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    Artikel des Monats Januar 2012 Teil 1

    Auseinandersetzung um XMRV/HGRVs geht weiter

    Ins Jahr 2012 ohne Heilung oder Behandlung

    von Llewellyn King

    Originalartikel hier. Auszüge:

    Es ist eine anstößige Krankheit, geheimnisumwoben und verbunden mit endlosem Leid, Stigma und Verzweiflung. Sie ist ein lebenslängliches Urteil, und, so sagen Patientenvertreter, viele, die von ihr betroffen sind, nehmen sich das Leben.

    Zeugnis davon legt diese E-Mail ab, die ich am Silvesterabend von einer Frau erhielt: „Heute, am 31. Dezember, habe ich Geburtstag. Ich werde nicht essen gehen oder eine Party machen… Ich bin nicht sicher, ob ich es noch ein weiteres Jahr aushalte, wenn es tagaus, tagein so schwer zu ertragen ist. Vor ein paar Wochen noch lachte mich ein Arzt aus und sagte mir, so etwas wie [meine Krankheit] gäbe es gar nicht, und mein Mann hat daneben gesessen und mich nicht einmal unterstützt. Das hat so weh getan, dass ich es nicht noch ein weiteres Jahr ertrage. Ich bete jede Nacht: ‚Jetzt lege ich mich hin zum Schlafen, und bitte, Herr, nimm mich zu Dir, bevor ich erwache.’“ (...)

    Ich schreibe jetzt etwa seit drei Jahren über ME/CFS. Aber in mehr als 50 Jahren journalistischer Tätigkeit habe ich niemals so viele Reaktionen von Lesern bekommen, so viele Schreie aus tiefstem Herzen, so viel Dankbarkeit dafür, dass ich so wenig getan habe. (...)

    Deborah Waroff, eine Kollegin von mir aus den 1970ern, die mehr als zwanzig Jahre krank ist, beschreibt eine Zeit zwischen 2003 und 2004, in der sie vollkommen unfähig war, irgendetwas zu tun und in der sie auf dem Sofa in ihrer Wohnung lag, selbst zum Fernsehen zu krank, als ob „man in seinem eigenen Sarg liegt“. (...)

    Es gibt Ähnlichkeiten genauso wie Unähnlichkeiten zu den frühen Tagen von AIDS. Bei AIDS war das Stigma sexuell, bei ME/CFS ist das Stigma Faulheit.

    Da die Ärzte kein diagnostisches Verfahren für ME/CFS haben, tun sie es als eingebildet, als psychosomatisch oder als Faulheit ab. Die Familien von Betroffenen glauben, dass es sich bei der Krankheit nur um Faulheit handele. Ich habe Post von Söhnen bekommen, deren Väter sie enterbt haben, weil sie glauben, dass sie einfach nur Faulenzer seien.

    Manche der Betroffenen sind, so Dr. Leonard Jason von der DePaul Universität in Chicago, so alleingelassen, dass sie auf der Straße leben müssen. Er berichtet von einem Unglücklichen, der in seinem Auto lebt. (...)

    Vielleicht werden die Opfer des ME/CFS, die keine Stimme haben, im Jahr 2012 gehört werden, wenn auch nur schwach.

     

    Wichtigste XMRV/HGRV-Studien von Zeitschriften zurückgezogen

    Die beiden wichtigsten Artikel, in denen ein Zusammenhang zwischen ME/CFS und humanen Gammaretroviren (XMRV/HGRV) beschrieben wird (Lombardi/Mikovits vom Oktober 2009 und Lo/Alter vom August 2010) sind jetzt zum Jahreswechsel von den jeweiligen Fachzeitschriften zurückgezogen worden.

    Der Rückzug der Lombardi/Mikovits-Studie durch Science war ein äußerst ungewöhnliches Ereignis, denn die Zeitschrift hatten nicht die Zustimmung aller Autoren. Zwar hatte Silverman, einer der Co-Autoren der Lombardi/Mikovits-Studie, im September 2011 einen Teil der Studie zurückgezogen, weil er entdeckt hatte, dass es in seinem Labor eine Kontamination mit einem künstlichen HGRV-Klon (VP62) gegeben hatte. Die anderen Autoren widersetzten sich der Forderung der Zeitschrift Science, den Artikel von sich aus zurückzuziehen, weil sie nach wie vor zu ihren Forschungsergebnissen stehen. Daraufhin hat die Zeitschrift von sich aus am 22. Dezember 2011 die Studie zurückgezogen.

