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Artikel des Monats Juni 2010
Teil 3
Forscher
finden XMRV auch in Deutschland
Bitte beachten Sie:
2012 hat sich herausgestellt, dass dieses XMRV keine
Humaninfektion, sondern eine im Labor entstandene Chimäre war.
Näheres unter Artikel des Monats
Dezember 2012 - 1 auf dieser Website!
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Xenotropic Murine Leukemia Virus–related
Gammaretrovirus in Respiratory Tract
(Gammaretrovirus XMRV in den Atemwegen)
Nicole Fischer*, Claudia Schulz, Kristin Stieler,
Oliver Hohn, Christoph Lange, Christian Drosten und Martin
Aepfelbacher
Zugehörigkeit der Autoren: Universitätsklinik
Hamburg-Eppendorf (N. Fischer, C. Schulz, K.
Stieler, M. Aepfelbacher); Robert Koch-Institut,
Berlin (O. Hohn); Leibniz-Zentrum für Medizin und Biowissenschaften,
Forschungszentrum
Borstel (C. Lange); und Universitätsklinik Bonn (C.
Drosten)
*Nicole Fischer ist Gruppenleiterin am Institut für
Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf. Ihr
Hauptforschungsinteresse liegt auf dem Gebiet neu auftauchender
Viren, insbesondere dem Gammaretrovirus XMRV.
Prof. Dr. med Martin Aepfelbacher ist Direktor des Instituts.
DOI: 10.3201/eid1606.1 00066
Fischer N, Schulz C, Stieler K, Hohn O,
Lange C, Drosten C,
et al.
Xenotropic murine leukemia virus–related
gammaretrovirus in respiratory tract. Emerg Infect Dis. 2010 Jun; [Epub
ahead of print]
Dieser Artikel wird in der Juni-Ausgabe der Zeitschrift
Emerging
Infectious Diseases erscheinen, die von den US-Centers for Disease
Control herausgegeben wird. |
Um
Nukleinsäure-Sequenzen des
Xenotropic murine leukemia virus–related Gammaretrovirus (XMRV) aufzuspüren,
haben die Forscher Atemwegssekrete von 168 immunkompetenten und 161
immunsupprimierten Personen mit Hilfe von mehreren
Polymerasekettenreaktions-Verfahren (PCR) untersucht. Dabei fanden sie
XMRV-spezifische Sequenzen bei 2%-3% der immunkompetenten Personen und bei 10%
der immunsupprimierten Personen.
In der Zeit zwischen 2006
und 2009 hatte man 267 Proben von drei Patientengruppen gesammelt. Die erste
Gruppe bestand aus Patienten, die von Asien nach Deutschland eingereist kamen,
wobei nicht bekannt war, in welchem Land sie ihren dauernden Wohnsitz hatten.
Die Gruppen zwei und drei sowie die Kontrollgruppe bestanden ausschließlich aus
Personen aus Norddeutschland. Die dritte Gruppe bestand aus immunsupprimierten
Patienten, die eine Organ- oder Knochenmarkstransplantation erhalten hatten.
Insgesamt hatten 267 Personen dieser Gruppen eine Infektion der Atemwege, und
bei 62 gab es keine Hinweise auf eine akute oder chronische Atemwegserkrankung.
In allen drei Gruppen fand sich im Auswurf bzw. in den Atemwegssekreten ein
gewisser Prozentsatz von XMRV-infizierten Personen, und zwar in folgender
Verteilung:
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Semianar
zu XMRV
an der Tulane University in New Orleans am 18.
Juni 2010. Nähere Informationen
hier
Sandra K. Ruscetti,
PhD
“Understanding the
Biological Effects of the
Human Retrovirus XMRV:
Lessons Learned from
Studying Murine Retroviruses”
Frank
W. Ruscetti, PhD
“Xenotropic Murine Leukemia
Related Virus (XMRV)
Infection in Human Blood
Products”
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In Gruppe 1 wurden XMRV-Sequenzen bei 2,3% entdeckt, in Gruppe 2 bei
3,2% und in der immunsupprimierten Gruppe bei 9,9% der Personen, und bei der
gesunden Kontrollgruppe waren auch 3,2% XMRV-positiv.
