?

    Wenn Sie sich informieren wollen, was die heute Nacht bekanntgegebene Replikationsstudie der US-amerikanischen Gesundheitsbehörden über die Verbreitung des XMRV aussagt, dann schauen Sie auf http://www.nih.gov/news/health/aug2010/cc-23.htm oder auf www.pnas.org oder http://www.prnewswire.com/news-releases/study-presence-of-murine-leukemia-virus-related-gene-sequences-found-in-cfs-patients-101316939.html oder www.cfs-aktuell.de. Wenn Sie noch einmal ruhig schlafen wollen, dann lassen Sie es besser.

    Regina Clos

    Eberleinstraße 1

    65195 Wiesbaden

     

    Leserbrief an das Deutsche Ärzteblatt zum Artikel über die Alter/Lo-Studie:

    ME/CFS-Patienten sind nur die Spitze eines Eisbergs, den man nicht ignorieren sollte

    @ Adonis und alle seine Sympathisanten

    Das Schlimme ist, dass eben nicht nur selbstverliebte, uninformierte Adonisse die Situation der Menschen mit ME/CFS und die Gefahr, in der sich inzwischen die gesamte Bevölkerung befindet, völlig verkennen, sondern auch immer noch die Mehrheit der Ärzte in Deutschland – trotz 25 Jahren biomedizinischer Erforschung der Krankheit und 5000 peer-reviewten Artikeln dazu.

    Auch sie sind wahlweise der Meinung, dass ME/CFS gar nicht existiere, weil es doch in keinem ihrer schlauen Bücher steht und deshalb eine „amerikanische Erfindung“ sein müsse, oder sie glauben – fehlgeleitet von völlig veralteten und ebenso fehlgeleiteten Leitlinien der AWMF und der Rentenversicherung Bund sowie Standardwerken eines gewissen Wolfgang Hausotter oder Artikeln von Martin Sack oder Wolfgang Henningsen zur Begutachtung „somatoformer Störungen“ –, dass ME/CFS eine primär psychiatrische Erkrankung sei, hervorgerufen durch „dysfunktionale Krankheitsüberzeugungen“ (wohlgemerkt, auf Seiten der Patienten), durch "Anlesen der Symptome im Internet“ und entsprechend angeheizter Katastrophisierungsneigungen, durch „übermäßige Schonhaltungen“, die dann zur Dekonditionierung und folglich zur „Müdigkeit“ führen.

    Leider hat nicht nur ein Herr Doktor Adonis „dysfunktionale Krankheitsüberzeugungen“ bezüglich des ME/CFS, sondern leider die Mehrheit der Ärzte, mit denen die Patienten in ihrem Alltag und ihrer verzweifelten Suche nach Hilfe konfrontiert werden – diese Patienten leiden in so unvorstellbarer Weise, dass sie alles tun, um wieder gesund werden und sie wollen sich gerade nicht, wie ihnen immer wieder unterstellt wird, im „sekundären Krankheitsgewinn" und der ach so komfortablen sozialen Hängematte suhlen.

    Wann begreift man hierzulande in Ärztekreisen, bei Rentenversicherungen und Arbeitsämtern endlich, dass sie Menschen mit einer extrem behindernden Krankheit vor sich haben, die laut soliden Studien so krank sind wie Menschen mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung, Herzinsuffizienz oder AIDS im Endstadium?

    Wann begreift man endlich, dass es sich um eine schwere neuro-immunologische Krankheit handelt – ICD-10 G93.3? Wann endlich hören die falschen Krankheitsüberzeugungen auf Seiten der Ärzte auf? Wollen sie weiter die Augen verschließen und der Epidemie mit dem dritten humanen Retrovirus, die bereits voll im Gange ist, weiter freien Lauf lassen? Wollen Sie weiter ignorieren, dass man dieses Gamma-Retrovirus auch bei Prostatakrebs, bei Lymphomen, bei Fibromyalgie und anderen Krankheiten findet?

    Wollen sie weiter ignorieren, was die alarmierenden Befunde von Lombardi/Mikovits und Lo/Alter und Nicole Fischer vom UKE Eppendorf über die immense Verbreitung eines mit Mäuseleukämie-Viren verwandten Gamma-Retrovirus in der (noch) gesunden Bevölkerung von zwischen 3,2 und 6,8% bedeuten könnten – ein infektiöses Retrovirus, das ein Leben lang in der DNA seines Wirts eingebaut bleibt und dessen pathogenes Potential zwar noch nicht bekannt ist, aber fürchterlich sein kann? Und von dem man noch gar nicht weiß, wie es übertragen wird? Wollen sie weiter eine sich anbahnende Epidemie ignorieren?

    Wohlgemerkt, hier geht es nicht um das, was Sie gerne als Katastrophisieren irregeleiteter, psychisch gestörter Patienten abtun wollen, sondern einfach nur um die Wahrnehmung solider wissenschaftlicher Erkenntnisse, die jetzt von den amerikanischen Gesundheitsbehörden FDA und NIH und Harvey Alter, dem Entdecker des Hepatitis-C-Virus, bestätigt wurden: das dritte humane Retrovirus, ein mit Mäuseleukämieviren verwandtes Virus, hat sich in der Bevölkerung verbreitet, mit unbekannten Folgen.

    Machen Sie nur weiter so, Herr Doktor Adonis und alle, die mit seinen Ansichten sympathisieren. Wir ME/CFS-Patienten sind nur die Spitze eines Eisbergs, die weiter zu ignorieren und zu psychiatrisieren schneller als Ihnen lieb ist, den Tanz auf Ihrer größenwahnsinnigen Titanic beenden kann – und Sie finden sich im eiskalten und tödlichen Wasser einer nicht mehr einzudämmenden Massenepidemie mit einem Retrovirus wieder, die alles in den Schatten stellt, was wir gerade mit HIV/AIDS in Afrika und Asien erleben.

    Oder fangen Sie endlich an, sich zu informieren und der Realität ins Auge zu sehen! Und seien Sie froh, dass ME/CFS-Patienten, die oft besser informiert sind, als selbstverliebte Adonisse, Ihnen dabei helfen können, schnell die richtigen und soliden Informationen zu bekommen. Ich empfehle Ihnen beispielsweise die Website cfs-aktuell.de. Da müssen Sie nicht einmal Englisch sprechen können, um zu verstehen, was da zu finden ist.

    Es grüßt Sie herzlich eine seit fast 24 Jahren erkrankte Patientin, die die Unwissenheit und Arroganz so vieler Mediziner gründlich satt hat, die lieber Seminare besuchen, in denen sie lernen, wie sie "schwierige Patienten" wie Menschen mit ME/CFS, Fibromyalgie und MCS "abwimmeln", als ihre Energie in Fortbildung und menschlichen Umgang mit schwerkranken Patienten zu stecken.