    Fünf Tage später zog die Zeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) die Studie von Lo/Alter zurück, weil, so die Herausgeber, sie der Meinung seien, dass die Schlussfolgerungen der Studie nicht länger gültig seien.

    In der Stellungnahme zum Rückzug des PNAS-Artikels, die von allen Autoren des Artikels unterzeichnet worden war, heißt es, die veröffentlichten Ergebnisse seien in den Labors der Autoren zwar reproduzierbar und es habe keinerlei Belege für eine Kontamination bei den Testverfahren oder in den Blutproben gegeben, aber andere Autoren „zeigten nicht konsistent einen Zusammenhang zwischen MLVs und CFS“, so dass „jeder Zusammenhang jetzt als unsicher betrachtet wird.“ Sie ziehen also ihren Artikel nicht zurück, weil sie ihre ursprüngliche Arbeit für falsch hielten, sondern ganz allein deshalb, weil andere sie nicht reproduzieren konnten. Sie ziehen ihre Schlussfolgerung zurück, die einen Zusammenhang zwischen humanen Gammaretroviren und ME/CFS behauptete, nicht aber ihre Originalarbeit.

    In der Stellungnahme wurden eine Reihe von Bedenken geäußert, u.a. eine nicht ausreichende Zahl von Proben der ursprünglich untersuchten ME/CFS-Patienten, so dass man sie nicht an unabhängige Labors für eine weitere Testung hatte senden können. Es wurde auch das Ergebnis der Blood XMRV Scientific Research Working Group zitiert. Hier war es neun Labors, darunter auch dem klinischen Labor des WPI (nicht dem Forschungslabor unter Leitung von Judy Mikovits) entweder gar nicht oder nur inkonsistent gelungen, humane Gammaretroviren zu bestimmen.

    Bekanntlicherweise waren auch schon zuvor zahlreiche Versuche anderer Forscher und Labors, diese humanen Gammaretroviren zu bestimmen, gescheitert. Die meisten fanden überhaupt kein XMRV oder PMRV – wahrscheinlich, weil sie ihre Testmethoden an einem künstlichen Klon, dem sogenannten VP62 geeicht hatten und somit ein in die Wirts-DNA integriertes und auch noch durch Methylgruppen an der Replikation verhindertes humanes Gamma-Retrovirus gar nicht finden konnten.

    Die Studie von Lo/Alter, die nach langen Querelen und dem Versuch, ihre Veröffentlichung zu verhindern, im August 2010 in PNAS erschienen war, hatte bei 32 von 37 untersuchten ME/CFS-Patienten und bei drei von 44 gesunden Blutspendern ein Retrovirus gefunden, das mit Mäuseleukämie-Retroviren verwandt, aber humaner Natur ist. Es handelte sich dabei nicht um das XMRV, das in der Science-Studie gefunden worden war, sondern um eine ganz ähnliche Sequenzvariation, die als PMRV bezeichnet wurde. Sie galt als die wichtigste Bestätigungsstudie der Lombardi/Mikovits-Studie.

    Der Rückzug der beiden entscheidenden Studien zu XMRV/HGRV rückt jetzt die sogenannte Lipkin-Studie, die von den National Institutes of Health finanziert wird, ins Rampenlicht. Lipkin sagte auf Anfrage von Amy Dockser Marcus zum Rückzug der Studien: „Ich kann das gar nicht verfolgen, wer da was zurückzieht. Herausgeber sind oft uneins mit den Autoren, die untereinander oft auch uneins sind.“ (“I can’t keep track of who is retracting what. Editors are at odds with authors who are frequently at odds with one another.”) Er fügte hinzu, dass es jetzt mit dieser Studie die Chance gäbe, auch andere Hypothesen als die der Krankheitsverursachung durch XMRV oder MLVs zu erforschen. Er sagte, dass alle Wissenschaftler und Ärzte, die an „seiner“ NIH-Studie beteiligt seien – einschließlich Harvey Alter und anderer Autoren der beiden zurückgezogenen Studien – „entschlossen und engagiert sind, diese Studie zu vollenden, weil keiner von uns glaubt, dass die Frage der retroviralen Infektion bei CFS/ME gelöst ist.“