Der
Prozentsatz von 3,2% XMRV-Infizierten bei den immunkompetenten Personen mit oder
ohne akute Atemwegserkrankung entspricht dem Prozentsatz von 3,75% in der
Kontrollgruppe der Original-Science-Studie.
Geleitet wurden die Forscher von der Frage, wie XMRV übertragen werden kann.
Bislang hatte man das XMRV in den peripheren mononukleären Zellen des Blutes und
im Blutplasma gefunden, woraus man auf die Möglichkeit einer Übertragung durch
Blut und/oder Sexulakontakte schloss. Die Ergebnisse dieser Studie lassen nun
die Vermutung aufkommen, dass XMRV auch über Atemwegssekrete übertragen werden
könnte, aber, so die Forscher, das wisse man zurzeit noch nicht. Das müsse in
weiteren Studien erst geklärt werden. Es könne auch sein, dass genauso wie bei
HIV das Virus in den Atemwegssekreten zwar vorhanden ist, aber eine Übertragung
nicht möglich ist.
Dass
die Prävalenz des XMRV bei immunsupprimierten Patienten so signifikant höher
ist, könne ein Hinweis darauf sein, dass XMRV reaktiviert wird, wenn die
antivirale Abwehr nicht effektiv ist. In den Studien zu XMRV bei
Prostatakrebspatienten hatte man herausgefunden, dass sich das XMRV bevorzugt in
den Zellen vermehrt, die einen
RNase L–Defekt aufweisen. Daraus
schließen die Forscher, dass das Immunsystem entscheidend ist für die Frage, ob
sich das XMRV vermehrt oder nicht. Deshalb stelle sich die Frage, ob eine
Immunsuppression das Risiko für eine primäre Infektion mit XMRV erhöhe.
Kommentar
Was diese Befunde nun für ME/CFS bedeuten, ist zunächst
völlig unklar. Es zeichnet sich jedoch ab, dass XMRV auch in Europa
und auch in Deutschland vorkommt, und zwar in einem Prozentsatz, der
dem der gesunden Kontrollgruppe in der Original-Science-Studie
entspricht. Man kann deshalb vermuten, dass die drei Studien aus den
Niederlanden und Großbritannien, die kein XMRV gefunden haben, mit
ungeeigneten Untersuchungsverfahren gearbeitet haben - zumal sich
bei der niederländischen Studie hinterher herausstellte, dass sehr
wohl ein Teil der Probanden mit XMRV infiziert war (siehe
Artikel des Monats Mai 3 und
März 4). Alle Gerüchte
und Spekulationen über eine mögliche Kontamination der Labors des
Whittemore Peterson Institutes und des National Cancer Institutes
und einer sich daraus ergebenden Ungültigkeit der in der
Science-Studie dargestellten Forschungsergebnisse dürften sich damit
ein für allemal als unsinnig erwiesen haben.
Was ungeklärt bleibt, ist die Frage, ob XMRV bei ME/CFS
eine Folge oder die Ursache der Immunsuppression ist, ob XMRV eine
opportunistische Infektion ist, die infolge eines anderweitig
verursachten Immundefekts auftritt, oder ob das XMRV tatsächlich ein
entscheidender Faktor in der Pathogenese des XMRV ist. Es könnte
auch sein, dass XMRV sozusagen ein Co-Faktor ist, also die
notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung für die Entwicklung
eines ME/CFS ist, d.h., dass eine genetische Prädisposition oder
andere Infektionen oder Umweltfaktoren vorhanden sein müssen, damit
XMRV pathogen wird.
Aber das sind nur Spekulationen eines medizinischen Laien.
Fest steht: es wird spannend, und es gibt auch in Deutschland
kompetente Forscher, die sich mit XMRV beschäftigen.
Regina Clos
PS: Ich halte es übrigens NICHT
für sinnvoll, jetzt diese Forscher am UKE und in Bonn zu bestürmen
mit Anfragen, ob sie auf XMRV testen können. Damit würden wir sie
von ihrer wichtigen Arbeit abhalten und ein positives Ergebnis würde
zurzeit zudem überhaupt keine therapeutischen Konsequenzen haben. |
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