    Eine Unterstützung der Studien von Lo und Alter kam auch von Maureen Hanson von der Cornell University, die bei Tagungen ebenfalls berichtet hat, dass sie bei CFS-Patienten MLV-ähnliche Sequenzen gefunden hat. In einer Email an ScienceInsider schrieb Hanson, dass sie diese Ergebnisse nicht für eine Veröffentlichung eingereicht hat, „weil wir nicht entscheiden können, ob diese Ergebnisse die Folge einer Kontamination waren oder nicht.“ Hanson glaubt, dass eine zweite große Studie mit vielen teilnehmenden Labors, die von Ian Lipkin von der Columbia-Universität geleitet wird, die endgültige Antwort liefern wird. „Ich behalte mir ein Urteil vor, bis diese Studie abgeschlossen ist.“

    Dr. Lipkin in der New York Times: "Aus meiner Sicht sollte die Untersuchung fortgesetzt werden, während wir versuchen herauszufinden, was real ist und was nicht." Diejenigen, die an der Krankheit leiden, fügte er hinzu, sind "eine Gruppe von Menschen, deren Hoffungen mehr als einmal zerschlagen wurden, und sie verdienen eine vollständige Anhörung der Daten."

    Im gleichen Artikel wird berichtet, dass Judy Mikovits weiterhin zu ihren ursprünglichen Forschungsergebnissen steht und dass sie eine der Autorinnen ist, die eine Rücknahme nicht unterzeichnen. In einem Telefoninterview sagte sie, dass sie weiterhin an eine retrovirale Beteiligung beim Chronic Fatigue Syndrome glaube und dass sie der Meinung sei, dass man mit einer Rücknahme hätte warten sollen, bis die NIH-[Lipkin]-Studie fertig sei. "Sie wird die definitive Antwort liefern. Wenn wir uns geirrt haben und unsere Ergebnisse nicht reproduzieren können, dann haben wir uns eben geirrt, und genau so funktioniert Wissenschaft."

    Links:

     

    Kommentar von Judy Mikovits

    vom 27. Dezember 2011, aus http://lymebook.com/vogan-blog/?p=130

    Ich bin von Herzen dankbar für die Unterstützung. Ich kann, wie Sie sich denken können, über die rechtlichen Fragen nicht sprechen.

    Ich bin weiterhin entschlossen, um diese Arbeit voranzubringen und ich arbeite bei der Lipkin-Studie als Principal Investigator (leitende Wissenschaftlerin) gemäß dem ursprünglichen Studiendesign, und wir sind überzeugt, dass – wie auch immer die Ergebnisse hinsichtlich der MRVs aussehen werden –, diese Studie das Forschungsgebiet voranbringen wird. Wir arbeiten auch an verschiedenen Initiativen in Kanada und trafen auf Begeisterung.

    Meine derzeitige Lage ist entsetzlich, und ich muss sagen, obwohl ich kein Zuckerschlecken erwartet habe, als ich angefangen habe, im Bereich CFS zu arbeiten, denn ich wusste nur zu genau, wie schlecht andere Wissenschaftler und Ärzte behandelt worden waren, so habe ich doch nicht erwartet, ins Gefängnis gesteckt zu werden. Wenn das mir passieren kann, ohne dass ich irgendetwas verbrochen habe, dann kann das jedem passieren, der in dem Bereich arbeitet, und wir müssen alle zusammenhalten und uns vergewissern, dass unsere Regierung weiß, dass weder die Patienten noch die Ärzte oder Wissenschaftler dies akzeptieren werden.

    Rechtshilfefond für Judy Mikovits

    Für diejenigen unter uns, die immer noch an den Grundsatz glauben, dass man unschuldig ist, solange keine Schuld bewiesen ist, wurde ein Rechtshilfefond für Dr. Mikovits eingerichtet:

    Mikovits Legal Fund 2031 Jamestown Way, Oxnard, CA 93035

    Man kann auch online spenden unter:

    https://www.paypal.com/cgi-bin/webscr?cmd=_sxclick&hosted_button_id=ZXBTCE4KMY3US

    Fragen und gute Wünsche können gemailt werden an: LegalFundJM@aol.com

     

    Die Lipkin-Studie geht weiter - mit Judy Mikovits

    Eine Mitteilung vom CII Director W. Ian Lipkin zur XMRV/MLV-CFS/ME-Studie

    vom 28.12.2011, Original hier.

    Liebe Kollegen und Freunde in der CFS/ME-Gemeinde,

    Dieser Brief soll den Stand der XMRV/MLV CFS/ME Studie klarstellen, die ich im Auftrag der National Institutes of Health koordiniere. Obwohl diese Studie häufig als „Lipkin-Studie“ bezeichnet wird, ist sie tatsächlich die Alter, Bateman, Klimas, Komaroff, Levine, Lo, Mikovits, Montoya, Peterson, Ruscetti und Switzer Studie, die von diesen 11 Forschern entworfen wurde, um ihre besten Methoden zur Ermittlung und Charakterisierung der Tatsachen und die modernsten molekularen und serologischen Instrumentarien einzubringen, um die Frage anzugehen, ob ein Retrovirus mit Krankheiten zusammenhängt. Meine Rolle dabei ist es, gemeinsam mit Mady Hornig und Bruce Levin an der Columbia Universität sicherzustellen, dass in dieser Studie eine angemessen ausgewählte, definierte und repräsentative Gruppe von CFS/ME-Patienten aus den gesamten Vereinigten Staaten repräsentiert, die Proben in Empfang zu nehmen und zu verteilen, die in den einzelnen Labors erzielten Ergebnisse hinsichtlich ihrer Konsistenz und Beweiskraft für oder gegen einen Zusammenhang zwischen retroviralen Hinweisen und Krankheit zu beurteilen. Ich benutze den Begriff Hinweis, weil jeglicher Fund in Bezug auf ein Retrovirus, ob infektiös oder nicht-infektiös, ob genetisches Material, Protein oder Antikörper Einsichten in Krankheiten liefern kann oder die Entwicklung von diagnostischen Tests ermöglichen kann, selbst wenn kein ursächlicher Zusammenhang bewiesen wird.

    Meine Bedingung für die Übernahme dieser Aufgabe von den NIH und den klinischen und Laborforschern ist, dass jeder der Teilnehmer bedingungslos die Gruppenkriterien für die Definition von Fällen akzeptiert, die in dieser Studie angewandt werden. Von den Laborforschern wird auch gefordert, dass sie ihre Ergebnisse beim Abschluss der Studie eindeutig bestätigen. Es dauerte mehrere Monate, um klinische Kriterien für die Fall- und Kontrolldefinition zu entwickeln und die Genehmigung durch Ethikkommittees abzuschließen. Wir waren mit weiteren Verzögerungen konfrontiert, als Dr. Mikovits ihre Arbeit am WPI nicht mehr fortsetzen konnte. Zu diesem Zeitpunkt haben einige vorgeschlagen, dass die Arbeit am WPI ohne sie fortgesetzt werden sollte. Meiner Meinung nach beruht jedoch der Wert dieser Studie auf der Einbeziehung der ursprünglichen Forscher, die über die XMRV/MLV-Ergebnisse berichtet haben. Deshalb war ich dankbar, als wir eine Möglichkeit gefunden hatten, Dr. Mikovits voll zu engagieren. Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Schreibens haben wir von 123 CFS/ME-Patienten und von 88 entsprechenden Kontrollpersonen Proben für die Laboranalyse gesammelt und verteilt. Wir beabsichtigen, die Sammlung und Analyse der Proben von 150 Patienten und 150 Kontrollen Anfang 2012 abzuschließen.

    In einigen Kreisen gab es die Kritik, dass diese Studie angesichts der Ergebnisse anderer Forscher mit anderen Proben unnötig sei. Dem stimmen jedoch die teilnehmenden klinischen und Laborforscher sowie unser Team an der Columbia-Universität nicht zu. Wir arbeiten sehr engagiert daran, die Arbeit schnell und exakt abzuschließen. Diejenigen, die weiterhin besorgt sind, dass diese Studie angesichts der angespannten Haushaltslage eine unangemessene Verwendung von finanziellen Mitteln darstellt, sei versichert, dass mehr als 85% der Gelder, die im Zusammenhang mit dieser Initiative ausgegeben werden, in die Rekrutierung und Charakterisierung von Patienten sowie die Sammlung, Archivierung und Verteilung der Proben fließt. Deshalb stellt diese Studie unabhängig von ihrem Ausgang eine bislang nicht da gewesene Gelegenheit dar, auch andere Hypothese als die der Verursachung von Krankheit durch XMRV oder MLV zu überprüfen.

    Mit freundlichen Grüßen

    W. Ian Lipkin, MD
    Director, Center for Infection and Immunity